14473

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

selly
Was so schwer für die eigene Verarbeitung der Sache ist, ist dass ich keinerlei Antwoeten bekomme.

Vom letzten Jahr zu diesem hat er gute Fortschritte gemacht, er konnte letztes Jahr gar nicht reagieren oder nur kalte knappe Antworten. Das ging Monate so..... dann Schritt für Schritt Besserung in der Art wie wir WhatsApp Kontakt haben.
Natürlich kommt da dann Hoffnung auf, dass er wieder ok ist oder wir mal reden Können, aber es stagniert.

Wenn ich im normalen Guten Dialog plötzlich sage (z.b als die corona-Krise jetzt begann) dass ich am liebsten jeden Weg mit ihm zusammen gehen will, dann kommt plötzlich keine Antwort mehr. Sobald ich dann gleich wieder normales hinterher schreibe (Job etc.) schreibt er weiter...

Als ich mich traute ihm dann mal wieder was nettes zu schreiben vor ca.3 Wochen, als wir auch gerade nett schrieben !per WhatsApp und ich spontan schrieb dass ich ihn und unsere Gespräche vermisse, da ist er sogar sofort aus dem WhatsApp rausgegangen....das war richtig krass für mich.
Ich schreib dann, hey drück mich nicht einfach weg wenn ich was nettes sage.....dann kam er wieder in unserem Chat rein und schrieb er sei da.....

Warum kann man wieder über fast alles schreiben mit ihm, sogar sein Humor blitzt durch......aber wenn das Wort vermissen oder gemeinsam oder zusammen kommt, dann antwortet er nicht oder drückt sogar weg?

Das sind Dinge die nehmen mir den Mut...und manchmal macht es traurig und sauer.....

10.04.2020 17:34 • x 2 #2251


Jedi
@selly !

Zitat von selly:
Warum kann man

Darauf kann ich Dir keine wirklich gute Antwort liefern u. mir erscheint es auch recht Rätzelhaft ?
Ich könnte auch nur Vermutungen hier schreiben u. bin dabei mir immer unsicherer, was das mit einer Depression
zutun haben kann !

Dir möchte ich gerne hier schreiben, vermeide die Warum-Fragen !
Das sind Energiefresser - lösen Gedankenschleifen aus, die Dir unsinniges Zeug erzählen u.
lassen Dich unsicher werden u. beeinflussen negativ Deine Gefühle u. Emotionen !
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Zitat von selly:
die nehmen mir den Mut...und manchmal macht es traurig und sauer....

Das sind die negativen Folgen, die Du Dir ersparen solltest.
Du machst für mich vieles Richtig, aber das, was Dein Bedürfnis, bleibt dabei auf der Strecke u. Unbefriedigt.

Ich denke, Dir könnte eine andere Sicht auf deine Situation, eher etwas mehrweiterhelfen.
Die Warum-Fragen las bitte bleiben !

LG jEDI

10.04.2020 17:50 • x 1 #2252


A


Hallo Sandra-k,

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

x 3#3


maya60
Zitat von selly:
Was so schwer für die eigene Verarbeitung der Sache ist, ist dass ich keinerlei Antwoeten bekomme.

Liebe Selly, das ist tierisch schwer! Und wenn ich das mit den ersten Episoden schwerer Depression, die ich hatte, vergleiche, dann erinnere ich mich, dass, wenn es allmählich wieder bergauf ging und ich wieder ganz langsam etwas fühlte und erste Witze wieder machen konnte, ich aber noch so labil und schwach war, dass alles, was nur entfernt nach Beziehungsforderung aussah, mich panisch überforderte so nach dem Motto: Oh Gott, er vermisst mich, was muss ich jetzt tun? Ich vermisse ihn noch gar nicht, das kann ich aber auch nicht sagen. Wenn ich mich jetzt damit auch noch beschäftige, gehen bestimmt wieder alle Gefühle weg vor lauter Stress! Und das war meine größte Panik, emotional wieder in dieses Todestief der Emotionen zu fallen. Und es hatte nichts damit zu tun, dass ich die Ehe nicht mehr wollte. Ich hatte sogar Angst, dass mein Mann bald nicht mehr will, aber mehr Kraft für Beziehung hatte ich deshalb trotzdem nicht.
Das ist meine persönliche Erfahrung. Was dein Mann will und denkt und fühlt, weiß ich nicht.

Liebe Grüße! maya


.

10.04.2020 18:06 • x 5 #2253


selly
Danke @Maya , solch eigene Erfahrungen die Du hier wiedergibst, helfen mir auch sehr.
Heißt das dann 8 Monate sind noch üblich, also ein Zeitrahmen der durchaus normal ist?

10.04.2020 18:10 • x 1 #2254


Dani82a
In meinen schlimmen Phasen (schwere Depression) bin ich ebenfalls nicht empfänglich für Gefühle. Dann ist alles viel zu viel. Ich fühle mich selbst nicht. Da ist eine noch so lieb gemeinte Mail ein großer Druck für mich. Als wenn mein Gegenüber Gefühle einfordert. Bekloppt, ich weiß. Aber so kommt es dann bei mir an. Bin dann auch ziemlich wortkarg. In dem Moment tut es mir noch nicht mal leid, weil ich ja selbst nichts mehr fühlen kann, ausser der Leere in mir drin. Dieses große schwarze Etwas, das mich nicht loslassen will.

Wenn die schwere Phase vorbei ist und sich die Depression in eine mittelgradige ändert, spüre ich dann auch wieder etwas an Gefühlen und kann mich artikulieren.

Dem Gegenüber ist das sicherlich nicht fair. Aber ich kann in dunklen Zeiten nicht anders handeln. Es werden sogar Familie und gute Freunde eintönig und kurz abgehandelt. Weil ich keine Kommunikation führen kann.

Depressionen sind verdammt mies. . .

10.04.2020 18:16 • x 3 #2255


maya60
Liebe Selly, ich hatte schwere Episoden, die, weil ich ja noch unerfahren damit war, weder die richtige Diagnose noch Behandlung hatte, Jahre dauerten. Seit ich sehr erfahren und gut behandelt wurde, wurden sie kürzer, im letzten Jahr 4 Monate, aber selbst das kann ich nicht für die Zukunft auch weiter so behaupten. Vor allem, wenn mein reizarmer Alltag tief gestört würde.
Es gibt sehr viele Varianten von Depressionen und dann ja auch noch die Schicksalsschläge, die passieren, auch wenn ich sie nicht vertrage. Würde z.B. einer meiner Männer ein Pflegefall oder Schlimmeres, wie lange würde ich dann in eine schwere Episode fallen durch die emotionalen Schocks und Überforderungen trotz bester Behandlung und mentaler Stärke durch meine Spiritualität? Oder würde ich selber anderweitig krank und bräuchte stressige Behandlungen, die mich überreizen, ein Gift bei mir, wie würde das mit meiner Depressionsneigung? Wenn also der jetzige zurückgezogene und reizarme Alltag bei mir einfach länger durchbrochen würde und ein emotionaler Schock passieren würde, der mich triggern würde?

10.04.2020 18:20 • x 2 #2256


selly
@Dani82a

Bei meinem waren die ersten 5 Monate ganz schlimm, er konnte weder reden (stumm und mit leidender knapper Stimme am Telefon) und geantwortet hat er fast nie auf sms oder nur knapp.... jetzt seit 3 Monaten deutliche Besserung bei sogar teils längeren WhatsApp-Dialogen.....
Nur eben emotionales Word komplett ignoriert , nicht drauf eingegangen bis hin zu weggedrückt.
Wobei es eine Steigerung war, dass er beim letzten Mal wieder in den Chat reinkam, als ich sagte er solle bitte nicht wegdrücken.
Aber ging es bei Dir auch so lange? Weil es bei ihm jetzt 8 Monate sind und ein Ende scheint noch nicht in Sicht....?

@Jedi
Ich weiß die warum fragen sind unnütz und ich bin schon viel besser geworden, aber dann kommt es doch wieder mal über mich......weil ich es so wenig begreife. Er war so lieb und fürsorglich, wir haben immer und immer so lange Gespräche gehabt, viel gelacht.... und die Depression lässt ihn nun soo lange schon so verändert sein

10.04.2020 18:26 • x 2 #2257


Dani82a
Liebe Selly,

bin jetzt fast 8 Monate wieder krankgeschrieben.
Seit ca. 1 1/2 Monaten kann ich mich wieder besser mit Menschen befassen - und auch mit mir selbst.
Aber Symptomfrei bin ich leider keineswegs.
Es gibt Tage, da fühle ich mich energiegeladen und dann kommt plötzlich wieder so ein (kleineres) Loch und ich muss aktiv dagegen arbeiten, wieder zu versinken.

Eine solche Phase kann bei jedem wirklich unterschiedlich lange dauern. Bei manch einem dauern sie Jahre.

In so schlimmen Phasen bin ich oft auch einfach nicht ans Handy gegangen und hab auf Mails nicht oder nur verzögert reagiert.
Er kann emotional vielleicht noch nicht viel geben/zeigen, weil er innerlich selbst stumm ist.

Bin mir gerade nicht sicher, ob ich was überlesen habe, aber: ist er in professioneller Behandlung? Medikation?

10.04.2020 18:32 • x 2 #2258


Jedi
@selly !

Zitat von selly:
ich bin schon viel besser geworden

, bleib da dran, denn es ist Hilfreich.
Und. es ist auch normal, dass diese Warum-Fragen sich immer mal wieder melden werden.

Ich kenne das auch u. habe selbst sehr lange Zeit dafür gebraucht, diese Warum-Fragen loszuwerden.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man immer wieder mal diesen Hinweis braucht u.
nur deshalb schreibe ich es immer mal wieder.
Zitat von selly:
und die Depression lässt ihn nun soo lange schon so verändert sein

Es ist nur zu hoffen, dass er eine gute therapeutische Begleitung hat, denn dann können, auch nach längerer Dauer,
bestimmte Verhaltensweisen, sich hin zu mehr einer Offenheit entwickeln.

Das sind so meine persönlichen Erfahrungen !

LG Jedi

10.04.2020 18:38 • x 2 #2259


selly
@Dani82a

Das hilft mir zu hören, dass es auch bei Dir so lange dauert, wobei es mir aber auch sehr leid tut, dass es Dir nicht gut geht.
Das was Du beschreibst könnte auf meinen Freund passen.....erst ganz schlimm und langsam geht wieder mehr, jedoch lange noch nicht alles bzw.emotionales.

Er schrieb im November letzten Jahres auf meine Nachfrage hin, dass er sich Hilfe holt und dass er sich zur Zeit (im November)alleine am sichersten fühlt, und dass er bei kommenden Sitzungen erfahren will, ob das gut sei dass er so denkt/fühlt.

Also ich vermute und hoffe, dass er dann jetzt Therapie hat.....
Da das aber auch was zu persönlich emotionales ist, frage ich weiter nicht, er würde bestimmt darauf nicht antworten wollen...

10.04.2020 18:43 • x 2 #2260


Dani82a
Im Grunde wäre es doch vollkommen ok zu fragen, ob er denn einen Therapieplatz gefunden hat und ob er einen Arzt (Psychiater) aufsuchen konnte in der Zwischenzeit.
Das ist ein sachlicher Ansatzpunkt.
Also für mich wäre das so.
Zeigt mir ja auch, dass mein Gegenüber sich in der Hinsicht Gedanken macht.
Und ist gleichzeitig keine Forderung nach Gefühlsbekundungen meinerseits.

Kann es aber auch nachvollziehen, wenn du ihn nicht drauf ansprechen/anschreiben würdest?

Aber als Partnerin wäre es für dich auch gut zu wissen, ob sich das tut aus seiner selbstfürsorglichen Sicht.

10.04.2020 18:47 • x 3 #2261


Jedi
@Just_me !

Zitat von Just_me:
Ich möchte mich an der Stellf auch einmal ganz herzlich für deine Antworten und Sichtweise bedanken.

Das finde ich von Dir sehr freundlich !
Ich bin immer noch in diesem Forum, weil ich mein Wissen - meine Erkenntnisse u. Erfahrung hier mit einbringen möchte.
Natürlich schreibe ich hier in diesem Thread, immer aus der Sicht eines Betroffenen -
natürlich aus meiner ganz persönlichen Sicht !

Wenn Du/ Ihr damit für Euch etwas anfangen u. für euch etwas Sinnhaftes herausnehmen könnt, dann ist es die Unterstützung,
die ich hier gerne für Euch dalassen möchte.
Ich selbst, habe in meiner Depressions-Phase nie die Erfahrungen gemacht,
die Ihr hier durch Euren erkrankten Partner machen müsst.
Ich habe vieles darüber gelernt, wie es Angehörigen ergeht - was sie bewegt u. welche Folgen es für sie hat,
in der Zeit, als Patientensprecher u. mit vielen Fragen von Angehörigen konfrontiert war.
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Zitat von Just_me:
wie geht es dir, grundsätzlich und in dieser Ausnahmesituation gerade?

Danke der Nachfrage
Mir geht es physisch u. psychisch gut, aber, als ehemals an Depression u. Ängsten erkrankter,
muss man weiter immer achtsam bleiben !
Die kleinste Unachtsamkeit u. Überheblichkeit, könnte schnell eine Depressive Episode auslösen,
gar auch Ängste aktiv wrden lassen.
So kann man gut mit einer solchen Erkrankung leben !
Was mir aber auch neben der Therapie, wirklich geholfen hat, dass ist die in vielen Seminaren erlernte Achtsamkeit,
die sicher, weiter ein wichtiger Teil zu meinem Leben dazugehörig bleiben wird !
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Die Corona-Krise beeinflusst nicht meine seelische Befindlichkeit.
Ich nehme an, was eh schon ist u. Andere, Experten u. Politiker so entschieden haben.
Was soll ich mich verrückt machen, dass ich das doof finde, weil es eben schon so ist, wie es ist.
Macht nur schlechte Laune u. schlechte Stimmung ! - kostet unnötig Energie !
Auch, wenn ich die persönlichen Begegnungen mit Freunden u. Bekannten, die Achtsamkeits-Gruppentreffen sehr vermisse !
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Wie gehst Du mit dieser Krise u. den Einschränkungen um ?
Welche Beschränkung fällt Dir besonders schwer ?

LG Jedi

10.04.2020 19:21 • x 1 #2262


J
Zitat von Jedi:
@Just_me !
Wie gehst Du mit dieser Krise u. den Einschränkungen um ?
Welche Beschränkung fällt Dir besonders schwer ?

LG Jedi


Mir fehlt der persönliche Kontakt zu meinen Lieben zwar sehr, aber andererseits weiß ich, dass ich persönlich auf hohem Niveau jammere.
Wir wohnen ländlich, mit großem Garten und Terrasse, so das wir genügend nach draußen können, grillen, Wetter genießen usw...
Noch dazu sind Tochter (15) und ich ein eingespieltes Team, so das wir es hier recht gut haben.

Mein Freund lebt in der Stadt, so dass seine Einschränkungen größer sind und ich schon merke, das ihm die Decke auf den Kopf fällt, daher auch immer im Hinterkopf bei mir, das seine gerade wiedergefundene Stabilität verloren geht.
Sind halt zwei unterschiedliche Dinge ob man sich freiwillig von der Außenwelt isoliert oder ob es quasi verordnet wird.
Daher war ich auch letzte Woche für 2 Tage bei ihm, ein bissl für Ablenkung und Unfug sorgen bei ihm
War echt schön und zumindest etwas Abwechslung zwischendurch.

Nun hoffe ich einfach mal drauf, das bald wieder etwas mehr Normalität möglich ist und bis dahin glühen die Telefondrähte und wir sind über WhatsApp in Kontakt.

Nicht optimal, aber durchaus machbar.

Lg
Just_me

10.04.2020 19:51 • x 2 #2263


J
Ihr Lieben,
ich melde mich auch mal wieder mit einem kleinen Update.
Seit nun 2 Wochen geht es wieder wirklich bergab. Da haben wir uns kurz getroffen, tatsächlich ein kleines Stelldichein gehabt. Aber wenig geredet, wenig Zärtlichkeit, reine Bedürfnisbefriedigung. Danach, was untypisch ist, fragte er ob ich gut zu Hause angekommen bin. Das fragte er schon lange nicht mehr.
Mich hat dieser sehr kurze Abend jedoch sehr belastet. Ich habe ihm geschrieben, wie gerne ich wieder einmal mit ihm quatschen möchte, richtig verabredet sein... Er schrieb, das er es verstehen kann, aber seine Gedanken kreisen gerade an anderer Stelle.
Das habe ich dann auch wieder extrem gespürt. Seitdem wieder keine Frage wie es mir geht. Nur Brocken vor die Füße was bei ihm ist.
Habe ihm dann geschrieben, dass ich mich wieder zurück nehmen werde. Bedeute gerade nichts in seinem Leben. Ich habe ihn lieb und freue mich auf ihn, wenn er denn das wieder zulassen kann. Es kam nichts. Nun bekomme ich täglich, kommentarlos Bilder o.ä.
Gestern rief er dann tatsächlich ab, berichtete davon, wie es ihm geht. Er weinte fast. Es war schlimm ihn nicht in den Arm nehmen zu können. So hilflos.
Also irgendwie alles wieder auf Anfang, vielleicht sogar noch schlimmer als sonst...

11.04.2020 06:34 • x 3 #2264


A


Hallo Sandra-k,

x 4#15


J
Ich möchte mich auch noch bei allen hier bedanken, fürs Zulesen, fürs Aufbauen, für die Erfahrungen, fürs Finden anderer Sichtweisen, fürs nicht Alleinesein.
Es hilft so sehr wie toll ihr alle seid, jeder auf seine eigene Art, jeder nach seiner Erfahrung und Erlebnissen...
Ich würde euch alle ganz lieb drücken wollen!

11.04.2020 06:38 • x 6 #2265

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