Wisst ihr, ich bin so im Ungewissen...
Heute hat eine Bekannte von ihm mir geschrieben, gefragt wie es mir geht. Sie und ihr Mann wohnen im selben Wohnblock, gehen mit meinem hübschen manchmal spazieren (wenn er sich dazu aufraffen kann). Ich habe sie gefragt, ob sie von ihm gehört hat und sie sagte, dass er ihnen erzählt hat, dass er und ich keinen kontakt mehr miteinander haben. Aus Höflichkeit haben sie aber nicht weiter gefragt, das ist so ein kulturelles Ding bei Iranern; was privat ist, bleibt privat. Da ich wusste, dass mein hübscher ihnen sporadisch von seiner Krankheit erzählt hatte, konnte ich ohne Verräter zu sein, sagen dass er wohl gerade in einer Depression steckt. Sie ist darauf gar nicht eingegangen, sie denkt dass er keine feste Beziehung möchte. Ich denke aber, sie haben diesen Eindruck, weil sie sich mit der Erkrankung nicht auseinandergesetzt haben.
Versteht ihr, ich weiß gar nicht mehr was ich glauben soll! Ich komme in meinen Gedanken von Hundertstel ins Tausendstel! Mein Herz sagt, es ist die Depression, dann kommt irgendjemand mit einer Spekulation daher und ich gerate aus der Fassung! Ich bin mit meinen grübeleien wahrscheinlich schon genauso haltlos, wie ein Betroffener in seinen Gedankenschleifen.
Auserdem habe ich mir diesen Thread hier nochmal von vorne bis jetzt durchgelesen. Es kamen viele neue Erkenntnisse, vieles hat mir Hoffnung gemacht, vieles hat sie zerschlagen. Ich kann mich an einen Satz erinnern, der lautete diejenigen, die vom Betroffenen am meisten geliebt werden, werden am meisten zurückgewiesen. Mein erster Gedanke war gottseidank, es gibt also noch liebe in ihm, er kann sie nur gerade nicht zeigen und dann lese ich, wieviele Betroffene nach ihrem Tief Schluss gemacht haben und dann ist wieder alle Hoffnung zunichte! Es ist mir alles zu widersprüchlich!
Aber es gibt auch etwas, worauf ich stolz bin: ich habe seine mailadresse, aber ich schreibe ihm nicht, obwohl die Versuchung groß ist. Ich überlege jeden Tag, wenn ich vom Krankenhaus nach Hause fahre, den kleinen Umweg zu machen und bei ihm Sturm zu klingeln, aber ich tue es nicht. Aus Selbstschutz. Ich will nicht keine Nachricht bekommen und dann etwas hineininterpretieren. Ich will nicht vom Parkplatz aus sehen dass bei ihm kein Licht brennt und dann etwas hineininterpretieren.
Dich in meinem Kopf wird langsam die Stimme laut, die sagt, ich solle der Tatsache ins Auge blicken, dass er ohne mich besser dran ist. Und das tut weh. Ich habe versucht, es mir vorzustellen, wenn ich zum Beispiel ein Kind auf die Welt brächte, unter großen Schmerzen, mich nervt einfach alles, enorme stresshormone werden ausgeschüttet, dann würde ich, womöglich und naheliegend, lieber meine Ruhe haben wollen und wäre bestimmt gar unausstehlich. Danach kommt dann die oxitocin-Ausschüttung, alles super, hab euch lieb! Ich stelle mir vor, dass mein hübscher also gerade einem enormen Stress ausgesetzt ist während der Depression; er gebiert quasi seine negativen Gedanken (oh mein Gott, jetzt muss ichs mir bildlich vorstellen...) und wenn er dann die Depression überwunden hat, dann haut das ja auch wieder hin mit der Neurotransmitter-Geschichte. Also, lange Rede, kurzer Unsinn: In der Depression ist er ohne mich besser beraten. Aber warum stelle ich mich dann komplett, also auch während der Zeit vor seinem Tief infrage? Und bin ich selbstsüchtig wenn ich verletzt darüber bin, wenn er mich grad so gar nicht abkann? Ich müsste doch freudestrahlend sagen Jaaaaa, alles was du willst, Hauptsache es hilft dir, da rauszukommen
09.08.2020 00:27 •
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