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Gefühlslosigkeit durch Depressionen - wer kennt das noch?

M
Hallo zusammen,

ich bin 47 Jahre alt und leide jetzt knapp 10 Jahre an Depressionen. Anders als viele andere Betroffene kann ich aus dieser Zeit nicht wirklich von guten Phasen berichten. Die Krankheit ist allgegenwärtig, nur die Intensität und die Symptome variier/t/en.

Ein paar Sätze zu meinen Lebensumständen. ich versuche mich kurz zu fassen.

Meine Kindheit war mittelprächtig, Vater Alk., Stiefvater Alk. alles in allem hätte es besser laufen können. Mein Halt waren meine Großeltern. Meine Ehe aus der meine zwei Kinder hervorgehen, fiel der Alk. meines Mannes zum Opfer.
Seit 18 Jahren lebe ich in einer Beziehung die alles andere als unkompliziert verlief. Es gab viel Streit insbesondere meiner Kinder wegen. Aber irgendwie blieben wir über die Jahre trotzdem zusammen.

Im April 2009 verstarb mein geliebter Opa. Im August/Oktober 2009 diagnostizierte man Hashimoto und am 13.Oktober 2009 ließ eine Hypnose zur Rauchentwöhnung durchführen. An selben Abend hatte ich erstmals Symptome die ich heute ganz klar unter Depression einordnen kann. Den Entzug hat die Hypnose in keiner Weise gelindert, es half nur Zähne zusammenbeißen um von meinem Laster weg zu kommen. Zwei Wochen drauf erkrankte mein geliebter Kater an Diabetes und entpuppte sich als ganz schwieriger Fall.

Vor ca. 8 Jahren zogen wir in das ehemalige Elternhaus meines Lebensgefährten. Hier gab es viel zu tun. Ich werkel ganz gern. Leider gab es hier viele Auseinandersetzungen in Sachen meins/deins. Meine Tochter ist vor einigen Jahren ausgezogen, mein Sohn lebt zur Zeit noch hier.

Ich habe in den vergangenen Jahren diverse Antidepressiva eingenommen, bis zur Höchstdosis und auch über lange Zeiträume. Keines dieser Mittelchen hat mir wirklich geholfen. Nur die Nebenwirkungen traten zuverlässig ein. Selbst die, die nicht auf dem Beipackzettel standen.

Was mir auf die Schnelle so einfällt:
Citalopram, Escitalopram, Venlafaxin, Elontril, Fluoxetin, Cymbalta, Nortrilen, Mirtazapin, Sertralin, Tianeurax, Laif900, Jarsin, Valdoxan

Letzteres verursacht aktuell erhöhte Leberwerte so dass ich es abgesetzt habe.

Ich gehe über die gesamte Zeit regelmäßig zur Psychotherapie und bin in regelmäßiger psychiatrischer Behandlung. Ich habe Lichttherapie und Akkupunktur ausprobiert. weiß schon gar nicht mehr, was ich alles probiert habe. Seit einigen Jahren bin ich berentet.

Meine Familie sprich Mutter, Geschwister sind sehr materiell gelagert und haben für meine Empfindungen nicht lange Verständnis aufbringen können. Als ich nicht mehr funktionierte wurde ich quasi aussortiert. Der Kontakt ist seit knapp 5 Jahren abgebrochen, meine Oma wurde bedingt durch ihre Abhängigkeit genötigt an dem Spiel teilzunehmen.

In den letzten 10 Jahren hatte ich diverse schlimme Tiefs. Einmal steigerte ich mich in den Tod eines mir unbekannten Jungen aus dem Freundeskreis meiner Tochter derart hinein, dass es sich anfühlte, als wäre mein Kind dort verunglückt. Es war schlimm und ging über Monate.

Andere Male war ich geplagt von Selbstvorwürfen, dass ich meinen Kindern keine schöne Kindheit ermöglicht habe oder ich wurde verfolgt von Ängsten, es könne den beiden etwas zustoßen. Vor meinen Augen laufen in diesen Phasen der Depression die reinsten Horrofilme ab.

Auch die Antriebslosigkeit macht mir schwer zu schaffen. Ich war früher nah an der Grenze zur Hyperaktivität und irgendwie wurde ich von Kindesbeinen an immer danach bewertet, was ich geschafft hatte. Es macht mich wahnsinnig unzufrieden, nichts zu leisten.

Aktuell ist es so, dass mich seit Wochen Trennungsgedanken plagen. Es ist manchmal so aufdringlich und quälend, dass ich das Gefühl habe ich werde irre, wenn ich nicht gleich hier weg komme. Meine Gefühle für meinen Partner sind gegenwärtig bei null.
Dazu kommen die Gedanken, was eine Trennung nach sich zieht. In meinem Falle wäre das in jeder Hinsicht verheerend.
Trotz aller Streitigkeiten steht niemand so zu und hinter mir wie mein Lebensgefährte. Er kümmert sich um alles nimmt mir alles ab, ich wüßte nicht, wie ich mein Leben allein schaffen sollte. Das macht diese Gedanken dann umso schlimmer.
Ich bin so kraftlos, ich wüßte nichtmal, wie ich es schaffen sollte, meine Sachen zu packen. vom Rest ganz zu schweigen.

Das Irre daran ist, es gibt Momente, manchmal mehrerTage, da denke ich gar nicht über Trennung nach. Ich fühle mich ihm gegenüber zwar trotzdem noch emotionslos, aber in diesen Phasen denke ich, es geht schon vorbei und dann wird alles wieder gut.
Fünf Minuten später kann das aber schon wieder in das ganze Gegenteil umschlagen.
Ich bin aktuell ziemlich verzweifelt und hoffe, dass meine Depression die Ursache für diese Empfindungen sind und nicht andersherum.

Kennt ihr einen solchen Zustand, solche Gedanken/Emotionen? Kann das nur die Depression sein?

Nun ist es doch recht viel geworden und ich habe sicher noch die Hälfte vergessen.
Ich mache hier einfach mal Schluss und danke schon vorab fürs Lesen.

Liebe Grüße Moal

23.02.2019 13:05 • x 1 #1


mutmacher
hallo, Moal
kann das gut nachempfinden, was da gerade in Dir vorgeht. Sehe auch Parallelen zu meiner Vergangenheim (und auch Gegenwart).
Es wird Dir sicher helfen, Dich hier mal aussprechen zu können.
So auf den ersten Blick möchte man Dir eigtl. raten, bei Deinem jetzigen Partner zu bleiben, denn er bietet Dir ja doch eine gewisse Sicherheit- wenn sich auch die großen Gefühle so etwas vom Acker gemacht haben. Aber ich denke, dass fast in jeder Ehe so nach ca. 10 Jahren keine Schmetterlinge mehr fliegen. Andere Dinge werden wichtig, wie z.B. finanzielle Sicherheiten. Als Singel mit 47 Jahren noch mal bei Null anzufangen, ist alles andere als leicht. Gibt es denn Dinge in Eurer Gemeinschaft, die ein Zusammenleben unerträglich machen ? Wäre eine Partnerschaft auf WG-Basis denkbar ?
Ja, ich kenne solche Gedanken und Zustände auch, wo man hin- und hergerissen ist- ich glaube sogar, die meisten Menschen erleben ihren Alltag so. dann kommt der nächste Tag u. alles sieht wieder leichter aus.
Vlt. möchtest Du ja etwas mehr berichten, dass man sich ein konkreteres Bild machen kann.
lb. Grüße
Mutmacher

23.02.2019 16:34 • x 2 #2


A


Hallo Moal,

Gefühlslosigkeit durch Depressionen - wer kennt das noch?

x 3#3


F
liebe Moal,

erstmal ein herzliches Willkommen hier im Forum. Als ich gerade deine leidvolle Lebensgeschichte gelesen habe, musste ich an meine denken, die ähnlich ist. Du bist ein Mensch wie wir alle hier, ein lebendiges Geschöpf, das vom ersten Tag unseres Lebens seine Bedürfnisse hat. Deine Grundbedürfnisse nach Liebe und Annahme wurden nie richtig gestillt. Für dich wurde auch nie richtig gesorgt. Niemand hat sich deiner in Liebe angenommen. Und dieses Rad dreht sich bis heute weiter, leider.

Ein Kind braucht vom ersten Tag seiner Geburt an nicht nur körperliche Versorgung, sondern ein liebevolles DU.

Wir sind auf Bindung, auf Beziehung ausgelegt, nicht nur als Kind sondern ein Leben lang. Wir brauchen ein DU, ein Gegenüber das uns nahe ist, wo wir Vertrauen und Geborgenheit finden. Erst dadurch kannst du ein Ich bin entwickeln, ein liebevolles Bewusstsein für dich selbst, und das du spüren und erleben darfst, wie einzigartig und wertvoll du bist.

Was uns Menschen verbindet, das ist unsere Bedürftigkeit, in Beziehung zu leben, in der Beziehung Liebe und Annahme finden.

Und wir haben auch körperliche Bedürfnisse, nach Essen und Trinken, Wärme, Schlaf, Schmerzfreiheit, usw.

Viele deiner Bedürfnisse wurden nicht erfüllt. Vor allem dein Grundbedürfnis nach Annahme und Liebe. Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts. Aber viel wichtiger als materielle Güter, Gut und Geld. Auch kommst du nicht als selbstbewusster Mensch auf die Welt. Selbstwertgefühl, Selbstachtung, Selbstvertrauen, das alles kannst du nur erwerben, wenn dir andere Menschen mit Liebe, Einfühlung und Achtung begegnen, und dir damit zeigen, wie wertvoll und liebenswert du bist. Und du bist wirklich ganz voll wertvoll und einzigartig, du hast ein Recht auf Leben.

Und du bist begabt, du hast Gaben und Talente, und die darfst du entfalten. DU bist gut so wie DU bist, DU bist gut genug.

Das darfst du dir immer wieder sagen, und auch sagen lassen. Dein Wert hängt nicht von deiner Leistung ab, du bist wertvoll, ob du viel oder wenig leistest. Du darfst dich selbst immer wieder in Liebe annehmen, du musst keine Leistung bringen, um geliebt und angenommen zu sein.

Lasse dir helfen, auch von deinem Lebensgefährten, nehme seine Hilfe in Lebe an, sage auch mal ein DANKE zu ihm.

Weil wir in der Kindheit zu wenig Liebe bekommen haben, fordern wir oft zu viel Liebe von anderen Menschen, sind enttäuscht, wenn sie uns unsere Wünsche nicht erfüllen können.

Deshalb, nehme dich an so wie du bist, auch dein ganzes Leben mit seinen Enttäuschungen. Nehme es an, damit du dich selbst in Liebe wieder annehmen kannst. Schaue bitte nicht im Zorn oder Hass zurück. Das zieht dich noch mehr runter.

Lehne dich nicht ab, gönne dir etwas Gutes, du hast es verdient.

Ich wünsche dir hier im Forum, das du ganz viel Liebe und Annahme für dich finden darfst.


In guten Gedanken für dich,

ganz viele liebe Grüße,

Frederick

23.02.2019 16:54 • x 2 #3


M
Vielen Dank euch beiden für eure lieben Worte.

Zitat von mutmacher:
hallo, Moal
Gibt es denn Dinge in Eurer Gemeinschaft, die ein Zusammenleben unerträglich machen ? Wäre eine Partnerschaft auf WG-Basis denkbar ?


Aktuell ist er sehr bemüht um mich. Wenn es rein nur um meine Person geht ist meist alles in Ordnung. Es ist halt seit Jahren das Thema Kinder. Ich brauche sie, ihn stören sie. Und Konflikte enden dann nicht selten - da sein Eigentum - mit einem Rauschmiss und/oder Hausverbot. Es tut ihm dann später Leid. Aber Entschuldigung radiert Erlebtes halt nicht aus dem Gedächtnis.
Deshalb bin ich eben auch verunsichert, ob mir meine Depression jetzt gerade einen Streich spielt oder doch mehr dahinter steckt.

Eine Partnerschaft auf WG-Basis wäre uns beiden vermutlich auf lange Sicht zu wenig.

lG Moal

23.02.2019 17:17 • #4


mutmacher
habe gerade nochmal nachgerechnet- Deine Kinder müssten in jedem Fall älter als 18 sein und wohl nicht mehr bei Euch leben. Wenn die Beiden dann mal zu Besuch kommen u. es dann zu harten Worten kommt, wirft Dein Partner praktisch Deine Kinder aus seinem Haus, o.k ? Das war in Deinem Beitrag nicht so ganz verständlich. Oder wohnen die noch bei Euch- wenn ja, warum ?

23.02.2019 18:58 • #5


M
Mein Sohn lebt noch hier. Meine Tochter nicht mehr. Hatte ich aber auch oben geschrieben. Warum? Ja, weil sein Einkommen nicht so riesig ist und hier Platz ohne Ende ist. Er kommt allerdings finanziell dafür auf.

23.02.2019 19:48 • #6


mutmacher
Kann es sein, dass Dein Partner eifersüchtige Gefühle Deinen Kindern gegenüber hat ?
Aber so lange Dein Partner hinter Dir steht, sind Deine Gefühle sicher durch die gegenwärtige Depression geprägt.
Ich an Deiner Stelle wäre da noch zurückhaltend bzgl. Trennung.

23.02.2019 22:27 • #7


M
Das ist auch meine Tendenz. Es ist nur phasenweise schwer diese Gedanken zu ertragen.
Danke Dir.

23.02.2019 22:38 • #8

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