
Lilly-18
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Gott-sei-Dank bin ich inzwischen fast 60 und bin froh, dass ich das meiste schon hinter mir habe.
Im Moment habe ich einen sehr lieben Partner, der die Wunden, die mein Ex geschlagen hat, fast geheilt hat. Mein Partner ist selbst sehr angeschlagen, schrammt immer leicht am Burnout vorbei, leidet an einer Essstörung und hat aufgrund seiner sehr schwierigen Familiengeschichte auch sehr viele Wunden und Narben.
Deshalb verstehen wir uns auch so gut, weil wir viel Ähnliches erlebt haben und eigentlich immer wissen, wie der andere sich fühlt. Wir machen uns gegenseitig keine Vorwürfe und nehmen den anderen so, wie er ist.
Und wir geben dem anderen die Anerkennung, die er braucht. Das tut gut. Damit stärken wir uns gegenseitig.
Mein größtes Problem ist, dass ich beruflich gescheitert bin. Durch meine Angst habe ich fast immer mit angezogener Handbremse gearbeitet, ich brauche unheimlich viel Bestätigung und Anerkennung. Aber die bekommt man ja erst, wenn man sie verdient hat. Meinen ersten Job habe ich bis zu meinem ersten Kind gemacht und war froh als ich da endlich weg war. Da mein Mann gut verdiente, konnte ich viele Jahre zuhause bleiben bei den Kindern und bin aufgegangen in der Rolle. Ich hatte immer panische Angst davor, mal wieder arbeiten zu gehen. Ein paar Jobs hatte ich schon, aber nichts anspruchsvolles, das ging schon.
Dann ist meine Ehe in die Brüche gegangen. Ich hatte 2 Kinder, ein Haus und einen 450 Euro-Job. Ich war gezwungen, wieder mehr zu arbeiten, habe mich durchgekämpft und bin immer wieder an meine Grenzen gestoßen. Ich habe gelernt, dass Chefs es riechen, wenn du Angst hast. In der heutigen Arbeitswelt musst du frech und selbstbewusst sein, um was zu erreichen. Beides bin ich nicht. Ich weiß, dass ich nicht dumm bin, aber meine Angst bremst mich aus. Und sobald ich Widerstand spüre, falle ich zusammen. Chefs loben einen natürlich nicht immer, das ist ja normal.
Leider habe ich inzwischen so viele schlechte Erfahrungen (extremes Mobbing, 3x ist mir ohne Vorankündigung gekündigt worden, wegen schlechter Leistungen) dass ich einfach keine Lust mehr habe. Wenn du immer wieder von vorne anfängst, was Neues lernst, dich durchbeißt, und nie sowas wie Routine und Erfolgserlebnisse erlebst, das laugt dich aus.
Trotzdem hab ich immer wieder von vorne angefangen. Diesmal habe ich die Probezeit geschafft, mich in eine völlig neue und mir unbekannte Materie eingearbeitet und hoffe, dass ich es diesmal länger schaffe, den Job zu behalten.
Was mir fehlt ist Anerkennung. Wie geht ihr damit um, keine Anerkennung zu kriegen? Mein Chef ist Perfektionist. Ich mache 10 Sachen gut. Kein Kommentar. Ich mache einen Fehler, kommt sofort eine Rüge.
Ich setze mich schon wieder so unter Druck, habe Angst davor, Fehler zu machen und wieder mal den Anforderungen nicht gerecht zu werden. Ich will nicht wieder arbeitslos werden, das wirft mich jedesmal so zurück, mein Ego ist so klein wenn ich arbeitslos bin. Ich ertrage nicht noch ein Scheitern.
Ich habe noch viele andere Baustellen, die ich noch bearbeiten muss. Der Titel dieses Beitrags passt zu jeder meiner Baustellen, das ist mein Grundproblem.
Ich habe das Gefühl, es tut mir gut, mir das von der Seele zu schreiben.
Ich weiß, ihr habt alle große Probleme und schäme mich fast, dass ich euch mit meinem hier belästige. Aber, wie gesagt, es tut mir gut, hier zu schreiben.