Diese Beiträge sind schon wieder ein gutes halbes Jahr alt...
Aber aus gegebenem Anlass eine kleine Aktualisierung: Vieles, was mich damals belastet hat, ist inzwischen nicht mehr so drastisch für mich.
Ich glaube, meine Wahrnehmung hat sich sehr verändert. Den Sommer über habe ich in einer sozialen Einrichtung gearbeitet, mein Examen ein halbes Jahr verschoben, und versucht, mit mir selbst wieder mehr klarzukommen. Das Alleinsein auszuhalten, und mich sinnvoll zu beschäftigen, statt zwanghaft neue Kontakte zu suchen. Ich habe manchmal sogar abgesagt, wenn mich Leute gefragt haben, ob ich was machen will - früher ein totales Unding für mich, heute schon viel normaler.
Trotzdem haben sich meine Kontakte zu anderen sehr verbessert. Ich habe in den letzten Wochen einige Leute kennengelernt, mit denen sich langsam etwas entwickelt. Obwohl ich grade für mein Examen lerne, nehme ich mir gern die Zeit für diese neuen Kontakte, weil sie mir so guttun. Aber ich nehme mir auch Zeit für mich, wenn ich sie brauche.
Ich kann wieder mit anderen sprechen! Monatelang war mir das nicht möglich. Ich hab immer krampfhaft nach einem Thema gesucht und vor mich hingeplappert, um das Schweigen zwischen mir und anderen zu füllen. Jetzt kann ich mich wieder unterhalten. Es ist eine Befreiung für mich.
Mir hat Tagebuchschreiben sehr geholfen. Fast jeden Tag habe ich aufgeschrieben, was mich beschäftigt.
Dadurch konnte ich gelassener mit Situationen umgehen, die für mich Ablehnung meiner Person bedeuten (übergangen werden, nicht eingeladen sein). Ich bin zwar nicht zum Optimisten geworden, aber gelassener. Es ist schon Monate her, seitdem ich jemand anderem ein schlechtes Gewissen gemacht habe, weil er sich nicht gemeldet hat.
Allerdings sind einige Freundschaften und Bekanntschaften nicht mehr reparierbar gewesen. Von diesen Menschen habe ich mich innerlich verabschiedet, so gut es eben geht. Aber um manche Verluste trauere ich immer noch. Wenigstens kenne ich jetzt den Grund für die Ablehnung, die ich erfahren habe, und weiß, dass es nicht an sozialer Unattraktivität gelegen hat, sondern an meinem Klammern und meiner Bedürftigkeit.
Wenn ich den Impuls verspüre, mich diesen Gefühlen von Minderwertigkeit hinzugeben, entferne ich mich inzwischen aus der Gesellschaft anderer. Ich schreibe diese Gefühle auf, denke über sie nach, und verarbeite sie für mich. Das klappt schon ganz gut, auch wenn es oft anstrengend ist und Zeit braucht.
Danke an euch alle für eure Unterstützung in dieser schweren Zeit.
Liebe Grüße! Eure Isi
21.10.2010 15:42 •
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