Isi
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ich hoffe, es ist nicht zu banal, was ich hier schreibe...
Oft denke ich, dass ich zuviel von anderen erwarte. Und vielleicht auch von mir selbst.
Ich habe an mich selbst den Anspruch, höflich mit anderen umzugehen, mich zu melden, zu helfen, wenn man mich braucht, zuzuhören. Meines Wissens nach habe ich diesem Anspruch immer weitestgehend genügt, auch wenn es anstrengend war. Für mich ist es z.B. schlimm, jemanden nicht einzuladen, auch wenn ich vielleicht im Moment keine Lust habe, diese Person zu sehen. Ich denke dann, wie kränkend es für diese Person wäre, übergangen zu werden und melde mich trotzdem. Es wäre für mich undenkbar, jemandem nicht zu helfen, wenn Probleme auftreten wie Umzug, Trennung, Familienkonflikte etc.
Die Sache hat einen Haken: Das, was ich für andere tue, erwarte ich umgekehrt auch von ihnen. Für mich ist es schrecklich, nicht eingeladen zu werden, weil jemand grade keine Lust hat, mich zu sehen. Ich fühle mich total verraten und verloren, wenn ich Probleme habe und jemand sich dafür keine Zeit nimmt. Ich nehme es persönlich, wenn mir andere absagen oder mich übergehen. Ich hasse es, wenn Menschen Abstand von mir nehmen, und kann es ihnen nicht verzeihen. Dann fühle ich mich ausgenutzt und weggeworfen.
Es ist schwer, die Grenze zu ziehen und zu erkennen, wer mich tatsächlich ausnutzt und wer vielleicht nur einen schlechten Tag hat. Ich denke immer sofort, dass alle mich hassen, wenn sie nicht so freundlich/aufmerksam/zugewandt sind wie sonst. Ich nehme jede Kritik persönlich, also darf mich keiner kritisieren, weil ich mich sonst noch mehr abgelehnt fühle.
Manchmal denke ich, dass meine Art, über die Dinge zu urteilen, total falsch ist. Ich fühle mich wie ein kathegorischer Imperativ in Menschengestalt, der engstirnige Moralvorstellungen vertritt, die andere nur einengen. Aber ich kann mich nicht identifizieren mit Aussagen wie wenn ich keine Lust habe, meld ich mich auch mal ein Jahr nicht bei Freunden. Es geht einfach nicht. Ich halte das für böse und schlecht.
Erst vor ein paar Wochen habe ich zu meiner früheren besten Freundin den Kontakt abgebrochen, weil sie sich bei mir ein halbes Jahr nicht gemeldet hat und mich nicht zu ihrem Geburtstag eingeladen hat. Ich weiß, wie kindisch das klingt. Aber ich konnte einfach nicht mehr. Es hat mich innerlich zerfressen, wenn ich nur ihr Bild bei studivz gesehen habe. Ich habe sie am Ende gehasst für das, was sie mir angetan hat.
Und dann wieder denke ich, wie egoistisch das von mir ist. Dass ich vielleicht die Grenzen anderer durch meine hohen Erwartungen permanent übertrete. Dass ich keine Schwächen bei anderen akzeptiere. Und damit eigentlich die anderen gar nicht so respektiere, wie sie sind. Aber trotzdem. In meinen Augen hat sie mich verraten. Andere wären vielleicht genervt oder sauer, aber für mich hat sie durch ihr Verhalten alles zerstört, was ich an ihr jemals gemocht habe. Ganz egal, dass ich selbst weiß, wie unbarmherzig ich bin, ich kann nicht anders, ich fühle das so. Und ich weiß, das klingt alles andere als sympathisch. Wer möchte schon so sein?! Wer möchte schon einen Freund, der so denkt?! Der nichts verzeiht und alles persönlich nimmt?! Kann sein, dass mir niemand hier antwortet, weil euch ein solches Verhalten abstoßend vorkommt. Aber das Risiko gehe ich ein.
Also:
Was haltet ihr davon? Geht es jemandem wie mir? Ich bin momentan ratlos, weil ich das Problem zwar sehe, aber nicht weiß, wie ich es lösen soll. Hat jemand einen Rat für mich?
Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt, hier mitzulesen und/oder zu antworten.
Viele Grüße, Isi