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Es gibt absolut keine Belohnung im Leben

ParanoidAndroid
Ich bereue so ziemlich alles, was ich bisher in meinem erwachsenen Leben getan habe, v.a. entschieden. Wenn ich eines gelernt habe, ist, dass sich nichts lohnt, und ich am besten lieber gar nichts gemacht hätte.

Vor gut acht Jahren habe ich mich, wie viele anderen naiven Abiturienten auch, dafür entscheiden, zu studieren. Ich freute mich voller Erwartung auf mein neues Leben, und hatte keinerlei Ahnung, was mir blühen würde. Ich zog aus meiner Heimat am Ar. der Welt in eine teuere Stadt, weil dort ja eine der (angeblich) besten Universitäten dort ist.

Schon im ersten Semester war mir klar, dass ich mich auf eine Hölle eingelassen hatte. Natürlich ist aller Anfang schwer. Ich kam aber niemals mit dem Druck klar. Nicht nur das Studium. Zum ersten Mal hatte ich alle Pflichten eines Erwachsenen. Um überhaupt mithalten zu können, war das Studium für mich mehr als ein Vollzeit-Job. Oft hatte ich, selbst an Wochenenden, kaum ein paar Stunden frei für irgendwas anderes.

Und schon im ersten Semester bekam ich es mit den Schlafproblemen zu tun. Ich bekam vor einer Klausur genau null Schlaf. Seitdem hatte ich immer so viel Angst vor Schlafmangel, dass es alles nur noch verschlimmert hat. Im zweiten Semester bestand ich mehrere Klausuren nicht, als ich je mehr als 48 Stunden vorher nicht geschlafen hatte.

Unter diesem schlechten Stern habe ich dann den Rest meines Studiums aushalten müssen. Nur durch pure Sturheit habe ich es ausgehalten. Es ist schon irgendwie ein Wunder, dass ich all das überlebt habe. Ich wünschte nur, ich hätte es nie getan.

Auch die Bedingungen, unter denen man leben musste. Für so viele von uns ist das normal. Normal, dass man auf minimalem, engstem Raum zusammenleben muss, immer pleite ist, sich nichts gönnen kann, und all das in Ordnung ist - da es ja irgendwann vorbei sein würde.

Genau diese Mentalität - durchhalten, es muss ja *irgendwann* besser werden - fasst so ziemlich meine gesamten ersten sechs Jahre als Erwachsener zusammen.

Nach den ersten paar Semestern war ich verzweifelt genug, um 'experimentelle Schlafrhythmen' und Schlafmittel zu probieren. Es entwickelte sich eine starke Abhängigkeit von Schlafmitteln. Mir stärkere, rezeptpflichtige verschreiben zu lassen, hat es nur noch schlimmer gemacht. Manchmal dachte ich, ich hätte meinen Tastsinn verloren, so stark hat mich an manchen Tagen betäubt.

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Nachdem ich 22 wurde, sah ich immer weniger Hoffnung. Ich war mit jedem Aspekt meines Lebens höchst unzufrieden, und sah mich mit jedem Jahr nur miserabler werden. Das alles eine große Enttäuschung war, ist eine Untertreibung. Ich dachte mir, wenn es in zwei Jahren nicht deutlich besser ist, möchte ich nicht mehr leben.

Vollkommen, ohne das jemals bei meinem Hausarzt zu erwähnen, wurde mir dort das erste Mal Depression diagnostiziert. Ich beantwortete die Fragen, und bekam danach das erste Mal Mirtazapin verschrieben.

Ich war die ersten Wochen und Monate echt zufrieden damit. Denn ich konnte damit erstmal halbwegs vernünftig schlafen. Und dachte mir, es würde ja auf Dauer meine Stimmung verbessern, und damit würde alles besser, richtig?

Die Hoffnung hielt nicht lange an. Mein Arzt riet mir u.a. zu Änderungen in meinem Lebensstil, also v.a. dass ich mal Sport machen sollte. Darauf habe ich auch gehört. Ich wurde erstmal zum Jogger, und habe es trotz allem durchgezogen. Nur eine weitere falsche Hoffnung, dass es einem dadurch besser geht. Die Dosis des Antidepressivums wurde erhöht. Betäubt halt noch mehr. Abgesehen davon kann ich bis heute keinen Unterschied feststellen.

Die Situation ab 2020 hat alles nur noch schlimmer gemacht. Mit den Corona-Lockdowns wurden viele in die totale soziale Isolation getrieben. Es gehörte einfach dazu, dass man seine Kommilitonen täglich sieht. Nun spielte sich mein fast ganzes Leben auf wenigen Quadratmetern ab.

Das hat es echt nochmal auf eine neue Ebene gehoben. Ab dann hatte ich Sport bitter nötig. Fast alles andere spielte sich nur noch im Home Office ab. Die Leute an der Kasse im Supermarkt waren so ziemlich die einzigen, mit denen ich 'in real life' gesprochen habe. Unsere tollen Klausuren durften wir mit FFP2-Masken schreiben. Und bitte immer alle schön 'Social Distancing'.

Irgendwann hatte ich echt genug vom Laufen. Nicht, dass es jemals wirklich 'Spaß' gemacht hätte. Als die größten Lockdowns vorbei waren, fing ich im nächsten Fitnessstudio an. Ich meinte es richtig ernst, und glaubte wirklich, mein Leben dadurch verbessern zu können.

Dann letztes Jahr die finale Abschlussarbeit war nochmal extra furchtbar. Man wird als Student übel ausgenutzt. Offiziell sind es je sechs Monate, aber inoffiziell muss man noch ewig lang Vorarbeit leisten, um offiziell damit anfangen zu dürfen. Ich wurde im Sommer fertig. Bekam sogar eine top Note (nichts Besonderes). Am Ende hatte ich zwar mehrere Semester zu lang gebraucht, aber immerhin einen guten Abschluss.

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War es das alles wert? Nein, absolut verdammt nochmal nein. Es geht mir heute schlechter als je zuvor.

Ich zog nach dem Abschluss zu meiner Mutter zurück, es sollte ja nur kurzfristig sein. Ich dachte, ich würde schnell einen Job bekommen, und danach schnell eine Wohnung.

Es hat fünf Monate gedauert, bis ich meinen ersten Vollzeit-Job nach dem Studium bekommen habe. Um fair zu sein, lag es überwiegend an mir, denke ich zumindest. Mit jeder Absage wurde meine Motivation geringer. Eine einzige Absage auf einen meiner Traumjobs reichte jeweils, um mir die Nacht zur Hölle zu machen.

Aber ich hatte Erfolg. Meine Stelle war nicht gerade meine erste Wahl, aber naja. Ich konnte nicht mehr länger warten. Als NEET zu leben nach dem Studium, für mich gab es keine schlimmere Vorstellung. Ich hatte das Glück, nette Kollegen zu haben, und erstmal remote, also wieder nur Home Office arbeiten zu können.

Ich merkte sehr bald, dass remote arbeiten Grundvoraussetzung überhaupt ist, v.a. wenn man nicht in einer Großstadt wohnt.

Bald begab ich mich auf die Wohnungssuche, in der Stadt meines Arbeitgebers. Die Realität haute mir ein weiteres Brett vor den Kopf. In den nächsten paar Monaten verschickte ich über 100 Anfragen auf Plattformen wie ImmoScout usw. Jedenfalls hatte ich so ziemlich alles, was Vermieter sich wünschen - eine Schufa-Auskunft, Gehaltsnachweise, usw. usf. Trotzdem wird man damit immer noch in ca. 85% der Fälle komplett ignoriert.

Die paar Male, die ich tatsächlich zu einer Wohnungsbesichtigung eingeladen wurde, musste ich dann jeweils mein halbes Wochenende verbringen, im Zug dorthin und zurück zu fahren. Nur, um dann jeweils enttäuscht zu werden. Man hat wohl, nachdem man eingeladen wurde, gefühlt 1% Chance, die Wohnung auch zu bekommen.

Ich dachte, es würde besser, nachdem ich drei Monate hinter mir hatte. Und danach, als ich sechs Monate = Probezeit hinter mit hatte. Irgendwie wurde es gar nicht einfacher. Ist anscheinend aktuell quasi unmöglich, irgendwo in irgendeine Stadt eine Wohnung zu bekommen?

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Jedenfalls ist fast alles noch schlimmer geworden.

Ich muss immerhin zugeben, dass (bisher) das Berufsleben für mich deutlich entspannter ist als das als Student. Und außerdem habe ich jetzt erstmal genug Geld. Aber für was genau? Ich wohne jetzt seit gut einem Jahr wieder im Elternhaus, und zwar gegen meinen Willen. Der Job ist nicht 'erfüllend'. Dafür ewig studiert zu haben, ist bitter.

Auch mit einer der allerschlimmsten Aspekte ist der endgültige Zusammenbruch meines Soziallebens. Es hat sich herausgestellt, was ich schon 2020 geahnt habe: Uni-Freunde sind keine richtigen Freunde. Und die allermeisten werden einen nur ghosten. Ich wohne hier jetzt nicht mehr in einer Stadt, sondern mitten auf dem Land im nirgendwo. Hier ist niemand in meinem Alter. Es gibt hier keine sozialen Kontakte, die ich neu knüpfen könnte.

Arbeiten, Fitness, Fernseher glotzen, und ständig Wohnungsanfragen verschicken - mehr kann ich nicht machen in meinem Leben.

Dem lokalen Arzt zu erklären, dass ich Medikamente brauche, war leicht genug. Wenn man dann versucht, hier in der Gegend Therapie zu bekommen, wird man auf Wartelisten verwiesen, die min. 8 Monate lang sind.

Was ich mir zu einem nächsten Geburtstag wünsche? Eine Kugel im Kopf!

Das System ist gegen welche wie mich. Wenn der Wirtschaft Millionen entgehen, weil es wieder einer weniger ist, ist das mir recht. Als der Krieg vor ca. anderthalb Jahren angefangen hat, war es mir gleich, ob ich jetzt im Krieg gegen irgendwelche Russen verrecken muss oder nicht.

Wenn ich gewusst hätte, wie mein Leben heute sein würde, hätte ich es schon vor vielen Jahren beendet. Es gibt für nichts eine Belohnung. Was einem versprochen wurde, hat sich alles als Lüge herausgestellt. Ob man sich anstrengt oder nicht - der Unterschied ist nicht viel mehr als ein Wimpernschlag.

21.08.2023 05:20 • x 6 #1


Ell
@ParanoidAndroid mich berührt dein Text.
Ich lese, dass du sehr viel getan hast, damit es dir besser geht. Corona lock down Studenten kenne ich einige die sehr gelitten haben. Jetzt bist du durch damit und es braucht Zeit, um sich in ein erfülltes Leben zurück zu kämpfen. Gerade für alle, die sich durch diese unsägliche Phase total isoliert gefühlt haben. Das ist schwer! Ich würde dir wünschen, dass du mehr Erfolg bei der Wohnungssuche hättest um erstmal in die Stadt zu kommen, in die Nähe deiner Arbeit und Kollegen.
Du verdienst ganz gut, wäre es eventuell eine Idee dass du dir eine kleine Übergangswohnung suchst um dann in Ruhe eine Wohnung oder vielleicht WG zu finden?
Auch könntest du dort evtl eine Selbsthilfegruppe Depression suchen , wenn du dir so einen Austausch vorstellen kannst. Naja wenn du nicht am A …der Welt wohnst gibt es mehr Möglichkeiten…ich wünsche dir von ganzem Herzen die Kraft erstmal weiter zu suchen. Wenn es dir zu schlecht gehen sollte kannst du auch in eine Klinik gehen, Tagesklinik um therapeutisch Hilfe zu bekommen…
Nun denn das ist mir beim lesen deines Textes in den Kopf gekommen. Du bist gerade am Anfang deines Erwachsenenlebens, mir erging es in deinem Alter ähnlich und irgendwie ging es immer weiter mit Guten sowie miesen Phasen, weitermachen war manchmal schwer, aber dennoch hat es sich gelohnt weiterzumachen.
Liebe Grüße und Kraft und für heute einen guten Tag Ell

21.08.2023 08:23 • x 6 #2


A


Hallo ParanoidAndroid,

Es gibt absolut keine Belohnung im Leben

x 3#3


Lilly-18
Auch mich hat dein Text sehr berührt. Vor allem, dass du noch so jung bist und schon so enttäuscht vom Leben.
Ich könnte natürlich sagen, es kommen auch wieder bessere Zeiten. Aber das wirst du im Moment nicht spüren.
Es tut mir sehr leid für dich, dass du bisher alles als Qual empfunden hast. Natürlich war die Corona-Zeit sehr belastend und der Mythos vom lustigen Studentenleben ist wirklich ein Mythos. Meine Tochter hat Pharmazie studiert und war am Ende ihres Studiums ein Wrack.
Ich weiß, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist, vor allem wenn man unter Depressionen leidet. Es gibt Menschen, die von Natur aus positiv sind, die ein sonniges Gemüt haben und scheinbar mühelos durchs Leben gleiten.
Dazu gehörst du nicht. Und ich auch nicht.
Aber ich schaffe es immer wieder, jeder Situation etwas Positives abzugewinnen. Nach vorne zu schaun und auf bessere Zeiten zu hoffen.
Sport tut mir tatsächlich gut. In einem vernünftigen Maß, nicht übertrieben.
Du solltest dir Freunde suchen, die eine positive Ausstrahlung haben. Vielleicht nette Kollegen? Oder im Fitnessstudio?
Ansonsten finde ich deine aktuelle Situation gar nicht so schlimm. Die Belohnung deines Studentenstresses hast du, indem du einen guten Job gefunden hast. Dass du zuhause wohnen kannst ist ein großes Glück. Von dort aus kannst du in Ruhe eine Wohnung suchen und hast keinen Druck. Außer du hältst es bei deinen Eltern nicht aus, weil das Verhältnis nicht gut ist. Aber davon schreibst du nichts.
Sehe es als Sprungbrett in ein neues, gutes Leben. Ich bin mir sicher, du wirst deine Belohnung noch bekommen.

21.08.2023 09:03 • x 3 #3


Pilsum
Hallo Andriod,,

Deine Enttäuschung ist leider sehr groß. Aber da stellt sich auch eine Frage. Ist die von Dir beschriebene
Enttäuschung nicht ein fast normaler Weg, zum Übergang von einem jungen, noch an viele Ideale glaubenden
Menschen zu einer erwachsenenen, realistisch denkenden Person?

Zitat von ParanoidAndroid:
Wenn ich eines gelernt habe, ist, dass sich nichts lohnt, und ich am besten lieber gar nichts gemacht hätte.

Deine derzeitige Sichtweise teile ich nicht. Natürlich bin ich auch inzwischen 70 Jahre geworden.
Habe auch vieles ähnliche erlebt, wie Du es beschreibst.

Zitat von ParanoidAndroid:
Ob man sich anstrengt oder nicht - der Unterschied ist nicht viel mehr als ein Wimpernschlag.

Das sehe ich komplett anders. Natürlich kommt es darauf an, was Du erwartest.

Zitat von ParanoidAndroid:
Das System ist gegen welche wie mich.

Was bist Du denn für jemand?
Das solltest Du ja so langsam gemerkt haben. Unser Gesellschaftssystem ist nicht gemacht um
alles menschlicher zu machen.
Wenn Du das möchtest, kannst Du Dir privat einen Bereich bauen, wo Deine persönlichen Ziele
und auch Deine persönlichen Verhaltensregeln ( Fairness, Ehrlichkeit und anderes) vorrangig gelten.

Zitat von ParanoidAndroid:
Was einem versprochen wurde, hat sich alles als Lüge herausgestellt.

Was wurde Dir denn versprochen? Wenn man Menschen zu etwas bewegen will, muss man ihnen
etwas versprechen. Die gesamte Werbeindustrie baut darauf. Du kannst ja immer entscheiden, ob
Du das glaubst und ähnlich sehen möchtest oder eher nicht.

Zitat von ParanoidAndroid:
Nachdem ich 22 wurde, sah ich immer weniger Hoffnung. Ich war mit jedem Aspekt meines Lebens höchst unzufrieden, und sah mich mit jedem Jahr nur miserabler werden. Das alles eine große Enttäuschung war, ist eine Untertreibung. Ich dachte mir, wenn es in zwei Jahren nicht deutlich besser ist, möchte ich nicht mehr leben.


Sieh mal, ich schwimme ein Leben lang schon eher gegen den Strom, als mit dem Strom.
Ich habe mir meine eigene Sichtweise versucht zu erhalten und bin damit nicht unglücklich.
Allerdings materiellen Erfolg habe ich damit nie erreicht. Das erreichen die, die mit dem Stom schwimmen.

Wenn es allerdings niemanden mehr gibt, der versucht, Menschen zu verstehen, wenn sie ähnlich denken
wie Du, dann fehlt immer mehr die Gesprächsebene, die unserer Gedanken- und Gefühlswelt dabei
hilft, sich zufrieden zu fühlen.

21.08.2023 12:08 • x 2 #4


Dys
Zitat von ParanoidAndroid:
Wenn ich gewusst hätte, wie mein Leben heute sein würde, hätte ich es schon vor vielen Jahren beendet.

Und jetzt, wo Du weißt wie Dein Leben aktuell ist, gedenkst Du Was zu tun?
Tatsache ist, niemand weiß, wie sich sein Leben künftig entwickelt. Hat es sich im Nachhinein nicht so entwickelt, wie man es gerne gehabt hätte, spielt es trotzdem keine Rolle mehr, was man Jahre zuvor besser hätte machen sollen. Lediglich die Frage, wie man aktuell agieren kann, ist dann von Belang.

21.08.2023 12:17 • x 2 #5


Fritz
Hi Paranoid Android

Natürlich lohnt es zu leben, du kannst dir vermutlich zur Zeit nicht vorstellen, das es auch wieder anders geht!
Du brauchst schon viel Geduld, denn von Heute auf Morgen wird sich nichts ändern! Das du in die Stadt wolltest usw. Bitte kritisiere dich nie! Ganz egal, zu der Zeit hast du gedacht, dass es richtig ist! Das machen doch alle!
Du bekamst sogar eine top Note (nichts Besonderes,)( wie so nicht?). Am Ende hatte ich zwar mehrere Semester zu lang gebraucht, aber immerhin einen guten Abschluss.
Da kannst du doch verdammt stolz auf dich sein!

Ich muss immerhin zugeben, dass (bisher) das Berufsleben für mich deutlich entspannter ist als das als Student. Und außerdem habe ich jetzt erstmal genug Geld. Aber für was genau? Ich wohne jetzt seit gut einem Jahr wieder im Elternhaus, und zwar gegen meinen Willen. Der Job ist nicht 'erfüllend'. Dafür ewig studiert zu haben, ist bitter.
Was ist denn da verkehrt dran?

Nachdem ich 22 wurde, sah ich immer weniger Hoffnung. Ich war mit jedem Aspekt meines Lebens höchst unzufrieden, und sah mich mit jedem Jahr nur miserabler werden. Das alles eine große Enttäuschung war, ist eine Untertreibung. Ich dachte mir, wenn es in zwei Jahren nicht deutlich besser ist, möchte ich nicht mehr leben.
Du verlangst von dir Zuviel! Schalt doch einfach einen Gang zurück!
Viele wären froh mit dem, das du schon erreicht hast!
Was ich mir zu einem nächsten Geburtstag wünsche? Eine Kugel im Kopf!
Nana!
Wenn ich gewusst hätte, wie mein Leben heute sein würde, hätte ich es schon vor vielen Jahren beendet. Es gibt für nichts eine Belohnung. Was einem versprochen wurde, hat sich alles als Lüge herausgestellt. Ob man sich anstrengt oder nicht - der Unterschied ist nicht viel mehr als ein Wimpernschlag.
Nochmal, Nana!
Wenn es dir gelingt, die innere Ruhe zu erobern, so hast du mehr getan als derjenige,
der Städte und ganze Reiche erobert hat!

Denk doch mal, da darüber nach!
Meine Einstellung
Servus und Kopf hoch!

21.08.2023 12:24 • x 2 #6


Fritz
Hi ParanidAndroid
Nochmal ich!
Haben deine Eltern so hohe Ansprüche an dich gestellt oder warum stellt du so hohe Ansprüche an dich selbst? Ich kenne hunderte Menschen, die froh wären, hätten sie so ein Leben wie du!
Servus

21.08.2023 12:39 • x 2 #7


Krizzly
Mich hat dein Text auch sehr berührt. Und ich hab mich an der ein oder anderen Stelle wieder erkannt. Besonders weil ich auch immer diesen Gedanken hatte (und manchmal noch habe, wenn ich ehrlich bin), dass mich das Leben irgendwie belohnen muss. Oder vielleicht auch nur entschädigen für alles, was ich schon durchgemacht habe. Und dann wartet man auf diese Belohnung und sie kommt einfach nicht und manchmal, im Gegenteil, knallt einem das Leben stattdessen sogar noch mehr ätzenden Mist vor die Füße. Und ich kann diesen Gedanken, nicht mehr zu wollen, die Enttäuschung vom Leben so so gut verstehen. Ich selbst habe viel schlimmes erlebt als Kind. Ich dachte immer, wenn ich mich rein hänge, ins Studium, in die Therapie etc. dann wird es irgendwann besser. Dann kommt es irgendwann, das lebenswerte Leben. Und stattdessen hab ich jetzt eine chronische Erkrankung, durch die ich zumindest im Moment gar nicht mehr arbeiten kann und mir oft genug durch die Beschwerden so viele Momente wie eine einzige Quälerei erscheinen. Und das mit Mitte 30.
Zum einen erzähl ich dir das jetzt, weil ich im Gegensatz dazu bei dir durchaus Potenzial sehe, dass es noch aufwärts geht. Warum sollte es nicht? Vielleicht gestaltet sich nur alles zäh, du wirst deine Wohnung noch finden und in einer Stadt dann auch mehr Anschluss und mehr Therapiemöglichkeiten haben. Das halte ich persönlich sogar für wahrscheinlich, dass das noch so kommt.
Und zum zweiten möchte ich dir sagen, dass ich persönlich immer mal wieder auch hinterfrage, ob es denn wirklich so ist, dass das Leben einem irgendwas schuldet. So sehr ein Teil von mir sich so eine Art von übergeordneter Gerechtigkeit wünscht, glaube ich eigentlich nicht daran. Dafür geht es zu vielen Menschen zu schlecht. Das ist erstmal total deprimierend und frustrierend. Aber ich versuche irgendwie immer wieder, das schöne in diesem Leben im viel kleineren zu suchen. In einzelnen kleinen Momenten zwischen allem, was blöd und schwierig ist. Manchmal kann man sich diese Momente selber schaffen. Vielleicht kriegen wir nicht unbedingt mehr als das, bzw. vielleicht auch schon, aber dass wir darauf Anspruch haben, glaube ich eben nicht. Vielleicht gibt es für dich auch diese Kleinigkeiten, wie du es dir ein bisschen schöner machen kannst, bis das große und ganze vielleicht nachzieht?

21.08.2023 13:11 • x 9 #8


Blütenstaub
@ParanoidAndroid Die Belohnung musst Du dir selbst geben. Meiner Meinung nach strebt die Menschheit bis ins Unendliche tagtäglich Dinge zu erreichen oder besitzen zu können, sodass NIE der Moment da ist, indem kurz innegehalten wird, um Stolz, Demut und Dankbarkeit zu empfinden für den Moment und das AKTUELLE Leben. Das muss jedoch erst einmal gelernt sein. Ich lerne es jetzt auch erst, mit 32. Egal, was ich erreicht habe, denke ich immer, es sei noch nichts.
Ich blicke auf die Schattenseiten und denke, ich komme nicht voran. Natürlich stellt sich dann die Frage nach dem Sinn. Man selbst nimmt es schließlich als Kreislauf wahr , da man sich mehr oder minder nur auf die Problemzonen im Leben fokussiert und konzentriert. Aber irgendwie gab es doch sicherlich immer mal auch Postives, oder ?

Wer soll Dir einen Sinn geben, wenn nicht Du Dir?

Es gibt 2 beispielhafte Szenarien:

1) Ein Mann, 73, Millionär, hat eine Frau, 3 Kinder und 2 Enkelkinder. Er hält sich den Revolver auf seinem Anwesen in Spanien an den Kopf. Er will nicht mehr leben. (Kommt zuhauf vor. Gibt ja auch viele Promis die Dro. nehmen und abstürzen, obwohl sie in unseren Augen doch alles haben müssten)

2) Ein Mann lebt in einer Blockhütte am Stadtrand, bekommt wenig Rente, hat viele Schulden und sammelt täglich Geld durch Pfandflaschen zusammen. Das kleine Häuschen hat er geerbt, sonst wüsste er nicht, wohin. Er sitzt abends glücklich in seinem sparsamen Zimmer und erfreut sich über den Tag. Es ist ein guter Tag. Zwar hat er nicht viel verdient, aber die Kassiererin im Laden war heute so nett, dass sie ihm noch ein Brot mitgab, dass jemand anderes aussortiert an der Kasse abgeben hat. Es sah wohl schon alt aus. Er freut sich jeden Tag und würde nie mit jemandem tauschen, der sein Leben hergeben will oder totkrank ist.

2 Szenarien. Materiell unterscheiden sich beide sehr. Aber einer von beiden weiß, dass das Streben nie aufhört, wenn er das Ankommen im Jetzt nicht schafft und keine Zufriedenheit und Dankbarkeit lernt. Inne Zufriedenheit und Dankbarkeit. Kein es ist ok und weglächeln.

Ich selbst kenne das was Du beschreibst zu 100%. Ich wollte immer mehr... mehr.... mehr... Jetzt habe ich den Stecker gezogen. Ich will nur gesund werden. Ich bin glücklich über das Gerade und weiß, dass wieder Tiefschläge kommen. Nur lerne ich aktuell das Wichtigste: was bringt mir ALL DER MIST (Job und co), wenn ich das nie in der Gegenwart mal schätzen und mich darauf ausruhen kann? Es gibt doch soviel Wichtigeres (wie meinen Sohn) und wieviel ich verdiene ist egal. Es müsste nur reichen, um meine Familie mit zu ernähren. Du hast sicherlich auch Dinge, die dir Freude bereiten und die für dich wirklich wichtig sind. Das muss Ausgleich schaffen. DAS muss einen wichtigen Bestandteil in deinem Leben haben. Nicht nur immer nach einem neuen Ziel greifen ...


Dann gehst du kaputt.

21.08.2023 17:51 • x 4 #9


ParanoidAndroid
Schonmal vielen lieben Dank für Eure Antworten. Es hat mir etwas geholfen.

Es ist wirklich verzwickt, in seinen eigenen negativen Gedankenschleifen festzustecken. Man hat damit oft nur die Perspektive auf das Negative. Ich habe halt niemanden, mit dem ich über irgendwas reden könnte.

Tatsächlich habe ich als Teil meiner Abendroutine ein Gratitude Journal eingerichtet, in das ich jeden Tag zwei Dinge schreibe, für die ich dankbar sein sollte / will, selbst wenn der Tag noch so schlecht ist.

Ich versuche einfach weiterhin, mein Bestes zu geben, auch wenn es viel Kraft kostet. Noch habe ich die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass es mir irgendwann besser gehen könnte...

21.08.2023 19:42 • x 6 #10


Blütenstaub
Zitat von ParanoidAndroid:
Schonmal vielen lieben Dank für Eure Antworten. Es hat mir etwas geholfen. Es ist wirklich verzwickt, in seinen eigenen negativen ...

Der Anfang ist das Schwerste an allem. Das wird nur was, wenn du dein Denken umtrainierst und dir wirklich mal Ruhe gönnst. Egal, was dafür darunter leiden muss, deine Gesundheit steht über ALLEM.

Du hast es richtig erkannt. Jahrelang hast Du Dir womöglich nie mal auf die Schulter geklopft (zB schon mal dafür,einen Studiplatz bekommen und überhaupt alles so mit Bravour gemeistert zu haben, dass Du so weit gekommen bist).Du steckst da so tief drin, dass du vermutlich Dinge gar nicht als positiv erachtest, die eindeutig aber welche sind. Nimm Dir wirklich Zeit. Das brauchst du jetzt am meisten.

Und scheue dich nicht (auch wenn es lange dauert), eine Therapie in Anspruch zu nehmen und gehe am besten zum Psychiater. Antidepressiva zu nehmen, als Unterstützung, dass der Kopf mal wieder etwas klarer und freier wird, ist ganz gut. So fällt es leichter, sich selber etwas umzutrainieren. Man selbst findet wieder in den Mittelpunkt- Heraus aus dem 'alles andere MUSS laufen'. Du kannst die Antidepressiva dann auch wieder irgendwann absetzen (unter ärztlicher Aufsicht- das sollte man nie alleine tun).

Wie gesagt: das benötigt Zeit. Aber du packst das.

Ich sagte früher immer ich habe so viele To-Dos, ich schaffe es nicht, heute zu lesen und zu entspannen . Jetzt schon lerne ich, dass ich eines der WICHTIGSTEN To-Dos bin. Dann müssen notfalls andere weichen. Auch lerne ich, meine Grenzen zu akzeptieren. Vielleicht hast Du deine schon 1000 Male überschritten...

Alles Liebe und Gute Dir!

21.08.2023 19:53 • x 5 #11


Fritz
Hi Paranoid Android

Sorry

Es geht mich nichts an, aber warum benutzt du so einen negativen Namen?
Paranoid bedeutet Persönlichkeitsstörung, Android steht für Depressionen?
(Laut Google)

Das kannst du doch locker ändern!
Ein positives Leben gibt es auf jeden Fall!
Wäre da ein positiver Name nicht sinnvoller?
Du bist doch ein wertvoller Mensch!
Glaubst du, dass du nur geliebt wirst, wenn du große Leistungen vollbringst!
Ev. Eltern oder andere!
Du bist, was du denkst!

Nochmals: Nichts für ungut, es geht mich überhaupt nichts an!
Servus

23.08.2023 06:43 • x 2 #12


Dys
Zitat von Fritz:
Paranoid bedeutet Persönlichkeitsstörung, Android steht für Depressionen?
(Laut Google)

Paranoid = (krankhaft) misstrauisch
Android = menschenähnliche Maschine / Roboter in Menschengestalt
Zumindest was die Bedeutung der Worte angeht. Kommt auch immer drauf an was man genau googelt, wenn man richtige oder relevante Ergebnisse möchte.

23.08.2023 09:11 • x 1 #13


Nuance
Objektiv finde ich Deine Lage, Dein bisheriges Leben nicht schlecht.
Ich fragte mich beim Lesen: Welche konkreten Träume hattest Du denn?
Sicherlich u.a. viel Geld zu verdienen. Und jetzt siehst Du keinen Sinn darin?

Ich spüre viel Einsamkeit beim Lesen. Wie so oft stellt sich die Frage, was zuerst da war: Henne oder Ei
Depression oder Einsamkeit

Das was Du schreibst, das müsstest Du idealerweise einem Freund/Freunden erzählen dürfen.
Und dadurch würde das Gefühl der Einsamkeit mindestens - vielleicht für eine Weile - schwächer.

Ich würde Vereinen beitreten (Sport, Feuerwehr, Ehrenämter).
Auf Reisen kommt man oft leicht in Kontakt.
Einen Hund möchte ich einem Vollzeit Berufstätigen nicht anraten.
Und so findest Du vielleicht irgendwann mal einen netten Menschen, der zum Partner wird.
Spätestens dann zahlt sich ein hohes Gehalt aus.

Aufschreiben, wofür man dankbar ist... Es wäre vielleicht eher ein Aufschreiben, wofür man dankbar sein sollte.
So geht es mir an schlechten Tagen. An solchen FÜHLT man keine Dankbarkeit.
Und es geht um's ehrliche Fühlen. Kleine kaum wahrnehmbare Glücksstöße im Laufe des Tages.
Oft hilft hier vorheriger Verzicht. Sich nach einer Pause etwas gönnen, was einem gefällt. Etwas Süßes, ein B., ein Spaziergang.

Das was Du über die Kontakte zu Kommilitonen geschrieben hast - ich kann es sehr gut nachvollziehen. Es war bei mir auch so. Sie zogen einfach wieder nach Hause. Ich habe gar keine Kontakte mehr. Auch nicht zu Mitschülern.
Ich versuchte es bei einigen - erfolglos.

Hier gibt es eine kostenlose, regionale, eZeitung (online). Dort inseriere ich manchmal. Text je nach Stimmung. Manchmal schrieb ich auch, mich einsam zu fühlen. Diese Offenheit gefiel manchen...
Leider hatte ich noch keinen Erfolg. Irgendwie haben Männer stets die üblichen Hintergedanken und verabschieden sich bei erkannter Aussichtslosigkeit.

Wer weiß - vielleicht fühlen wir ähnlich. Nur, dass Du erheblich jünger bist und das Leben noch vor Dir hast.
Mach was draus!
Reiß Dich am Riemen - geh raus! Such Dir einen Verein etc. Schwimmkurs - es gibt sooooo viele Möglichkeiten.
Trau Dich, Dich jemandem anzuvertrauen. Vorsichtig... So trennt sich bekanntlich die Spreu vom Weizen. Und Spreu braucht man nicht.

Ich könnte mir vorstellen, dass eine Partnerschaft - eine richtig gute - Dein Problem lösen würde. Es ist ein Grundbedürfnis - ein starkes - im Menschen. Wir brauchen alle einen Seelenverwandten.
Ich beneide Zwillingspaare!

23.08.2023 11:54 • x 2 #14


ParanoidAndroid
@Nuance vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich denke, da steckt viel Wahres drin, was ich zu 100% ernst nehmen sollte. Ich werde hoffentlich bald umziehen können, und dann werde ich versuchen, das Beste draus zu machen

23.08.2023 20:20 • x 2 #15


Ell
Ich wünsche dir, dass du Wege ins hellere findest, denn du hast echt viel geschafft bis hier her.
Tag für Tag und Schritt für Schritt auch die kleinen schönen Dinge wahrnehmen.
Ich weiß wie schwer das ist, trotzdem schauen…auch ein Lächeln beim Bäcker, an der Kasse tut manchmal schon gut.
Dir selbst unbedingt auf die Schulter klopfen, denn du hast echt einiges geleistet was nicht jeder von sich in deinem Alter behaupten kann, wenn er mit so einer Depression zu kämpfen hat. Vielleicht kannst du mit deinen inneren Dämonen reden …wenn meine wieder sehr aktiv sind, versuche ich sie zu beruhigen ihnen gut zuzureden . Naja gelingt nicht immer, mach ich auch nicht dauernd, aber wenn sie allzu nervig sind, dann weiß ich es muss sein.
Klingt seltsam? Ja genau, deswegen vergesse ich das auch gerne, aber es hilft mir dann wenn ich mich selbst daran erinnere gegen den kompletten Absturz.
Ich weiß immer, irgendwann geht diese düstere Phase auch wieder vorbei( auch wenn ich das dann anzweifelte ) manchmal gibt es nicht mal einen sichtbaren Grund.
Vor allem wünsche ich dir unter Menschen zu gehen…Spaß haben….

24.08.2023 07:19 • #16


Alexandra2
@ParanoidAndroid
Mich hat Deine Geschichte berührt, diese ganze Verzweiflung, und auch erinnert an mein Leben. Es hat keinen Sinn in einer depressiven Krise über persönliche Erfolge, Zufriedenheit nachzudenken. Dieses Schwarzsehen ist dann typisch und sobald es mir besser geht, fühle ich auch anders. Jedenfalls habe ich diese Erfahrung gemacht.
Wenn andere Probleme hinzukommen, fühle ich mich benachteiligt, und auch das ändert sich wieder, wenn es besser wird.
Probleme, die viele Menschen betreffen, wie vergebliche Wohnungssuche, fehlende Freunde, treffen dann in schlechten Zeiten besonders hart. Auch das relativiert sich, sobald die Stimmung steigt. Die Verzweiflung verkleinert sich dann. Ich bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich das Fühlen und Denken in einer Depression sein kann. Vielleicht ist es ähnlich bei Dir.
Um aus der Spirale rauszukommen, ist eine komplexe Behandlung wichtig. Das haben die anderen Antworten gezeigt.
Zusätzlich versuche jeden Tag viel Bewegung einzubauen und Kleinigkeiten, die Dir gut tun, im Tagesablauf umzusetzen.
Eine Liste positiver Dinge, die Du Dir selbst verfasst, kann dabei helfen.
Und genauso wichtig ist, Deine harte Arbeit anzuerkennen, mit ungeheuren Durchhaltevermögen hast Du das Studium absolviert, das ist großartig. Überforderung bzw Stress kann ein Auslöser einer depressiven Krise sein.
Im Laufe Deiner Berufstätigkeit wird sich herauskristallisieren, was Du künftig arbeiten möchtest. Jetzt sicherst Du Deinen Unterhalt und das ist positiv.
Eins nach dem anderen

Liebe Grüße Alexandra

24.08.2023 15:44 • x 6 #17


koschlacht
Ich glaube nicht, dass es was mit geistekrank zu tun hat, wenn man sich sagt, dass alles bisher erreichte keine Belohnung ist bzw. sich nicht wie eine anfühlt.
Oft ist es einfach so. Das Leben besteht aus einem sinnlosen Kampf, die eigene Lebensqualität zu verbessern, um dem Nachwuchs damit auch bessere Überlebenschance zuzusichern.

Aber es gibt innerhalb der parasitären Masse auch Lebewesen, deren Hirn ist vielleicht hypertroph, die haben eine Menge Empathie abbekommen und wollen weder in diesem Teufelsrad rennen noch andere dort hinein pressen.

Ich habe in meinem Leben das Glück gehabt, noch so ein zwei Leute zu haben, die mich versorgen, sodass ich nahezu keinen Finger krumm machen musste. Lebe auch nur vom Steuerzahler, was aber auch daran liegt, weil mich die Leute gar nicht haben wollen, besonders nicht dort wo das Image einer Firma von Bedeutung ist. Viele sehen mich nur als hässliche Frau und behandeln einen eh wie Dreck, aber wenigstens komnte ich mir mit derem Geld ein Gaminglaptop und mobile Daten leisten um bisschen zu zocken und zu Filme zu glotzen. Selten versuche ich auch Zeichnen zu lernen, ich hätte gerne Bilderbücher raus gebracht aber kann den Stil nicht den ich gerne hätte. Habe auch schon versucht AI promt-to-image tools zu benutzen, leider ist der Algorythmus durch die perversen prompts der Männer versifft, ähnliches Problem wie bei Deepfakes, wo man überwiegen p*rnografischen Mist (frauenfeindlich) hat, obwohl die Technologie an sich für tolles Cinema benutzt werden kann. Ist fast wie ein Texteditor oder TheSims Spiele, einige produzieren nur Müll, während andere damit etwas schönes herstellen können.

01.08.2024 07:59 • #18


Pilsum
Zitat von koschlacht:
Ich habe in meinem Leben das Glück gehabt, noch so ein zwei Leute zu haben, die mich versorgen, sodass ich nahezu keinen Finger krumm machen musste.


Das Du da Glück gehabt hast, das denke ich eher nicht. Wer keinen Finger krumm macht, der wird sich
vermutlich bald schlecht fühlen.

Zitat von koschlacht:
Lebe auch nur vom Steuerzahler, was aber auch daran liegt, weil mich die Leute gar nicht haben wollen,


Willst Du denn die anderen Leute in Deiner Nähe haben?

Viele Grüße
Bernhard

01.08.2024 16:36 • #19


Oli
@ParanoidAndroid

Wenn ich Deinen Bericht lese, fällt mir mein eigener Werdegang ein.

Ich hatte in meiner Schule recht schnell begriffen, dass es Lob und gute Noten nicht für das gibt, was mich selbst interessiert, sondern dann, wenn ich Dinge, die mir aufgetragen wurden, so ausführte, wie sie jemand anderes als „sehr gut“ definiert hatte. Nach der Schule dann die komplette Leere. Da war niemand mehr, der mir gesagt hat, wofür ich mich zu interessieren habe. Ich war völlig von diesem Lob abhängig geworden, auch wenn es für wenig sinnvolle Inhalte gegeben wurde.

[…]

Erwachsensein ist großer Mist. Gleichzeitig können wir versuchen, es besser zu bewerten, als wir es tun.

Du bist mit dem, was Du geschafft hast, der perfekte Sohn und Schwiegersohn der alten Schule. Du ziehst Sachen durch, auch wenn sie Dich nicht im Mindesten interessieren. Du schließt mit einer guten Note ab, bekommst eine Stelle, auf der Du pflichtbewusst arbeitest. Du bist Dir nicht zu schade, ganze Wochenenden durch die Gegend zu gondeln, um eine Wohnung zu suchen.

Zu Zeiten meiner Schulzeit (1980er) wurde ein Verhalten wie Deines als vorbildhaft dargestellt. Ob man das selbst gut findet oder nicht, hat im Grunde niemanden interessiert.

Da haben sich die Zeiten gewandelt. Wir erwarten heute mehr vom Leben. Und das kann man durchaus begrüßen.

Du hast in meiner Auffassung ein ordentlich dickes Brett gebohrt. Jetzt bist Du im A.

Ich denke aber, dass Du recht gute Chancen hast, Dich erfolgreich auf die Suche zu machen, wie Du ein Leben gestalten kannst, das Dich in Teilen belohnt, nämlich dort, wo Du Dir Aufgaben suchst, die Dich interessieren. Und vielleicht wird dann auch das Belohnen an sich immer weniger wichtig.

01.08.2024 20:32 • x 2 #20


A


Hallo ParanoidAndroid,

x 4#21


Gingganz
Ich frage mich beim lesen, von wem denn eine Belohnung kommen soll, außer von mir selbst. Ich arbeite um mir die Möglichkeit zu schaffen, Spaß zu haben. Wenn man Glück hat, dann findet man einen Job, der ebenfalls viel Spaß macht. Das beinhaltet aber das Risiko, zuviel zu arbeiten und so ging es mir. Aber eine Belohnung? Die erarbeite ich mir und erwarte sie nicht. Das ist aus meiner Sicht der Haken an Formulierungen wie wir erwarten mehr vom Leben. Wer oder was soll denn diese Erwartungen erfüllen, wenn ich es nicht selbst in die Hand nehme? das Leben vielleicht? Das Leben ist aber keine Entität, von der ich irgendetwas erwarten kann, sondern nur eine Abfolge von Ereignissen. Die kann ich teilweise gestalten oder ich kann klagend dabei zusehen, wie sie nicht so abläuft, wie ich mir das vorgestellt habe.

15.08.2024 08:07 • x 1 #21

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