Matteo
In der Anfangszeit meiner Erkrankung spürte ich eine gewisse Zeitlang nicht, dass ich langsam, aber sicher, meine Freunde vermisste. Dass meine Freunde mich verlassen haben könnten, wollte und konnte ich nicht nachvollziehen und konnte nicht glauben, dass sich diese innerlich spürbare Befürchtungen bewahrheitete. Ich verzweifelte schier. Dass sie sich nicht bei mir gemeldet haben, konnte ich noch mit Mühe nachvollziehen. Dass sie sich aber vielleicht auch bei meiner Frau haben melden können, um sich zu erkundigen, hätte ich eigentlich spüren können. Denn meine Frau hätte mir das erzählt, telefonisch oder bei ihren Besuchen bei mir.
Nach den langen Klinikaufenthalten nach einem Jahr wurden meine Hoffnungen wieder ein wenig grösser, auch wenn mit meine Seele mir etwas anderes sagte.
Doch keine dieser Hoffnungen wollte sich für mich erfüllen. Es waren nahezu 10 Freundespaare, mit denen wir uns regelmässig trafen an Kunstausstellungen, privat in schöner Runde in Gedankenaustauschen. Bis auf drei Paare, die waren es noch, die mich zu dieser Zeit nicht verraten hatten.
Doch es kam dann doch noch die Zeit der Entscheidungen. Beide Paare forderten von mir, dass ich einerseits ihnen nachfolge, werde und andererseits, wenn sie sich meldeten bei uns, um uns aufzufordern, dass wir miteinander in unser Restaurant spazieren wollen.
Doch an einem solchen Tag, war ich bereits wieder im Zustand der Depression und war sehr schlecht drauf. Und das erklärte ich meinen Freunden, doch sie drohten mir, wenn ich jetzt weigere, mit ihnen zu gehen, dass sie sich sofort von uns distanzieren würden.
Um es kurz zu machen ich habe sie verloren.
Fast genauso fast zur selben Zeit, erlebte ich das verlierende Moment, der vorgängigen Erzählung.
Bei einem anderen Freundespaar, mit denen ich viel zusammen im kirchlichen Dienst zusammenarbeitete, luden fast im selben Zeitabschnitt uns zum Geburtstag ein, wie jedes Jahr. Mir ging es schlecht, es kamen dieselben Drohungen.
Noch Jahre später haben sich die Probleme etwas lösen können, und sind wieder ein Stück weit einander nähergerückt.
Es schmerzte sehr tief. Wie soll ich diese Enttäuschung werten, sie verarbeiten? Ich wusste es nicht.
Erst später lernte ich, verständnisvoller und besser damit umzugehen. So lernte ich, dass alle diese Freunde, die sich von mir trennten, keine Ahnung haben von einer Depression. Sie sind von der Situation einfach überfordert.
Diese Erkenntnis habe ich lernen müssen und ich habe sie begriffen und ich verstehe das Verhalten dieser meiner Freunde.
Aber es ist so schmerzhaft, dass ich das Gefühl hatte und immer noch habe, eine schallende Ohrfeige zu kassieren
Matteo