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Erfahrung bei akuter schwerer Depression

M
Danke Maya für deine Antwort.Ich habe eine diagnostizierte Erschöpfungsdepression.Ich bin seit dem 20.02. arbeitsunfähig und zu Hause.
Mein Therapeut, von dem ich gerade komme, möchte das ich das opipramol
absetze, damit mein Hirnstoffwechsel sich wieder selber reguliert.

21.05.2019 16:28 • x 1 #16


MelodieSyren
Hallo Mellie,

du hast es natürlich richtig schwer, da du ein Kind hast. Als Mama kann man nicht einfach mal so ausfallen. Das muss oft richtig schlimm für dich sein.

Ich gehe täglich mit meinem Hund spazieren. So komme ich zumindest immer etwas raus an die frische Luft.

Ich würde dir persönlich eher raten zu einem guten Psychiater zu gehen, als zum Hausarzt. Denn ein Psychiater weiß besser bescheid als der Hausarzt. Ich meine das nicht böse mit dir ja? Bitte versteh es nicht falsch.

Und wie Maya schon sagte, es ist nicht schlimm ein Antidepressivum zu nehmen. Ich nehme auch schon länger eines. Ich hab mich auch lang dagegen gewehrt und gesagt: Nö mach ich nicht. So bekloppt bin ich doch nicht, das krieg ich auch mit eiserner Willensstärke allein hin!

Irgendwann wurde es aber so heftig dass ich froh war was zu haben.
Das Medikament ist kein Wunderheilmittel. Es ist nicht so dass man es nimmt und plötzlich die ganze Welt wieder toll ist.

Aber es hilft.

Es hilft gegen die schlimmen Heulattacken, gegen die Antriebslosigkeit, gegen die allgemein gedrückte Stimmung. Ich hatte mega Grübeln - den ganzen Tag, ständig Migräne und Bauchschmerzen. Kaum dass das Medikament wirkte, viel weniger Grübeln, Kopf- und Bauchschmerzen waren weg! Also alles nur Symptome meiner Depression.

Es bleibt natürlich deine Entscheidung ob du was nehmen möchtest oder nicht. Aber bitte glaub mir, es ist nicht schlimm etwas zu nehmen. Es muss dir nicht peinlich sein oder so. Es ist einfach eine Hilfe, dich wieder besser zu fühlen.

Liebe Grüße Mellie 3

21.05.2019 18:12 • x 4 #17


A


Hallo zickenpetra,

Erfahrung bei akuter schwerer Depression

x 3#3


M
Ich gebe dir in allem Recht, aber ich denke immer das Antidepressiva vernebelt mein tatsächliches Gefühl und wenn ich es wieder absetze ist alles wieder wie vorher.
Das opipramol hilft mir eh nicht, deshalb werde ich es jetzt weg lassen und hoffen, dass ich keine Entzugserscheinungen bekomme.

Ein guter Psychiater ist gar nicht so leicht zu finden.Bei Vieren haben ich angerufen.Aufnahmestopp!

Habe mich heute dazu entschieden in eine Akutklinik zu gehen und werde morgen mal mit meinem Hausarzt darüber sprechen.

Habt ihr denn noch Tipps wie man sich außer mit Spazieren gehen aus der Gedankenspirale befreien kann ?

21.05.2019 20:51 • #18


MelodieSyren
@Mellie

Nein, die Antidepressiva vernebeln dich nicht.

Die Depression vernebelt dich. Weil sie dich quasi gefangen hält und dir immer wieder sagt: Glücklich sein darfst du nicht! Alles ist schlecht.

Das Antidepressivum hält da dann etwas gegen. Sprich du fühlst dich besser. Aber du bleibst du.

Ich hatte damals genau die selben Ängste Mellie. Ich dachte, wenn ich zum Therapeuten gehe wollen die mich dort komplett umkrempeln. War aber nicht der Fall. Ich dachte, wenn ich Antidepressiva nehme bin ich nicht mehr ich selbst. War und ist nicht der Fall. Ich bin nach wie vor ich geblieben =)

Dass du keinen Psychiater findes ist schlimm.Aber ja, rede noch mal mit dem Hausarzt was er meint. Evtl. kann er ja jemanden empfehlen.

Es gibt auch sogenannte Tageskliniken wo man hingehen kann. Da geht man morgens hin und kommt mittags wieder heim. Man trifft dort andere mit der selben Problematik, kann sich austauschen und es gibt auch Ärzte dort die einem Helfen usw.

Du kannst progressives Muskeltraining machen z.B. dabei spannst du ganz bewusst einen/oder mehrere Muskeln an. (ich kneif z.B. gern den Po zusammen oder drücke die Hände flach aufeinander. Man kann auch den Bauch anspannen. Wie man es mag). Diese Spannung dann etwas halten und dann langsam wieder locker lassen. Das kann einen entspannen. Hab ich in meiner ersten Therapie gelernt.

Auch meinte meine Therapeutin ich könnte ruhig mal mein Kissen schlagen wenn ich mich schlecht fühle. Hab ich aber nie gemacht, weils nicht meins ist mich körperlich zu verausgaben wenn es mir schlecht geht.

Was auch gut sein kann sind Gedankenreisen.
Man denkt sich an einen Ort an dem man gerne wäre. Egal was für ein Ort. Kann auch etwas erfundenes sein. Hauptsache man fühlt sich dort wohl.

Und eben immer noch Medikamente. Meine haben geholfen meine Gedankenspirale größtenteils stumm zu stellen. Vorher ging bei mir auch immer der Schädel rund. Ständig kam mir was anderes in den Sinn. Das war so quälend.

21.05.2019 23:24 • x 2 #19


maya60
Vor allem kennt man seine wahren Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen gar nicht, wenn man depressiv ist, da die Depression sie verändert. Und wenn es nach Absetzen nach dem Antidepressivum wieder so schlimm wird wie zuvor, dann heißt das, dass man das Antidepressivum länger oder immer braucht.

22.05.2019 00:09 • x 4 #20


L
Leider sind Medikamente nicht das Non-Plus-Ultra. Wäre ja zu einfach;) Da die Depression in jedem Gehirn ein anderes Ungleichgewicht an Botenstoffen verursacht und auch noch andere Funktionsweisen des Gehirns reinspielen, wenn es um den Ausgleich der Botenstoffe durch Medikamente geht, gibt es Menschen, bei denen Medikamente nicht oder nur minimal wirken. Um jedem mit Medikamente zu helfen, kennt sich die Wissenschaft noch nicht genug aus. Da spielen zu viele Faktoren eine Rolle. Vor allem wenn es ums Gehirn geht.

Allerdings sollte man es bei einer schweren Depression zumindest mit Medikamente versuchen. Wichtig wäre dabei ein kompetenter Arzt.

Ich habe mir über die Jahre vieles selbst angelesen und meine Reaktionen bzw die fehlenden Reaktionen auf Medikamente beobachtet und jetzt habe ich ein Medikament gefunden, das mir ausreichend Antrieb gibt, um weiterhin in TZ zu arbeiten und das meine Stimmung stabilisiert.

Das Ganze zeigte mir, dass Ärzte nur Empfehlungen aussprechen können. Aber da jeder Körper anders ist und anders auf Medikamente reagieren kann, können sie keine Patentlösung offerieren.

LG Luna

25.05.2019 18:56 • x 1 #21


maya60
Hallo Luna, ich stimme dir zu, allerdings wirken Medikamente bei den allermeisten schweren Depressionen gut genug, um selber als Betroffene wieder einen Fuß auf den Boden zu bekommen und um dann nämlich mit den anderen Säulen der Behandlung von Depressionen, Psychotherapie und Verhaltensanpassung, weiterzumachen und mit der Frage, falls die Depression länger dauert oder wiederkommt, ob es besser wirksame Medikamente gibt.

Ebenso ist es ja eine Tatsache, dass die mit Abstand allermeisten Depressionen nicht chronisch sind, während man in einem Forum wie diesem schnell auf die Idee kommt, man müsse sein Leben lang damit leben und das eben stellt die Wichtigkeit von Medikamenten noch einmal ganz anders in den Vordergrund.
Denn wenn sie chronisch sind, wie bei mir, - und ich würd mal annehmen, vielen in einem Depressionsforum (überrepräsentativ mehr), - dann wird das sehr achtsame Testen, welche Medikamente die höchste Lebensqualität zulassen, noch wichtiger.

In der Alltagspsychologie, ohne Wissen über Depressionen, wird oft angenommen, mit Depressionen sei es wie mit einer Erkältung, die ohne Medikamente 7 Tage dauert und mit Medikamenten 1 Woche. Aber schon bei diesem viel harmloseren Vergleich lindern Medikamente oft schon Symptome, schon der Unterschied ist etwas wert.

Depressionen sind weit schwerer als eine Erkältung und sie verändern das Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Handeln so sehr, dass das Nachdenken über die richtige Behandlung natürlich auch davon betroffen ist. Mittlerweile fülle ich keine Formulare mehr aus, wenn ich eine aktue Depression habe (statt einzelner chronischer Symptome) oder in einer schlechten Phase bin, sondern bitte jemand anderen, weil es mich zuviel Konzentration kostet.

Vor allem ist mir aber wichtig: Depressionen gehören auf keinen Fall zu den eher harmlosen Infekten, zu denen sich jeder selber was ausdenken kann, was hilft. Nein, es braucht Fachleute und, wenn es einem besser geht, hilft es sehr, sich selber auch Kenntnisse über Depressionen anzulesen, wie du es gemacht hast und ich auch.

Liebe Grüße! maya

25.05.2019 19:17 • x 4 #22


MelodieSyren
Ich meine, Depressionen sind der NUMMER EINS GRUND warum Menschen Selbstmord begehen.

Dass das viele Leute nicht kapieren, und nicht verstehen WIE SCHLIMM Depressionen sein können - oder werden können, ist mir ein Rätsel.

Denkt man nicht drüber nach wie schrecklich eine Krankheit sein muss, dass der Mensch deshalb keinen anderen Ausweg mehr sieht als sein Leben zu beenden?

Wann fällt der Gesellschaft das endlich mal auf und es gibt ein Umdenken? Eine Sensibilisierung für diese Krankheit.

26.05.2019 12:21 • x 4 #23

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