Hallo Amely,
Eine Depression ist etwas lähmendes. Was ich dir von meinem Wissen um diese Krankheit geben kann, beruht auf meine eigene Erfahrung damit. Ob es sich bei deinem Freund ebenso verhält, kann ich nicht sagen. Also, egal was ich schreibe, lege nicht jedes Wort auf die Goldwaage, berücksichtige immer die Individualität des Menschen und der Krankheit. Depressionen können leider nicht so einfach geheit werden wie ein Beinbruch. Es gibt keine Heilung, nur ein Leben damit. Das wiederum muss gelernt werden, dabei hilft ein Psychologe, ReHa Maßnahme oder ein Krankenhaus Aufenthalt. Den hat dein Freund ja bereits, zum Glück!, hinter sich.
Ich versuche dir mal das Gefühl der Depression zu verdeutlichen. Es gibt mehrere Stufen, dass weißt du bereits. Doch was bedeuten diese Stufen für den Depressiven?
Stufe 1, die leichte Depression kennen im Grunde alle Menschen, denn es ist Traurigkeit. Sie bedeutet die Trauer um etwas ganz besonderes aus dem jeweiligen Leben. Vielleicht einen Job zu verlieren den man gerne gemacht hat. Deine Situation empfindest du sicher auch als sehr traurig, oder? Es gibt nur einen Unterschied zwischen dieser Traurigkeit und der einer Stufe 1 Depression. Die Traurigkeit vergeht ohne heftige Spuren zu hinterlassen. Die Zeit heilt alle Wunden wird dazu gerne gesagt und im Grunde stimmt diese Aussage ja auch.
Bei einer Depression ist die Gefahr tiefer in die Traurigkeit zu rutsch sehr hoch. Es können Auslöser dafür geben, wie das immer wiederkehrende Unwohlfühlen in einer Situation, die man jedoch gerne ausfüllen möchte. Bei mir war es z.B. ein Kollege, der zwar nett, aber sehr dominant mit der Arbeit ansich. Ich konnte die Situation der ständigen, wohlbemerkt auf gar keinen Fall angebrachten, Kritik nicht stand halten. Es machte mich im wahrsten Sinne des Wortes krank.
Die Folge war eine Schub in die Depression. Natürlich wollte ich nach ein paar Wochen Arbeitsunfähigkeit wieder Arbeiten gehen. Das Resultat war beinahe das Gleich, es ging Bergab. Ich war in Stufe 2 angekommen. Was danach kam lasse ich hier aus.
Zitat:Am Anfang der Beziehung hatten wir sehr viele schöne Momente, haben sehr viel unternommen und spaß gehabt .
Ich habe mich von Anfang an wohl bei ihn gefühlt .
Das hat sich am Anfang des Jahres leider geändert, er bekam bei mir Schlafstörungen und schei. ,wir dachten es liegt an der Wohnung weil er bei seinen Eltern normal schlafen kann also verblieben wir so, das er zu seinen Eltern zieht um am WE bei mir ist, bis es sich bessert, dies tat es aber nicht sondern wurde noch schlimmer.
Die ersten Symptome die mir aufgefallen sind, war das er antriebslos ist und keinerlei Freude bei ihm aufkam.
Wir gingen zum Arzt ließen ihn durchchecken alles i.O. Dann vereinbarten wir ein Termin beim Physiologen wo er jetzt auch in Behandlung ist. Es wurde bei ihm mittlere bis schwere Depression festgestellt.
Seit dem er in Behandlung ist finde ich, geht es Berg ab mit ihm .Er schläft nur noch fühlt sich leer zeigt keinerlei Gefühle(manchmal frage ich mich ob er mich noch liebt)und hat Angst wieder in ein Loch zu fallen
Antriebslosigkeit, erhöhtes Schlafbedürfniss, Freudlosigkeit und die Leere sind real. Doch deshalb bedeutet dies nicht, dass er dich nicht mehr liebt! Auch die Angst in ein Loch zu fallen kann ich sehr gut nachvollziehen.
Eine Psychotherapie ist sehr anstrengend, da hierbei meist über die Auslöser gesprochen wird. So könnte es also gut sein, dass das Thema Ex-Frau und die Geschehnisse in seiner Ehe gerade in der Therapie Thema sind.
Aber auch hier! Keine definitive Aussage, da keiner weiß was gerade Thema ist.
Zitat:Seit dem beschäftige ich mich sehr mit der Krankheit lese Berichte und Bücher, habe auch gelesen das es Selbsthilfe Gruppen gibt für Betroffene. Ich habe ihn auch gesagt er solle mit seinen Physiologen reden, das ich auch gerne mit ihm sprechen möchte, wie ich am besten damit umgehen kann um mich und ihn nicht zu verletzen und ob er Selbsthilfe Gruppen kennt, leider fragte er nicht.
Ich habe Angst das es noch schlimmer wird . Bei anderen Berichten die ich gelesen habe , haben die Depressiven ihre Partner verlassen obwohl sie immer an deren Seite waren.
Das du dich mit dieser Krankheit auseinander setzt ist sehr gut, doch glaube mir, in deinen Gefühlen wirst du nicht in der Lage sein sie nachzuvollziehen. Das kann nur jemand, der bereits dort unten war.
Bei dem beginn einer Psychtherapie in die Therapie einzudringen, mit in die Sitzung zu gehen ist zu diesem Zeitpunkt eher nicht gut. Ich kann das abblocken verstehen.
Auch eine Selbsthilfegruppe könnte noch deutlich zu früh sein.
Einen Rat kann ich dir nicht geben, nur meine Gedanken zu deiner Problematik.
Bei einem depressiven Partner ist oftmals Weniger Mehr. Nicht bohren, kein ständiges Fragen, mit Eingreifen wollen, zu Aktivitäten auffordern. All dies kann ordentlich nach hinten losgehen und ich auch oft ein Trennungsgrund. Diese Belastung die dadurch entsteht ist einfach zu viel. Einfach nur da sein, über andere Themen reden oder auch einfach nur schweigen, ankuscheln ohne zu bedrängen und eine Menge Geduld sind oftmals sinnvoller als Druck auszuüben. Äussere Reize kann eine Reizüberflutung auslösen, der ein Depressiver nur schwer stand halten kann. Bei mir was dies der Grund mich zurückzuziehen, mein Freund tat das Geiche.
Ich habe beide Seiten kennengelernt, mein Lebensgefährte ist auch durch eine Depression gegangen.
Zweifel nicht an die Gefühle deines Freundes, mit der Zeit wirst du sie wieder entdecken. Hier mal ein Lächeln, da mal eine Umarmung... Nähe zuzulassen...
Vielleicht sind einige Andere hier aus dem Forum anderer Meinung. Dieses wirst du dann sicher auch erfahren.
Grüßle,
Bettina