Tyyra
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Bei meinem Freund wurde vor kurzem ein Burnout diagnostiziert, aber mal alles von vorn:
Vor ungefähr 4 Monaten fing mein Freund an, auf Arbeit unzufrieden zu sein und über einen Jobwechsel nachzudenken. Er arbeitet in einer 5 Mann Firma, davon 2 Geschäftsführer und 3 Mitarbeiter. Die Geschäftsführer haben viel Kohle, kümmern sich um nichts weiter und haben mehr oder weniger die ganze Verantwortung an meinen Freund abgegeben (er ist der Chef von den anderen 2). Als er damals dort angefangen hat, stand die Firma kurz vor der Insolvenz und er hat den Laden wieder zum Laufen gebracht, mit jeder Menge investierter Zeit und Mühe.
Als er Anfang des Jahres eine Gehaltserhöhung bekommen hatte, wurde seine Unzufriedenheit kurzfristig ein bisschen besser.
Dann wurde er krank (Erkältung/Grippe) und war 2,5 Wochen zu Hause. In der Zeit wurde unser Kontakt weniger, er war die ganze Zeit nur im Bett und wollte nicht großartig telefonieren oder schreiben. Die Nachrichten waren auch nicht mehr so liebevoll und ich war schon ziemlich besorgt, dass mit unserer Beziehung vielleicht etwas nicht in Ordnung ist. Er meinte aber, alles wäre gut und es läge nur daran, dass er so krank war.
Nachdem er wieder gesund war, trafen wir uns für 1 Woche und alles war wie immer, nur dass er sich fürchterlich erschöpft fühlte und immer noch fast jedem Telefonat (mit Freunden, Eltern) aus dem Weg ging. Er erklärte mir, dass er seit Wochen nicht mehr mit seinen besten Freunden geredet hat und seine Eltern auch langsam durchdrehen, weil er sich kaum meldet.
Als ich wieder zu Hause war, war der Kontakt für ein paar Tage besser, bis er schließlich komplett einbrach.
In den letzten 2 Wochen haben wir nur 1x telefoniert und manchmal meldet er sich 3-4 Tage lang gar nicht. In dem Telefonat hat er mir erklärt, dass er sich im Moment so leer, depressiv und ausgebrannt fühlt, für nichts mehr Energie hat und an den Wochenenden nur im Bett liegt und schläft. Als er nach der Krankheit wieder auf Arbeit kam hatte er einen unbewältigbaren Stapel auf dem Tisch, da in der Zeit niemand seine Vertretung gemacht hat und damit kam wohl der komplette Einbruch.
Er hat aber seine Situation erkannt und angefangen, Bewerbungen zu schreiben und sich beim Arzt Hilfe zu holen. Er verbringt mittlerweile auch mal einen Tag am Wochenende oder einen Abend unter der Woche bei seinen Eltern, um sich aufbauen zu lassen (seine eigenen Worte).
Ich versuche natürlich, ihn nicht zu überfordern, indem ich ständig mit ihm telefonieren will oder ihn mit Whatsapp Nachrichten bombardiere. Es fällt mir aber so unglaublich schwer, da von ihm auch kaum etwas liebevolles mehr kommt. Kein ich vermisse dich oder ich liebe dich, wenn es gut läuft kommt mal ein Küsschensmile, ich habe das Gefühl ich schreibe mit einem Kumpel und nicht mit meinem Partner.
Vorher haben wir fast täglich telefoniert und die Nachrichten waren immer sehr liebevoll.
Jetzt schreibe ihm alle 1-2 Tage eine aufmunternde bzw liebe Nachricht um ihm zu zeigen, dass ich an ihn denke und ihn nicht im Stich lasse. Manchmal antwortet er und manchmal nicht. Vorgestern kam z. B. nur ein ich versuche im Moment nur irgendwie die Tage zu überleben. Was mir so sehr weh tut, ist dass er mich fast gar nicht mehr an sich heran lässt.
Wir führen eine Fernbeziehung und uns trennen 1500 km, da ist leider nichts mit mal schnell am Wochenende vorbeischauen.
Ende April ziehe ich zu ihm, zunächst in eine getrennte Wohnung, da wir etwas zusammen kaufen wollen, sobald ich einen brauchbaren Job dort gefunden habe. Ich habe hier schon alles gekündigt, der neue Mietvertrag ist unterschrieben und ich habe jeden Tag die Angst, dass er die Beziehung nicht mehr will, weil sie ihn überfordert etc.
Vielleicht hat jemand eine ähnliche Situation schon erlebt und kann mir ein paar Tips geben.
Falls es eine Rolle spielt, wir sind 32 und 34 Jahre alt bzw. jung.