wozu
- 197
- 7
- 237
Mein Leben mit Depressionen ist jetzt schon ziemlich lang, wenn ich genauer nachdenke, schon über 20 Jahre. Mehrmals war ich in der Klinik, das letzte Mal vor 31/2 Jahren und zwar 9 Monate lang.
Nach der anschließenden Reha habe ich versucht, mein Leben ganz umzukrempeln.
Ich bin in eine andere Stadt gezogen und habe versucht hier neu anzufangen.
Ich weiß, man nimmt sich immer selbst mit, aber es ist eine ganze Zeit lang relativ gut
gegangen.
Obwohl auch hier einiges schief gelaufen ist. Zur gleichen Zeit wie ich, fing auch mein neuer Dienstvorgesetzter, den ich aus dem Studium kannte und während einer Fortbildung auch schätzen gelernt hatte, hier an. Leider wurde er schon nach wenigen Wochen sehr krank und starb ein paar Monate später. Das war für unser gesamtes Team ein herber Schlag und es hat mich ganz schön runtergezogen. Es dauerte fast ein ganzes Jahr, bis ein Neuer kam.
Als Team haben wir dann eine längere Fortbildung mit mehreren Modulen und 2 - jähriger Fachbegleitung gemacht, weil wir jetzt alle in größeren Räumen unseren Dienst ausüben.
Obwohl wir alle unterschiedlich sind, erlebe ich das Team als gut. Jede(r) kann sich einbringen und nach seinen Fähigkeiten und Arbeitsfeldern arbeiten, es herrscht auch ein guter Austausch und auch menschlich klappt es ganz gut zwischen uns. Vielleicht sollte ich noch dazu sagen, dass ich die einzige Frau in unserem Team bin (insgesamt sind wir 7).
Das heißt für mich schon, dass ich auch immer die weibliche Perspektive vertrete, zumal ich in einer Institution tätig bin, in der Männer das Sagen haben, die Angesprochenen aber meistens weiblich sind.
Ja, und dann kam Corona.
Viele sagen, es wäre jetzt nicht so viel zu tun. Ich empfinde es als äußerst kräfteraubend. Ständig überlegen, wie können Menschen zusammen kommen ohne sich zu begegnen, obwohl wir das im Grunde unseres Herzen ja eigentlich ermöglichen wollen.
Eigentlich vertrautes muss ganz neu gedacht werden. Es ist so anstrengend und ich fühl mich tierisch erschöpft - wenn ich ehrlich bin - viel mehr als das.
Ich kann nicht mehr und ich spüre, wie die dunklen Gedanken sich einnisten und das Schwere mich umhüllt.
Danke fürs Lesen
wozu