@Chihiro95 wie ist es denn bei dir weitergegangen? Würde mich interessieren…. Du wolltest ja auch von anderen Burnoutgeschichten lesen, darum teile ich meine jetzt auch mal.
Bei mir war es so, dass ich super lang fürs Studium gebraucht hab, zuerst wegen Depression und dann bin ich auch noch ungeplant Mutter geworden. Habe dann während dem Studium gearbeitet, damit genug Geld reinkommt, zuerst viel geputz, auch sehr früh morgens (weil die Cafés etc. vor Öffnung sauber sein mussten). Später habe ich angefangen selbstständig in meinem Studienbereich zu arbeiten (Bio), was auch wieder mit sehr frühem Aufstehen aka 3:00 morgens und sehr langen Schichten in Wald und Wiesen verbunden war, teilweise war ich bis zu 14:00 unterwegs. Das habe ich zwei Jahre so gemacht und in der "Freizeit" also wenn ich nicht gearbeitet hab und "kindfrei" hatte, habe ich an meiner Abschlussarbeit geschrieben. Dann habe ich eine 30h stelle angefangen, bei der weiterhin Draußeneinsätze und zusätzlich Schreibtischarbeit drin waren. An den Wochenenden und im Urlaub dann wieder Abschlussarbeit schreiben, die immer noch nicht fertig war. Das war im vergangenen Jahr, ich war also nicht nur Coronabedingt nicht im Urlaub. Auf der Arbeit hatte ich auch das Gefühl, zunehmend hinterherzuhinken, es war nie genug Zeit, hab immer bis kurz vor knapp gearbeitet, dann schnell zur Kita, damit ich auf meine Stunden komme. Ich hatte schon den Gedanken, dass ich vielleicht weniger Stunden machen sollte, aber ich will halt nicht mein Leben lang in dieser kleinen Wohnung wohnen mit meinem Kind und meinem Partner und vielleicht ja auch irgendwann noch einem Kind. Darum habe ich mir die Stundenreduzierung abgeschminkt. Anfang dieses Jahres hatte ich dann die Abschlussarbeit fertig und hab abgegeben. Jetzt konnte ich mich endlich daran begeben, auf der Arbeit aufzuholen… dann war die Kita zu weil quasi alle Corona hatten, dann hatten wir Corona, mein Kind hatte ständig Husten oder Schnupfen (so durfte man wg Corona ja auch nicht in die Kita) und ich hing immer mehr hinterher.das hat mich zunehmend gestesst. Dazu kamen noch die Außentermine und das teils frühe Aufstehen. Mein Kind ist nachts oft aufgewacht, ich fühlte mich körperlich immer schlechter. Habe zusätzlich auch Hashimoto und bin Migränikerin, bei beidem ist ein regelmäßiger Schlafrhythmus ja eigentlich wichtig. Das war mir auch irgendwie klar und umsomehr hatte ich das Gefühl, meinem Körper aktiv zu schaden. Ich hatte überhaupt keine Zeit mehr für Muße oder für mich. Selbst die Hausarbeit musste oft liegenbleiben, weil ich einfach zu platt war. Ich wurde überhaupt nicht mehr richtig wach, mir war oft schwindelig, ich fühlte mich dauerhaft als hätte ich ne Nacht durchgemacht und schaffte es einfach nicht mehr mich zu erholen oder runterzukommen. Musste aber auch oft schon am WE die kommenden Tage vorbereiten und die langen Draußentage organisieren… Bekam dann wieder Migräneanfälle, die bei mir auch mit Sehstörungen einhergehen. Und zuletzt fühlte ich mich richtig depressiv. Konnte mich überhaupt nicht mehr konzentrieren auf der Arbeit, Dinge die ich sonst konnte, funktionierten einfach nicht mehr. Nach der letzten Migräneattacke hatte ich jeden Tag Kopfschmerzen, teils so sehr, dass ich mich nicht bewegen konnte. Fühlte mich total unzulänglich. Als ich das letzte mal draußen war, hatte ich schon richtig ein schlechtes Gewissen meinem Körper gegenüber (meinem Arbeitgeber sowieso schon länger, weil ich das Gefühl hatte, nicht so viel zu leisten wie ich sollte). Und da fingen die Muskelschmerzen auch an. Bergauf brannten meine Muskeln richtig, obwohl ich eigentlich fit bin und mir das nichts ausmacht. Ich konnte nur noch total langsam gehen und quälte mich so durch den langen Arbeitstag. Alles tat weh, im Auto bekam ich Rücken-, Kopf- und Nackenschmerzen, musste aber noch 2 h fahren, Ich fühlte mich furchtbar elend und als ich endlich zuhause war, bekam ich einen Heulkrampf und da war für mich klar, dass ich den nächsten Tag nicht hinkriege.
Mittlerweile habe ich ein Buch gelesen, dass ich total erhellend fand (Burnout kam nicht nur vom Stress), das ich total empfehlen kann. Da habe ich mich ein bisschen durchgearbeitet und sehe schon etwas klarer. Hin und wieder bin ich fast schon hoffnungsvoll, dann wieder merke ich, dass ich definitiv noch nicht so weit bin. Als z.B. unser Auto kaputtging und ich erfuhr, wieviel die Reparatur kosten sollte, wurde mir richtig schwindelig und mir ging irgendwie der Kopf zu. Genauso, als ich erfuhr, dass unser erster Urlaub seit zwei Jahren sich von 14 auf jetzt wahrscheinlich 10 Tage verkürzt, weil die Reparatur länger dauert versuche, das beste draus zu machen, aber aktuell bin ich immer noch total enttäuscht. Jetzt hoffe ich, einen Platz bei einer Verhaltenstherapeutin zu bekommen. Und ich hoffe, dass sich meine Stresstoleranz wieder etwas erhöht. Bis dahin versuche ich, noch mehr meiner Lebenskonflikte klarzukriegen, weniger zu wollen/müssen, mich besser abzugrenzen und Wege zu finden, wirklich zu genießen und zu entspannen, anstatt mich nur mit Social Media abzulenken und Zeit totzuschlagen.
So sieht’s bei mir aus.
Vielleicht schreibt ja noch jemand hier seine Geschichte, ich finde das immer bereichernd zu lesen, wie es Leuten mit ähnlichen Problemen geht.
16.06.2022 11:04 •
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