14473

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

F
Zitat von Milla:
Für mich ist es eher positiv, wenn ein gutes Verhältnis zu den Eltern da ist.

Ich denke auch, dass es positiv ist, wenn man ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern hat. Aber glaub mir, das ist nicht gesund, was da abgeht. Wenn er und ich nach 2 Monaten Beziehung das erste Mal gemeinsam in den Urlaub fahren und seine Eltern spontanerweise mitkommen und er immer nur Zeit mit ihnen verbringen will, dann ist das alles andere als gesund. Es ist auch nicht gesund, wenn er sich wortwörtlich die Haare im Zug ausreißt, weil sich seine Eltern wiederholt in unseren gemeinsamen privaten (!) Ausflug eingemischt haben, der angekündigt war, wo alles besprochen war und der mir ein klar kommuniziertes und nicht-abwegiges Bedürfnis war. Enge und gute Beziehung in allen ehren, aber wenn man gemeinsam Kinder bekommt, dann drücke ich mir die Augen vor den Kopf und brauche nicht seine Mutter, die mich umschwirrt. Und es ist leider absolut nicht abwegig, dass man ihr sagen würde, dass man alleine sein will (bei der Geburt z.B.) und ihr dann spontan doch einfällt vorbeizukommen und er könnte ihr nicht sagen, dass das (wie bereits besprochen) unerwünscht ist.

Zitat von Milla:
Ich hab aber gelesen, dass der Partner am meisten ausgeblendet wird.

Hm. Ja, das scheint tatsächlich so zu sein. Ich fühle mich einfach schlecht, weil ich das Gefühl habe, dass ich Schuld daran habe und dass ich ihn einfach auch verliere...

11.07.2021 15:33 • x 1 #3676


Laurien
Hallo @Jedi

klar wäre es mir lieber, wir würden uns sehen und persönlich ein paar Themen besprechen. Ich halte Whatsapp für kein besonders geeignetes Kommunikationsmittel für das Lösen von Problemen etc. Aus den von dir genannten Gründen. Es ist nur im Moment das einzige Kommunikationsmittel, das von seiner Seite aus geht.

Aus Erfahrung weiß ich, dass nur weil er zumindest erst einmal nicht darauf eingeht, es nicht bedeutet, dass er nicht doch über das, was ich sage bzw. schreibe nachdenkt. Was mir für mich wichtig war zu sagen, ist gesagt. Und so kann ich das erst einmal offen im Raum stehen lassen.

Wenn er derzeit nicht mit mir reden kann oder will, dann ist das so. Dazu drängen will ich ihn nicht, und selbst wenn ich ihn dazu bringen würde, wäre die Wahrscheinlichkeit vermutlich hoch, dass er mir halt einfach irgendwas erzählt, nur damit ich ihn wieder in Ruhe lasse. Wenn, dann möchte ich, dass er mir etwas erzählt, weil er es mir erzählen will und wenn nicht, dann kann ich das entweder akzeptieren oder die Konsequenzen ziehen.

Was eine Fortführung der Beziehung angeht, gibt es eine Aussage von ihm. Er würde gerne, aber kann im Moment nicht. Jetzt kann ich für mich entscheiden, ob ich ihm und der Beziehung noch Zeit und eine Chance gebe oder ob es mir zu lange dauert, da ein Ende nicht in Sicht zu sein scheint. Für eine Beziehung werden wir aber bestimmte Themen besprechen müssen, andernfalls wird es vermutlich nicht lange gutgehen.

Rein objektiv gesehen mag das wohl so sein, dass es zu meinen Lasten geht, wenn ich ihn in Ruhe lasse und nicht darauf dränge, dass er "jetzt" mit mir spricht. Allerdings empfinde ich es nicht so, es ist meine Entscheidung, die Situation bis auf weiteres so zu akzeptieren, wie sie ist. Das kann sich nächste Woche, nächsten Monat oder in einem halben Jahr ändern, aber jetzt ist es erst einmal so wie es ist. Schwebezustände finde ich auch nicht so schön, ich habe nur im Laufe der Jahre gelernt, damit zu leben, dass für manche Dinge die Zeit erst noch kommen muss oder eventuell auch nie kommt. Liegt vielleicht daran, dass in meiner Familie immer sehr viel geschwiegen wurde und offene Themen auch mal im wahrsten Sinne des Wortes in das ein- oder andere Grab mitgenommen worden sind und es nie eine Antwort auf bestimmte Fragen geben wird.

LG

11.07.2021 15:58 • x 3 #3677


A


Hallo Sandra-k,

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

x 3#3


Jedi
Hi @Laurien

Dein Beitrag liest sich für mich sehr Reflektiert u. ich finde gut, dass Du klar schreibst, dass Du Dir eine Entscheidung
noch lässt u. die jetzige Situation erstmal bis aufs weitere so Akzeptierst.
.........................................................................................................................
Zitat von Laurien:
Schwebezustände finde ich auch nicht so schön,

Oft sind dies die ersten Vorboten, hin zu einer Trennung - so meine Erfahrungen aus meinem Umfeld,
wo so lange nicht offen geredet wurde, bis so viele Gefühle eingefroren waren, dasss nichts mehr zu Reparieren war.
Ich finde das tragisch, weil, hätte man früher Miteinander gesprochen, wäre sicher noch was zu retten gewesen.

(kann bei Dir aber auch ganz anders verlaufen)
::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
Zitat von Laurien:
Liegt vielleicht daran, dass in meiner Familie immer sehr viel geschwiegen wurde und offene Themen auch mal im wahrsten Sinne des Wortes in das ein- oder andere Grab mitgenommen worden sind und es nie eine Antwort auf bestimmte Fragen geben wird.

Das finde ich eine echte Katastrophe u. ich weiß, dass ich mit meinen Eltern (beide schon verstorben),
auch nichts klären konnte - obwohl ich sehr oft Versuche gestartet hatte, um Miteinander zu reden.
Mir wäre es jetzt nicht um Schuld gegangen, auch wenn meine Eltern sich an ihre Kinder schuldig gemacht haben,
es wäre um Verstehen u. um Verzeihen gegangen.

LG Jedi

11.07.2021 20:27 • x 2 #3678


Utwe
Hallo zusammen,

Ich bin so unendlich dankbar, Euch gefunden zu haben. Meinen Partner und mich kann ich in so vielen Beiträgen wiederfinden. Im November haben wir uns kennengelernt und es hat eingeschlagen wie ne Bombe! Was für eine wundervolle Zeit, in der es keine Telefonate unter drei Stunden gab. Nach vier Tagen haben wir uns dann das erste Mal gesehen und auch gleich vier Tage und Nächte zusammen verbracht. Von Anfang an, waren wir beide ehrlich zu einander. Er hat vor zwei Jahren durch einen Unfall eines seiner Augen verloren und ab da begann die Psyche sich bemerkbar zu machen: Panikattacken. Die Panik bekam er durch eine Therapie gut gehandelt. Als wir uns kennengelernt haben, war er auch gerade in einem Loch, womit er schon länger zu kämpfen hatte. IRGENDWIE habe ich es geschafft, dass dieser Nebel sich für eine Zeit verziehen konnte. Es lief perfekt und wir waren uns sicher: wir werden zusammen alt. Er hat sich hier nach einem Job umgeschaut und nach 6 Wochen ist er bei mir eingezogen. Wir haben die Wohnung so fertig gemacht, dass wir seine Möbel reinstellen konnten und das waren 8 Wochen gefühlt im Himmel. Und dann von heute auf morgen, so gut wie keine Zärtlichkeiten, fast keine Gespräche, nichts Liebevolles mehr. Das konnte ich alles nicht einsortieren, zog mich zurück und dachte, es liegt an mir. Er merkte das und eines Morgens sagte er, ich sehe, was das mit dir macht, das will ich nicht und muss erstmal mein Leben auf die Reihe bekommen; ich bin so unglaublich leer. Und 30 Minuten später fing er an zu packen. Ich konnte die Welt nicht mehr verstehen. Nach 6 Wochen meldete er sich dann wieder regelmäßig aber ohne emotionale Regung. Ich hab ihn gefragt, ob wir telefonieren wollen, keine Antwort, ob wir uns sehen wollen, keine Antwort, dass ich ihn liebe, keine Reaktion. Zwischenzeitlich dachte ich kurz, jetzt wird es besser...er schrieb mir, dass er ein Vorstellungsgespräch hier in meiner Nähe hat...den Job hat er schlussendlich dann nicht bekommen. Ich habe die ganzen Monate nichts gefordert, war immer da, hab ihn komplett schalten und walten lassen. Vor fünf Wochen wurde mir allerdings alles zu viel. Er war ständig online und meine Nachrichten ließ er ganz oft unbeantwortet. Ich hab geschrieben, dass ich das so nicht mehr kann, weil ich dachte, er hätte ne Andere. Darauf hat er dann reagiert, was mich so zum weinen gebracht hat: er sei psychisch nicht stabil genug um mir das zu geben, was ich bräuchte und verdient habe und dass es bestimmt noch sehr lange dauern würde, bis er alles, was ihm in den letzten zwei Jahren passiert sei, zu verarbeiten. Ich hab mich so geschämt, weil ich so egoistisch war und gefordert habe. Ich habe mich schon mehrfach dafür entschuldigt und meine Nachrichten liest er immer sofort und reagiert aber nicht drauf. Ich komme damit gar nicht klar, ihn so vor den Kopf gestoßen zu haben und dabei hätte es doch nie einen Grund für mich gegeben, unsere Verbindung zu trennen (ausser der besagten gedachten anderen Frau). Am meisten trifft es mich, dass er mir vertraut hat und mir in der guten Zeit gesagt hat, dass ich das Beste bin, was ihm je passiert ist und ich so unglaublich wertvoll für ihn bin, weil ich ganz viele gute Dinge in ihm gemacht habe. Und er wäre so dankbar für mich, weil er erst jetzt in diesem Alter das Gefühl von Angekommen sein mit mir erfahren darf.
Ich bin so enttäuscht von mir, dass ich so egoistisch war und dachte, es liegt an einer Frau.

13.07.2021 21:31 • x 3 #3679


Laurien
Hallo @Jedi

Das ist richtig, Schweigen kann der Anfang vom Ende sein. Wenn das Bedürfnis nach Kommunikation auf das Bedürfnis des Schweigens trifft, ist die Situation erst einmal bis auf weiteres Schachmatt. Wenn man sich da nicht entgegen kommen kann, wird es schwierig.

Es ist sehr schade, wenn Eltern und Kinder keinen richtigen Dialog mehr miteinander finden können (von richtig heftigen Sachen abgesehen). Ist bei mir mit einem Elternteil auch so gewesen, da ging jeder Versuch von mir nach hinten los. Was sicherlich auch an meiner jugendlichen Diplomatielosigkeit gelegen hat. Mir ging es auch nie um Schuld, wollte nur Antworten haben, um zu verstehen. Mit um die 18 hatte ich es aufgegeben und begriffen, dass mein Vater genauso fehlbar ist wie alle Menschen und der versucht, es so gut zu machen wie er es eben konnte. Mein Vater hat bestimmte Themen auch nie wieder angesprochen, wahrscheinlich um den Geist nicht wieder aus der Flasche zu lassen. Mit dieser Pattsituation ist er dann auch gegangen.

Aber gerade deswegen glaube ich, dass innerhalb einer Familie offen miteinander gesprochen werden sollte. Umso mehr man einander anvertraut und vertraut, desto weniger Altlasten werden durch die Generationen mitgeschleppt.

LG

13.07.2021 22:46 • x 1 #3680


Jedi
Hi @Laurien

Zitat von Laurien:
Aber gerade deswegen glaube ich, dass innerhalb einer Familie offen miteinander gesprochen werden sollte.

Umso mehr man einander anvertraut und vertraut, desto weniger Altlasten werden durch die Generationen mitgeschleppt.

Was Du geschrieben hast, finde ich ein sehr Zentrales Wissen darum, denn ja, Altlasten werden durch Generationen
mitgeschleppt u. werden oft unbewusst immer wieder aktiviert !

14.07.2021 11:19 • x 1 #3681


M
Zitat von Utwe:
Ich bin so enttäuscht von mir, dass ich so egoistisch war und dachte, es liegt an einer Frau.

Eine gute Beziehung oder der Eingang einer solchen wird durch sowas doch nicht gestört.

14.07.2021 20:50 • x 3 #3682


M
Zitat von Utwe:
gegeben, unsere Verbindung zu trennen (ausser der besagten gedachten anderen Frau). Am meisten trifft es mich, dass er mir vertraut hat und mir in der guten Zeit gesagt hat, dass ich das Beste bin, was ihm je passiert ist und ich so unglaublich wertvoll für ihn bin, weil ich ganz viele gute Dinge in ihm gemacht habe. Und er wäre so dankbar für mich, weil er erst jetzt in diesem Alter das Gefühl von Angekommen sein mit mir erfahren darf.

Von außen betrachtet hast du nichts falsch gemacht und nichts ausgelöst.
er hat im Moment keine Kraft auf dich einzugehen. (Wie viele depressive) das liegt nicht an dir.

15.07.2021 14:09 • x 1 #3683


Utwe
@Milla . Ich danke dir. Das tut soo gut zu lesen.

15.07.2021 14:15 • x 1 #3684


M
Kann dir im Moment nicht mehr schreiben, bin in ner schweren Situation.

Aber mir war wichtig, dass du das liest.

Mein Partner ist seit Monaten abgetaucht und ich habe nichts in dieser Richtung gesagt. Er hat mir auch gesagt, dass ich die Liebe seines Lebens bin und von einer gemeinsamen langen Weltreise geträumt.
Wir haben da von außen sehr wenig Einfluss.

15.07.2021 14:42 • x 3 #3685


Utwe
Alles gut, ich weiß das sehr zu schätzen, vielen Dank.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft, damit du gut durch deine Situation kommst. Fühl dich gedrückt.

15.07.2021 15:28 • x 2 #3686


Laurien
Hallo zusammen,

falls noch nicht bekannt:

https://www.ardaudiothek.de/raus-aus-de...n/90479748

LG

20.07.2021 17:37 • x 3 #3687


S
Hi, soviel dazu das unsere Absprache noch nicht fix genug für mich war. Letzte Woche Sonntag von jetzt auf Gleich wieder Rückzug. Keine Ahnung warum, dann hat er sich Donnerstag wieder gemeldet. Und ich dachte okay ich weiß wo er ist bzw. Wo er sein wird zu einem späteren Zeitpunkt am Freitag und habe ihm geschrieben das ich dort sein werde. Weil er scheinbar nicht zu tief im Loch war, denn er war mit einem Kumpel unterwegs. Keine Reaktion wieder seinerseits, obwohl er sich eigentlich das Wochenende um mich kümmern wollte. Naja später am Freitag kam er mit seinem Kumpel, dieser schaute kurz und mein Partner und sein Kumpel gingen ohne ein Wort in seine Wohnung. Seitdem weiterhin nichts. Er verschanzt sich seit dem wieder in seiner Wohnung und hat auch alles was er für heute geplant hatte abgesagt. Da sind wir wieder an dem Punkt an dem ich ignoriert werde und wer weiß wie lange. Auch andere Menschen haben gesagt Das er seit Tagen wieder seltsam ist. Aber auch ich habe mich so langsam an diesen Zustand des ignoriert werden gewöhnt. Also ich heule nicht oder Texte ihn zu oder so. Ich finde es nach wie vor ein schreckliches Verhalten, aber es ist ja nicht neu. So viel zu es ist wieder gut.

25.07.2021 12:19 • x 4 #3688


selly
Ja es ist einfach unbegreiflich und so unfair.
Und die Frage ist, wie lange noch machen wir das mit? Obwohl wie glaube alle schon besser geworden sind. Uns an diesem zustande des Ignoriert werdens fast gewohnt haben, was aber nicht heißt, dass man so weiter machen möchte. Ich glaube wenn die Liebe nicht so groß gewesen wäre/ist, dann würde keiner von uns das so lange mitgemacht haben.

Ich habe auch wieder seit längerem nichts gehört. Als ich letzen Monat im Krankenhaus war und eine OP vor mir hatte, kam alle paar Tage eine Nachricht ob es mir besser geht und Fotos seiner Wanderungen. Ab dem Tag wo ich schrieb dass ich wieder relativ fit bin und mich wieder fit bewegen kann, kam dann dass es ihn freut und seitdem aber nicht mehr

Er ist in dieser depressiven Episode jetzt auch wieder 8,5 Monate und ich merke wenn ich was von ihm lese, dass es noch genau depressiv und kalt ist wie all die Monate.
Tjaer macht ja auch keine Therapie.
Aber ich habe keine Kraft und keinen Willen mehr, Tränen zu vergießen

25.07.2021 12:45 • x 3 #3689


A


Hallo Sandra-k,

x 4#15


S
Gute Frage wie lange wir das noch mit machen.
Aber eigentlich bestätigt es alles Mal wieder ohne Therapie wird es einfach nicht gehen.

25.07.2021 12:57 • x 4 #3690

Weiterlesen »




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag