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Fühle mich vom Therapeuten unverstanden

Pessimist
Hallo zusammen.

Heute hatte ich in der Klinik ein Gespräch mit meinem Therapeuten. Danach hatte ich irgendwie das Gefühl, dass er meine Gefühle und Gedanken ignoriert und heruntergespielt hat. Wie gesagt, es war lediglich mein Eindruck danach.

Ich habe erklärt, dass ich Existenz- und Zukunftsängste habe, da ich schon länger ohne Job und auch schon etwas älter bin (bald 60). Irgendwie hatte er sich so ausgedrückt, dass meine Sorgen und Ängste unbegründet seien. Ich hätte noch so viele Optionen und bekäme zudem noch eine ganze Weile ALG I.

Ebenso habe ich ihm auch gesagt, dass ich schon seit Jahrzehnten ohne Partnerin lebe und bis auf einen guten Freund sonst niemanden habe, auch keine Angehörigen mehr. Er argumentierte auch in der Form, dass das doch wohl gar nicht so schlimm sei, obwohl ich ihm gesagt habe das ich darunter schon sehr lange leide, zumal ich niemanden habe an den ich mich so zu sagen so richtig anlehnen könnte. Trost oder Beistand kenne ich auch nicht.
Er sagte mir, dass das auch scheinbar gar nicht so erstrebenswert sei, da es eh nur wenige, intakte und glückliche Beziehungen und Ehen gäbe.
Ich solle mal grundsätzlich meine Ansichten ändern und nicht so große Erwartungen haben. Es wurde auch gar nicht weiter darauf eingegangen, weshalb das überhaupt so bei mir ist und weshalb ich grundsätzlich Angst vor Abweisungen habe.
Mein richtiger Therapeut, also ausserhalb der Klinik geht da völlig anders mit um! Meiner Meinung nach auch mit mehr Fingerspitzengefühl und vor allen Dingen analytisch, was mir immer sehr gut tut.

Sobald ich dann etwas sage wie ich darüber denke und wie sich das für mich anfühlt, argumentiert er in einer Form, dass ich dem dann nichts mehr entgegen zu setzen habe. Er redet mich dann regelrecht in Grund und Boden. Ich denke, er ist halt auch gut vorbereitet, ich dagegen jedoch nicht!

Ich habe fast schon Angst vor dem nächsten Gespräch. ganz komisch ist das! Ich weiß nicht was ich machen soll! Mein richtiger Therapeut wäre mir da schon viel lieber! Nur, in einer Klinik kann man sich den nicht aussuchen. leider!

03.02.2022 19:34 • x 4 #1


Stromboli
Lieber Pessimist
Das tut mir sehr Leid, ich kann mir aber leider gut vorstellen, dass dein Gefühl, nicht ernstgenommen zu werden, real und begründet ist. Ohne zu verallgemeinern, meine eigenen Klinikerfahrungen gehen schon auch in die Richtung, dass man die besten Therapeuten nicht dort findet - und wie du sagst, hat man auch nicht die Auswahl.
Nimm auf jeden Fall dein eigenes Gefühl ernst. Gibt es allenfalls eine Anlaufstelle (Stations- oder Klinikleitung, Bezugspflegeperson ...), wo dein Gefühl ernster genommen wird?
Abgesehen von diesem Therapeuten, fühlst du dich aufgehoben in der Klinik?
Wenn nicht, würde ich mich schon fragen, ob der Aufenthalt Sinn macht.
Vielleicht kannst du auch deinen Thera draussen anrufen?
Liebe Grüsse Stromboli

03.02.2022 19:44 • x 5 #2


A


Hallo Pessimist,

Fühle mich vom Therapeuten unverstanden

x 3#3


Krizzly
Lieber Pessimist,

ich hoffe auch, dass du dich zumindest allgemein in der Klinik wohlfühlst und aus anderen Angeboten etwas für dich ziehen kannst. Hast du dort auch andere Therapeuten erlebt, zum Beispiel in der Gruppentherapie? Als ich in der Klinik war, ging es einer Mitpatientin ganz ähnlich wie dir und sie konnte dann den Therapeuten wechseln. Die Klinik hat zwar betont, dass sie das nur ungern machen, aber es war möglich.

Liebe Grüße
Krizzly

03.02.2022 19:55 • x 4 #3


Pessimist
Ja, wie schon zuvor erwähnt... ich empfinde es zumindest so. Ich weiß von mir selber aber auch, dass ich in vielen Dingen sehr empfindlich bin und auch schnell überreagiere!

Ich werde das mal weiter beobachten und mich anstrengen das richtig einzuordnen! Muss ich mir echt Mühe geben! Ansonsten kann ich erstmal so nicht klagen. Übrigens hatte ich ein ähnliches Erlebnis mit einer Therapeutin heute Mittag. Das hatte aber scheinbar einen anderen Hintergrund. Ihr ging es darum, ob die Ergo auch wirklich etwas für mich ist.

Ansonsten kenne ich keinen anderen Therapeuten. Sind eh nur sehr wenige Leute dort, wegen Corona. Na ja, schauen wir mal, will erstmal nicht die Pferde scheu machen. Ggfs. rufe ich mal meinen richtigen Therapeuten an. Mensch, ist der klasse!

Auch in der Reha-Klinik waren alle Thrapeuten:innen echt klasse. Konnte man unglaublich toll mit reden!
Muss mal die Tage mit einem Kumpel reden, er ist/war Sozialarbeiter und kennt sich mit solchen Dingen auch ganz gut aus.

03.02.2022 20:08 • x 3 #4


Uerdinger
Herrjeeeee!


Siehe PN

04.02.2022 00:26 • x 1 #5


Pessimist
Was mich auch ein bisschen irritiert sind die Danksagungen ehemaliger Patienten, die dort so vereinzelt an den Wänden hängen. Folglich muss es auch Leute geben, die im Nachgang doch recht zufrieden waren, weshalb auch immer...

04.02.2022 06:32 • #6


Anneklatsche
Lieber @Pessimist,
naja, jeder Mensch hat halt ein anderes Empfinden, womit du vielleicht Probleme hast, kommen andere super mit klar..
Ich würde an deiner Stelle auch mal versuchen, einen anderen Therapeuten in der Klinik zu bekommen..
Wie fühlt es sich denn sonst für dich an in der Klinik?

04.02.2022 06:36 • x 2 #7


Pessimist
@Anneklatsche Dessen bin ich mir schon bewusst, zumal ich auch ziemlich empfindlich bin! So wie es aussieht gibt es dort keinen anderen Therapeuten. Könnte höchstens bei Bedarf mal mit meiner Bezugsperson reden.

Habe auch schon überlegt die TK ggfs. abzubrechen und mit meinem richtigen Therapeuten weiterzumachen. Aber wie schon zuvor erwähnt, ich mach erstmal so weiter. Soweit ist ja auch alles in Ordnung!

Ausserdem könnte ich mir denken, dass ich dann Ärger mit meiner Krankenkasse bekommen würde!? Habe gestern Nachmittag schon mit meiner Krankenkasse telefoniert... ich solle versuchen wenigstens ein bisschen von der TK mitzunehmen.

04.02.2022 06:53 • #8


Pessimist
Ich bin eh ernsthaft am überlegen ob ich nach 3 Monaten in der TK wieder geheilt bin, zumal ich das schon seit Jahrzehnten mit mir rumschleppe! Die Reha-Klinik vor einem Jahr hat mir im Grunde auch nichts gebracht, bin ja von dort auch krank entlassen worden.

Und falls ich mich dann auch noch in der TK tatsächlich nicht so richtig wohlfühlen sollte, ich weiß nicht...

04.02.2022 07:13 • x 1 #9


Anneklatsche
Lieber @Pessimist,
sei mir nicht böse, aber du hast deinen Nicknamen sehr gut ausgewählt..

04.02.2022 11:39 • x 4 #10


Kate
Zitat von Pessimist:
Ich bin eh ernsthaft am überlegen ob ich nach 3 Monaten in der TK wieder geheilt bin, zumal ich das schon seit Jahrzehnten mit mir rumschleppe! Die Reha-Klinik vor einem Jahr hat mir im Grunde auch nichts gebracht, bin ja von dort auch krank entlassen worden.

Was tust Du eigentlich selbst dafür dass es Dir mal besser geht? Von außen nimmt man lediglich Anregungen an, umsetzen muss man immer alles alleine.
Niemand wird Dich heilen, das kannst nur Du alleine, mit Hilfe.
Selbsthilfe ist aber das Zauberwort wenn man gesund werden will.

LG Kate

04.02.2022 11:56 • x 1 #11


Silentium
Zitat von Pessimist:
Ich bin eh ernsthaft am überlegen ob ich nach 3 Monaten in der TK wieder geheilt bin, zumal ich das schon seit Jahrzehnten mit mir ...

Du wirst nicht nach 3 Monaten TK geheilt sein. Aber es ist ein möglicher Weg zur Heilung was deine Mitarbeit und Motivation erfordert. Du musst es wollen und offen für sein

04.02.2022 13:24 • x 2 #12


Pessimist
@Anneklatsche Ich bin Dir keineswegs böse! Das hast Du nämlich sehr gut erkannt!

04.02.2022 13:29 • x 3 #13


Pessimist
@Silentium Du hast es auf den Punkt gebracht!

04.02.2022 13:30 • x 1 #14


Pessimist
@Kate Tja, das ist schon seit vielen vielen Jahren der eigentliche Knackpunkt! Ich komme einfach nicht aus dieser Blase!

04.02.2022 13:31 • x 1 #15


Pessimist
An dieser Stelle aber noch eine wichtige Anmerkung: Diese Anfangs von mir besagte Person ist NICHT mein Therapeut, es ist der Psychologe der Klinik, Fachgebiet Tiefenpsychologie. Bin aber auch noch ganz neu da, deshalb dieser Irrtum!

04.02.2022 13:34 • #16


Oli
Hallo, ,@Pessimist!

Meine Empfehlung wäre, dass Du dem Therapeuten schilderst, was seine Antworten mit Dir machen. Wenn Du das ein bisschen schaffst, dann ist das auch schon Arbeiten.

Es ist ja zu vermuten, dass Dein gefühlter Stillstand einen Zweck hat. Auch das ist mE ein Thema für die Therapie.

Und wenn der Mann Tiefenpsychologe ist, dann wird er vermutlich Kritik von Dir / Ärger über ihn als notwendig für Deinen Weg ansehen.

Oli

04.02.2022 15:49 • x 5 #17


Pessimist
Weißt Du was... Deine Idee finde ich echt gut!
Wie vorhin schon erwähnt, ich habe mich vertan, er ist NICHT wie Anfangs vermutet mein Therapeut, es ist der Haus-Psychiater!

Und das dieser Stillstand einen bestimmten Zweck hat ist in der Tat anzunehmen. Wie ich damit umgehe und wie ich darauf so empfindlich reagiere ist Teil meiner Erkrankung! Deshalb habe ich auch schon ganz zu Anfang geschrieben das es lediglich mein Eindruck/Gefühl ist und das ich wohl möglich damit mal wieder falsch liege. Genau das zieht sich nämlich wie ein roter Faden durch mein bisheriges Leben.

04.02.2022 17:17 • x 2 #18


X
Zitat von Pessimist:
@Kate Tja, das ist schon seit vielen vielen Jahren der eigentliche Knackpunkt! Ich komme einfach nicht aus dieser Blase!

Es wäre aber spannend, da genauer hinzusehen! Kennst du die Geschichte von dem angeketteten Elefanten? Falls nicht, schicke ich sie dir gerne, wenn du magst. Sie handelt von erlernter Hilflosigkeit. Und dann: Gibt es möglicherweise Anteile in dir, die gar nicht gesunden wollen? Anteile, die sich in deiner Erkrankung als Überlebens-/Kompensationsstrategie in (mittlerweile!) falsch geglaubter Sicherheit wägen? Welchen Nutzen ziehen diese Anteile (heute!) aus deinem Kranksein? Gibt es da was? (Stichwort primärer sekundärer Krankheitsgewinn) Google einfach mal!

04.02.2022 18:45 • x 3 #19


Pessimist
@Lischen Insbesondere Kompensation... darüber habe auch ich schonmal nachgedacht.

Die Geschichte kannste mir gerne mal schicken! Am besten über PN.

04.02.2022 18:51 • x 1 #20


X
Wenn du schreibst, du kommst nicht und nicht aus dieser Blase heraus, wäre es für dich wohl relevant, da (nochmal?) genauer hinzugucken? 1. Was hindert dich am herauskommen? Welche (alten?) Muster etc. 2. Was könnte dir helfen herauszukommen? (Ich denke an ungelebte Träume, Wünsche, Ziele - Magneten, die dich in ein lebendiges Leben hinaus anziehen.)

Die Geschichte kommt bald mal...! Viele liebe Grüße!

04.02.2022 18:56 • x 2 #21


Pessimist
@Lischen Es sind Ängste vor negative Konsequenzen und Abweisungen etc.! Und leider waren diese auch nachweislich nicht unbegründet! Ich kann das hier alles unmöglich aufzählen! Aber... im Grunde immer nur Ängste. Das geht schon fast mein ganzes Leben so!

Ein wirklich einschneidendes Erfolgserlebnis, das wäre doch mal was. Aber so etwas kenne ich nicht!

04.02.2022 19:45 • x 3 #22


Pessimist
Ich habe jetzt Angst, dass man mich dort irgendwie unter Druck setzt!

04.02.2022 20:08 • #23


X
Zitat von Pessimist:
@Lischen Es sind Ängste vor negative Konsequenzen und Abweisungen etc.! Und leider waren diese auch nachweislich nicht unbegründet! Ich kann das hier alles unmöglich aufzählen! Aber... im Grunde immer nur Ängste. Das geht schon fast mein ganzes Leben so! Ein wirklich einschneidendes Erfolgserlebnis, das wäre ...

Nur Ängste. Ich glaube, Ängste sind die stärkste Gegenkraft zur Liebe. Auch zur Selbstliebe. Denn du beraubst dich deines eigenen Lebens, wenn du aus Angst vor negativen Konsequenzen und Abweisungen in der Starre und in der Depression verharrst, so vieler schöner Dinge, die sein könnten, wenn du dich bewusst dafür entschiedest. Sich seinen Ängsten zu stellen, bedeutet einen Schritt in das Unbekannte hinaus. Denn die Welt steht dir offen. Uns allen. Trotz unserer Vergangenheit. Heute beginnt das neue Morgen.

04.02.2022 20:33 • x 6 #24


Uerdinger
Lischen, danke für den Beitrag!
Nur Ängste, naja trifft auf mich auch zu.
Aber auch ( erlernte ) Hilflosigkeit, wie weiter oben schon beschrieben und Ratlosigkeit in Bezug auf Therapeuthen und Therapien ( Eingangsthema).
Mir wurde immer gut zugeredet in der Therapie, aber klare Ansagen und gar Vorschläge wie hier im Forum? Fehlanzeige. Ganz im Gegenteil, das Chatten im Netz wurde mit Skepsis betrachtet. Das mit der Selbsthilfe muss man sich immerwieder ins Gedächtnis rufen.
LG Uerdinger

04.02.2022 21:26 • #25


X
Ich denke, es geht Therapeuten eben darum, dass die Veränderung im Patienten selbst geschieht.

Ich hatte mal Gruppenpsychotherapie gemacht und da hatte der Therapeut es uns anfangs so geschildert. Er meinte, wenn wir Feedback geben, sollten wir uns von Ratschlägen eher distanzieren und mehr von dem mitteilen, was in uns selbst geschieht, wenn wir den anderen zuhören, welche Gefühle/Impulse/Gedanken sich da auftun. Denn oftmals sind Eigen- und Fremdwahrnehmung vollkommen verschieden. Das ist ein wichtiger Punkt. Und weiters könnten gut gemeinte Ratschläge wohl erst gar nicht umgesetzt werden, wenn Patienten sich in zu unterschiedlichen Phasen befänden. Ich glaube, klare Ansagen und Anweisungen sind bei Therapeuten selten. Am ehesten wohl in der Verhaltenstherapie. Aber ich verstehe schon. Auch mir hat das in meinen Therapien manches Mal gefehlt. Hier im Forum ist es so ziemlich das Gegenteil. Ich denke, jeder Mensch kann/sollte für sich ausprobieren, was einem gut tut. Und man kann ja auch vieles kombinieren. Mal diesen Weg gehen, mal einen anderen ausprobieren.

04.02.2022 21:58 • x 2 #26


O
Zitat von Lischen:
Kennst du die Geschichte von dem angeketteten Elefanten?

Ich würde mich auch dafür interessieren.

04.02.2022 23:14 • #27


Kate
Zitat von ohneFunktion:
Ich würde mich auch dafür interessieren.

Von Jorge Bucay
komm ich erzähl Dir eine Geschichte

04.02.2022 23:18 • x 1 #28


Mira13
Hallo @Pessimist ,
toll, wieviele Erkenntnisse du hier hattest und so gute Auseinandersetzungen. Bleib da dran. Es lohnt sich..

04.02.2022 23:30 • x 2 #29


A


Hallo Pessimist,

x 4#30


Oli
Zitat von Pessimist:
@Lischen Es sind Ängste vor negative Konsequenzen und Abweisungen etc.! Und leider waren diese auch nachweislich nicht unbegründet! Ich kann das hier alles unmöglich aufzählen! Aber... im Grunde immer nur Ängste. Das geht schon fast mein ganzes Leben so! Ein wirklich einschneidendes Erfolgserlebnis, das wäre ...

Ich habe sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Therapeut:innen gemacht: vom kommentarlosen Zuhören bis hin zu als richtig oder falsch bewertenden Anmerkungen. Ein Therapeut war sauer, dass ich das von ihm empfohlene Buch kritisiert habe. Einer hat gesagt, dass ich die freie Entscheidung habe, etwas zutun und es Ausreden seien, wenn ich sage, ich schaffte dies oder das nicht.

Am meisten hat mich bislang die Art und Weise der Therapeut:innen beeindruckt, die mir in der Klinik geholfen haben, meine Gedanken einzuordnen. Es war dort Konzept, zu fragen, wozu mein Körper bestimmte Verhaltensweisen zeigt, dass sie in irgend einer Weise im Moment für ihn sinnvoll sind und ich mich respektieren lernen kann, indem ich diesen Seiten ihren Platz einräume. Das zog sich durch alle Therapieformen, die dort zu finden waren.

04.02.2022 23:38 • x 4 #30

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