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Es ging mir gut - Schuld und Scham

B
Hallo ihr Lieben,
ich habe gerade das Beduerfnis, einfach mal frei heraus zu schreiben wie es mir gerade geht. Seit Anfang November ist alles wieder so unglaublich schwer.
Das erste Mal wurde ich im November 2019 mit Depressionen diagnostiziert, habe dann Sertralin bekommen und ein paar Termine Therapie. Es ging mir gut. Im August 2020 habe ich mich dann getraut, die Medikamente wieder abzusetzen. Es ging mir gut im August, September, Oktober. Im November kam dann die Depression mit voller Wucht zurueck. Fast staerker, als zuvor. Ich hatte tagelang Schwierigkeiten, aufzustehen, ich konnte kaum etwas tun und habe es nicht mehr geschafft, regelmaessig zu essen. Jetzt nehme ich seit 9 Tagen wieder Sertralin und habe naechste Woche wieder einen Termin bei meiner Aerztin.
Meine Freunde fragen mich, was sie fuer mich tun koennen. Und ich habe einfach keine Ahnung, was ich sagen soll. Ich habe selber keine Ahnung, was helfen wuerde. Ich bin wirklich am Verzweifeln im Moment. Ich war bei einem neuen Therapeut und in der Konsequenz ging es mir am naechsten Tag so schlecht, dass gar nichts ging. Der Therapeut meinte, ich haette gar keine Depression und wuerde simulieren.

. Ging es euch auch so, dass ihr an einem Punkt wart, wo ihr nicht mehr weiter wusstet? Ich habe aktuell wirklich keine Ahnung, was mir helfen wuerde und ich leide aber soo . und ich schaeme mich so, dass es mir wieder so geht .

29.11.2020 13:10 • x 5 #1


djamila
Liebe @Butterblumee ,
ich rate dir nimm es an das es dir schlecht geht nimm es Liebevoll an . Wir sind Menschen und müssen nicht Perfekt sein und schon gar nicht Perfekt funktionieren . Und auf jeden fall den Therapeuten wechseln denn wer dich nicht Ernst nimmt kann dir auch schlecht mit dir Arbeiten , damit es wieder besser wird . Ich kenne auch solche Ärzte die mich nicht Ernst genommen haben oft wurde man mit Medikamente abgespeist und hatte dann auch nochmals ein schlechtes Gefühl obendrein . Fühl dich mal einfach gedrückt und lass dir nicht erzählen .
LG Djami

29.11.2020 13:49 • x 6 #2


A


Hallo Butterblumee,

Es ging mir gut - Schuld und Scham

x 3#3


buddl1
berichte es so deiner Ärztin,
Medis sollen dich unterstützen und sind kein Allheilmittel.

zu schämen brauchst du dich nicht,
es ist so, wie es ist und wenn dir danach ist,
schreib einfach hier, wenn es dich runterzieht, nicht loslässt,
es raus zu lassen sein muss.

das hilft schon gewaltig,
es ist so, als ob einem ein Teil der Last abgenommen wird,
auch wenn es mal keiner lesen sollte,
allein, weil es raus ist, man es selber lesen kann,
es nicht mehr so drückt im Herz, im Kopf,
es schafft Platz!
wenn jemand deine Hand halten will, dich fragt was er für dich tun kann,
du weißt es doch, lass es zu, dass er sie halten darf,
es schafft Ruhe, bei einem sich anlehnen zu können.
die Augen schließen zu können mit dem Wissen,
nichts kann dich zerreißen, du wirst gehalten....
buddl1,

01.12.2020 07:27 • x 3 #3


R
Liebe Butterblumee,
da kann ich ein Lied von singen, ich wusste schon sooo oft nicht mehr wie es weiter gehen soll, weil ich immer wieder in die depressiven Phasen gekommen bin.
Mittlerweile habe ich gelernt, dass es zu meiner Form der Depression ( chronisch ) dazugehört und dass es auch wieder bessere Tage geben wird.
Du hattest schon einmal Depressionen und bist durch Sertralin und Therapie raus gekommen, das ist schön und du wirst es wieder schaffen, auch wenn das noch nicht so aussieht.
Hab den Mut deinen Freunden ehrlich zu sagen, dass du nicht weisst wie sie dir helfen können. Hast du aber bestimmt mittlerweile schon gemacht .
Ich hoffe, dass du mittlerweile einen Therapeuten gefunden hast der dich ernst nimmt und dem du vertrauen kannst.
Herzliche Grüße und gib nicht auf, Robbe

23.12.2020 20:20 • x 2 #4


E
Der Therapeut meinte, ich haette gar keine Depression und wuerde simulieren.

Im Ernst? Unglaublich..


Heute darf sich offensichtlich schon jeder Therapeut nennen, wenn er blos auf einem Stuhl sitzen mann..

23.12.2020 20:28 • x 2 #5


E
Zitat von Butterblumee:
Hallo ihr Lieben,...
Ging es euch auch so, dass ihr an einem Punkt wart, wo ihr nicht mehr weiter wusstet? Ich habe aktuell wirklich keine Ahnung, was mir helfen wuerde und ich leide aber soo . und ich schaeme mich so, dass es mir wieder so geht .


Ich glaube jeder mit dieser Krankheit kommt einmal an diesen Punkt.
Es ist nicht leicht, wenn man meint man ist wieder raus aus dem Tunnel und man dann doch wieder rein rutscht. Das entmutigt einen. Anderer seits hast Du bereits die Erfahrung gemacht, dass es wieder besser werden kann. Und daran, an Letzteren solltest Du Dich halten.
Zum Schämen gibt es überhaupt keinen Grund. Wenn Du jetzt eine Gürtelrose hättest, würdest Du Dich ja auch nicht schämen. Du hast doch alles getan und hast es doch schon mal halbweg's heraus geschafft.
Das man dann auch mal versucht auch ohne Medikamente wieder aus zu kommen, ist doch nur normal und nachvollziehbar.
Hast Dich halt etwas verschätzt, mein Gott, so etwas passier. Genau so würde ich es auch den Freunden erzählen. Seit für mich da, macht euch keine Sorgen, muss halt noch mal von vorne anfagen, dachte geht halt schon ohne, war halt noch zu früh, wird aber wieder. Habt bitte noch etwas Geduld mit mir.
Jetzt enspanne Dich erst mal über die Feiertage, lasse es einfach mal zu, dass es Dir schlecht geht . Und dann gehst Du mit einem neuen Anlauf in's neue Jahr!

Du schaffst das!

23.12.2020 20:50 • x 2 #6


E
Zitat von djamila:
Liebe @Butterblumee ,
ich rate dir nimm es an das es dir schlecht geht nimm es Liebevoll an . Wir sind Menschen und müssen nicht Perfekt sein und schon gar nicht Perfekt funktionieren . Und auf jeden fall den Therapeuten wechseln denn wer dich nicht Ernst nimmt kann dir auch schlecht mit dir Arbeiten , damit es wieder besser wird . Ich kenne auch solche Ärzte die mich nicht Ernst genommen haben oft wurde man mit Medikamente abgespeist und hatte dann auch nochmals ein schlechtes Gefühl obendrein . Fühl dich mal einfach gedrückt und lass dir nicht erzählen .
LG Djami


Toll! Sehr schön geschrieben, tut sogar mir gut solche Zeilen zu lesen. Auch wenn es gar nicht an mich gerichtet war. Eigentlich ganz simpel und auch meiner Einstellung entsprechend. Aber manchmal muss man es dann eben von einem anderen gesagt bekommen, damit man sich seines Menschseins wieder etwas bewusster wird.
Danke!

23.12.2020 20:55 • x 2 #7


A
Hallo Butterblumee,

auch ich kenne das Gefühl, dass man nicht weiß, was helfen könnte. Bei mir war es wohl so, weil ich das Gefühl hatte, nichts hilft.

Du weißt bestimmt, dass es etwas dauern kann bis die Medis anschlagen.
Versuche gut zu dir zu sein, was auch immer das für dich bedeutet. Ich finde es toll, dass deine Freunde dich fragen, wie sie dir helfen können. Das zeigt, dass du nicht allein bist.

Dass du hier schreibst zeigt aus meiner Sicht dein Bedürfnis nach reden, Entlastung. Vielleicht können dir deine Freunde dabei helfen, indem du mit ihnen telefonierst?

17.01.2021 23:56 • x 1 #8


A
Ich sehe gerade, dass seit den letzten Beiträgen schon ein paar Wochen vergangen sind. Wie geht es dir?

17.01.2021 23:57 • x 2 #9


B
Nichts hilft mehr.
Alle Therapien umsonst. Jetzt bin ich tief in das berühmte Schwarze Loch gefallen.(black hole) Da gibt es bekanntlich kein Entkommen, definitiv. Der point of no return liegt hinter mir. Dummerweise lebe ich noch, weil mein verdammter Selbsterhaltungstrieb nicht verschwindet. Mit dieser ganzen Situation muss irgendwie fertig werden, mich arrangieren, anpassen. Bloß - wie geht das?
Wer von euch hat sowas überlebt und weiß Rat?
danke an alle, die gerade im Elend hocken
bake37

23.01.2021 14:59 • x 2 #10


buddl1
es scheint dich gefangen zu haben,
du kannst dich drehen,
ein entrinnen dir unmöglich erscheint...
und doch,
du bist immer noch da, kämpfst und
schreibst.
ja es gilt sich damit zu arrangieren,
zunächst nur im ganz kleinen.
beginne mit dem regelmäßigen aufstehen,
duschen, nicht nur damit der Schlaf von dir weicht sondern auch
die deinen Körper viel besser nicht nur sehen sondern vor allem spüren kannst.
kalt, warm und wieder kalt, beobachte deine Haut, horche auf deinen Puls,
als das bist du, nur du...
und danach,
etwas frühstücken, nicht viel,
nur etwas was der Bauch und der Kopf reagieren, arbeiten kann.
schaffst du das, dann können nächste Schritte folgen,
immer nur kleine, immer nur so viel wie du es schaffst.

es kann dir keiner abnehmen,
diese kleinen Schritte für sich selbst,
du musst es wollen, nur für dich.
weißt du,
es hilft keine Therapie, wenn dieses kleine muss nicht von dir kommt,
der Ansatz ist darin immer gleich.
sich an die Hand nehmen lassen, auch wenn es einen stresst, langweilt
und auch noch nicht die Frage beantworten kann, wofür das alles gut sein soll.

wenn du eines Tages eben auf diese Frage eine Antwort gefunden hast,
sich sie nicht mehr so stellt, weil du zurück gefunden hast
in das Licht dieser Welt.

glaub mir,
jeder hat sein Loch, zumindest die die hier eine Antwort auf all die Fragen suchen,
gefangen in einem nichts
und wenn wir bei anderen etwas von dieser kleinen Hoffnung lesen,
so nehmen wir diese auch für uns.
manchmal ist das eben alles was wir haben,
zu teilen, zu lesen und den Glauben dann.
das elend hockt nicht neben dir,
du bist es, der sich dort hat fallen lassen,
weil aufstehen gerade jetzt so schwer erscheint...
buddl1,

24.01.2021 08:31 • x 4 #11


R
Liebe @bake37,
ich kenne diese Zeit sehr gut. Viele Jahre habe ich alles mögliche ausprobiert, manches hat für längstens 3 Monate geholfen, da ging es mir wirklich besser, aber dann ging es immer wieder rapide bergab. Das war so schlimm jedesmal, erst die Hoffnung jetzt hast du es endlich geschafft und dann wieder die riesen Enttäuschung, dass alles wieder von vorne los geht.
Oh, es hat wirklich fast 9 Jahre gedauert bis ich verstanden und auch akzeptiert habe, dass das zu meinem Leben dazu gehört und ich lernen muss mit dieser Erkrankung zu leben. Ich habe für mich in der Tagesklinik das Nordic-Walking entdeckt und das hilft mir sehr, gerade auch dann wenn ich merke es will mich wieder nach unter ziehen in die Depression. Ich muss dann den inneren Schweinehundzwar überwinden, aber danach geht es mir wirklich besser und es hat bisher verhindert, dass ich wieder ganz tief nach unten gezogen werde.
Mir hat Sport auch schon früher sehr viel bedeutet, es war wie ein Ventil für mich und es hat sich auch jetzt in der Depression bewährt.
Gibt es etwas was du gerne machst oder schon immer gerne gemacht hast, also auch vor deiner Depression?
Noch was war für mich ganz wichtig und auch ein Lern-und Annehmprozess und zwar, dass ich nicht mehr die Kraft und Energie habe wie früher. Ich bin sehr schnell erschöpft und habe nur noch wenig Kraft und kann auch nicht mehr deswegen arbeiten gehen und bin berentet. Das war sehr, sehr, sehr, sehr schwer für mich zu akzieptieren, aber seit dem mir das immer besser gelingt geht es mir auch viel besser und wenn es wieder schlechter wird, dann weiss ich mittlerweile auch, dass dieser Zustand auch wieder vorüber gehen wird und das ist auch eine große Hilfe für mich.
Ich muss auch ehrlich schreiben, dass diese Erkrankung aus mir einen anderen Menschen gemacht hat. Ich wollte es früher allen recht machen, wollte nicht anecken, wollte geliebt und gemocht sein und hab mich dafür immer angepasst und wusste eigentlich gar nicht was ich will. Auch konnte ich nicht -nein- sagen und machte immer alles um was man mich bat, sowohl bei der Arbeit als auch privat. Durch die Erkrankung ging das alles aber nicht mehr und so musste ich lernen -nein- zu sagen, musste lernen was tut mir eigentlich gut und was ist einfach zu viel und hab gelernt, dass ich es gar nicht jedem Menschen recht machen kann und auch gar nicht muss. Das ist eine große Freiheit die ich da gewonnen habe und ich weiss, dass ich das auf keinem anderen Weg geschafft hätte und dafür bin ich auch meinem Gott sehr dankbar. Er hat diese für mich schlimme Krankheit genutzt um etwas Gutes daraus entstehen zu lassen.
Ach, ich wünsche dir so von Herzen, dass es auch bei dir wieder besser werden darf, dass du aus diesem dunklen Loch wieder raus kommst und auch wieder Freude in deinem Leben erfahren darfst. Ich bete für dich liebe bake37.
Herzliche Grüße, Robbe

25.01.2021 11:02 • x 4 #12


B
Liebe Robbe, lieber Buddl1,
Es ist Horror pur, wenn man erkennt, dass die Depri-Episode die letzte ist, weil sie nie enden wird und dass man aus dem Loch nie herauskommen wird. Tot bei lebendigem Leibe. Das ist Tatsache, das ist Realität. Wir Unheilbaren sind vergessen von der Welt, von uns redet niemand. Wir sind einfach verschwunden. Es geht ja nur um allerlei Glückspillen, heilsame Therapien und Kalendersprüche und um die vielen, denen das geholfen hat. Die äußeren Umstände, in den ich lebe, sind bestens, vielleicht beneidenswert und meine Hobbies vielseitig und interessant (gewesen!) Glaubt mir, ich habe alles akzeptiert, was die Medizin zu bieten hat, EKT, PT, Medis, Klinikaufenthalte... Jetzt geht auch das kleine Muss (Buddl1) nicht mehr und es gehen auch die vielen guten Ratschläge und Empfehlungen nicht mehr, die Ihr mir gegeben habt. Dafür danke ich Euch sehr. Ihr seht überall noch Hoffnung, aber manchmal gibt es eben keine mehr. Krebskranken geht es ja ebenso. Da bleibt nur, Unabänderliches zu akzeptieren. Zu wissen, dass man in dem Loch eines Tages elend verrecken wird. Wie kann man damit fertig werden, wie es akzeptieren? Das ist mein Problem. Ich bin kein Masochist!
Pharmakologen sagen, wenn man auf Medis nicht anspricht, sind die Rezeptoren an den Synapsen nicht mehr empfänglich für die Transmitter. Dies nur als Beispiel für Unabänderliches.
Danke nochmal für Euere Beiträge. Ich habe sie verinnerlicht.
bake37

25.01.2021 12:29 • x 3 #13


buddl1
weißt du,
selbst die die zum Sterben verurteilt sind,
es sind ja bei weiten nicht nur die Krebskranken,
es sind tatsächlich aber wenige die aufgeben.

auch wenn dir jetzt der notwendige Wille fehlt,
so doch auch nur, weil du noch nicht das richtige für dich gefunden hast,
sei es die Medis, die Thera oder eben ein Mensch, der dich zieht, führt
oder einfach dich in den Armen nehmen kann.

ja, für wenige ist es ein sehr langer Weg, aber schau
du schreibst, liest und bist nicht frei von allen Gedanken.
mein Mum zum Beispiel, sie spricht nur noch von dem Vorbei sein,
dass es unabänderlich ist.
ja sie wird bald 79 und es wird der Tag kommen der ist bei ihr so gewiss wie bei dir.
und dann war noch die Uroma,
gut sie hat alles schon lange hinter sich,
eine Kindheit als Magd bei dem Großbauern-darüber spricht man nicht- zwei Weltkriege, ein richtigen Mann und der zweite ein muss und alle blieben im Krieg
und doch lachte sie bis zum letzten Tag, zwei Tage davor nahmen wir Abschied, sie lag blind im Bett,
kaum des Sprechen noch mächtig, aber unsere Hand, mit der wenigen Kraft, sie erkannte uns sofort,
ihre Frage, was wir wollen, wir nur Tränen hatten die sie nicht sehen konnte, sie uns Mut machte,
habt euch nicht so, es wird sich finden....
glaub mir, das sind Dinge die man nicht vergessen kann,
auch das eigene Leben schätzen zu können wenn man ,
ja wenn man die Hoffnung darauf nicht verliert.

sicher du bist anders und alles schreit in dir nach dem aufhören,
aber wenn du meinst, bevor du versinkst, aufgibst, lass dich abholen dich sicher unterbringen,
du magst dass sicher so nicht lesen, aber jedes Leben ist so wertvoll, wie schlecht es auch sei,
gerettet zu werden. es zu leben durch die schwere Zeit.
wir hier, du bist nicht allein,
bleib damit nicht allein.
in Moment werden deine Gedanken gefährlich,
schau, schon vor dir gab es die Gedanken zu Pillen

und wenn dann doch der große schwarze Vogel zu kommen scheint


ich hoffe du kannst die Links öffnen,
dass sind die Lieder die für mich eben alles darin symbolisieren
mich morgen auch noch zum Leben zwingen
und sei es nur um diese noch mal hören zu können.
buddl1,

25.01.2021 14:36 • x 2 #14


B
Hallo, Buddel1,
Du verfügst über einen großen Reichtum an Trost und Zuversicht, aus dem Du verteilst. Danke. Danke auch für die zwei Videos. Kaum zu glauben, dass auch Du Dein Päckchen zu tragen hast.-
Du meinst, es fehlt mir der Wille. Das ist es nicht. Ich will, aber ich kann nicht. Selbst wenn Du mich prügeln würdest, könnte ich nichts bewegen.. Wie soll ein Gelähmter Marathon laufen? Es geht nichts mehr. Es fehlt mir Antrieb, Kraft, Energie. Alles Null. Ohne ist dieser Zustand nicht mit dem Leben vereinbar, finde ich. Da kann mir auch die beste Therapeutin (ich habe eine) nicht helfen. Sonst habe ich niemanden. Ein großer Teil meines einst großen Freundes- und Bekanntenkreises ist mit der Zeit weggebrochen. Von dem verbliebenen Rest habe ich mich verabschiedet . Keine Angehörigen mehr, keinen sonstigen Anhang, niemand der mich zieht und führt. Niemand der mich abholt oder der mich unterbringt. Mit solchen Verhältnissen wie z. B Einsamkeit kann man sich abfinden-. Ich lebe in einem Hauch von Luxus und denke: wozu der ganze Sch...? Gerade habe ich mein Testament nochmal revidiert. Wer bekommt das Sport Cabrio? Vier soziale Einrichtungen habe ich eingesetzt. Vorsorge, Betreuung usw. sind geregelt. Leider habe ich noch zwei öffentlich-ehrenamtliche Verpflichtungen aus der Vor - Episodenzeit. Die liegen seit Monaten auf Eis. Ich kriege sie nicht auf die Reihe. Eine Zentnerlast.
Deine Uroma hatte einen schönen Tod. Ja, so etwas kann man nicht vergessen. Wie sterben wir heute? Ich lebe auf dem Land. Das ist eine Welt für sich. Wohnst Du auch auf dem Land? Ist Deine Mum angeschlagen oder rustikal gesund?
Die gottverdammte Depression hat mir das ganze Leben kaputt gemacht. Meine Familie vornehm und edel, Etikette ist alles, aber eiskalt. Mit 15 hat es angefangen. Wer dachte damals Anfang der 50iger an sowas? Die üblichen Sprüche. Arztbesuche ohne Befund.. Dann hatte einer eine Erleuchtung. Ich erhielt Tofranil, eines der ersten Antidepressiva.. Es hat mich viele Jahre begleitet, aber das Verhängnis nahm seinen Lauf. Ein patchwork - Leben. Zwischendurch mal Lichtblicke und Erfolge. Die übliche Karriere wie bei Depressiven eben. Das Elend zu beenden, wäre eine logische Konsequenz. Giftige Gedanken, ich weiß. Zweimal hab ich es versucht.
Ja, das kleine Muss muss von mir kommen, aber es kommt nicht. Alles andere drum herum ist nur Kosmetik. Sich damit abzufinden mit diesem ganzen Elend. Es sind wenige, die aufgeben, sagst Du. Was aber, wenn man dazu gehört?
Schluss damit! Danke für's Lesen.
Grüße von bake37

26.01.2021 16:03 • x 3 #15


R
Liebe bake37,
du hattest wirklich kein einfaches Leben und wenn das mit 15 Jahren schon bei dir angefangen hat ist es wirklich eine lange Zeit in der du mit Depressionen lebst. Aber wie gut dass dir das Tofranil über viele Jahre geholfen hat.
Es muss sehr schmerzhaft sein, wenn es nur um die Etikette geht in der Familie, aber ansonsten keine Liebe da ist, das tut mir sehr leid für dich, weil jeder Mensch es verdient hat geliebt und gesehen zu werden.
Ich habe das Gefühl, dass du auch immer kämpfen musstest, um Erfolge, um Anerkennung, um geliebt und gesehen zu werden. Das ist anstrengend, das kenne ich aus meinem eigenen Leben:
Als Kind nicht gewollt, unehelich, der Vater verlies meine Mutter bevor ich geboren wurde und dann kam noch die unterschwellige Bemerkung immer dazu, dass wenn ich ein Junge gewesen wäre, dass dann mein Vater meine Mutter geheiratet hätte.
Ich bin bei der Oma aufgewachsen die sehr auroritär und sehr verletzend war. Ich musste mir Liebe immer verdienen durch Leistung, dann wurde ich bemerkt, dann hat man mich beachtet, ansonsten hab ich es auch zu spüren bekommen mit Worten, wenn ich die erwünschte Leistung nicht erbringen konnte. Statt mich zu ermutigen wurde ich beschimpft, dass aus mir sowieso nichts werden wird außer vielleicht Kloputzerin. Kein Selbstvertrauen, keine Selbtachtung, keine Selbstannahme resultierten aus dem ganzen Desaster.

Ich musste immer stark sein, aber war eigentlich ein schwacher Mensch, der immer nur um Liebe und Annahme rang mein ganzes Leben lang. Das ist anstrengend und das laugt aus.
Heute ist es für mich fast wie ein Wunder, dass ich da sein kann wo ich jetzt bin.
Aber ich weiss noch gut um die Zeit in der es mir ging wie dir. Es ist furchtbar, kaum auszuhalten diese Leere, diese Sinn- und Hoffnungslosigkeit und das Tag um Tag. Wie oft habe ich mit dem Gedanken gespielt mir etwas anzutun, weil ich meinen Zustand nicht mehr aushalten konnte. Keine Kraft, keine Energie, einfach furchtbar.
Aber wenn es bei mir besser geworden ist, dann kann es auch bei dir wieder besser werden, auch, wenn das jetzt nicht so aussieht und du es nicht glauben kannst.

Hör mal, hast du schon mal was von der tiefen Hirnstimulation gehört? Das ist ähnlich wie bei einem Herzschrittmacher, nur eben im Gehirn. Das wird bei schweren depressiven Verläufen angewand, wo Therapie, Klinik, Medikamente,EKT nichts geholfen haben. Es werden im Universitäts Klinikum in Freiburg Studien darüber durchgeführt und es hat bei sehr vielen Probanden geholfen. Wenn du magst kannst du dich mal dort erkundigen, ich schreib dir die Adresse und die Tel.nr. auf:

Universitäts Klinikum Freiburg
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Abteilung für Interventionelle Biologische Psychiatrie
Abteilungsleiter: Prof.Dr. T.E. Schläpfer
Tel.: 0761 270 68820
thomas schlaepfer@uniklinik-freiburg.de
Sekretariat: 0761 270 69800

Alles Liebe, Robbe

26.01.2021 18:24 • x 2 #16


B
Liebe Robbe,
Danke für alles.
Die Freiburger haben schon vor vielen Jahren mit der THS angefangen. Der ersten Patientin ging es blendend danach. Dann erlitt sie einen Fahrradunfall. Das Gerät ging kaputt und plötzlich fiel sie wieder in ihren alten Zustand zurück. Das ist alles sehr überzeugend. Ich bin leider zu alt für diese aufwändige Prozedur. Sie steht in keinem Verhältnis zu meiner Lebenserwartung.Ich wäre schon froh, wenn ich einen Therapieplatz für die rTMS bekäme. Im Sommer habe ich 3 Monate recherchiert und nachgefragt einschließlich des offiziellen rTMS-Verzeichnisses. 2 Kliniken gibt es in meinem erreichbaren Umfeld. Sie kommen leider aus organisatorischen Gründen nicht in Frage. Das wäre meine letzte Option gewesen. Aus der Traum. Im Forum sind einige wenige, die das Glück hatten, eine rTMS zu bekommen. Ich gehöre halt nicht dazu.
Wie wir alle, hattest Du auch Probleme in der Kindheit. Wie Du sagst, es ist ein Wunder, dass wir es bis hier und heute geschafft haben. Mehr oder weniger!.Meine Mutter starb, als ich fünf war, ich habe sie nicht mehr gekannt. Am Kriegsende hat mein Vater wieder geheiratet. Die Ehe ging gut, nicht aber das Stiefmutterprinzip. Meine Schwester(6) und ich(8) wurden die Dienstmädchen für Herrscher und Herrscherin. Kochen, backen, abwaschen, putzen, Parkett auf den Knien schrubben, bohnern, Einkäufe schleppen, Teppich klopfen, Wäsche waschen in der Badewanne, Dro. klein klopfen für die Heizung, Ofen saubermachen, Asche raus usw. Wenn Besuch kam, mussten wir die gepflegten, feinen, lieben, wohlerzogenen Kinder des Hauses mimen mit erstklassigen Tischmanieren, versteht sich. So war das ab 1946/47. - Später gab es ein erwachsenes Dienstmädchen, das bezahlt wurde. Es begann eine andere Zeit und eine andere Geschichte. Die war auch nicht besser.
Du und wir alle haben unser Kindsein überlebt, doch die Resilienz, wie die Psychologen das nennen, hat nicht ganz gereicht. Und kommt dann noch genetisches dazu, vielleicht noch eine besch..... Ehe, dann wartet eines Tages eben das schwarze Loch auf uns. Ich weiß echt nicht, wie ich ohne jede Perspektive leben soll. Wozu, wenn nichts mehr geht. Einzig die verdammte Selbsterhaltung hindert mich am Exit.
Liebe Robbe, Du bist noch jünger als ich. Sieh zu, dass Du im Alter nicht so tief fällst wie ich jetzt. Vielleicht erlebst Du noch, dass einer mal die echt Glückspille entdeckt. Das wäre einen Nobelpreis wert. Für uns eines fernen Tages Heilung von dieser Sch..... Entschuldigt bitte meine Wortwahl. Selbst das vulgärste Schimpfwort ist noch geschmeichelt
Liebe Grüße an Dich, Robbe und an Euch alle. Danke für Euere Hilfe.
bake37

29.01.2021 17:03 • x 1 #17


buddl1
ach, alle hier tragen ihr eigenes Päckchen und nein,
warum sollte ich versuchen dich zu etwas zu zwingen.
du hast gelebt, viel mehr als mir selbst zu teilwerden kann.
und dennoch, bist du und auch ich hier, weil wir glauben und leben,
so wie es jeder eben noch kann.
ich wäre nicht hier, wenn wie diese Hand nicht gehalten hätten
und wer möchte diese in eben jener stunde missen,
wenn alles nicht mehr zählt,
Jugend, liebe, Hoffnung oder vertrauen...
am ende gehen wir, so wie wir kamen
*beep*, allein und erst danach wurden wir in den armen genommen.
weit du,
mir wurde manchmal es möglich, Menschen in die Augen zu schauen, bevor sie gingen.
es war und ist kein Geschenk, ehr eine Bürde oder Aufgabe, weil keiner mehr den Glauben in sich finden kann.

in meiner großen Bundeshauptstadt, da ist man einsamer als wie auf dem Land,
den einzigen den man kennt ist sind die Nachbarn , mit vielen im streit.

ja, wir haben unsere Hoffnung in der Verhinderungspflege gefunden, das heißt
wir geben und nehmen von denen die nach uns kommen.
es mag manchmal egoistisch sich lesen,
aber wenn einem die eigenen Kinder nicht die Erfüllung geben wollen,
weil sie anders denken, anders fühlen, es eine andere Zeit ist,
wir wohl auch schon sehr alt uns fühlen....

ja wir werden einsamer,
auch weil alle die neben uns, vor uns waren
schon gegangen sind und dennoch,
bleib du bei uns,
wir und auch ich können nichts ersetzen, aber
zumindest teilen, was wir denken, was wir fühlen
und vor allem was wir lieben.

ich bin nicht anders oder besser,
als all die die hier dich lesen,
ich hab vielleicht ein kleines Talent im lesen, interpretieren
und schreibe aus meinem Herzen, weil es da ist, das Gefühl
da sein zu wollen,
wenn mir das gelungen ist,
dann haben wir uns in den Gedanken, in der Seele gefunden,
mehr bedarf es dann zum Leben nicht.

du bist tief in meine Zeilen versunken,
ich tat es auch, weil es das Wert war, zu sehen zu spüren und auch auf das morgen zu schauen,
weil es es den gibt.
für dich,
für mich,
und alle die unseren Gedanken folgen.
weil wir das Leben leben.
buddl1,

29.01.2021 19:20 • x 2 #18


Butter
Hallo

ich habe keinen wirklichen vergleich an Psychologen, habe meinen ersten, den nächsten der mal Termine hatte und bin auch mega unzufrieden.

Such dir gleich einen anderen das geht gar nicht was der dir an den Kopf wirft, alles gute dir.

02.02.2021 10:46 • #19


A


Hallo Butterblumee,

x 4#20


buddl1
Hey liebe @butter, es sind doch Entscheidungen die jeder von uns einzeln triff,
sei es als Person, als Therapeut oder ja als Arzt.
es ist so schwierig, wenn man das Fachgebiet zwar studiert, gelehrt oder gar verstanden hat,
es aber nicht erlebt, durchgelebt hat.
weißt du, wie viele über Dinge entscheiden ohne je damit konfrontiert geworden zu sein.
ich schließe mich da nicht aus,
jeder muss für sich selbst finden was er brauch
oder eben auch nicht.
manchmal betraf es einfach Zeit...
buddl1,

05.02.2021 19:19 • x 1 #20

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