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Erfahrung bei akuter schwerer Depression

zickenpetra
Kennt Ihr das auch? Gerade in Phasen wenn es mir total schlecht geht bringe ich es nicht fertig mir Hilfe zu holen. Da ist dann ersteinmal die totale Erschöpfung und ich kriege dann einfach den Mund nicht auf. Ich kann dann nicht reden, nicht essen. Es schnürt mir regelrecht den Hals zu.

10.05.2019 03:20 • x 3 #1


Alexandra2
Liebe Zickenpetra,
Ja das kenne ich auch. Es ist wichtig, sich nach den Hintergründen zu fragen.
Habe ich verdrängt daß ich krank bin?
Habe ich ein ausreichendes Hilfenetz?
Kann ich momentan nicht sprechen / denken?
Die Antwort kann einen Ausweg zeigen.
Liebe Grüße
Alexandra

10.05.2019 09:21 • x 2 #2


A


Hallo zickenpetra,

Erfahrung bei akuter schwerer Depression

x 3#3


zickenpetra
Liebe Alexandra,
das ist wohl ein Charakterzug von mir. Wenn mich etwas so sehr bedrückt dann bin ich wie gelähmt. Leider habe ich von meinem damaligen Arzt keine Hilfe bekommen und habe erst hier in Bielefeld Ärzte gefunden, die eine Depression ernst nehmen.
Leider ist dadurch viel Zeit verschwendet worden. Und hier habe ich meine Familie in der Nähe die mich unterstützen. Und das ist auch der Grund nicht aufzugeben und weiterzumachen. Ich hoffe, ich bin bald soweit dass ich auch für mich weitermache.
Liebe Grüße
Petra

10.05.2019 10:46 • x 3 #3


MelodieSyren
Ich hatte das zuletzt richtig heftig im Februar/März.

Ich war zu nichts mehr fähig, ich hab nur noch geweint. Mir war alles zu viel - wirklich alles. Egal was es war. Sogar aufstehen und sich was zu trinken holen fühlte sich für mich wie purer Stress an.

Ich konnte einfach nichts machen, ich war zu nichts fähig.

So eine heftige Phase hatte ich glaube ich noch nie wie da.das war wirklich beängstigend.

Dieser Abgrund. Ich hab mir immer gesagt: Ok dass ist jetzt nur ne Phase die geht vorbei. Aber trotzdem immer den Gedanke: Und wann ist sie vorbei? Was wenn sie nicht vorbei geht?
Und als es dann vorbei war: Wann kommt wohl die nächste.?

Ich war wie gelähmt. Ich hätte so viele Sachen zu machen gehabt, aber es ging nicht.

16.05.2019 21:56 • x 3 #4


Alexandra2
Ohje MelodieSyren, das kenne ich auch. Aus meiner Erfahrung waren die richtigen Medikamente in der richtigen Dosis elementar absolut notwendig. Da wusste ich noch nicht, daß mich die kleinste Belastung umschmeisst und zurückwirft. Trotz aller Maßnahmen, Psychotherapie, Ergotherapie.
Auch heute noch habe ich furchtbare Angst vor Tiefs, die urplötzliche Suizidgedanken auslösten und mich fast in Panik vrrsetzten.
Es geht also um eine Stabilisierung, die tägliche Belastungen, Krankheiten Stand halten kann. Ohne Medikamente hätte ich das nie geschafft. Das gefühlte Dauertief hielt 1Jahr an. Daß man so krank sein kann an der Seele, ist erschreckend.
Nimm jede Hilfe, die Du bekommen kannst, in Anspruch, fordere sie ein. Du brauchst nichts aushalten, abwarten oder versuchen mit Parallelmaßnahmen über die Hürden zu kommen. Mache es Dir so leicht, wie es geht. Liebe Grüße Alexandra

16.05.2019 22:17 • x 4 #5


maya60
Hallo zickenpetra, wie Alexandra es auch schreibt, ist es auch meine Erfahrung, dass schwere Depressionen erstmal Medikamente brauchen. Denn genauso wie du bei einer schweren Fiebererkrankung Medikamente brauchst, um überhaupt genug Kraft und Denkklarheit und Willen zu haben, um weiterzudenken, so ist es bei schweren Depressionen auch. Die Lähmung, der innere Rückzug, so dass sogar Worte fehlen, sowas sind alles Krankheitssymptome. Das hat mit Charakter und Persönlichkeit nichts zu tun.

Du brauchst Fachärzte und dann auch Psychotherapie, aber erstmal Medikamente, die dich aus dem Keller genug hochholen, um weiteres zu machen. Mach dir bloß keine Vorwürfe deshalb. Würdest du ja dir bei 40 Grad Fieber und schlimmen Kopfschmerzen auch nicht machen.

Gute Besserung!

17.05.2019 14:32 • x 3 #6


MelodieSyren
Hi Maya.

Ja ich nehme auch schon seit längerem ein Antidepressivum.

Ohne würde es momentan glaube ich gar nicht mehr gehen.

Ich war irgendwann an einem Punkt wo ich Angst vor mir selbst hatte, da ich echt befürchtet hab was dummes zu machen. Dann hab ich einen Arzt kontaktiert und bekam - endlich - was verschrieben.

Im Moment bin ich grade dabei wieder Psychotherapie zu machen.

Ich hoffe das hilft mir. Ich muss endlich alte Dinge los lassen. Und lernen wie ich endlich wieder leben kann. Ohne ständig traurig usw zu sein. Es kann so nicht weiter gehen, es darf so nicht weitergehen.

17.05.2019 18:41 • x 4 #7


zickenpetra
Vielen lieben Dank für das Feedback. Es tut gut zu erfahren, dass man nicht alleine mit diesen Problemen zu kämpfen hat. Ich bekomme jetzt auch seit einiger Zeit Psychopharmaka und mache auch eine Therapie, ich glaube ohne würde es gar nicht gehen.
Ja, auch ich muss loslassen und nach vorne schauen, aber es ist so schrecklich schwer. Jede Kleinigkeit kann mich wieder zurückwerfen. Ich versuche alles um meine Tage auszufüllen, aber dann ist mir das oft zuviel.
Am schlimmsten ist, dass ich überhaupt nicht abschalten und entspannen kann. Ich kann mich auf nichts konzentrieren, immer wieder geht die Grübelei los.
Also entweder totale Betriebsamkeit oder ich sitze rum und grübele. Dabei würde ich einfach gerne mal wieder einfach ein Buch lesen oder nur einen Film schauen.

18.05.2019 12:07 • x 4 #8


MelodieSyren
Ja.
Die Depression lähmt einen quasi. Man will soviel machen, aber tut dann doch nichts.

So geht es mir im Augenblick. Ich muss so unbedingt meine Wohnung aufräumen. Aber ich schaffe es nicht.Ich kann mich nicht dazu aufraffen. weil mich nur der reine Gedanke schon stresst. Und ich hab so eine mini Wohnung, dass ich mir jedes mal vorkomme, als würde ich die Sachen nur von einer in die andere Ecke stellen.
Ich liege den ganzen Tag rum und schaue fern oder Netflix. Einfach nur um die Zeit tot zu schlagen.
Ich hätte auf der einen Seite gern wen der mir hilft hier alles wieder auf Fordermann zu bringen - aber auf der anderen Seite will ich auch niemanden hier rein lassen, weil es mir so peinlich ist wie es hier aussieht.

Ich hoffe das ich dieses Problem im Laufe der Therapie in den Griff kriege.


Wegen deines Grübelns, mir wurde mal gesagt man kann Gedankenreisen machen.

Man denkt sich an einen Ort an dem man gerne wäre. Egal was für ein Ort. Kann auch etwas erfundenes sein. Hauptsache man fühlt sich dort wohl.
Evtl. ist auch deine Medikation noch zu niedrig. Ich hatte auch mega Grübeln ohne Medi, mit ist es gut gesunken das Grübeln. Es kann dauern bis man das richtige Medi für sich gefunden hat. Ich bin mit meinem jetzigen auch nicht so richtig zufrieden.

Oder du versuchst progressives Muskeltraining dabei spannst du ganz bewusst einen/oder mehrere Muskeln an. (ich kneif z.B. gern den Po zusammen oder drücke die Hände flach aufeinander. Man kann auch den Bauch anspannen. Wie man es mag). Diese Spannung dann etwas halten und dann langsam wieder locker lassen. Das kann einen entspannen. Hab ich in meiner ersten Therapie gelernt.

Und zum loslassen. Ja. Es ist unendlich schwer. Es braucht nur einen Tropfen auf dem heißen Stein bei mir oftmals. Und ich bin sofort wieder ausgeknockt. Aber ich will das nicht mehr. Und deshalb muss sich einfach was ändern. Ich will nicht mein Leben so verbringen (müssen).

18.05.2019 17:28 • x 2 #9


Alexandra2
Mir geht es genauso wie MelodieSyren. In Gedanken verreise ich, habe Hobbies, mache Ausflüge usw. Aber Plopp, nix geht mehr. Abwarten auf bessere Zeiten. Ich darf mich nicht zwingen, der Stress ist Gift für mich. Deshalb schaffe ich den Haushalt nicht, es ist nicht schön, aber ich bin wichtiger. Das muss ich mir immer jeden Tag sagen, das nervt mkch so.
Deshalb mache ich alles frei Schnauze, dann wenn ich motiviert bin. Das geht auch nur, weil ich nicht mehr berufstätig bin. Dieser Zustand hält über vier Jahre an und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, daß es jemals anders wird.

18.05.2019 18:50 • x 2 #10


maya60
Das gehört alles zur Depression. Und wir dürfen nicht chronische Depression mit akuter Depressionsphase verwechseln. Die meisten Depressionen gehen vorbei und kommen hoffentlich nicht wieder. Das dürfen wir nicht vergessen, auch wenn hier im Forum viele von uns, ich auch, Chroniker sind. Das ist aber nicht repräsentativ und das müssen wir im Hinterkopf behalten, sonst gibt es ein falsches Bild.

Aber selbst in meinem Chronikerleben, was Depressionen betrifft, gab es große Unterschiede.

Das, worüber wir in diesem Thema schreiben, ist eine akute schwere Depressionsphase, nicht vergessen!

Dabei gerät auch das Zeitempfinden durcheinander, während einer akuten schweren Depressionsphase und darum das Chaos im Haushalt und Schlafstörungen. Die Zeit scheint schnell zu vergehen und sich alles zu stapeln an Krams in der Bude und Aufgeschobenem und Verpasstem!

19.05.2019 10:18 • x 3 #11


Alexandra2
@Maya
Wie recht Du hast. Aber, mein inneres Aber meldet sich sofort, bleibt das nicht für immer so? Ich bin ja auch chronisch krank und will das nicht wahrhaben. Mein ganzes Leben gings mir meist mies. Und in der schweren Depression konnte ich gar nicht denken, Gedankenlähmung, wie auch alles auf dem Niveau unterhalb der Sparflamme angesiedelt war. Da konnte ich nicht mal denken, ob ich etwas wollen könnte?
Insofern ist eine Verbesserung eingetreten, ja aber (Ruhe jetzt im Kopf, mein innerer Rebell ist wieder laut), das genügt mir nicht. Nein nein nein.
Ich will mehr, ich will Alles in vollen Zügen.Sofort. Hatte ich mal erwähnt, ungeduldig zu sein?
Ich reihe mich ein in das Mantra es wird besser, seufz

19.05.2019 10:47 • x 1 #12


MelodieSyren
Ich hoffe auch so sehr das es besser wird.

Das kann so doch noch nicht alles gewesen sein.Ich will nicht das mein Leben so weiter verläuft. Immer nur traurig sein, deprimiert, niedergeschlagen. Alles in der Wohnung türmt sich.
Ich schaffe es nicht mal mir was zu Essen zu kochen. Hunger hätte ich auf viele gekochte Dinge.aber dafür aufstehen und das alles machen? Viel zu anstrengend.und dann noch der blöde Abwasch danach! Es ist schlimm, dass ich mich selbst im Moment so verwahrlosen lasse.

21.05.2019 00:09 • x 2 #13


M
Hallo MelodieSyren,

die gleichen Probleme haben wir alle.Sofort mit allem überfordert zu sein.Es geht einfach nichts.
Ich bin Mutter von einem 11-jährigen Sohn und das macht die Sache für mich teilweise unerträglich, weil ich mich ständig verpflichtet fühle eine gute Mutter zu sein, koche,Hausaufgaben und einfach für ihn da sein.Aber das gelingt mir zur Zeit nicht.
Das permanente Verstellen, das Unterdrücken von Tränen macht mich so fertig.
Ich habe ganz ganz starke psychosomatische Schmerzen.Mir tut alles weh. Kaum vorstellbar, dass das durch die Psyche ausgelöst werden soll.
Aber bisher waren alle Untersuchungen ohne Befund.
Ich nehme abends eine 50 mg opipramol.Das hat mir mein Hausarzt verschrieben.
Ich wehre mich ganz massiv gegen Antidepressiva und möchte die Dosis nicht erhöhen, ganz im Gegenteil, am liebsten komplett weg lassen.

Wenn ich wieder ganz tief am Boden bin hilft Spazieren gehen. Dann wird der Kopf klarer.Versuch dich dazu zu zwingen!

21.05.2019 10:24 • x 1 #14


A


Hallo zickenpetra,

x 4#15


maya60
Mellie, falls du eine diagnostizierte starke Depression in der Stärke hast und gegen ärztlichen Rat kein Antidepressivum einnimmst, dann ist das, also ob du Diabetes hast und kein Insulin einnehmen willst oder als ob du eine starke Entzündung hast und kein Antibiotikum einnehmen willst.

Warum?

Es ist keine persönliche Willensstärke, die entscheidet, ob man ein Antidepressivum braucht oder nicht. Bei starken Depressionen braucht man eins!

21.05.2019 16:07 • x 2 #15

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