E
Emberly
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Hallo liebe Forumsmitglieder,
ich lese seit einigen Wochen still mit und das hat mir wirklich schon in schweren Momenten geholfen. Ich hatte sooft das Gefühl: Jaaa genau so ist das auch bei mir! Endlich jemand, der wohl genau weiß wie es mir geht! Alleine das Wissen, dass andere in der selben Situation stecken, ich mir das nicht nur alles einbilde, hat schon wirklich geholfen. In irgendeinem Thread gab ein User auch den Tipp bei kreisenden Muss-Gedanken einfach zu sich selbst zu sagen Einen Schei. muss ich!. Das hat mich sogar zum Schmunzeln gebracht und hat mir seitdem schon das ein oder andere Mal Erleichterung verschafft. Ob ich nun eine (Erschöpfungs-) depression habe oder ein Burn-Out weiß ich (noch) nicht. Das mus irgendwann ein Psychologe feststellen.
Darf ich mich bei euch einfach mal auskotzen und erzählen wie es mir geht und was so durch den Kopf geht? Und es tut mir leid, falls der Text zu lang wird. Ich möchte so gerne mal alles loswerden und mich irgendwie verstanden fühlen.
Ich bin seit knapp 4 Wochen krankgeschrieben. Es begann damit, dass ich schlicht eines morgens nicht mehr aus dem Bett kam, irgendwas in mir weigerte sich aufzustehen, ich schlief nur noch, war nur noch erschöpft, verzweifelt, hilflos und wenn ich wach wurde, weinte ich. Mein Partner meinte: So kann es nicht weitergehen. Bitte geh zum Arzt und lass dir helfen. Er hat mich dann auch begleitet, weil ich mich so unwohl gefühlt habe, Angst hatte und auch geschämt habe über meine u.a. psychischen Beschwerden zu sprechen. Ich wollte Rückendeckung, quasi jemanden der von außen bestätigt wie es mir geht, weil ich Angst hatte, dass mich niemand ernst nimmt. Die Hausarztpraxis in der ich derzeit bin, ist eine Gemeinschaftspraxis und ich bin nicht so ein Fan von einer der Ärzt*innen (sie war schon in der Vergangenheit oft sehr ruppig und damit komme ich nicht so gut klar.) Zum Glück war ich das erste Mal bei einer ganz netten anderen Ärztin, bei der ich mich sehr aufgefangen gefühlt habe. Sie hat genau den richtigen Ton angeschlagen und mich so gut verstanden, auch gemeint, sie schreibt mich so lange krank wie ich es brauche. Das einzige könnte sein, dass irgendwann der Amtsarzt auf den Bildschirm tritt (Ich bin derzeit Beamtin auf Probe), aber wenn ich da genauso wie ein Schluck Wasser in der Kurve hänge, wird das auch kein Beinbruch. Ich habe da Rotz und Wasser geheult.
Naja leider war die Ärztin das zweite Mal zwecks Verlängerung nicht in der Praxis und ich musste zu meinem Endgegner. In der Zwischenzeit ging es mir sehr viel schlechter, ich hatte inzwischen Suizidgedanken und habe wieder Rotz und Wasser geheult. Sie hat mir dann eine Überweisung für einen Psychologen mitgegeben und meinte, ich soll jederzeit kommen, wenn die Suizidgedanken zu schlimm werden.
In diesen zwei Wochen habe ich es irgendwie geschafft, etwas Entspannung in mein Leben zu bekommen, u.a. durch dieses Forum und auch die Website moodgym. Dennoch konnte ich mich zu nichts aufraffen, alles erschien zu viel, mein Schlafrhythmus ist zudem total verschoben, ich war einfach nur erschöpft und müde. Ich war schon froh, wenn ich duschen geschafft habe oder mal fähig war die Küche aufzuräumen. Aber v.a. der Spruch Einen schei. muss ich! hat mir erstaunlich viel geholfen. Offenbar sind meine verzerrten Gedanken im Alles-oder-Nichts denken und Muss/Sollte-Gedanken auch Schuld an meiner Misere.
Es stand dann eine Verlängerung der Arbeitsunfähigkeit an und meine nette Ärztin vom Anfang war im Urlaub. Ich war wieder bei meiner Kratzbürste, die mich nur eine Woche länger krankschreiben wollte, mir Schlaftabletten verschrieb und meinte, ich soll wieder arbeiten gehen. Ich habe fast gebettelt, dass ich nochmal zwei Wochen krankgeschrieben werde und war wieder kurz vorm Weinen.
Und das beschäftigt mich immer noch seit Tagen. Ich habe die ganze Zeit genau davor Angst gehabt, dass mich jemand nicht ernst nimmt und ich wie ein Bettler vor dem Arzt stehen muss. Ich meine wie kann man denn so sein? Vor zwei Wochen fast jeden Tag Suizidgedanken und gerade etwas Stabilität in die Lage reinbekommen und dann wird einem auch noch so viel Druck gemacht.
Da bleibt ja nur für die weitere Behandlung und Unterstützung einen anderen Hausarzt zu suchen, weil immer das Damoklesschwert über mir schwingt, dass ich wieder zu ihr in die Sprechstunde muss und sich meine ggf. aufgebaute stabilere Lage wieder verschlechtert. Jedes kleine bisschen schmeißt mich derzeit wieder komplett aus der Bahn und ich habe dann wieder mit Suizidgedanken zu kämpfen.
Nunja. Einen Psychologen finden ist ein Thema für sich. Bisher hatte ich keine Kraft ein Telefon in die Hand zu nehmen und mal anzurufen. Ich war schon stolz, dass ich überhaupt mal nachgesehen habe, wer so in der Gegend ansässig ist oder mich auch mal über Gruppentherapie zu informieren, da das angeblich schneller mit einem Therapieplatz klappen soll.
Maßgeblicher Auslöser, also wohl eher Burn-Out-spezifisch, sind die sehr toxischen Bedingungen an meinem Arbeitsplatz und natürlich auch meine Reaktion hierauf. Wir sind personell total unterbesetzt, alle jungen Kollegen/Berufsanfänger haben das gleiche Pensum wie alte Hasen zu bewältigen, jeder schiebt Überstunden, arbeitet am Wochenende, teilweise kommen die Leute in ihrem Urlaub, um zu arbeiten. Am Anfang habe ich mich dagegen gewehrt und habe meine ca. 40 Stunden die Woche gearbeitet. Dennoch konnte ich kaum abschalten und wurde ständig kritisiert. Ich sei zu langsam, es wurden nur Fehler thematisiert, statt Fortschritte zu loben. Das musste ich dann selbst mal vor meiner Vorgesetzten machen. Trotz mehrmaliger Bitte um Hilfe kam nichts. Das gehöre dazu, um zu sehen ob ich den Job schaffe. Wir hatten einen extremes Pensum zu bewältigen, auch aufgrund der vorherigen angestauten Verfahren wegen personeller Unterbesetzung der vorgeschalteten Dienststelle.
Irgendwann erschien es einfacher, wie die anderen Kollegen länger und mehr zu arbeiten, damit ich nicht mehr diesen zusätzlichen Druck aushalten musste, dass ich ja meine Arbeitszeit einhalte und mir nicht mehr anhören zu müssen, dass ich zu wenig schaffe. Das ging dann auch ein-/eineinhalb Monate gut. Ich habe natürlich viel mehr geschafft und war richtig stolz auf mich. Aber auch das wurde mir wieder zunichte gemacht und nicht gesehen. Es hieß immer noch, ich sei zu langsam. Zu der Zeit habe ich unter der Woche täglich ca. 10-11 Stunden netto! gearbeitet und aber die Wochenenden bis auf Eines freigehalten. Ich war absolut an meinem Limit. Tja die übrigen jüngeren Kollegen haben auch die Wochenenden gearbeitet. Ich habe keine Ahnung, wo die ihre Kraft hernehmen.
Über eine erfahrene ältere Kollegin, die ihren Aufgabenbereich gar nicht mehr im Griff hatte und auch regelmäßig Überlastungsanzeigen stellt, wurde gelästert. Sobald sie etwas im Abteilungsmeeting sagen wollte, hörte niemand mehr zu und guckte weg und ich dachte: Hört ihr doch endlich mal zu! Ich war die einzige, die ihr Aufmerksamkeit schenkte.
Ich bin an dieser Stelle nur für ein Jahr und ich dachte, irgendwie halte ich dieses eine Jahr schon durch und vielleicht wird es ja an der nächsten Stelle besser. Jeder in meinem Umfeld hat mich auch dazu ermutigt: Komm das eine Jahr! Und dann kommt ja auch noch dein Urlaub. Das schaffst du. Zwischendurch war ich selbst davon überzeugt.
Lol und dann kam die Krönung. Eine andere Abteilung ist wohl noch mehr am absaufen als wir und jetzt sollen wir sie entlasten. Und das war der Anfang vom Ende. Nach der Hiobsbotschaft habe ich mich noch 2 Wochen hingeschleppt, die Motivation, die Kraft, alles ging immer mehr gegen Null und dann kam die große Erschöpfung und ich konnte und wollte nicht mehr aufstehen.
Ich habe letztlich den Gang zum Arzt auch lange rausgezögert und weiter gekämpft, weil ich mir Besserung erhoffte mit Arbeitserfahrung, spätestens mit dem Wechsel in eine andere Abteilung und mir natürlich auch nicht meine Lebenszeitverbeamtung verbauen wollte.
Aber an dem Punkt, an dem nichts mehr ging, war das alles plötzlich unwichtig. Ich konnte einfach nicht mehr und wollte da nie wieder hingehen. Jedes Mal, wenn ich den Gedanken bekam wieder arbeiten zu gehen, schreite etwas ganz tief in mir NEIN! und mein ganzer Körper bebte und ich schüttelte wie besessen den Kopf.
An manchen Tagen, an denen es mir besser geht, fühle ich mich deswegen schuldig. Ich habe keine Ahnung wie es mit mir, v.a. beruflich weitergehen soll. Bei dem Job habe ich mich beworben, weil alles andere schlechter wirkte und ich das Gefühl hatte, ich müsste das tun und es auch als Privileg angesehen habe, dass ich einen solchen Job ausüben darf. Und weil der Arbeitgeber als besonders familienfreundlich beschrieben wurde und im Vergleich zur übrigen Branche, in der ich arbeite, noch eine vergleichsweise gute Work-Life-Balance möglich sei. Ich habe viel an später gedacht, v.a. wenn Kinder da sind und dachte Sicherheit und eine Garantie, Teilzeit arbeiten zu können klingt gut für die Kinderplanung. Dass die Zustände aber so desaströs in der Gegenwart sind, habe ich einfach nicht erwartet.
Die Gedanken kreisen an manchen Tagen so sehr. Manchmal bekomme ich richtige Panikanfälle, wenn mein Freund nur zu mir sagt: Willst du nicht mal nach Stellenanzeigen gucken? Und er meint das nicht böse. Ich mache ihm keinen Vorwurf. Er sorgt sich nur und ist schon eine große Stütze, macht gerade viel mehr als ich im Haushalt, kocht jeden Tag Essen, geht oft alleine einkaufen und spricht mit mir über meine Gedanken und Gefühle. Trotzdem habe ich das Gefühl, mich versteht keiner richtig und ich mich auch selbst nicht.
Mit meinem Vater kann ich leider gar nicht sprechen. Der hat mich schon vor einigen Monaten zusammengeschrien, dass ich mich zusammenreißen soll (und trotz meines Alters beeindruckt mich soetwas leider immer noch) und zieht mich v.a. total runter. D.h. ihm gegenüber spreche ich das Thema gar nicht mehr an. Alle Leute, die in der selben Bubble sind, sagen das Selbe, aber ändern auch nichts an der Situation, sondern schlucken die Arbeitsbedingungen. Leute aus anderen Branchen gucken mich komplett irritiert an und sagen: Toxisch! Du musst da ganz schnell raus!
Kündigen/Entlassungsgesuch ohne etwas Neues erscheint mir aber auch nicht richtig. An manchen Tagen denke ich auch: Eure schei. Arbeitsbedingungen haben das mit mir angerichtet und bin wütend. Leider richtet sich die Wut nur kurz nach außen und dann wieder nach innen. Ich kann das leider nicht rauslassen und glaube, ich richte daher die Wut innerlich gegen mich selbst.
Lange Rede, kurzer Sinn: Danke, auch wenn es lang war, dass ich hier einen Ort habe, an dem ich einfach mal alles schreiben darf und es vielleicht jemand zur Kenntnis nimmt und vielleicht auch versteht.
Liebe Grüße
ich lese seit einigen Wochen still mit und das hat mir wirklich schon in schweren Momenten geholfen. Ich hatte sooft das Gefühl: Jaaa genau so ist das auch bei mir! Endlich jemand, der wohl genau weiß wie es mir geht! Alleine das Wissen, dass andere in der selben Situation stecken, ich mir das nicht nur alles einbilde, hat schon wirklich geholfen. In irgendeinem Thread gab ein User auch den Tipp bei kreisenden Muss-Gedanken einfach zu sich selbst zu sagen Einen Schei. muss ich!. Das hat mich sogar zum Schmunzeln gebracht und hat mir seitdem schon das ein oder andere Mal Erleichterung verschafft. Ob ich nun eine (Erschöpfungs-) depression habe oder ein Burn-Out weiß ich (noch) nicht. Das mus irgendwann ein Psychologe feststellen.
Darf ich mich bei euch einfach mal auskotzen und erzählen wie es mir geht und was so durch den Kopf geht? Und es tut mir leid, falls der Text zu lang wird. Ich möchte so gerne mal alles loswerden und mich irgendwie verstanden fühlen.
Ich bin seit knapp 4 Wochen krankgeschrieben. Es begann damit, dass ich schlicht eines morgens nicht mehr aus dem Bett kam, irgendwas in mir weigerte sich aufzustehen, ich schlief nur noch, war nur noch erschöpft, verzweifelt, hilflos und wenn ich wach wurde, weinte ich. Mein Partner meinte: So kann es nicht weitergehen. Bitte geh zum Arzt und lass dir helfen. Er hat mich dann auch begleitet, weil ich mich so unwohl gefühlt habe, Angst hatte und auch geschämt habe über meine u.a. psychischen Beschwerden zu sprechen. Ich wollte Rückendeckung, quasi jemanden der von außen bestätigt wie es mir geht, weil ich Angst hatte, dass mich niemand ernst nimmt. Die Hausarztpraxis in der ich derzeit bin, ist eine Gemeinschaftspraxis und ich bin nicht so ein Fan von einer der Ärzt*innen (sie war schon in der Vergangenheit oft sehr ruppig und damit komme ich nicht so gut klar.) Zum Glück war ich das erste Mal bei einer ganz netten anderen Ärztin, bei der ich mich sehr aufgefangen gefühlt habe. Sie hat genau den richtigen Ton angeschlagen und mich so gut verstanden, auch gemeint, sie schreibt mich so lange krank wie ich es brauche. Das einzige könnte sein, dass irgendwann der Amtsarzt auf den Bildschirm tritt (Ich bin derzeit Beamtin auf Probe), aber wenn ich da genauso wie ein Schluck Wasser in der Kurve hänge, wird das auch kein Beinbruch. Ich habe da Rotz und Wasser geheult.
Naja leider war die Ärztin das zweite Mal zwecks Verlängerung nicht in der Praxis und ich musste zu meinem Endgegner. In der Zwischenzeit ging es mir sehr viel schlechter, ich hatte inzwischen Suizidgedanken und habe wieder Rotz und Wasser geheult. Sie hat mir dann eine Überweisung für einen Psychologen mitgegeben und meinte, ich soll jederzeit kommen, wenn die Suizidgedanken zu schlimm werden.
In diesen zwei Wochen habe ich es irgendwie geschafft, etwas Entspannung in mein Leben zu bekommen, u.a. durch dieses Forum und auch die Website moodgym. Dennoch konnte ich mich zu nichts aufraffen, alles erschien zu viel, mein Schlafrhythmus ist zudem total verschoben, ich war einfach nur erschöpft und müde. Ich war schon froh, wenn ich duschen geschafft habe oder mal fähig war die Küche aufzuräumen. Aber v.a. der Spruch Einen schei. muss ich! hat mir erstaunlich viel geholfen. Offenbar sind meine verzerrten Gedanken im Alles-oder-Nichts denken und Muss/Sollte-Gedanken auch Schuld an meiner Misere.
Es stand dann eine Verlängerung der Arbeitsunfähigkeit an und meine nette Ärztin vom Anfang war im Urlaub. Ich war wieder bei meiner Kratzbürste, die mich nur eine Woche länger krankschreiben wollte, mir Schlaftabletten verschrieb und meinte, ich soll wieder arbeiten gehen. Ich habe fast gebettelt, dass ich nochmal zwei Wochen krankgeschrieben werde und war wieder kurz vorm Weinen.
Und das beschäftigt mich immer noch seit Tagen. Ich habe die ganze Zeit genau davor Angst gehabt, dass mich jemand nicht ernst nimmt und ich wie ein Bettler vor dem Arzt stehen muss. Ich meine wie kann man denn so sein? Vor zwei Wochen fast jeden Tag Suizidgedanken und gerade etwas Stabilität in die Lage reinbekommen und dann wird einem auch noch so viel Druck gemacht.
Da bleibt ja nur für die weitere Behandlung und Unterstützung einen anderen Hausarzt zu suchen, weil immer das Damoklesschwert über mir schwingt, dass ich wieder zu ihr in die Sprechstunde muss und sich meine ggf. aufgebaute stabilere Lage wieder verschlechtert. Jedes kleine bisschen schmeißt mich derzeit wieder komplett aus der Bahn und ich habe dann wieder mit Suizidgedanken zu kämpfen.
Nunja. Einen Psychologen finden ist ein Thema für sich. Bisher hatte ich keine Kraft ein Telefon in die Hand zu nehmen und mal anzurufen. Ich war schon stolz, dass ich überhaupt mal nachgesehen habe, wer so in der Gegend ansässig ist oder mich auch mal über Gruppentherapie zu informieren, da das angeblich schneller mit einem Therapieplatz klappen soll.
Maßgeblicher Auslöser, also wohl eher Burn-Out-spezifisch, sind die sehr toxischen Bedingungen an meinem Arbeitsplatz und natürlich auch meine Reaktion hierauf. Wir sind personell total unterbesetzt, alle jungen Kollegen/Berufsanfänger haben das gleiche Pensum wie alte Hasen zu bewältigen, jeder schiebt Überstunden, arbeitet am Wochenende, teilweise kommen die Leute in ihrem Urlaub, um zu arbeiten. Am Anfang habe ich mich dagegen gewehrt und habe meine ca. 40 Stunden die Woche gearbeitet. Dennoch konnte ich kaum abschalten und wurde ständig kritisiert. Ich sei zu langsam, es wurden nur Fehler thematisiert, statt Fortschritte zu loben. Das musste ich dann selbst mal vor meiner Vorgesetzten machen. Trotz mehrmaliger Bitte um Hilfe kam nichts. Das gehöre dazu, um zu sehen ob ich den Job schaffe. Wir hatten einen extremes Pensum zu bewältigen, auch aufgrund der vorherigen angestauten Verfahren wegen personeller Unterbesetzung der vorgeschalteten Dienststelle.
Irgendwann erschien es einfacher, wie die anderen Kollegen länger und mehr zu arbeiten, damit ich nicht mehr diesen zusätzlichen Druck aushalten musste, dass ich ja meine Arbeitszeit einhalte und mir nicht mehr anhören zu müssen, dass ich zu wenig schaffe. Das ging dann auch ein-/eineinhalb Monate gut. Ich habe natürlich viel mehr geschafft und war richtig stolz auf mich. Aber auch das wurde mir wieder zunichte gemacht und nicht gesehen. Es hieß immer noch, ich sei zu langsam. Zu der Zeit habe ich unter der Woche täglich ca. 10-11 Stunden netto! gearbeitet und aber die Wochenenden bis auf Eines freigehalten. Ich war absolut an meinem Limit. Tja die übrigen jüngeren Kollegen haben auch die Wochenenden gearbeitet. Ich habe keine Ahnung, wo die ihre Kraft hernehmen.
Über eine erfahrene ältere Kollegin, die ihren Aufgabenbereich gar nicht mehr im Griff hatte und auch regelmäßig Überlastungsanzeigen stellt, wurde gelästert. Sobald sie etwas im Abteilungsmeeting sagen wollte, hörte niemand mehr zu und guckte weg und ich dachte: Hört ihr doch endlich mal zu! Ich war die einzige, die ihr Aufmerksamkeit schenkte.
Ich bin an dieser Stelle nur für ein Jahr und ich dachte, irgendwie halte ich dieses eine Jahr schon durch und vielleicht wird es ja an der nächsten Stelle besser. Jeder in meinem Umfeld hat mich auch dazu ermutigt: Komm das eine Jahr! Und dann kommt ja auch noch dein Urlaub. Das schaffst du. Zwischendurch war ich selbst davon überzeugt.
Lol und dann kam die Krönung. Eine andere Abteilung ist wohl noch mehr am absaufen als wir und jetzt sollen wir sie entlasten. Und das war der Anfang vom Ende. Nach der Hiobsbotschaft habe ich mich noch 2 Wochen hingeschleppt, die Motivation, die Kraft, alles ging immer mehr gegen Null und dann kam die große Erschöpfung und ich konnte und wollte nicht mehr aufstehen.
Ich habe letztlich den Gang zum Arzt auch lange rausgezögert und weiter gekämpft, weil ich mir Besserung erhoffte mit Arbeitserfahrung, spätestens mit dem Wechsel in eine andere Abteilung und mir natürlich auch nicht meine Lebenszeitverbeamtung verbauen wollte.
Aber an dem Punkt, an dem nichts mehr ging, war das alles plötzlich unwichtig. Ich konnte einfach nicht mehr und wollte da nie wieder hingehen. Jedes Mal, wenn ich den Gedanken bekam wieder arbeiten zu gehen, schreite etwas ganz tief in mir NEIN! und mein ganzer Körper bebte und ich schüttelte wie besessen den Kopf.
An manchen Tagen, an denen es mir besser geht, fühle ich mich deswegen schuldig. Ich habe keine Ahnung wie es mit mir, v.a. beruflich weitergehen soll. Bei dem Job habe ich mich beworben, weil alles andere schlechter wirkte und ich das Gefühl hatte, ich müsste das tun und es auch als Privileg angesehen habe, dass ich einen solchen Job ausüben darf. Und weil der Arbeitgeber als besonders familienfreundlich beschrieben wurde und im Vergleich zur übrigen Branche, in der ich arbeite, noch eine vergleichsweise gute Work-Life-Balance möglich sei. Ich habe viel an später gedacht, v.a. wenn Kinder da sind und dachte Sicherheit und eine Garantie, Teilzeit arbeiten zu können klingt gut für die Kinderplanung. Dass die Zustände aber so desaströs in der Gegenwart sind, habe ich einfach nicht erwartet.
Die Gedanken kreisen an manchen Tagen so sehr. Manchmal bekomme ich richtige Panikanfälle, wenn mein Freund nur zu mir sagt: Willst du nicht mal nach Stellenanzeigen gucken? Und er meint das nicht böse. Ich mache ihm keinen Vorwurf. Er sorgt sich nur und ist schon eine große Stütze, macht gerade viel mehr als ich im Haushalt, kocht jeden Tag Essen, geht oft alleine einkaufen und spricht mit mir über meine Gedanken und Gefühle. Trotzdem habe ich das Gefühl, mich versteht keiner richtig und ich mich auch selbst nicht.
Mit meinem Vater kann ich leider gar nicht sprechen. Der hat mich schon vor einigen Monaten zusammengeschrien, dass ich mich zusammenreißen soll (und trotz meines Alters beeindruckt mich soetwas leider immer noch) und zieht mich v.a. total runter. D.h. ihm gegenüber spreche ich das Thema gar nicht mehr an. Alle Leute, die in der selben Bubble sind, sagen das Selbe, aber ändern auch nichts an der Situation, sondern schlucken die Arbeitsbedingungen. Leute aus anderen Branchen gucken mich komplett irritiert an und sagen: Toxisch! Du musst da ganz schnell raus!
Kündigen/Entlassungsgesuch ohne etwas Neues erscheint mir aber auch nicht richtig. An manchen Tagen denke ich auch: Eure schei. Arbeitsbedingungen haben das mit mir angerichtet und bin wütend. Leider richtet sich die Wut nur kurz nach außen und dann wieder nach innen. Ich kann das leider nicht rauslassen und glaube, ich richte daher die Wut innerlich gegen mich selbst.
Lange Rede, kurzer Sinn: Danke, auch wenn es lang war, dass ich hier einen Ort habe, an dem ich einfach mal alles schreiben darf und es vielleicht jemand zur Kenntnis nimmt und vielleicht auch versteht.
Liebe Grüße