14473

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

C
Ich bin meinem Freund nahezu dankbar das er sich distanziert. Als Partner einer depressiven Person muss man zum Teil etwas Distanz bewahren, um nicht selbst auch noch psychisch zu erkranken und unter dem Druck zusammenzubrechen.

Wäre ich in seiner Nähe, würden wir zusammenleben wäre ich zu 99% selbst im depressiven Strudel oder bereits ausgezogen. Ich sehe die Zurückhaltung meines partners auch als eine Schutzfunktion. Wichtig ist einfach hierbei miteinander vorher zu sprechen.

Fällt manchmal etwas schwer, da mein Partner oftmals wirrer, düstere Sachen sprach. Aber damit muss man umgehen lernen.

Es gibt Tage an den es mir ebenfalls nicht gut geht. Ich denke das ist natürlich. Aber ich schaue mir immer den Partner an, den ich kennengelernt habe und weiss wofür ich Kämpfe und nach vorne schaue.

Es ist gut, dass du eine Therapie besuchst, um zu lernen den Fokus auf dich zu richten, denn was anderes bleibt dir nicht übrig.

05.08.2020 09:44 • #2866


J
Carino, inwiefern distanziert er sich? Dein Partner mein ich.
Heideblümchen, ja, Du hast doch recht. Es stimmt ja was Du sagst. Ich denke in meinem Kopf ist der Gedanke dass ich ihn mit meiner Liebe zur Vernunft bringen bzw. ihn die Krankheit leichter ertragen lassen könnte. Meine Vernunft und meine Erfahrung als Psychiatrieschwester wissen das paradoxerweise. Wie oft habe ich zu Angehörigen gesagt du bist nicht Therapeut mit neutraler Sicht. Und wenn du es versuchst zu sein, dann kommts beim Betroffenen so an, dass er so wie er ist nicht ok ist, denn eine Therapie setzt einen Zustand voraus, den es aus deiner Sicht zu verändern gilt.
Aber, wie ich schon sagte, mein ganzes Handeln, fühlen und denken ist momentan rein Herz-gesteuert.
Und es will einfach nicht in meine Rübe, dass plötzlich seinerseits keine Liebe mehr da sein soll. Das ergibt einfach keinen Sinn für mich. Ich verstehe die Dynamik nicht...

05.08.2020 10:12 • x 1 #2867


A


Hallo Sandra-k,

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

x 3#3


B
@Janita85
Die Liebe muss doch nicht weg sein. Er will nur im Moment keinen Kontakt. (Ob sich das ändert weiß keiner)
Offensichtlich will er jetzt Ruhe und die hatte er nicht, darum hat er dich geblockt.

Aber wenn du ihn liebst, dann akzeptierst du seine Bedürfnisse und gönnst ihm ein Stück Hoffnung auf Neuanfang woanders.

05.08.2020 10:20 • x 1 #2868


C
Zitat von Janita85:
Carino, inwiefern distanziert er sich? Dein Partner mein ich.
Heideblümchen, ja, Du hast doch recht. Es stimmt ja was Du sagst. Ich denke in meinem Kopf ist der Gedanke dass ich ihn mit meiner Liebe zur Vernunft bringen bzw. ihn die Krankheit leichter ertragen lassen könnte. Meine Vernunft und meine Erfahrung als Psychiatrieschwester wissen das paradoxerweise. Wie oft habe ich zu Angehörigen gesagt du bist nicht Therapeut mit neutraler Sicht. Und wenn du es versuchst zu sein, dann kommts beim Betroffenen so an, dass er so wie er ist nicht ok ist, denn eine Therapie setzt einen Zustand voraus, den es aus deiner Sicht zu verändern gilt.
Aber, wie ich schon sagte, mein ganzes Handeln, fühlen und denken ist momentan rein Herz-gesteuert.
Und es will einfach nicht in meine Rübe, dass plötzlich seinerseits keine Liebe mehr da sein soll. Das ergibt einfach keinen Sinn für mich. Ich verstehe die Dynamik nicht...


Mein Partner und ich haben spärlichen Kontakt. Allerdings alles frei von jeglicher Emotion. Er kommuniziert das er viel Ruhe braucht. Nicht nur von mir sondern jeglichen sozialen Kontakten. Er arbeitet auch. Das ist das einzige, was er gerade kann und wahnsinnig gut macht.

05.08.2020 10:40 • #2869


J
Aber Carino, wie hältst du das aus? Ich meine, was ist mit Umarmungen? Zusammen etwas unternehmen?

05.08.2020 11:11 • #2870


B
Zitat von Janita85:
Aber Carino, wie hältst du das aus? Ich meine, was ist mit Umarmungen? Zusammen etwas unternehmen?


Bin zwar nicht angesprochen, aber manchmal ist es schwer.

Bei einer Krankheit muss man seine Bedürfnisse hinten an stellen und dem anderen Raum geben, wenn man das nicht will; dann geht es nicht.

Wir müssen uns selbst die Liebe geben, die wir brauchen.

05.08.2020 11:22 • x 3 #2871


C
Zitat von Janita85:
Aber Carino, wie hältst du das aus? Ich meine, was ist mit Umarmungen? Zusammen etwas unternehmen?


Das fällt flach, aber wenn man sich damit auseinandersetzt, den anderen versucht zu verstehen.. Dann ist es okay. Es hat einen Grund, warum sie das aktuell nicht können und hier noch mal... Dies gilt es zu respektieren. Sonst muss man sich trennen..

Ich kann auch meinen Partner mit zwei gebrochenen Beinen nicht dazu auffordern bitte jetzt mit mir zu tanzen. Er hat dabei Schmerzen und kann es wohlmöglich nicht.

Du wirst lernen deine Wünsche und Bedürfnisse nicht von einem Menschen abhängig zu machen.

Liebe heisst einander verstehen und respektieren.

05.08.2020 11:27 • x 2 #2872


Laurien
Liebe @Janita85

warum machst du dich und dein Wohlergehen so sehr von einer anderen Person abhängig?

LG

05.08.2020 11:29 • #2873


C
Mal ne ganz andere Sache an alle:

Fällt es euch auch auf, dass formelle Themen wie gehabt miteinander zu besprechen sind!? Man kann über den Beruf, Personen usw sprechen. Alles was so ansteht.

Alles auf emotionaler Ebene ist wenig bis nichts möglich.

Würde da gerne mit euch in den Austausch gehen, ob es bei euch auch so ist.

05.08.2020 11:50 • #2874


J
Laurien, das ist tatsächlich so. Und ich hasse es, dass es so ist. Mein Psychologe und ich versuchen, das auseinanderzuklamüsern.
Bisher kann ich nur mutmaßen, bin Scheidungskind, von Mum null Anerkennung, zum Perfektionismus gedrillt, Emotionen sind Schwäche. Zu Dad gezogen, den ich über alles liebte, der starb plötzlich an einer Hirnblutung. Ich gebe mir unbewusst die Schuld daran und träume auch viel davon. Seitdem Einzelkämpfer, das Gefühl gebraucht zu werden treibt mich an, aber tötet mich gleichzeitig.
Carino, ja, ist bei mir auch so (gewesen). Würde das gerne auch verstehen.

05.08.2020 12:00 • #2875


Laurien
@carino87: irgend ein Thema länger zu besprechen, im Sinne eines Gesprächs von einer halben Stunde oder länger, geht gar nicht. Auch nicht über Whatsapp (mag ich sowieso nicht so aufgrund der deutlich höheren mixed-messages Gefahr. Aber nun gut, im Fall des Falles würde der Zweck die Mittel heiligen).

Selber ansprechen oder reagieren (zur Zeit reagiert er sowieso nur, von ihm selber kommt nichts mehr) tut er am ehesten auf neutrale Themen, die nichts direkt mit der Beziehung zu tun haben (wir könnten mal wieder zusammen Essen gehen, oder einen Ausflug machen z. B.). Vor drei Wochen hat er aber durchaus noch auf indirekte emotionale Themen positiv reagiert. Emotionale Themen bedeuten wohl gerade bei dieser Krankheit mehr Stress/Druck. Wie Lebewesen darauf reagieren, hatte ich weiter oben geschrieben. Eine (passende) Therapie könnte sicherlich die individuelle Schmerzgrenze und dann die Reaktion auf diese Situationen erleichtern.

@janita85: bei diesen Themen solltest du meines Erachtens ansetzen, dir zuliebe. Das Problem verfolgt dich sonst in jede andere Beziehung.

LG

05.08.2020 12:16 • x 1 #2876


C
Zitat von Laurien:
@carino87: irgend ein Thema länger zu besprechen, im Sinne eines Gesprächs von einer halben Stunde oder länger, geht gar nicht. Auch nicht über Whatsapp (mag ich sowieso nicht so aufgrund der deutlich höheren mixed-messages Gefahr. Aber nun gut, im Fall des Falles würde der Zweck die Mittel heiligen).

Selber ansprechen oder reagieren (zur Zeit reagiert er sowieso nur, von ihm selber kommt nichts mehr) tut er am ehesten auf neutrale Themen, die nichts direkt mit der Beziehung zu tun haben (wir könnten mal wieder zusammen Essen gehen, oder einen Ausflug machen z. B.). Vor drei Wochen hat er aber durchaus noch auf indirekte emotionale Themen positiv reagiert. Emotionale Themen bedeuten wohl gerade bei dieser Krankheit mehr Stress/Druck. Wie Lebewesen darauf reagieren, hatte ich weiter oben geschrieben. Eine (passende) Therapie könnte sicherlich die individuelle Schmerzgrenze und dann die Reaktion auf diese Situationen erleichtern.

@janita85: bei diesen Themen solltest du meines Erachtens ansetzen, dir zuliebe. Das Problem verfolgt dich sonst in jede andere Beziehung.

LG



Liebe Laurien, danke dir..

05.08.2020 12:31 • #2877


Heideblümchen
Zitat von Carino87:
Mal ne ganz andere Sache an alle:

Fällt es euch auch auf, dass formelle Themen wie gehabt miteinander zu besprechen sind!? Man kann über den Beruf, Personen usw sprechen. Alles was so ansteht.

Alles auf emotionaler Ebene ist wenig bis nichts möglich.

Würde da gerne mit euch in den Austausch gehen, ob es bei euch auch so ist.


Ich kann da auch wieder nur von mir und meiner Situation ausgehen. Alles, was allgemein gehalten ist, hat mir Zuversicht gegeben. Das war planbar, irgenwie alltäglich. Aber alles, was mit mir, mit uns als Paar, mit Zukunft zu tun hatte, war mir selber so ungewiss, weil ich nicht wusste, wie sich meine Krankheit entwickelt. Wie ICH mich entwickel. Man ist in so einer Situation doch selber so dermaßen durcheinander und klammert sich an alles, was gewohnt ist. Wo man mitreden kann, was man noch steuern kann. Aber alles andere erweckt Unsicherheit. Auch Zweifel. Macht der Partner das auf Dauer mit? Wie geht er damit um, dass ich mich wegen meiner Krankheit verändere. Ist er genervt davon? Eine Depression ist ein einziger Schleuderkurs völlig wirrer, verwirrender und beängstigender Gedanken, die man nicht - wie unter normalen Umständen - sortiert bekommt. Das geht einfach nicht, auch wenn man noch so sehr will. Ich habe in solchen Akut-Phasen völlig den Faden verloren. Habe mir Zettel manchen müssen, damit ich den Überblick nicht verliere, auch, weil ich oft den Antrieb nicht hatte, überhaupt irgend etwas, unwichtig oder wichtig, zu bewältigen. Dinge stauen sich dann, Termine, Sachen, die man eigentlich noch oder/und längst erledigt haben wollte. Dann hat man mal die Kraft dazu und dann sind es so viele, dass man wieder den Überblick verliert. Und wenn dann wieder alles im Kopf durcheinander wuselt, dann gibt man auf und ist auch davon dann frustriert. Ist das verständlich? In meinem Kopf macht das Sinn

05.08.2020 13:18 • x 2 #2878


C
Zitat von Heideblümchen:

Ich kann da auch wieder nur von mir und meiner Situation ausgehen. Alles, was allgemein gehalten ist, hat mir Zuversicht gegeben. Das war planbar, irgenwie alltäglich. Aber alles, was mit mir, mit uns als Paar, mit Zukunft zu tun hatte, war mir selber so ungewiss, weil ich nicht wusste, wie sich meine Krankheit entwickelt. Wie ICH mich entwickel. Man ist in so einer Situation doch selber so dermaßen durcheinander und klammert sich an alles, was gewohnt ist. Wo man mitreden kann, was man noch steuern kann. Aber alles andere erweckt Unsicherheit. Auch Zweifel. Macht der Partner das auf Dauer mit? Wie geht er damit um, dass ich mich wegen meiner Krankheit verändere. Ist er genervt davon? Eine Depression ist ein einziger Schleuderkurs völlig wirrer, verwirrender und beängstigender Gedanken, die man nicht - wie unter normalen Umständen - sortiert bekommt. Das geht einfach nicht, auch wenn man noch so sehr will. Ich habe in solchen Akut-Phasen völlig den Faden verloren. Habe mir Zettel manchen müssen, damit ich den Überblick nicht verliere, auch, weil ich oft den Antrieb nicht hatte, überhaupt irgend etwas, unwichtig oder wichtig, zu bewältigen. Dinge stauen sich dann, Termine, Sachen, die man eigentlich noch oder/und längst erledigt haben wollte. Dann hat man mal die Kraft dazu und dann sind es so viele, dass man wieder den Überblick verliert. Und wenn dann wieder alles im Kopf durcheinander wuselt, dann gibt man auf und ist auch davon dann frustriert. Ist das verständlich? In meinem Kopf macht das Sinn



Danke für den guten Einblick. Es macht alles Sinn und ich merke wie gut mir das Ganze hier tut und das ich echt viel mitnehme. Vielen Dank

05.08.2020 13:21 • #2879


A


Hallo Sandra-k,

x 4#15


J
Zitat von Carino87:
Mal ne ganz andere Sache an alle:

Fällt es euch auch auf, dass formelle Themen wie gehabt miteinander zu besprechen sind!? Man kann über den Beruf, Personen usw sprechen. Alles was so ansteht.

Alles auf emotionaler Ebene ist wenig bis nichts möglich.

Würde da gerne mit euch in den Austausch gehen, ob es bei euch auch so ist.


Hey,

Das ist bei uns ganz anders. Wenn mein Freund abtaucht, dann komplett.
Er hat mir das so erklärt das er in solchen Phasen seine Ruhe braucht. Dies respektiere ich und fordere auch keine Antworten wenn ich schreibe. Bzw. ich melde mich ja dann eh nur so alle 1-2 Wochen mal kurz per Mail, quasi als Lebenszeichen von außen. Die formuliere ich aber ganz bewusst so, das sie keiner Antwort bedürfen.

Aber wie schon so oft festgestellt wurde, ebenso wie jeder Mensch ist auch jede Depression individuell.

Lg
Just_me

05.08.2020 19:40 • x 2 #2880

Weiterlesen »




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag