Guten Morgen an alle,
Ich bin neu hier in diesem Forum. Und brauche viel Kraft um mich zu öffnen.
Ich möchte versuchen, ob es mir gut tut, hier meine Situation zu beschreiben und in den Austausch zu gehen.
Lange habe ich mitgelesen und viele Parallelen zu meiner Situation erkannt. Dabei habe ich schon oft aufgeatmet und Kraft getankt. Dank euch!
Wahnsinn was ihr alle für ein riesengroßes verständnisvolles Herz habt. Vielleicht haben sich unsere depressiven erkrankten genau deswegen uns ausgesucht
Meine Beziehung startete im letzten Jahr. Überragende Gespräche, offen, ehrlich, transparent. Es hat direkt gefunkt. Wir hatten das Gefühl verbunden zu sein, uns ewig zu kennen.
Ich wusste genau auf was ich mich einlassen, er war von Beginn an ehrlich und sagte 'Es wird nicht einfach mit mir'. Ich genoss jeden Moment und schätzte seine gefühlvolle Art und Aufmerksamkeit sehr. Ich konnte so sein, wie ich bin.
Durch familiäre (abstoßend und scheußlich) Umstände ist er seit April / Mai nicht mehr der selbe. Sein Verhalten änderte sich. Teilweise aggressiv, verletzend. Er beschreibt sich selbst wie ein Stein und formulierte auch mal in einem Satz, dass er 'deswegen' schon Beziehungen an die Wand gefahren hat.
Ich habe grosses Verständnis, dass sein Körper und Geist so auf diese Situation reagiert. Das ganze möchte ich inhaltlich hier nicht wiedergeben, aber es ziehte sich über Jahre.
Im Mai haben wir jeden Tag miteinander telefoniert. Er rief mich jeden Tag 2x an, was mir irgendwie komisch vorkam.
So hat er es noch nie gemacht. Teilweise wusste ich gar nicht, was ich noch alles erzählen soll Aber wir hatten immer was zu reden. Wir trafen uns aber kaum.
Seit Juni (1x treffen) ist er komplett abgetaucht. Alle Schritte die er gerade geht hat er mir genau erklärt und warum er sie geht (via Telefon) Er braucht Ruhe und muss 'alleine durch' wie viele das hier auch beschrieben haben. Er hat das Gefühl zu ertrinken. Er entschuldigt sich in regelmäßigen Abständen was er mir damit antut, wie apparthisch er sei und wie innerlich tot er sich fühlt.
Ich habe WA Nachrichten bekommen die sich inhaltlich immer um das gleiche drehen 'danke für deine verständnis' 'ich hoffe es geht dir gut' ansonsten nichts weiter. Alle zwei/drei Wochen ausgiebige Telefonate, allerdings nur wenn sie von ihm kommen.
Im April/Mai sagte er 'ich glaube ich habe eine depressive Phase' ab diesem Zeitpunkt ging es für uns bergab. Von Wolke 7 auf Wolke 1.
Ich habe mich viel eingelesen und schaue auch gemeinsam mit meinem Therapeuten, was ich für mich tun kann. Da wir nicht zusammenleben, bekomme ich gerade nichts mit. Vielleicht ist das an der Stelle auch ganz gut so.
Ich melde mich, so wie ihr in gewissen Abständen via WhatsApp.
Kein Drama, keine Anforderungen, keine Erwartungen - so hat er es sich auch gewünscht.
Er ignoriert momentan jeden und geht nur seiner Arbeit nach, das kommuniziert er auch so.
Meine Angst besteht gar nicht darin, es für mich nicht zu überstehen, denn ich weiss, für was ich das hier alles tue.. Und ich weiss, daß er es auch tun würde.
Eher die Sorge, dass es nie wieder 'besser' wird.
Was mir auffällt ist, dass wir noch voneinander Kleidung, Hygiene Kram usw teilweise auch Möbel und Bilder in unseren whg haben. Er hat mit im Juni drei große Bilder von einem Künstler in mein Schlafzimmer gestellt.
Angeblich habe er keinen Platz in der Wohnung, was echt Quatsch ist desweiteren haben wir noch Schlüssel usw voneinander.
In Gesprächen sagt er ganz oft 'ich muss da jetzt alleine durch und ich weiss nicht wie das alles weitergeht'
Wir haben in keiner Silbe über Trennung gesprochen.
Ich verstehe nicht, warum er mir noch Sachen in die Wohnung stellt.
Was hat das zu bedeuten? Irgendwie gibt es mir das Gefühl von 'ich bin kurz weg, bitte vergiss mich nicht'
Seit Freitag (nur eine kurze WhatsApp von ihm) habe ich nichts gehört.
Er weiss nicht, wie es mir geht und ich weiss nicht, wie es ihm geht.
In unserem Telefonat vor einigen Wochen sagte er 'du musst jetzt gut auf dich aufpassen. Loslassen'
Das ist jetzt meine persönliche Herausforderung.
- kann nicht helfen
- geduldig bleiben
- schauen, was mir gut tut.
Manchmal scheint es mir so, als sei er schon erprobt in seiner Erkrankung/ das was da mit ihm passiert und hat aus vergangenen Beziehungen gelernt.
Ich kann es euch nur ans Herz legen mit einer Metta Meditation zu starten.
Man meditiert für sich, aber auch für den anderen. Das tut wahnsinnig gut
Ich danke euch alle, dass dieses Forum mir hier Kraft gibt. Man empfängt nicht viel Verständnis von außerhalb.
Danke!
29.07.2020 08:36 •
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