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Erster dissoziativer Zustand?

R
Hallo liebe Foris,

ich kenne mich mit dem Thema der Dissoziation nicht aus, weil ich bis heute nie damit zu tun hatte.
Heute morgen ist mir aber folgendes passiert:
Ich weiß dass ich auf der Couch gesessen, Fernsehen geschaut und wieder viel geweint und an meinen Exfreund und die ganze Situation gedacht hab, mich wieder extrem hoffnungslos, verzweifelt und einsam gefühlt hab.
Das ich auf dem Fußboden gesessen, ein bestimmtes Lied gehört und meine Halskette in der Hand gehalten hab, die ja ein Geschenk von ihm war und die ich deshalb nicht mehr trage.
Aber dann konnte ich mich kaum noch daran erinnern, als hätte ich das garnicht selbst erlebt. Als würde ich durch dicken Nebel schauen.
Und ich konnte mich auch kaum an ihn erinner, so als würde ich ihn nur von Fotos oder Videos kennen, aber ihm nie persönlich begegnet sein.
Besser kann ich es leider nicht beschreiben.

Ich schrieb das dann in einer Mail an meine Therapeutin weil es mir große Angst machte, selbst das fühlte sich unwirklich an.

Es besserte sich dann im lauf der nächsten Stunde wieder, aber ich fürchte mich wirklich davor dass das nochmal passiert.
Ich hab mich so merkwürdig gefühlt, als wäre ich garnicht wirklich da und ich glaube ich hätte in dem Moment allen möglichen Blödsinn anstellen können, auch Dinge die mir selber schaden.

Was das wirklich eine Dissoziation? Warum ist mir das passiert, wenn das bisher nie passiert ist?

25.02.2021 13:54 • x 3 #1


T
Schade, dass hier keiner antwortet. Dabei ist das Thema gerade sehr interessant.

26.02.2021 23:26 • x 1 #2


A


Hallo Roselin,

Erster dissoziativer Zustand?

x 3#3


Greta
Liebe @roselin,

ich kann gut nachvollziehen, wie beängstigend diese merkwürdige Situation für dich gewesen sein muss

Vor vielen Jahren habe ich mal eine ähnliche Erfahrung gemacht.
Damals bin ich nach einem traumatischen Erlebnis komplett aus mir ausgestiegen, habe weiterhin funktioniert, mir aber selbst dabei von oben zugesehen.
Ich denke, die Seele schützt sich auf diese Weise, in dem sie erstmal auf Abstand geht zu den schmerzhaften Gefühlen. Wäre ich damals nicht in die Dissoziation gekommen ... ich wäre wohl komplett ausgetickt und zusammengeklappt.

Du selbst bist ja an dem besagten Morgen in ein regelrechtes Tief geraten, warst total verzweifelt und deine Schmerzen haben sich noch verstärkt, indem du die Musik hörtest und die Halskette in den Händen hieltst.
Vielleicht konnte deine Seele diesen tiefen Schmerz einfach nicht mehr aushalten und hat sich deshalb kurz mal abgeschaltet?

Angst deswegen brauchst du erstmal nicht zu haben.
Du kannst dich künftig selbst schützen, indem du darauf achtest, nicht mehr so tief in den Schmerz zu gehen. Kommen die Gedanken und Erinnerungen, die dich so traurig machen, dann lenke dich ab. Ja, ich weiß, das sagt sich immer so leicht. Vielleicht kannst du spazierengehen oder eine Freundin anrufen?
Musik auflegen, die nichts mit der Situation zu tun hat und dazu wild durchs Zimmer tanzen (sieht ja keiner).
Duschen... Shoppen .... alles, was dich ablenkt, hilft.

Hat deine Therapeutin auf deine Mail geantwortet?

Alles Liebe für dich
Greta

27.02.2021 10:27 • x 2 #3


buddl1
die einen meinen, Zitat:

Was passiert bei einer Dissoziation?
Im Zustand des "dissoziativen Stupor" bewegen sich die Betroffenen kaum oder gar nicht mehr. Sie sprechen fast nicht, sind völlig inaktiv, reagieren nicht mehr, essen und trinken nicht. Von "Depersonalisation" ist die Rede, wenn das eigene Selbst als verändert, entfremdet und unwirklich wahrgenommen wird.
andere Zitat:

Was ist ein Dissoziativer Zustand?
Dissoziative Störungen beziehen sich auf trauma- und stressbezogene Störungen (akute Belastungsreaktionen und posttraumatische Belastungsstörungen). Menschen mit stressbezogenen Störungen können an dissoziativen Symptomen wie Amnesie, Flashbacks, Abgestumpftheit und Depersonalisation/Derealisation leiden

so bei Google
all dass ist nicht unbedingt bei dir so zu lesen.
das man zutiefst traurig ist, nach einer beendigten Beziehung, alles ohne jeglichen Sinn mehr sieht,
davon kann wohl jeder berichten. Aber dies einer Dissoziation gleich zuzuordnen?
das sollte deine Thera, oder ein Facharzt letztlich beurteilen.

manchmal ist es so, dass man sich nicht wiedererkennt, ein sogenannte zweites ich.
viele geben diesen auch einen eigenen Namen, lassen darin eine eigene Persönlichkeit sich entwickeln.
sie Handeln, Reden und fühlen auch jeder für sich oder unbestimmt und doch kommt es der Sache nicht abschließend näher.

man schaut auf sich selbst herab,
fragt sich,
wer bin ich, was bin ich?

und wenn man zurück ist so wie du nun sich fragt,
will ich auch so sein, sich so zu sehen, sich anzunehmen?

wenn die Tage wieder länger werden,
die Natur neu mit all den bunten Farben wieder erwacht,
deine Erinnerungen an den Freund verblassen werden.
es war nur eine Momentaufnahme im dunkel der Nacht...
buddl1,

28.02.2021 12:43 • #4


T
Zitat:
Was ist ein Dissoziativer Zustand?
Dissoziative Störungen beziehen sich auf trauma- und stressbezogene Störungen (akute Belastungsreaktionen und posttraumatische Belastungsstörungen). Menschen mit stressbezogenen Störungen können an dissoziativen Symptomen wie Amnesie, Flashbacks, Abgestumpftheit und Depersonalisation/Derealisation leiden

so bei Google
all dass ist nicht unbedingt bei dir so zu lesen.


Also, ähm, ich finde schon:

Zitat:
Aber dann konnte ich mich kaum noch daran erinnern, als hätte ich das garnicht selbst erlebt. Als würde ich durch dicken Nebel schauen.
Und ich konnte mich auch kaum an ihn erinner, so als würde ich ihn nur von Fotos oder Videos kennen, aber ihm nie persönlich begegnet sein.
Besser kann ich es leider nicht beschreiben.

Ich schrieb das dann in einer Mail an meine Therapeutin weil es mir große Angst machte, selbst das fühlte sich unwirklich an.

28.02.2021 15:07 • #5


U
Liebe Roselin,

ich hoffe, es bringt dir noch was, wenn ich jetzt antworte. Ich möchte dir ein bisschen von meiner Geschichte erzählen, damit du besser verstehen kannst, wieso eine Disso. nicht unbedingt schlecht ist.

An mehr als mein halbes Leben kann ich mich nicht mehr erinnern, da es verschiedene Traumata gab.
Bei mir war das letzte Ereignis ein schwerer Verkehrsunfall gegen Ende 2017. In so einer Situation schützen Seele und Geist sich, indem sie sich auf Standby, auf Autopilot stellen.
Man funktioniert, aber man bekommt es nicht richtig mit.
Ich konnte in der Situation meinem Ersthelfer zB genau erzählen, dass meine Schulter oder mein Schlüsselbein gebrochen sein muss, weil ich den Arm ab einem bestimmten Punkt nicht bewegen konnte. Ich habe Auskunft gegeben, welche Medikamente ich nehme, was genau passiert ist, Name und Anschrift von mir und meinem damaligen Freund usw.
Mein Gehirn hat zu diesem Zeitpunkt alle Funktionen heruntergefahren, die nicht überlebenswichtig waren oder mein Überleben sogar gefährdet hätten - dazu gehörte eben auch das bewusste Erleben.
Wäre mir voll bewusst gewesen, was in diesen Momenten passierte - ich bzw meine Seele hätte es vermutlich nicht überlebt.
Es ist also absolut wichtig, dass Körper und Geist in solchen Situationen auf Notbetrieb umstellen.

Dass dir das Angst macht, ist absolut verständlich. Ich finde deine Reaktion, deiner Therapeutin zu schreiben, richtig klasse und stark!
Deine vergangene Beziehung und dein Exfreund scheinen dich noch sehr zu beschäftigen, oder?
Wie hier schon geschrieben wurde, hat sich deine Seele davor geschützt, zu tief in diesen Schmerz zu versinken. Ich würde dir raten, auf jeden Fall mit deiner Therapeutin nochmal die Beziehung zu besprechen.
Vielleicht gibt es hier noch Redebedarf oder unverarbeitete Themen?

Mit deiner Therapeutin solltest du auch besprechen, was du in solchen Situationen für dich tun kannst, wenn der Schmerz zu heftig wird. Ablenken, darüber reden, dich mit jemandem treffen? Es ist wichtig, dass man weiß, wie man aus dieser scheinbar ausweglosen Situationen entkommen kann.

Ich wünsche dir, dass du mit der Hilfe deiner Therapeutin und gerne auch des Forums einen guten Umgang damit finden kannst.

Alles Liebe,

undefined

01.03.2021 12:20 • x 1 #6


R
Hey ihr Lieben, ich danke euch für eure Antworten!

Meine Therapeutin hatte dieses Erlebnis natürlich dann mit mir besprochen und es mir auch so erklärt wie ihr: Dass zu diesem Zeitpunkt meine Seele in den Schutzmodus gegangen ist.
Sie hat mir auch paar Sachen genannt die ich machen kann, damit das möglichst nicht nochmal passiert, weil sie meinte dass die Dissoziation an sich erstmal natürlich gut ist, aber da ich sowieso schon jemand bin der Gefühle unterbewusst abspaltet, sollte das Dissoziieren möglichst nicht passieren.

Es ist mir seitdem auch nicht nochmal passiert, stattdessen bekomme ich so Anfälle? in denen ich von einzelne unfassbar schmerzvollen Gedanken und den zugehörigen Emotionen nicht los komme, sondern mich regelrecht reinsteigere bzw. immer tiefer rein rutsche.
Dann kann ich die Emotionen kaum aushalten, hab Angst und Panik, zittere, weine bitterlich, bekomm kaum Luft usw.
Die Therapeutin nennt es Panikreaktion.

Das schlimme ist, dass ich diese Wellen nicht stoppen kann. Glücklicherweise hält der Körper sowas nicht lange aus, aber ich bin dann wirklich immer so verzweifelt und hilflos und panisch dass ich nicht mehr raus komme.

15.03.2021 10:01 • x 1 #7


U
Hey Roselin,

super, dass du das mit deiner Therapeutin so besprechen konntest! Es ist ein bisschen leichter, wenn man weiß, was und wieso es geschieht, finde ich.
Vielleicht magst du dich mal zum Thema Skills einlesen - das sind Methoden, die dir helfen können, dich aus solchen Zuständen rauszuholen bzw dich wieder zurück ins Hier und Jetzt zu bringen.
Ich habe zum Beispiel rund um die Uhr einen Igelball dabei, einen Akkupressurring für die Finger, einen Handschmeichler-Stein und ein Duftöl. Je nach Situation hilft mir etwas anderes besser.
Wenn ich zB Krampfanfälle bekomme, nehme ich den Igelball in die Hand, damit ein starker sensorischer Reiz ankommt - auf den vresuche ich mich dann zu konzentrieren.

Vielleicht kennst du schon Dinge, dir dir helfen können - wenn nicht, dann lies dich dazu gerne mal ein, es gibt hier ganz tolle Beiträge dazu!

Wenn du Fragen hast, frag gerne.

Alles Liebe,

undefined

18.03.2021 09:59 • x 1 #8

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