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Ernüchternder Besuch beim Hausarzt

M
Triggerwarnung: Überarbeitung / schleichende Erschöpfungsdepression.

Hallo, ich arbeite in einem international tätigen IT Unternehmen und durch die weltweite Softwareimplementierung eines Kunden, derzeit Schwerpunkt USA und Australien, haben wir fast rund um die zu tun. Seit Monaten ist die Arbeitsbelastung in allen Teams sehr groß und das ist dem Top Management auch bekannt. Es gibt bereits mehrere Fälle, bei denen Mitarbeiter für mehrere Monate ausfallen, die es auch offen zugeben, dass die Ursache die Arbeitslast und der Druck von oben ist.

Jetzt merke ich bei mir, dass ich auch überarbeitet bin und das Wochenende nicht mehr zur Erholung dienen. Bei einem meiner Führungskräfte habe ich das auch schon angesprochen und er sagte, ich solle zum Arzt gehen, wenn ich merke, dass es nicht mehr weiter geht.
Mittlerweile träume ich nachts auch schon von der Arbeit und musste vor einer Woche ein Telefonat (Videokonferenz) beenden, weil ich ein Piepen im Ohr hatte.
Dieser Vorgesetze ist ebenfalls kurz vor dem Anschlag, da er seit Monaten einen weitere Vorgesetze vertreten muss, der krank geschrieben ist.

Krankgemeldet habe ich mich in der letzten Woche für einen Tag, da es mir am Wochenende nicht gut ging: Starke Nackenschmerzen Kopfschmerzen durch die Nackenschmerzen und das Gefühl, einfach nur ausgelutscht zu sein.
Das war meine erste Krankmeldung innerhalb von drei Jahren und die zweite innerhalb von fünf Jahren Firmenzugehörigkeit.

Heute bin ich zu meiner Hausarztpraxis wegen einer anderen Sache und habe den Arzt auf meine Situation angesprochen und sagte ihm, dass es möglich sein könnte, dass ich in den nächsten Wochen mal seine Hilfe brauche, wenn es mir nicht besser geht.

Er sagte, dass er mich mal ein paar Tage heraus nehmen könnte, aber ich nicht glauben soll, dass er mich längerfristig krankschreiben wird. Das würde das Problem in der Firma, also die Arbeitsbedingungen, nicht ändern, ich muss da etwas für mich finden.
Da nannte Vorschläge wie unbezahlten Urlaub nehmen, Aufhebungsvertrag und zum Amtsarzt gehen.

Ich sagte ihm, dass es mir nicht um zusätzliche Urlaubstage geht bei einer möglichen (!) Krankschreibung und das ich dann ambulante Reha-Maßnahmen machen möchte (Großteils aus eigener Tasche bezahlt, da er mir keine Verordnung für Krankengymnastik) geben möchte), um meine Arbeitsfähigkeit zu erhalten und um eine (mögliche) längere Krankschreibung dadurch zu verhindern.
Er sagte dann, daß er definitiv nicht krankschreiben wird, damit ich mich da für die krankmachende Arbeit erhole.

Der Arzt blieb dabei, er kann ein paar Tage krankschreiben, keine Woche. mit einer Überweisung zu einem Orthopäden wurde ich dann aus dem Behandlungsraum geschickt.

Ich bin nur mit einer Frage für eine Hilfe zur Selbsthilfe zu dem Arzt gegangen und fühle mich jetzt schlechter als davor.
Auf Grund meiner wenigen Krankschreibungen im den letzten Jahren sollte er wissen, dass ich keine Blaumacherin bin.

Mir ging es einfach nur darum zu wissen, was ich tun soll, wenn sich mein Zustand verschlechtert und das ich da für eine Zeit Unterstützung erhalte oder Hilfe durch die Empfehlung / Überweisung zu Fachärzten.

Unbezahlter Urlaub zu nehmen wäre ggfs eine Möglichkeit, jedoch bei meinem Arbeitgeber mit Aufwand verbunden.
Eine Kündigung bzw Arbeitgeberwechsel habe ich mittelfristig schon in Erwägung gezogen, jedoch kann ich in diesem Zustand in keinen Bewerbungsprozess gehen.

Ich weiß gerade nicht, wie ich damit umgehen soll und was ich machen soll, wenn sich dieses Erschöpfungsgefühl weiter ausweitet.

In den letzten Monaten waren die Arbeitstage oft zehn Stunden lang. Es wurde immer mehr an Work Load, auch auf Grund der Ausfälle der Kollegen.
Ich habe private Dinge, die mir bislang immer viel Spaß gemacht haben, in den letzten Monaten zu oft abgesagt, weil ich immer erschöpfter wurde.
Also habe ich auch keinen wirklichen Ausgleich mehr.
Von Seiten des Arbeitsgebers kann ich nicht auf Verbesserungen hoffen.

So einfach kündigen kann ich nicht, wegen Sperre und meine Miete und Rechnungen müssen ja bezahlt werden.

Ich befürchte, dass ich da in ein Hamsterrad gerate und ich durch meinen bisherigen Hausarzt keine Hilfe bekomme.
Ich habe da keine exorbitante Erwartungshaltung, nur Hilfe zur Selbsthilfe und keine solchen Sprüche.

04.10.2023 20:42 • x 1 #1


maya60
Zitat von Moungi:
Er sagte dann, daß er definitiv nicht krankschreiben wird, damit ich mich da für die krankmachende Arbeit erhole.

Das ist gar nicht seine Sache.
Er ist Arzt und wenn du ärztlicherseits/medizinisch offensichtlich krank bist, dann b i s t du krank und dann brauchst du eine Krankschreibung!

Seine Hinweise sind ja richtig und aufmerksam, dass deine Arbeit Krankheitsursache ist und sich da was ändern muss! Nur, wäre ja schön, wenn man mit einem Fingerschnipsen Ursachen für Erschöpfungserkrankungen und Burnout in diesen Krisenzeiten selbständig schnell aus der Welt schaffen könnte und sofort seinen Job und damit seine Lebensgrundlage kündigen könnte und wenn Urlaub reichen würde, um gesund zu werden.

Wenn aus dem Burnout heraus sich alles auf Knopfdruck verbessern ließe.

Natürlich wird jeder dran arbeiten, im Betrieb und Berufsfeld Verbesserungen zu erreichen, aber wenn es einmal krankmachend geworden ist, gehört ärztliche Behandlung auch dazu und Krankschreibung, wenn krank.

Such dir einen neuen Hausarzt und ggfs. einen psychiatrischen Facharzt und auf jeden Fall eine Psychotherapie!

Oh, und Herzlich Willkommen hier im Forum! Liebe Grüße! maya60

04.10.2023 21:03 • x 6 #2


A


Hallo Moungi,

Ernüchternder Besuch beim Hausarzt

x 3#3


Lost111
Zitat von Moungi:
Er sagte, dass er mich mal ein paar Tage heraus nehmen könnte, aber ich nicht glauben soll, dass er mich längerfristig krankschreiben wird. Das würde das Problem in der Firma, also die Arbeitsbedingungen, nicht ändern, ich muss da etwas für mich finden.
Da nannte Vorschläge wie unbezahlten Urlaub nehmen, Aufhebungsvertrag und zum Amtsarzt gehen.

Wie bitte? Das geht gar nicht! Ist das der Hausarzt deines Vertrauens?! Hat der auch mal was von Empathie gehört?!
Es bleibt natürlich dir überlassen, was du machst, aber ich an deiner Stelle würde mir ganz schnell einen anderen Arzt suchen.

04.10.2023 21:11 • x 3 #3


Stromboli
Liebe Moungi
Auch meinerseits herzlich willkommen! Und was dein Anliegen betrifft, kann ich nur unterstützen, was Maya und Lost geschrieben haben: Such dir einen besseren Hausarzt, einen, der dich ernst nimmt und dir das ermöglicht, was du offensichtlich brauchst.
LG Stromboli

05.10.2023 13:44 • x 1 #4


Bondgirl
Ich glaube es ist schwierig...

Wenn ich zu meinem Arzt gehen würde und ihm sage, dass ich bald krank sein werde, weil der Job alle ins Burnout treibt, würde mein HA wahrscheinlich auch Klartext mit mir reden, dass es so nicht funktioniert.
Im Prinzip hat er damit recht, dass eine Krankschreibung in diesem Fall keine Heilung bringt, sondern nur ein Burnout verzögert.
Du schreibst, dass du aktuell nicht die Kraft hast den Job zu wechseln. Denkst du, dass es funktioniert, wenn du dann krank geschrieben bist, weil es dir noch schlechter geht?
Dein Arzt hat nicht gerade empathisch reagiert. Aber ob der richtige Weg ist, sich weiter kaputt zu arbeiten, solltest du überdenken...

06.10.2023 21:04 • x 2 #5


P
Ich sehe das auch so. Wechsel deinen Hausarzt. Der geht garnicht. Meiner hat mich direkt 2 Wochen Arbeitsunfähigkeit geschrieben und gesagt ich könne wieder immer vorbekommen. Inzwischen geht das auch mit einer Folge Arbeitsunfähigkeit.

Alles gute - deine Gesundheit zählt.

11.10.2023 11:33 • #6


Blütenstaub
Ich verstehe die Kernaussage des Hausarztes schon, dass du einfach einen anderen Job brauchst.

Dennoch hat er dich krankzuschreiben, wenn du a) mit deinem Gesundheitszustand nicht arbeitsfähig bist oder b) die Arbeit deinen Gesundheitszustand verschlechtert. Das sind seine Vorgaben. Wenn er nicht aus a) krankschreiben will, so offensichtlich in deinem Fall aber b). Denn besser geht es dir ja mit der Arbeit nicht und heranschnipsen kannst du Dir auch keinen neuen Job.
Das muss ja auch erst einmal verinnerlicht werden, denn: Zu wissen, dass der Job doof ist etc pp und man psychisch krank wird ist das eine, aber den Job zu wechseln ist dennoch mit -in erster Linie- Entscheidungsfähigkeit sowie Mut verbunden und zudem sollte man klar erdenken können, was man will.

Ich bin jetzt mehr als ein halbes Jahr krank aus psychosomatischen Gründen. Ich nehme Tabletten (habe aber keine Psychotherapie, weil sie hier einfach gar nicht so leicht mehr möglich ist) und tüftel ständig so bei mir rum: aber wie zur Hölle soll da bei mir ein Plan und Klarheit geschaffen werden, wenn der ganze Kopf eine Pause braucht und (in deinem Beispiel) du einfach mal nur dich selbst? Ich würde meinen Arzt hassen, wenn er mir in der Situation irgendwas raten bzw sogar mich drängen würde. Ich bin noch längst nicht an dem Punkt. Was will ich denn, wenn ich gesund bin? Was halte ich gesund aus? Vielleicht bin doch ich das Problem mit dem Umgang mit mir selbst? Ich weiß das noch gar nicht.

Für mein Empfinden haut er da ein bisschen was durcheinander. Aber gut, selbst bei Psychiatern muss man sich manchmal Dinge anhören, die in der Praxis einfach anders aussehen als in der Theorie. Höre in dich rein und guck,was DU jetzt erstmal in Bezug auf deine Gesundheit brauchst und wie du da rankommst. Meiner Meinung nach kommst du eher ans Ziel, wenn du den Arzt wechselst und zumindest die Wahrscheinlichkeit dadurch erhöhst, dass der nächste dich mal besser versteht...und wenn nicht, dann probiere es weiter ...

und steuere zusätzlich einen Psychiater an (das sollte sowieso sein...).

LG Blüte

12.10.2023 01:28 • #7


Fritz
Hi Moungi
Erstmal ein herzliches willkommen1
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und es wird keine Rücksicht für die Beschäftigten genommen. An erster Stelle steht das Kapital, dann kommt lange nichts und zum Schluss kommen die Beschäftigten.
Dein Hausarzt gehört da auch mit dazu.
Aber es gibt auch andere Ärzte und so einen solltest du suchen.
Ein Arzt, der auf die Person achtet!
Solche Ärzte gibt es, man darf beim Suchen halt nicht aufgeben.
Ich wünsche dir, dass du einen anderen, kompetenten Arzt findest.
Einen Arzt, der dich unterstützt und dir weiter hilft.
Kündigung oder Firmenwechsel wäre bestimmt nicht richtig!
Wie immer, meine Einstellung!
Servus und Kopf hoch!

12.10.2023 03:36 • x 2 #8


A


Hallo Moungi,

x 4#9


Dys
Was gerne mal vergessen wird, ist, das der Hausarzt, sofern er keine zusätzliche entsprechende Qualifikation hat, bei längeren Krankschreibungen diese auch gegenüber dem MD begründen und vertreten muss. Daher ist es zweckmäßig und ohnehin ratsam, bei psychischen Problemen zum Facharzt zu gehen. Und das steht ja jedem Frei.

Ich hatte noch nie erlebt, dass Psychiater mit Krankschreibungen geizen, sofern eine Erkrankung diagnostiziert wurde. Zwar bekommt man heutzutage Termine beim Facharzt auch erst nach einer gewissen Wartezeit, doch da springen Hausärzte dann doch meistens in die Breche und schreiben zumindest bis zum Termin beim Facharzt krank.

Ich habe zweimal aus gesundheitlichen Gründen Jobs gekündigt und bekam keine Sperre von der BA weil mein Psychischer dies gegenüber dem MD der BA begründen konnte. Das konnte er als Facharzt überzeugend tun. Ein Allgemeinmediziner wird da eher in seiner Profession nicht so anerkannt, oder zumindest kritisch beäugt. Ansonsten wird der MD der BA ohnehin eine Begutachtung durchführen, wenn man aus gesundheitlichen Gründen gekündigt hat. Es ist also zumindest empfehlenswert, sofern der Job das hauptsächliche Problem für die Gesundheit darstellt, sich tatsächlich nach etwas anderem umzuschauen und sich entsprechend zu bewerben, damit man idealerweise garnicht zum Kunden der BA wird. Eine Krankschreibung durch einen Facharzt kann einem dazu Luft verschaffen. Die endgültige Lösung ist sie aber auch nicht.

Den Hausarzt wechseln, würde ich nur, wenn er auch sonst keine gute Arbeit leisten würde, in dem Rahmen wie man sie von einem Hausarzt erwarten kann. Für eventuelle Ansprüche an Institutionen gleich welcher Art, sind Befunde von Fachärzten ohnehin die entscheidenden und werden entsprechend überprüft und die jeweiligen Ärzte werden dann auch diesbezüglich abgefragt. Der Hausarzt kann bestenfalls eine allgemeine Auskunft geben, bezüglich der Sachen weswegen man halt üblicherweise zum Hausarzt geht und die sich ja meistens auch schnell wieder durch eine Genesung erübrigt haben.

Letztlich liegt die Entscheidung über welche Vorgehensweise auch immer, nur bei einem selbst und braucht man Unterstützung, muss man selbst in diese Richtung aktiv werden. Das ist leider so. Gerade wenn es irgendwie mal erforderlich ist, Leistungen von wem auch immer zu beziehen, sollte man die richtigen Karten ausspielen können und um bei der Parabel vom Kartenspiel zu bleiben. Facharzt schlägt Hausarzt und Gutachter schlägt Facharzt und sollte man nicht über besondere Trümpfe verfügen, kanns auch mal schief gehen in einer Runde. Aber eine verlorene Runde muss ja nicht das Ende sein.

12.10.2023 09:17 • x 3 #9

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