Liebe selly,
ich habe schon eine ganze Weile die Depression an der Backe und ich kann nur von meinen Erfahrungen sprechen. Es gibt einige Auswirkungen in der Depression , da ist es mir bis heute nicht gelungen, die richtigen Worte zu finden, um das zu erklären, um die Gefühle zu erklären. Beispiel: als ich ganz unten war, kurz vor Sack zu, da war ich völlig leer, nur noch eine menschliche Hülle, keine Gefühle, keine Emotionen, Gestik, Mimik, alles war überdeckelt. Ich will bestimmt nicht altklug rüberkommen, . . . die Worte versteht man, aber das was es wirklich bedeutet, wie sich das anfühlt, was das mit einem macht, ich kanns nicht beschreiben. Wenn mir das vor meiner Krankheit einer erzählt hätte, ich hätte nicht geglaubt, das so etwas möglich ist. Wenn man so will, Theorie und Praxis klaffen extremst auseinander.
So ähnlich ist das mit dem Zurückschreiben, er kann nicht und das hat mit Wollen nichts zu tun. Dieses nicht können, ich weiss nicht, wie ich das beschreiben soll. Kannst du versuchen, das als Fakt anzunehmen, als Tatbestand. Denk einfach, er ist fremdgesteuert. Wäre er gesund, ich glaube, er würde niemals so mit dir umgehen.
Wenn er sagt oder schreibt, dass er dich vermisst, das ist schon ganz viel. Da zeigt sich, das Gefühl wagt sich hervor, bildlich gesprochen, wie ein zartes Pflänzchen. Wenn es jetzt stark regnet, knickt es eventuell um. Und so sehe ich das mit dem Angebot zu ihm zu kommen und gemeinsam zu schweigen. Ich weiss, du möchtest ihn unterstützen, aber das wäre einfach zu viel, das überfordert und übt Druck aus. Ich konnte es früher kaum ertragen, wenn ausser mir noch jemand im Raum war und was noch schlimmer war, sich neben mich gesetzt hat. Das hat mich in Angst und Panik versetzt. Vielleicht ist das bei deinem Partner auch so.
Wenn ich an deiner Stelle wäre, ich würde nach der Arbeit nicht hinfach mal so hinfahren. Dein Partner hat gesagt, er braucht Ruhe, Zeit für sich. Im Job die Fassade zu waren und die Maske eines Gesunden aufzusetzen, das nimmt einem alle Kraft, da bleibt nix über. Da macht man schon auf dem Heimweg die Schotten zu.
So schwer es dir auch fällt, meiner Meinung nach ist es besser zu warten, bie dein Partner mit der Idee kommt, das ihr euch sehen müsst. Das kann ihn auch überfordern, aber die Gefahr ist viel geringer.
Wie lange die depressive Phase dauert und wie schnell man aus dem Loch kommt, das ist bei jedem anders, das hängt von so vielen Faktoren ab. Ich möchte jetzt nichts von mir sagen, das ist wenig hilfreich. Da komme ich lieber wieder mit einem Spruch: Alles braucht seine Zeit. Das lasse ich mal so stehen.
Das Gefühl kommt zurück und er wird auch wieder Kontakt ertragen können, das ist ein langsamer Prozess, der seine Zeit braucht. Denk immer an das zarte Pflänzchen . und Geduld, Geduld und Geduld.
LG
28.09.2019 22:31 •
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