Er weiss nicht ob er mich noch liebt

S
Hallo euch allen,

mein Freund ist depressiv. Bin 25 und seit knapp 9 Jahren mit ihm zusammen und will das einfach mit ihm durchstehen.
Meine Energie wird jedoch immer knapper und ich mache mir Sorgen.
Er hat vor kurzem nen Klinik Aufenthalt hinter sich, es geht ihm noch immer schlecht. Antidepressiva schon 2 ausprobiert. Arbeiten zurzeit nicht möglich für Ihn und akut ist es seit Mitte letzen Jahres. Die Depression beeinflusst wohl schon Jahre sein Leben.
Im November teilete er mir noch mit, nicht zu wissen, ob er mich noch liebt.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal solche Gefühle kennenlernen werde und richtig beschreiben kann ich sie auch nicht.

Wurdet auch ihr schon mit Gefühlsunklarheit konfrontiert? Woher weiß ich, dass es von der Depression ist?
Könnten ja auch tatsächliche Zweifel sein?
Und woher nehmt ihr die Kraft jeden Tag in ein so trauriges Gesicht zu blicken und nicht helfen zu können?
Habt ihr eine tiefe Phase mit eurem Partner bereits hinter euch oder steckt mitten drin?
Wie geht Ihr damit um?

Ich hoffe auf Eure Erfahrungen und auf Austausch.
Danke!
Sarah

16.03.2011 20:17 • #1


S
Hallo Sarah,

diese schwere Situation kennen viele von uns. Wenn du dich hier im Angehörigenbereich etwas durchliest, wirst du Parallelen entdecken. Oft berichten hier Angehörige von Gefühlsschwankungen bis hin zum Infragestellen der Beziehung. Leider ist das oft eine Begleiterscheinung der Depression. Viele von uns -als Selbstbetroffene der Erkrankung- wissen, wovon du schreibst. Ich vergleiche es immer mit Schmerzen, die man hat. Das wirst du von dir selbst kennen. Wenn es dir physisch und psychisch schlecht geht, ist Nähe das Letzte was man will. Was noch lange nicht hießen muss, dass es keine Liebe mehr ist. Eine ausweglose Situtation, die der Betroffene empfindet. Dabei ist alles zu viel und jede Annährung des Partners lästig. Vermutl. hat es nichts mir dir zu tun, es ist eben die Krankheit, die alles sinnlos erscheinen läßt.

Wie jeder einzelne damit umgeht ist verschieden. Du kannst leider nicht viel tun und das macht eben diese Ohnmacht. Ich kann dich sehr gut verstehen und in Phasen des Gutgehens hilft ein offenes Gespräch manchmal weiter.

Wenn die Medikamente keine Verbesserung bringen, sollte er mit seinem Arzt sprechen. Macht er zeitgleich eine Therapie?

Ich wünsche euch, dass sich bald was ändert - positiv -.

Serafina

17.03.2011 12:23 • #2


A


Hallo sarah183,

Er weiss nicht ob er mich noch liebt

x 3#3


S
Hallo Serafina,

danke für deine offenen Worte.
Deine Beschreibung der Krankheit, wie wenn man sich selber schlecht fühlt auch alleine sein will, ist gut verständlich.
Versuche ihm so wenig Druck wie möglich zu machen und werde hin und wieder mit netten Augenblicken belohnt.

Seitdem er aus der Klinik zurück ist, wird er ziemlich alleine gelassen. Seine Psychaterin sagt, dass er in vier Wochen wieder kommen soll um über das Medikament zu sprechen. Über eine Anschlusstherapie um das dort erlernte und erlebte zu verarbeiten wollte sie nicht so recht sprechen und auch über die Eingliederungsmaßnahmen an seinem Arbeitsplatz sollte er alleine nachdenken. Quassi wurde ihm ein Schrieb mitgegeben (von Ihr unterschrieben), wo er selber eintragen soll, welche Stundenanzahl und über welchen Zeitraum er arbeiten will.
Er ist sehr enttäuscht und ich bin sehr sauer darüber. Er ist irgendwie sehr allein gelassen.
Naja er kümmert sich zum Glück jetzt um einen neuen Psychiater und einen Verhaltenstherapeuten. Aber da kriegt er erst in 2-3 Wochen einen Termin. Was zwar für die heutigen Verhältnisse flott ist, aber immer noch zu lange um an dem Klinikaufenthalt zu arbeiten.
Dadruch geht sein Mut leider auch nach und nach wieder verloren.
Wir sind halt beide nicht sehr erfahren und wissen nicht so recht, was in einer solchen Situation zu tun ist und wenn er mich um Rat fragt, dann wünschte ich, dass ich ihm eine gute Antwort geben könnte, aber leider fehlt mir auch der Rat.

Danke für das offene Ohr für mich!

lg Sarah

17.03.2011 22:11 • #3


F
Liebe Sarah,

ich glaube, mein Freund ist auch depressiv, vor ca. 10 Jahren ist er an seiner ersten Depression erkrankt, hatte eine Therapie gemacht und leider sehr schlechte Erfahrungen mit Medikamenten, Nebenwirkungen mit Suizidabsichten.

In den darauffolgenden Jahren kam es zu erneuten depressiven Stimmungen und Persönlichkeitsstörungen, erneute Therapie, die er leider abbrach, da sich seine Therapeutin seinen Namen nicht merken konnte.
Er ist jetzt leider komplett entmutigt bez. auf Psychotherapie, was mich oft überfordert und mir Angst macht, dass er sich nicht in die Hände von Fachleuten begibt!

Ich wünsche mir selbst Therapie für mich und meinen Freund, hast Du auch ähnliche Wünsche, auch umVerantwortung abgeben zu können!?
Ansonsten sehen unsere Tagen stets anders aus, aber trotzdem wiederholt sich alles, einerseits braucht er mich sehr, dann enge ich ihn wieder ein, und er will sich trennen, oft kommt es zuvor zu Streit, meistens (meiner Meinung nach grundlos)aus dem Nichts heraus und er zweifelt an seinen Gefühlen zu mir und eigentlich zu jedem, außer, jedenfalls meistens, zu seinem kleinen zweieinhalb Jahre altem Sohn.

Sein Sohn lebt leider ca.350km entfernt, er hat ihn das letzte Jahr für ca. 3 wochen gesehen, eine kontinuierliche Beziehung und regelmäßige Besuche entstehen zu lassen, fällt ihm, aber leider auch seiner Ex-Freundin schwer. Diese unglückliche Situation trägt oft zu einer noch schlechteren Stimmung bei.
Auch kommt es dadurch immer wieder zu (ich glaube unüberlegten) Entscheidungen komplett zu seinem Sohn zu ziehen und alles hier, mich, Freunde, Eltern, Beruf zurück zulassen.

Er versteht sich nicht immer gut mit seiner Ex, oft streiten sie, haben mal guten und dann wieder sehr wenig Kontakt.
Da fällt es mir oft sehr, sehr schwer ruhig zu bleiben und all das, dass ich mich in solchen Momenten sooooo ungeliebt fühle, zu ignorieren und mir zu sagen ,er meint es gar nicht so, er sagt nur was impulsives, weil er nur gerade so fühlt, eigentlich aber gar nicht weg will.

Ich muß dann am besten die Flucht ergreifen, das ist auch seine Strategie, danach geht es dann meistens besser.........wenn wir uns dann nicht anderweitig ablenken, streiten wir, da gibt das eine Wort, das andere.......habe oft das Gefühl es sind dann trotzige Beschimpfungen, die dann folgen.
Ich bin zum Glück von Natur aus eine glücklicher zufriedener Mensch, dass ich vielleicht dadurch die Kränkungen besser verkrafte, ich spreche zusätzlich viel mit Freundinnen, eine war selbst depressiv, die meine Situation gut versteht, und mich oft runter holt, wenn ich mir zu viel annehme.

Hier im Forum bin ich heut ein wenig überwältigt, wie viele, z.T., identisch fühlen , gleiches erleben.........das gibt auch Kraft und Mut und öffnet mir ein bißchen die Augen, wie man vielleicht besser mit der Erkrankung umgehen kann.
Dachte auch zwischenzeitlich die Beziehung auf zugeben, erstens bin ich aber gar nicht der Typ dafür, etwas auf zugeben, was ich liebe und zweitens, würde ich ihn im Stich lassen,das möchte und kann ich nicht.

Wenn Du/Ihr Tips hättet, wie ich meinen Freund von einer erneuten Therapie überzeugen könnte, wäre ich sehr dankbar.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft die Zeit gut zuüberbrücken, bis Ihr/ oder dein Freund einen neuen Psychiater gefunden habt.
Danke Dir/Allen fürs zuhören!!!

Liebe Grüße Frieda1

03.04.2011 19:23 • #4


A
Hallo Sarah, Hallo Frieda,

Es ist so erleichternd festzustellen, dass man nicht allein ist mit seinen Erfahrungen und Gefühlen.

Mir geht es mit meinem Mann ähnlich. Er leidet seit ca. 8 Jahren unter Depressionen und oft habe ich dann schon zu hören bekommen, dass er mich nicht mehr liebt und weg will. Wenn die akuten Phasen vorbei sind, tut ihm das alles sehr leid und er bestätigt mir dann immer wieder, das er mich aus tiefstem Herzen lieben würde. Aber dennoch bleibt immer die Angst, was ist wenn das nichts mit der Krankheit zu tun hat. Jedes mal, wenn ich wieder so eine Phase mit ihm durchlebt habe, bin ich froh, die Kraft gehabt zu haben, durchzuhalten. Ich weiß auch nicht immer, wie ich dass schaffe. Aber ich weiß warum. Ich liebe ihn! Ich hoffe dass meine Liebe weiterhin reicht. Und ich wünsche das auch auch Euch!

Liebe Grüße
Anke

04.05.2011 10:12 • #5

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