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Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

R
Lieber @Jedi es ist schön zu lesen, dass ich nicht völlig Unrecht habe. Manchmal bin ich mir da nämlich nicht so sicher.

Ich entschuldige mich manchmal bei ihm, weil ich weiß, wie sehr er selbst zu kämpfen hat. Dass er für viele Uneigenarten gerade im Schatten der Depression nichts kann. Ich habe Angst, dass zu viel Druck alles nur noch schlimmer gemacht. Denn das lese ich fast immer.

Ich möchte, dass er weiß, dass ich für ihn da bin. Nicht böse mit ihm sein will, aber dass mich vieles eben verletzt. Das weiß er. Neulich habe ich ihm auch mal gesagt, dass ich MIT ihm arbeiten, gegen die Depression antreten will und nicht gegen ihn. Das ist der Grund, warum ich mich häufiger entschuldige. Weil er ja doch für das für Depressionen meist typische Verhalten nichts kann. Ich möchte nicht, dass er sich noch mehr Vorwürfe macht und sich darin verstrickt, wie sehr er mich oft belastet.

Manchmal ist es verdammt schwierig, das Mittelmaß zu behalten. Ihm beizustehen und zu verstehen geben, dass man an seiner Seite ist. Aber sich selbst so viel Fürsorge anzueignen, die man braucht, welche aber bestimmt auch manchmal bedeutet, ihm vor Augen zu führen, dass das ein oder andere, was er gerade macht, nicht in Ordnung ist.

Ich befürchte, der schmale Grad dazwischen ist äußerst schmal.

10.05.2021 18:50 • x 4 #3451


Jedi
Hi @radysa

Ich erlaube mir mal, auf Deinen Beitrag zu reagieren ! - Hoffe es ist für Dich Ok ?
Sonst schreib es mir bitte !
Zitat von radysa:
Manchmal bin ich mir da nämlich nicht so sicher.

Doch in Deinem letzten Beitrag, konnte ich Deine Anmerkungen absolut verstehen u. fand es richtig, dies auch anzusprechen.
Zitat von radysa:
Ich entschuldige mich manchmal bei ihm, weil ich weiß, wie sehr er selbst zu kämpfen hat.

Du hast aber auch mit der Situation zu kämpfen u. das sollte Dein Partner nicht einfach so wegschieben.
Zitat von radysa:
Ich habe Angst, dass zu viel Druck alles nur noch schlimmer gemacht. Denn das lese ich fast immer.

Ich konnte, bezogen auf Deinen letzten Beitrag, keinen Druck feststellen u. einwenig Druck, wenn ich lese,
was er so alles machen kann, scheint er aushalten zu können.
Und in einer Beziehung gibt es auch etwas immer etwas zu klären - gerade in solch einer schwierigen Situation.
Zitat von radysa:
MIT ihm arbeiten, gegen die Depression antreten will

Du kannst nicht mit ihm gegen die Depression antreten.
Die Bearbeitung der Depression, ist allein seine Angelegenheit u. liegt allein in seiner Verantwortung.
Zitat von radysa:
Weil er ja doch für das für Depressionen meist typische Verhalten nichts kann.

Dann sollte er etwas tun, um mit der Depression einen Umgang zu lernen - sie bestenfall zu heilen.
Zitat von radysa:
Ich möchte, dass er weiß, dass ich für ihn da bin. Nicht böse mit ihm sein will,

Das zeigst Du ihm doch genügend u. er wird es hoffentlich wissen !
Zitat von radysa:
Das ist der Grund, warum ich mich häufiger entschuldige.

Sich häufig zu Entschuldigen, damit bestärkst Du Deine guten Absichten nicht, sondern es könnte das Gegenteil bewirken.
Der an Depression-Erkrankte braucht auch Orientierung u. dazu gehört, dass Du ihm auch sagst,
wie es Dir in der Situation u. mit seinem Verhalten geht.
Zitat von radysa:
Aber sich selbst so viel Fürsorge anzueignen, die man braucht, welche aber bestimmt auch manchmal bedeutet, ihm vor Augen zu führen, dass das ein oder andere, was er gerade macht, nicht in Ordnung ist.

Dieser Feststellung von Dir, würde ich uneingeschränkt zustimmen !

10.05.2021 20:26 • x 4 #3452


A


Hallo Sandra-k,

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

x 3#3


R
Lieber @Jedi natürlich ist es in Ordnung, wenn du meine Anmerkungen kommentierst. Ich bin immer sehr dankbar für deine Meinung und Zusprüche, die man selbst in der Situation nicht mehr objektiv reflektieren kann.

Vielen Dank für deine ehrlichen und für mich auch sehr erhellenden Worte. So kann ich heute mit einem etwas besserem und bestärkterem Ich-Gefühl schlafen gehen.

10.05.2021 21:01 • x 3 #3453


Louisida
Immer wieder ist es ein mieses Gefühl, nachts wach werden und erneut feststellen, dass man allein im Bett liegt....

11.05.2021 03:47 • x 2 #3454


ZeroOne
Zitat von radysa:
Aber sich selbst so viel Fürsorge anzueignen, die man braucht, welche aber bestimmt auch manchmal bedeutet, ihm vor Augen zu führen, dass das ein oder andere, was er gerade macht, nicht in Ordnung ist.


Das ist auch ganz meine Meinung. Eine Erkrankung - egal, ob psychisch, oder anderer Natur - darf kein Freifahrtsschein für alles Mögliche im Leben werden.

Mich wundert auch immer wieder, dass diese Freikarten gegenüber der einen Personengruppe (z.B. PartnerIn) leichter gezogen werden, als gegenüber der anderen (z.B. Kumpels, KollegInnen).

LG
ZeroOne

11.05.2021 06:25 • x 5 #3455


Laurien
@ZeroOne

Das fällt mir auch immer wieder bei den Schilderungen im Forum und auch meinem Ex auf. Und wären es Kinder würde es mich nicht so wundern. Die meisten Kinder können sich außerhalb der eigenen vier Wände ganz hervorragend benehmen und daheim lassen sie die Sau raus. Die Eltern sind dann quasi der Schrottplatz der negativen Gefühle und Emotionen. Ist ja auch anstrengend für Kinder, sich draußen die ganze Zeit an für sie strenge Regeln halten zu müssen. Wer sich in der Gruppe nicht benimmt, ist auch mal ganz schnell raus aus der selbigen. Das ist daheim bei den Eltern nicht so. Der sichere Hafen wenn man so will. Da muss schon eine ganze Menge mehr passieren, dass einen die Eltern für immer vor die Tür setzen.

Nun sind wir aber alle inzwischen erwachsen und der/die PartnerIn ist nicht die Eltern. Vielleicht legt der Mensch an sich aber auch das ein oder andere Verhalten nie ganz ab. Bin da noch zu keinem Ergebnis gekommen. Und wenn ich so an mich selber denke fällt mir schon auch auf, dass wenn ich mich mal etwas daneben benehme, es am ehesten meine Mutter oder meine Geschwister betrifft...

11.05.2021 07:01 • x 2 #3456


P
Das wundert mich auch! In der Arbeit, mit Kollegen,den Kindern und Freunden wird meist freundlich, normal und angemessen umgegangen. Aber vom Partner trennt man sich, der bekommt die Aggressionen ab und der soll dann noch verständnisvoll da sein.
Ich habe schon gedacht,es ist wie bei kleinen Kindern, die sich nur zu Hause nicht benehmen wollen,aber auf Dritte einen ganz wohlerzogenen Eindruck machen.
Wirklich gemein und verletzend!

11.05.2021 07:06 • x 2 #3457


P
@Laurien
Da hatten wir wohl den gleichen Gedanken

11.05.2021 07:07 • x 2 #3458


A
Guten Morgen,mein Partner hat sich vor 8 Tagen getrennt.Ich hatte ihn gebeten sich erstmal nicht zu melden,da ich etwas Luft brauchte.
Seitdem hat er sich an drei Tagen gemeldet.
Mir geht es schlecht,wenn er sich nicht meldet und hoffe wenn er sich meldet,das er schreibt vermisse dich.
Ich versuche mich abzulenken,was Stundenweise funktioniert.
Ich frage mich warum er sich überhaupt meldet,so egal kann ich ihm nicht sein.
Habe ihm auch gesagt das ich eine Freundschaft mit ihm nicht führen kann.
Ich hoffe einfach nur das die Depression nachlässt und er wieder das Gefühl liebe zu mir empfindet.

11.05.2021 07:38 • #3459


O
Zitat von ZeroOne:
Mich wundert auch immer wieder, dass diese Freikarten gegenüber der einen Personengruppe (z.B. PartnerIn) leichter gezogen werden, als gegenüber der anderen (z.B. Kumpels, KollegInnen).

Als Freibrief erlebt man das als Depressiver in diesem Moment nicht. Da kann ich Dich beruhigen. Es ist keinesfalls eine bewusste Entscheidung. Und quält einen selbst auch zutiefst.
So habe ich es zumindest erlebt.

11.05.2021 07:49 • x 6 #3460


ZeroOne
Zitat von ohneFunktion:
Als Freibrief erlebt man das als Depressiver in diesem Moment nicht.

Zitat von ohneFunktion:
Und quält einen selbst auch zutiefst.
So habe ich es zumindest erlebt.


Das ging mir auch so, @ohneFunktion . Mich hat auch ein schlechtes Gewissen gequält, für die Freiräume, die ich mir während meines Burn-Outs schaffen musste.

Ich bin nur immer wieder über die Selektion bei vielen Betroffenen sehr verwundert, da ich das bei mir nicht so erlebt hatte.

Das zog sich eher wie ein Teppich über mein gesamtes soziales Leben. Es war nicht so, dass ich in unterschiedlichen Gruppen plötzlich unterschiedliche Gesichter gelebt hätte und z.B. meinen Dampf in der vermeintlich schwächsten Gruppe abgelassen hätte, während ich in einer anderen das alte Leben gelebt, oder zumindest gespielt hätte.

Ich hatte z.B. auch relativ schnell akzeptiert, dass mich der Facharzt für längere Zeit aus dem Berufsleben genommen hat, weil mir klar, dass es trotz der Hilfe von Medikamenten und Psychotherapie nicht auf diesem Level weiterlaufen kann, weil sonst sowohl Berufs- als auch Privatleben vor die Hunde gehen - früher oder später.

Aber jeder erlebt das anders. Daher ist es auch für mich sehr interessant und lehrreich hier zu lesen, wie es anderen ergeht.

LG
ZeroOne

11.05.2021 09:11 • x 2 #3461


O
Also als Selektion kann ich das, was bei mir gelaufen ist, keinesfalls bezeichnen.
Es war nur so, dass ich mich zuhause mit meinem Partner am unwohlsten gefühlt habe, am meisten unter Druck stand... Nur zwischendurch gab es Momente in denen die Anspannung leicht nachließ und ich weinen konnte, in den Armen meines Partners.

Unterwegs oder mit anderen Menschen habe ich keine Rolle aufrecht erhalten oder etwas vorgespielt. Nur stand ich dort weniger unter Druck.

Hätte ich die Möglickeit gehabt zu wählen, hätte ich mich natürlich gerne entschieden, mich bei meinem Partner am wohlsten zu fühlen.

Und die Vergleiche, die ich hier lese, mit Kindern im Elternhaus, die zuhause richtig rebellieren, hinken. Während Kinder im Idealfall zuhause einen sicheren Hafen haben, empfand ich es als Depressive zuhause überhaupt nicht sicher. Auch sonst nirgends. Es war als wäre keine Boden mehr da. Als würde ich auf einem Seil balancieren... Mit all der Angst. Das durchgehende Gefühl, gleich zu fallen...

Was habe ich in meinen Therapiestunden geheult, das ich kein Nest mehr habe...

11.05.2021 09:37 • x 4 #3462


Laurien
Liebe @ohneFunktion

ich habe es nicht verglichen. Ich hatte geschrieben: wenn es Kinder wären, dann würde es mich nicht wundern. Aber es sind keine Kinder.

Wenn es sich so verhalten würde, wie @ZeroOne es beschrieben hat, dann würde ich es nachvollziehen können. Das ist aber bei vielen Schilderungen eben nicht so. Da gibt es z. T. schon deutliche Unterschiede.

Was hier teilweise beschrieben wird, geht für mein persönliches Empfinden, das kann jeder gerne anders sehen, manchmal schon ins respektlose. So extrem ist mein Ex nicht (dann wäre ich auch weg), aber ich denke, ich bin schon diejenige, die es am meisten zu spüren bekommt.

LG

11.05.2021 09:52 • x 1 #3463


M
Zitat von ZeroOne:
Das ging mir auch so, @ohneFunktion . Mich hat auch ein schlechtes Gewissen gequält, für die Freiräume, die ich mir während meines Burn-Outs ...

Hast du versuche dich zu erreichen als störend empfunden oder halfen die?


Bei meinem Freund ist es auch so. Er hat sich komplett aus dem Gesellschaftlichen Leben genommen.
ich war sein letzter Anker, aber ich wurde jetzt auch abgeworfen. Ich hoffe es ist nur temporär.

11.05.2021 09:56 • x 1 #3464


A


Hallo Sandra-k,

x 4#15


M
Zitat von ohneFunktion:
Also als Selektion kann ich das, was bei mir gelaufen ist, keinesfalls bezeichnen. Es war nur so, dass ich mich zuhause mit meinem ...

Kann sein, dass du bei deinem Partner am meisten Angst hattest, weil er gehen könnte?

11.05.2021 09:57 • #3465

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