Er gibt mir das Gefühl unwichtig zu sein / alles falsch?

T
Hallo,

ich bin ganz neu hier und suche Hilfe.

Unsere ganze Geschichte mag ich im Moment gar nicht schreiben. Ich versuche aber trotzdem, einen kleinen Eindruck zu vermitteln:

Mein Mann und ich sind seit vier Jahren und zwei Wochen verheiratet. Unseren vierten Hochzeitstag habe ich mit meiner besten Freundin verbracht, da mein Mann und ich seit viereinhalb Wochen jeweils bei Kollegen wohnen. Im Moment bin ich zu Hause und er bei einem Freund. Er will das so, erträgt offensichtlich meine Anwesenheit nicht... Er hat eigentlich bereits Schluss gemacht, nur konnte ich das nicht akzeptieren...

Wir hatten Beide keine wirklich schöne Kindheit. Nur ich hadere nicht damit und habe es so akzeptiert, wie es ist/war. Er hat die Scheidung seiner Eltern (er war 12) und die ganzen Umstände aber nie verkraftet und trägt es mit sich herum, seit ich ihn kenne. Er wollte aber nie etwas über Gesprächstherapie oder dergleichen wissen.

Mein Liebster ist ein erfolgreicher Unternehmer, hat eine eigene Firma und volle Auftragsbücher. Aber ich will gar nicht aufzählen, wie gut es uns eigentlich gehen würde. Wir arbeiten beide und haben keine Kinder (es liegt an mir).
Von allen Seiten werden wir beneidet und könnten es eigentlich jetzt so richtig geniessen. Haben auch das ideale Alter dazu (er 44, ich 38).

Eigentlich, denn als seine Mutter vor zwei Jahren gestorben ist, hat es angefangen und seit ein paar Monaten ist es ganz schlimm, dass er überhaupt kein Contra von mir mehr annehmen konnte. Es ging so weit, dass er meiner Mutter sagte, ich würde ihm zuwenig Liebe geben. Dabei liebe ich ihn wirklich total! Er hätte am Liebsten, wenn ich ihm bei allem Recht geben würde. Er ist sich das von seinem Job gewohnt. Er sagte vor ein paar Jahren mal im vollen ernst: Schatz, wenn Du endlich mal die Hosen aus- und den Rock anziehen würdest, hätten wir keine Probleme. Und so ist es tatsächlich! Wäre ich immer still, hätte er seinen Frieden.
Ich bin aber eine starke Frau und sage auch offen meine Meinung. Ich war schon immer so und er hat mich so kennen- und lieben gelernt. Auf einmal sollte das ein Riesenprolem werden. Er ist auch oft eifersüchtig auf mich, wenn die Leute ihm Komplimente für mich machen. Ich bin z.B. früher Motorrad gefahren und fühle mich auf engen Passstrassen sehr sicher und wohl. Leider fahre ich seinen Sportwagen auch so gut wie er, was ihm schon den einen oder anderen Blinzler seiner Kollegen gekostet hat. Dies habe ich leider zu spät verstanden, sonst hätte ich ihm seine Auto-Männlichkeit gelassen...

Alles in Allem kann ich ihm das Wasser reichen und dies scheint nicht ganz so einfach für ihn zu sein, wie ich gedacht habe. Die positiven Seiten einer starken, selbstbewussten Frau nimmt er ja aber auch gerne an. Urlaub mit Kollegen in Canada, spontane Männer-Weekends, min. zweimal die Woche Ausgang, div. Geschäftstermine in den Abend hinein, keine übertriebenen Eifersüchteleien, getrennte Konten (obwohl er immer sehr spendabel zu mir ist) etc. etc. Ich lass ihm seine Freiheiten, wie er will.

Und doch: Er nimmt alles wahnsinnig persönlich und fühlt sich immer sofort angegriffen. Sei es von Kunden, Unternehmer, Freunden oder eben mir. Alles, was ein Hauch von Kritik sein k-ö-n-n-t-e macht ihn rasend, was er auch lauthals kund tut...
Ich denke mir einfach, dass ihm auch ein gewisses Mass an Selbstbewusstsein zu fehlen scheint. Gegen aussen macht er aber nicht den Eindruck. Er sieht gut aus, ist intelligent und hat Charme. Ein absoluter Schwiegermutter-Traum.
Er ist einfach der Mann, mit dem ich alt werden möchte!

Mein Problem ist nun, dass er mich wegstösst, obwohl ich für ihn da sein möchte. Mir ist auch klar wieso: wenn ich nicht da bin, muss er nicht an sich arbeiten und kann sich seinem Elend hingeben. Er sagt selber, dass er in einem Loch ist und dass er da selber rauskommen muss. Wenn ich ihm sage, er soll doch nach Hause kommen, damit ich ihn unterstützen könne, macht er dicht. Heute habe ich ihn angerufen und betont fröhlich gesagt, dass ich ihn zu Hause zum Grillieren einladen möchte. Er sagte minutenlang kein Wort. So lange, dass ich dachte, er sei nicht mehr am Telefon... Dann sagte er, dass er das nicht möchte.

Er leidet ganz offensichltich selber. Hat viel abgenommen und sieht traurig aus. Er kann in gewissen Situationen überhaupt nicht auf mich reagieren, als wäre er blockiert. Ja, so muss es sein... Er ist total blockiert, sobald ich ihm zu nahe komme...

Hört sich an, als wäre es ganz einfach und er würde mich nicht mehr lieben oder hätte vielleicht eine Andere. Er will sich aber nicht trennen, sagt er. Ich habe Angst, dass er sich aber trotzdem von mir trennen könnte, weil er mich nicht mehr mit dem Ganzen belasten möchte...

Ich bin so ziemlich am Anschlag und leide... Noch nie hat mir Jemand - auch in meiner verkorksten Kindheit nicht - das Gefühl gegeben, nicht gewollt zu sein. Durch meinen Ehemann muss ich diese schreckliche Gefühl nun aber erleben...

Wie kann ich uns helfen? Einfach abwarten?

Ich muss dazu noch sagen, dass er morgen seinen zweiten Termin bei einer Kinesologin hat. Dies ist ein Riesen-Schritt für ihn und ich sagte ihm auch, dass ich auch darum stolz auf ihn bin!

Herzlichen Dank für Eure Gedanken/Tipps

Eure
Taro

21.08.2012 21:14 • #1


Brave
Hallo Taro,

habe Deinen Bericht gelesen und denke auch, dass Dein Mann ein großes psychisches Problem hat und auch eines mit seinem Selbstwert.
Und das Du darunter total leidest weil was und wie Du was machst, bei ihm nicht positiv ankommt.
Ich hoffe, das von den anderen Foris Dir jemand gute Tipps geben kann.
Ich habe nur einen kranken Sohn - und der ist froh über meine Unterstützung.
Kann daher nicht mit irgendwelchen Erfahrungen Rat geben.

Viell. bringt die Anwendung bei der Kinesologin was - ich hoffe und wünsche es Dir so - ebenso viel Kraft weiterhin.

LG Brave

22.08.2012 21:01 • #2


A


Hallo Taro,

Er gibt mir das Gefühl unwichtig zu sein / alles falsch?

x 3#3


achtsamkeit
Hallo Taro,

verzwickt deine Situation. Du bist so wie du schreibst, eine tatkräftige, im Leben stehende Frau.
Dein Mann hat in den jahren eurer Ehe , aus welchen Gründen auch immer, an Selbstwusstsein verloren.
Da er dann erlebt, wie du vieles meistert, fühlt er sich noch schwächer.
Sicher wäre es gut, wenn er eine Verhaltenstherapie antreten würde. Vielleicht wäre aber auch eine
Paartherapie für euch ein Anfang.
Du solltest dies aber nicht begründen indem du seine Schwächen, sein verhalten als primären Anlass dafür
nimmst. Gebe ihm das Gefühl, dass du seine Hilfe brauchst.
Im Alltag gibt es vielleicht auch Gelegenheiten, wo du ihn um Hilfe bitten kannst, aber nicht zu auffällig und auf keinen Fall sollst du nun die schwache Frauenrolle spielen, denn da bist du nicht und das wäre auch keine Lösung.


LG Pelle

23.08.2012 11:28 • #3


T
Ich danke Euch zwei herzlich für Eure Antworten! Habe mich gerade sehr darüber gefreut!

Schwierig ist für mich auch, weil er nicht zu Hause sein will und ich ihm gar nicht zeigen kann, wie sehr ich ihn brauche...
Jedes Mal wenn ich einen Schritt auf ihn zugehe, macht er zwei zurück.
Es ist in meinen Augen jetzt im Moment noch schlimmer, als am Anfang... Er spricht überhaupt nicht mit mir. Nix!
Er wollte mir auch nicht sagen, wie es bei der Kinesiologin war und ich habe Dienstag bis heute Mittag kein Wort mehr von ihm gehört.

@Pelle, ich werde das mal versuchen. Natürlich brauche ich ihn... Wir haben leider nur keinen Alltag, was das Ganze schwierig macht...
Wieviel er mir bedeutet habe ich ihm schon so oft gesagt, aber eben: Ein Schritt von mir in seine Richtung und weg ist er...
Ich kann und will mich aber auch für meinen Ehemann nicht um 180Grad drehen, denn dann bin ich nicht mehr ich.
An mir arbeiten muss ich auch, ganz klar. Ich bin nicht perfekt. Eine Paartherapie möchte ich ihm unbedingt vorschlagen, da hast Du recht.

Bis jetzt habe ich es vermieden, mich mit seinen besten Freunden auszutauschen, weil ich ihm nicht in den Rücken fallen will. Jetzt hat sich aber trotzdem das eine oder andere Gespräch ergeben
und sie sagen alle drei dasselbe: Sie können ihn auch nicht verstehen und ich soll nicht an mir zweifeln. Ausserdem soll ich mir ein Zeitlimit setzen, denn das könne ja nicht ewig so weitergehen...
Ist ja irgendwie schön zu hören und es gibt mir doch die Bestätigung, nicht ganz daneben zu liegen.
Mein Mann wolle auch mit ihnen nicht reden und sage immer nur, dass er da selber raus müsse...

@Brave, ist bestimmt auch nicht einfach und schwer, seinem Kind die ganze Last nicht abnehmen zu können... Ich wünsch Dir auch viel Kraft!

Lieb, dass Ihr Euch die Mühe gemacht habt, mir zu schreiben danke Euch!

LG Taro

24.08.2012 16:35 • #4

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