Steventhefloor
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Ehrlich gesagt weiß ich nicht was mich dazu bewegt diesen Artikel zu verfassen, aber ich nehme an dass ich zwar unzählige Erfahrungsberichte gelesen habe jedoch keiner wirklich zutreffend war.
Zu mir:
Ich heiße Stefan und bin 25.
Meine "Leidensgeschichte" fängt bei mir an als ich in der 4ten Volksschule in einem Knabenchor (Sängerknaben — Internat) anfing.
Typischerweise beginnt man eigentlich in der ersten Hauptschule ich jedoch entschied mich schon früher dafür.
Da ich somit alleine in eine geschlossene Gesellschaft in einer öffentliche Schule Einstieg und etwas moppelig war wurde mein Leben ab diesem Zeitpunkt zur Qual.
Ich wurde nicht nur beleidigt sondern auch gedemütigt durch einsperren im Schrank unter der Stunde mit Drohungen wenn ich diesen während der Stunde verlassen würde oder in den Pausen sowohl körperlich als auch psychisch misshandelt.
Meine damalige Lehrerin hat es ab und an mitbekommen und hat es unter "kindische Aktionen" verbucht.
Ich kam quasi immer komplett gedemütigt zurück ins Internat ohne richtigen Rückzugsraum und nachdem das mobbing ein Jahr ging bis ich gleichaltrige in meinem Zimmer hatte war ich schon sehr geübt darin mich im Klo zu verbarrikadieren.
Da versäumte ich den Anschluss und wurde zum Außenseiter und somit wurde mein treuester Begleiter mein Magen der unermüdlich arbeiten musste.
dadurch pendelte sich dass auf bis zu einem Kampfgewicht von 150 Kilo im Alter von 18.
Warum habe ich nichts gesagt?
Warum habe ich nichts an der Situation geändert?
Nunja… Ich hatte einen Alk. Vater dessen Aufmerksamkeit ich nur durch Musikalischem Erfolg verdienen konnte damit er am nächsten Saufgelagere wieder von seinem ach so talentiertem Sohn berichten kann.
Auf der anderen Seite stand eine gutmütige bewundernswerte Mutter die immer betonte dass das Internat sehr kostspielig sei und ich meine Chance nutzen müsse damit etwas aus mir wird.
Also Gefühlt (als Kind) sah ich keinen Ausweg und aktzepierte quasi mein Schicksal mit der Zuversicht dass die Zukunft glanzvoller wird sobald ich mein Gewicht loswerde
Nach unzähligen abnehmversuchen mit 20/30 abgespeckten Kilos (verdammter Jo-Jo Effekt…) unterzog ich mich einer Magenbypass Operation im Alter von 18.
Nach abgeschlossener Doppellehre (Optiker und Hörakustiker) und 60 Kilo weniger musste ich feststellen dass ich mich zwar erfolgreich durchs Leben gekämpft haber aber meine Probleme nicht automatisch weg sind.
Die Jahre von 18-22 waren ein relativ ereignisloses Tief welches von undiagnostizierten depressiven Episoden geprägt war durch die ich einige Arbeitsstellen verlor.
Seit nun 3 Jahren bin ich durchgehend Depressiv. Seit einem Jahr in erfolgloser Therapie. War sowohl Stationär als auch auf Reha und Tagesklinik. Habe 5 Antidepressiva durch und bin tief in der dualen Behandlung drinnen.
Ich habe mir bereits ein Exit bag zurecht gelegt (Helium—bag) welches mir den Ausstieg absichern soll. Nicht dass ich mich jetzt sofort meinem Schicksal füge oder morgen, aber ich habe gerne einen Plan B wenn ich nicht mehr weiter weiß und das ist wenigstens einer.
Seitdem ich es in griffweite habe gibt es mir auf perverser Art und Weise das Gefühl der Sicherheit (perv. im Sinne von lächerlich/komisch/absurd).
Mein sehnlichster Wunsch ist es Morgens nicht aufzuwachen demnach kann ich nie einschlafen und nehme lange Schlaftabletten.
Allerdings kann ich die nicht nehmen wenn ich keinen extrem wichtigen Termin habe (Psychiater etc.) da ich nur so selten schlafen will wie möglich damit ich nicht enttäuscht aufwachen muss.
Ich steige aus dem Bett nachdem ich Stunden auf einen Fleck gestarrt habe nur um eine zu Rauchen und dann wieder zurück ins Bett zu kriechen.
Ich habe zwar extrem gute Freunde mit denen ich zumindest jeden Samstag was mache, jedoch nur weil ich somit den Deal machen konnten dass sie mich die restlichen 6 Tage nicht nerven.
Wir lieben uns über alles und sie verstehen dass alles für mich extrem anstrengend ist.
Im großen und ganzen muss ich sagen:
Mein Leben war noch nie wirklich Lebenwert und ich sehe keine Besserung.
Auf der Reha/Stationär/Tagesklinik kamen die Patienten hin lachten und genossen ihr Leben, berichteten wie viel besser es ihnen nicht schon geht, während ich ihnen am liebsten eins übergezogen hätte.
Anfangs "freute" ich mich für die anderen mittlerweile fühle ich mich selber verarscht und unglaubwürdig wenn ich sage das es bei mir vorbei ist, da es andere auch so fühlen und im nächsten Moment lachen und spatzieren gehen.
Ich schaffe es nicht mich aufzuraffen und regelmäßig zu Duschen geschweige den Zähneputzen oder Wäsche waschen.
Auch wenn ich einen großen Freundeskreis habe dürfen nur die wenigstens zu mir da meine Wohnung nicht lebenswürdig ist und ich weder die Kraft habe noch den Sinn dahinter sehe.
Im großen und ganzen hatte ich bisher nur einen Hoffnungsschimmer die auf der Annahme von Hilfe beruhte jedoch erlischte mit der bitteren Realität dass alle Anstrengungen vergeblich waren und Ich lediglich durch unerwünschte Nebenwirkungen der Medikamente belohnt wurde.
Dieser Text wurde sehr viel länger als erwartet und ich erhoffe mir hier nicht viel doch leider war das Gefühl der Auswegslosigkeit noch nie so stark und einseitig.
Ich weiß was ich erreicht habe und ich bin durchaus attraktiv kenne meine Stärken und Schwächen dennoch fehlt mir sowohl die Kraft als auch die Motivation weiter zu machen.
Bin absurd verblendet was mir bewusst ist jedoch kann ich trotz intensiver Arbeit daran nichts ändern.
Die unvergänglichen Depressionen haben den Kampf wohl gewonnen.
Auch die professionellen Optionen neigen sich dem Ende zu was meinen vorzeitigen Abschied begünstigt.