Jenny83
Ich habe mich neu hier angemeldet und mich gestern schon durch eine Vielzahl von Beiträgen gelesen.
Wie ich sehe, haben die Meisten hier schon umfangreiche Erfahrungen mit Therapien, Medikamenten, Klinikaufenthalten etc.
Für mich ist das alles völliges Neuland. Ich stehe sozusagen noch ganz am Anfang ohne konkrete Diagnose. Übernächste Woche steht mein erster Termin beim Psychiater an.
Da ich Niemanden habe, mit dem ich über dieses Thema reden kann, hoffe ich, mich hier ein wenig mit anderen Betroffenen austauschen zu können.
Ich stelle mich und meine Situation einfach erstmal vor.
Also, ich bin 35 Jahre alt, geschieden, Mutter von 2 Kindern (5 und 7), Angestellte im öffentlichen Dienst.
Kurz nach der Geburt meines zweiten Kindes habe ich mich von meinem Mann getrennt und bin daher seit 5 Jahren alleinerziehend, was insgesamt aus verschiedenen Gründen eine schwierige Zeit war.
Das Schlimmste für mich war zunächst der Hausverkauf und die damit verbundene Aufgabe meines Lebenstraums, der Rückkehr in die Mietwohnung, finanzielle Probleme etc.
Ein Alltag mit Säugling und Kleinkind ist generell anstrengend, dazu musste ich mich vier Jahre lang mit Gerichtsverfahren auseinandersetzen. Da mein Mann mir die Trennung offensichtlich nicht verzeihen konnte, hat er immer wieder neue Anträge gestellt und mit allen Mitteln versucht, mir die Kinder wegzunehmen. Ein erbitterter Sorgerechtsstreit, der sowohl mich als auch meinen Sohn sehr belastet hat.
Seit einem Jahr hat sich diese Situation beruhigt und die Kinder sind jedes zweite Wochenende bei ihrem Vater, der ca. 1 Stunde mit dem Auto entfernt wohnt.
Anfang letzten Jahres habe ich an einem neuen Arbeitsplatz angefangen. Aufgrund der Trennung bin ich zunächst zu meinen Eltern geflüchtet, die etwas weiter entfernt leben. Nach meiner Elternzeit musste ich mich aufgrund der Distanz an eine andere Behörde versetzen lassen und bin deshalb noch einmal umgezogen.
Seither bin ich nur noch zeitlich unter Druck und gestresst, was sich seit der Einschulung meines Sohnes drastisch verschlimmert hat. Die Entfernung von Wohnung zum Arbeitsplatz beträgt nur 15 km, aber ich bin morgens teilweise bis zu 1 Stunde unterwegs und schaffe es kaum, meine Arbeitszeiten einzuhalten. Hinzu kommt, dass ich für Dienste weit außerhalb der Arbeitszeit eingeteilt werde, die ich aufgrund der Kinder und mangelnder Betreuungsmöglichkeiten nicht wahrnehmen kann.
Das schränkt mich natürlich nicht nur bei der Arbeit ein, sondern auch oder sogar noch viel mehr im Privatleben, was allerdings eigentlich gar nicht vorhanden ist.
Ich habe im Prinzip überhaupt keine Möglichkeit, etwas zu unternehmen oder irgendwo hin zu gehen. Die logische Konsequenz ist Isolation und Einsamkeit. Ich lebe seit Jahren wie im Knast. Mein größtes Problem ist es wohl, diese Lebensumstände hinzunehmen und zu akzeptieren. Ich muss immer wieder einfach nur weinen und wenn ich erst einmal anfange, kann ich gar nicht mehr damit aufhören. Irgendwann bin ich zu verheult, um noch vor die Tür zu gehen.
Mittlerweile ist es allerdings so, dass die körperlichen Beschwerden mich fast mehr belasten. Probleme mit dem Einschlafen hatte ich schon immer, aktuell ist es so extrem, dass ich seit 1,5 Jahren keine Nacht mehr als 3 Stunden geschlafen habe.
Zum ersten Mal beim Hausarzt war ich im Februar wegen einer verschleppten Grippe, die ich über drei Monate nicht los geworden bin. Wöchentlich Fieber und Kreislaufzusammenbruch.
Ich war 9 Wochen wegen psychischer Erschöpfung krank geschrieben und habe eine Mutter-Kind-Kur beantragt. Das hat trotz Widerspruch leider nicht geklappt. Da mich der Ärger mit der Krankenkasse und der Bezug von Krankengeld zusätzlich runtergezogen hat, beschloss ich, mir selbst etwas Gutes zu tun. Ich bin mit den Kindern in Urlaub geflogen und habe mich in der Fahrschule angemeldet, um den Motorradführerschein zu machen und bin dann wieder arbeiten gegangen.
Hat ein paar Monate funktioniert, nun liege ich seit drei Wochen wieder komplett flach. Dauererkältung, Fieber, Kreislauf/Schwindel, Übelkeit, Herzrasen, Schmerzen in allen Gelenken, ständiges unkontrolliertes Heulen.
Ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten und alles ist zu viel, zu anstrengend. Jede noch so kleine Alltagshandlung erscheint unüberwindbar zu sein. Wenn ich morgens Brote für die Kinder geschmiert habe, habe ich das Gefühl, jetzt muss ich mich erstmal eine Stunde hinlegen, um mich von dieser Strapaze zu erholen. Ja und da liege ich dann und bin zu nichts mehr in der Lage. Wie gelähmt.
Ja, so geht es also nun nicht weiter und ich habe mich doch dazu entschlossen, einen Psychiater aufzusuchen.
Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie es weitergeht, was mich erwartet, worauf ich mich einstellen kann/muss, wie ggfls eine Behandlung oder Therapie ablaufen wird.
So, das ist ein langer Text geworden, der wahrscheinlich ziemlich durcheinander und verwirrend ist, aber natürlich längst nicht alles beinhaltet, was mich beschäftigt.
Fürs Lesen erst einmal vielen Dank und vielleicht hat Jemand Lust, mir von seinen Erfahrungen zu berichten.
Burn Out, Depression oder doch nur Schilddrüse?
Viele Grüße,
Jenny