Folgen einer Therapie für die Partnerschaft

K
Hallo ihr Lieben,
aus Verzweiflung, Angst und Ratlosigkeit wende ich mich heute an dieses Forum.
Ich bin 30 Jahre alt und seit rund dreieinhalb Jahren mit meinem Freund (24 Jahre alt) zusammen. In den ersten zwei Jahren unserer Partnerschaft litt ich sehr unter mangelndem Selbstbewusstsein und Eifersucht. Ich war (und bin) allgemein ein unsicherer Mensch, der viel Zuspruch und Sicherheit von außen – sprich von meinem Partner – brauchte (und wohl auch nach wie vor braucht). Durch eine Therapie hat sich bei mir zwar viel gebessert, ich wurde selbstsicherer und weniger abhängig von meinem Freund, allgemein etwas sicherer im Umgang mit anderen Menschen, doch ist das eine trügerische Sicherheit, wie sich herausgestellt hat: Ich verfalle schnell wieder in alte Muster, wenn etwas passiert, das mich überfordert, das mich hilflos und verzweifelt werden lässt.
Und doch ging es mir im Laufe meiner Therapie nach und nach besser, am Ende war ich viel selbstständiger und nicht mehr so bedürftig meinem Freund gegenüber. Das wiederum führte dazu, dass sich mein Freund langsam immer weniger gebraucht fühlte und schließlich selbst in die Depression abglitt (das ist zumindest meine Diagnose als Laie und auch die Ferndiagnose meiner Therapeutin). Er empfindet mittlerweile nur noch innere Leere, hat sein Lachen und sein Selbstvertrauen verloren. Wir können nicht mehr miteinander kommunizieren, weil ihn jedes Wort anstrengt und mir mittlerweile schnell die Geduld ausgeht, wenn ich das Gefühl habe, dass nichts bei ihm ankommt und sich bei mir Hilflosigkeit breitmacht. Das geht jetzt seit fast einem Jahr so.
In all dieser Zeit war ich relativ gefestigt und habe versucht, ihm möglichst viel abzunehmen und die Situation so anzunehmen, wie sie ist. Ich habe die Stimmungen, die Resignation und die regelmäßigen Wut- und Verzweiflungsausbrüche meines Freundes nicht auf mich bezogen – zumindest meistens ist mir das gelungen. Natürlich kam auch manchmal der Gedanke auf: Was, wenn das alles an mir liegt? Wenn mein Freund einfach in dieser Beziehung nicht mehr glücklich ist? Wenn ich nicht der richtige Mensch für ihn bin?
Nun hatte er gestern endlich ein Erstgespräch bei einem Therapeuten, bei dem ich damals während meiner Therapeutensuche ebenfalls ein Gespräch hatte. Ich habe mich damals zwar für eine andere Therapeutin entschieden, konnte diesen Therapeuten meinem Freund aber guten Gewissens weiterempfehlen.
Als er gestern von diesem Gespräch zurückkam, war mein Freund guter Dinge – allerdings bin nun ich wieder diejenige, die am Boden ist. Der Therapeut hat meinem Freund geraten, mit mir nicht mehr über seine Probleme zu sprechen, sondern diese beim Therapeuten zu lassen. So weit, so gut. Das sehe ich ein, das macht Sinn, um unsere ohnehin stark belastete Beziehung zukünftig zumindest von den Depressionen meines Freundes zu verschonen. Nun habe ich aber Angst, dass ich zurückbleibe, dass ich auf dem Weg meines Freundes nicht mehr mitgenommen werde. Dass er am Ende als völlig anderer Mensch vor mir steht und ich diese Entwicklung verpasst habe.
Ich habe einfach Angst, dass wir es nicht schaffen. Wir können kaum mehr miteinander sprechen, weil uns beiden die Kraft fehlt. Und nun kommt noch dieser Therapeut daher, der meinem Freund gleich bei der ersten Sitzung sagt, dass seine Partnerschaft durch die Therapie durchaus in die Brüche gehen kann. Seitdem sieht das auch mein Freund so. Normalerweise war er immer derjenige, der optimistisch war und sagte: „Wir schaffen das.“ Jetzt sagt er: „Ich weiß nicht, ob wir das schaffen.“ Und hier kommen wir wieder zurück zu meinem eigenen Problem: Sobald ich merke, dass mein Partner nicht mehr hundertprozentig sicher ist, dass wir es schaffen, werde ich so unsicher, es lähmt mich, ich kann dann gar nichts mehr machen. Eigentlich müsste ich jetzt die Starke sein und meinen Partner unterstützen, doch es fällt mir so schwer, weil ich ja selber eigentlich auch schwach bin und den Zuspruch von außen brauche. Ein Teufelskreis.
Vielleicht kann ja jemand mit meinen Zeilen etwas anfangen, hat Anregungen dazu oder kann mir Tipps geben. Das wäre großartig.
Liebe Grüße!

26.01.2017 13:53 • #1


wahnfritz
Hallo!

Erstmal herzlich willkommen! Was du schreibst, klingt ziemlich verzwickt, und macht mir den Eindruck, dass euch vielleicht auch eine Paar-Therapie helfen könnte. Außerdem klingt es ein wenig so, als würde sich eure Beziehung vor allem über eure Probleme definieren. Was gibt es denn sonst, dass euch zusammenhält, was magst du an deinem Partner und warum möchtest du mit ihm zusammen sein und umgekehrt?

Grüße!

27.01.2017 09:20 • #2


F
Hey ho Kamikaze,

was der Therapeut deines Freundes gesagt hat, kann ich nur schwer nachvollziehen, wenn ich ehrlich bin. Innerhalb einer Partnerschaft nicht über Probleme zu sprechen, die einen beschäftigen, führt doch das ganze System einer Partnerschaft Antidepressiva absurdum. Man stelle sich vor zwei Geschäftspartner kommen nicht gut klar und beschließen künftig die negativen Themen einfach aussen vor zu lassen. Das mag kurzfristig zwar helfen (weil die Welt so schön rosarot ist ohne Probleme), mittelfristig allerdings dürfte mit einem solchem Verhalten jede Partnerschaft schwer leiden bzw. das gemeinsame Konzept an dem man fest hält schnell in die Brüche gehen.
Jetzt kann ich sogar mal ein bisschen Wissen aus meinem Studium anbringen ^^. Die Therapie als pädagogisches Handlungskonzept bindet den Ratsuchenden nicht an die vorgeschlagenen Möglichkeiten die präsentiert werden. Im Klartext, was der Therapeut einem rät kann man annehmen, man sollte aber schon selbst hinterfragen ob es für die jeweilige Situation Sinn macht. Tut es das nicht, dann kann (und sollte) man als Beteiligter nicht den Fehler machen zu glauben, die Worte eines Therapeuten in Gold aufzuwiegen. Derb Mann kennt doch, wenn es das Erstgespräch war weder deinen Freund gut genug noch die charakterlichen Züge von dir, geschweige dann kann er nach einer Stunde einordnen was wie am besten zu tun ist. Er kann Hinweise geben, Denkanstösse, aber was ihr daraus macht, liegt nur bei euch.
Es wäre sicher ein besserer Weg an eurer Kommunikation zu arbeiten. Ihr habt schon viel zusammen durchgemacht, da lohnt es sich für zu kämpfen aber gerade wenn man gemeinsam viele schwere Tage erlebt hat, kann die Kommunikation in einer Partnerschaft sehr leiden. Ich stimme Fritz da auch voll zu. Eure Beziehung definiert sich über gemeinsame Probleme, wieso keine gemeinsame Therapie? Und natürlich solltet ihr die vielen schönen Seiten, wieso ihr zusammen seid nicht ausser acht lassen. Macht beispielsweise Dinge, die euch beide Spass machen und lasst die Probleme temporär weg. Gemeinsame Lösungen zu finden ist besser als die Probleme der einzelnen alleine zu lösen :)

Von meiner Seite aus alles Gute für euch.

27.01.2017 16:55 • #3

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