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Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

Laurien
Hallo @selly

sehe ich auch so. Und wenn ihm nicht zumindest zu ein paar bestimmten Themen Erkenntnisse kommen, wird am Ende des Tages von meiner Seite aus nicht mal mehr eine flüchtige Bekanntschaft möglich sein.

LG

01.09.2021 11:45 • x 2 #4171


T
Hallo Leute,

Ich habe bis jetzt die ersten 23 Seiten dieses Threads gelesen und frage mich ob die Situation bei jemandem gut ausgefallen ist.

01.09.2021 11:59 • x 1 #4172


A


Hallo Sandra-k,

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

x 3#3


Schlüsselkind
Zitat von Just_me:
Liebe @Maire , An der Stelle zitiere ich den Lieben @Jedi Die kleine Schwester der Erwartung heißt Enttäuschung Auch wenn ich dich absolut verstehen kann hilft da nur das du versuchst, dich von jeglichen Erwartungen frei zu machen. ich kann dir aus Erfahrung sagen das dies wirklich gelingen kann. Erst seit ich ...


Hallo @Turry,

Just_me weiß hier Gutes zu berichten, vielleicht magst Du mal ihre Beiträge lesen, die sie hier geschrieben hat (kann man über das Profil über Beiträge filtern).

Alles Liebe!

01.09.2021 12:41 • x 1 #4173


Jedi
Ich habe auch erlebt, dass Betroffene in eine Therapie waren u. sie sagten, es bringt ihnen nichts.
Fragt man dann nach, stellte sich heraus, dass der Betroffene sich gegenüber der Partnerin verpflichtet fühlte,
weil er Angst hatte, sie würde sich sonst trennen.
Oder bei manchen wurde Druck von Seiten des Partners/ in oder der Familie ausgeübt - nun mach eine Therapie.
Dann funktioniert Therapie auch nicht gut, weil man es dann nicht für sich macht.
Dadurch kann alles sehr schwer werden, sich in der Therapie zu öffnen, annehmen zu können u. die Übungen zu machen,
weil es an der nötigen Einsicht fehlt, selbst sein Leben wieder auf neue stabile Füße stellen zu wollen.
Therapie macht man nicht für den Partner/in, nicht für die Familie, sondern für sich ganz allein -
für ein, sein eigenes lebenswerteres Leben

Dies ist nur ein Beispiel u. es gibt noch mehr Motivationsfallen, um in eine Therapie zu gehen.
Das beste ist die Krankheitseinsicht - meine Seele ist erkrankt u. nun brauche ich professionelle Hilfe,
um wieder ein zufriedenes Leben - dann mit seiner Partnerin - Partner leben zu können.
So auch, dass man wieder seinen Job machen kann u. wieder Freunde u. Interessen pflegen kann.

Die stärkste Motivation ist, ich will wieder gesund werden u. dann kann der Weg durch den Prozess,
unterschiedlich lang sein.
So wie es bei mir war, es war nicht nur die Depression, sondern kam hinzu eine Angsterkrankung u.
die Bearbeitung hat mir gezeigt, warum ich erkrankt bin u. was das mit meinen frühen Vergangeheitserfahrungen
zutun hat. Bei mir waren es Gewalterfahrungen, die ich lange gut verdrängt habe u. auch lange Zeit, körperliche u.
seelische Signale weggeschoben habe. Doch Körper u. Seele lassen sich eine Zeitlang wegschieben, aber dann
zeigen sie sich heftig u. zwangen mich hinzuschauen u. wegschieben funktionierte plötzlich nicht mehr.
Manchmal braucht es nicht einen kleinen Hammer, manchmal braucht es riiiiiiiesen Hammer, dass man damit aufhört,
Körper, Geist u. Seele weiter zu ignorieren.

01.09.2021 12:52 • x 1 #4174


T
Danke für eure Antworten

@Jedi : Sie möchte ja eine Therapie machen. Sie sagte das sie sich erstmal um ihre Krankheit kümmern muss, bevor sie wieder an eine Beziehung denken könnte. Ihre Krankheit wäre ihr im moment das wichtigste für sie.

Ich finde es absolut krass wie sich ein Mensch durch so eine Krankheit verändern kann. Wir waren wie ein Herz und eine Seele.
Dann sagte sie das ihr auf einmal der Gedanke in den Kopf kam sich von mir zu trennen. Sie hat es selber nicht verstanden, ich war immer so gut zu ihr und ihren Kindern, hätte ihr nie was getan, sie begreift es selbst nicht. Ich sollte mir keinen Kopf machen und einfach abwarten. Sie wüsste selbst nicht was in einer Woche/Monat ist...

Es tut einfach weh gerade...

Falls es wen interessiert, meine Geschichte ist Post 4162 in diesem Thread. Bzw, Habe ich einen neuen aufgemacht / Trennung Depressionen

01.09.2021 13:10 • x 2 #4175


F
@Turry Ich kann dich gut verstehen und so ziemlich jeder andere hier auch. Es tut jedem hier weh und der Anfang ist besonders schlimm. Auch ich komme gerade wieder aus der Hochphase der Akzeptanz und des Selbstwertgefühls herunter und die Zweifel kommen langsam wieder. Ich kann dir nur empfehlen, auch einmal ein Gespräch mit einem Therapeuten wahrzunehmen. Zum einen kannst du hier Fragen zu der Krankheit stellen und deinen Fall genau wiedergeben und bekommst praktisch direkte Einschätzungen vom Fachmann oder Fachfrau und zum anderen kann dir der Therapeut (falls nötig) auch wieder helfen, den Fokus auf dich zu legen. Über die Caritas kannst du hier auch eine Beratung bekommen, ohne gleich in Therapie zu gehen oder zum Selbstzahler zu werden.

In meiner Situation glaube ich langsam (ob nun gerechtfertigt oder nicht), dass Corona auch in meiner Beziehung viel kaputt gemacht hat. Nicht nur, dass es berufliche Chancen und soziale Kontakte zum Ausgleich erschwert und teils sogar zunichte gemacht hat, es hat auch dazu geführt, dass ich oder wir uns zu sehr in der Beziehung und dem jeweils anderen verloren haben. Diese erzwungene Trennung hat diesbezüglich sehr geholfen und wieder erlaubt, dass auch ich mich wieder in den Fokus stellen konnte.
Aus deinem langen Post habe ich herausgelesen (was auch völlig normal ist), dass du dich sehr ihren Bedürfnissen und Wünschen unterwirfst. Du solltest dir erlauben, auch dir zu überlegen, was DU willst. Wichtig ist, dass deine Freundin derzeit wirklich nicht in der Lage ist, eine richtige Beziehung zu führen. Und auch wenn du als Partner eine unglaublich große Stütze sein kannst und offensichtlich auch bist, musst du für dich schauen, wie viel du geben kannst ohne dabei zugrunde zu gehen. Es geht hier viel um Batterien auf- und entladen. Ich habe für mich festgestellt, dass zu viel Kontakt mit meinem depressiven Partner nicht gut ist, da es mir im Moment wieder vorkommt, als würde ich ihm näher kommen und sobald der Kontakt beendet ist, falle ich in ein tiefes Loch. Ohne geht auch nicht. Demnach probiere ich zur Zeit hier ein Mittelmaß aus - mal sehen wie das läuft - und habe mich offiziell auch von ihm in eine Freundschaft verabschiedet - auch hier: mal sehen wie das läuft...

Auch ganz wichtig an dieser Stelle: du bist wirklich nicht allein. (: Und was unglaublich gutgetan hat, wenn es jemand gemacht hat und auch wenn es nur virtuell war: fühl dich umarmt. (:

01.09.2021 13:28 • x 3 #4176


T
Danke für die Umarmung

01.09.2021 13:50 • #4177


selly
Zitat von Turry:
Hallo Leute, Ich habe bis jetzt die ersten 23 Seiten dieses Threads gelesen und frage mich ob die Situation bei jemandem gut ausgefallen ist.

Ja bei mir.nach 9 Monaten, allerdings hielt die dann gute Phase nur 6 Monate, dann stürzte er in die nächste Depression (da Therapie nur begonnen, jedoch nicht weitergeführt) und diese hält mittlerweile fast 10 Monate an.

aber mein Leidensdruck ist zum Glück nicht mehr auf dem Niveau wie wie die vielen Monate als ich hier angefangen habe zu schreiben

01.09.2021 15:41 • x 1 #4178


T
Das hörte sich im ersten Teil positiv an, aber du stehst das ganze jetzt ein zweites mal durch?

01.09.2021 15:43 • #4179


selly
Zitat von Jedi:
Ich habe auch erlebt, dass Betroffene in eine Therapie waren u. sie sagten, es bringt ihnen nichts. Fragt man dann nach, stellte sich heraus, dass ...

@Jedi , all unsere betroffenen Partner oder Expartner müssten all dies von Dir hören, was Du schreibst ist so richtig, jedoch kommen wir mit diesen Gesprächen während so einer schweren Episode nicht heran.
wenn meiner oder alle anderen einen Freund oder Bekannten wie Dich hätte , der mit Ihnen so redet, als selbst mal Betroffener, das würde Sinn machen. Leider ist es so ja nicht

01.09.2021 15:44 • x 2 #4180


selly
Zitat von Turry:
Das hörte sich im ersten Teil positiv an, aber du stehst das ganze jetzt ein zweites mal durch?

Nur teilweise. es kam nach 6 wirklich tollen Monaten und vielen guten Gesprächen, Knall auf Fall fast von einem auf den anderen Tag zurück bei ihm. Ich merke rückblickend, wenn sehr viel Druck im Job kommt (hohe Position) , dann bricht er nach einer Zeit privat ein. Wird depressiv, kalt, konfus und mit Maske.
anfangs dachte ich nein das ist jetzt nicht wahr, ich irre mich, morgen ist alles wieder gut, er kann unmöglich schon wieder (nach all unseren Gesprächen usw) in einer Depression sein. Ich war fassungslos und eher wie erstarrt anstelle von traurig.die Traurigkeit kam dann allerdings auch.

was ich diesmal anders machte, ich überhäufte ihn nicht mit Leibeserklörungen und dauerndem Schreiben, danach war mir nicht, da ich aus Erfahrung wusste es kommt eh nichts zurück.
die ersten Wochen hat er täglich noch 1 Nachricht geschrieben, aber sehr verändert im Wesen, treffen konnte er nicht. Ich hab alles so akzeptiert, eben auch weil ich wusste was mit ihm passiert.
dann wurde es weniger, dann wieder mehr, dann Fotos oder sogar mal ein Anruf und jetzt seit Anfang Juli fast nichts.
Und alles was kam, war aber stark wesensverändert und fremd.

ich warte nicht mehr, ich hab ein Stück weit innerlich abgeschlossen, noch nicht ganz, da er mir unglaublich wichtig war und die Gefühle sehr groß.
aber ich bin stolz dass ich mich mehr und mehr entferne (zu meiner eigenen Sicherheit), um wieder besser und glücklicher leben zu können.bei ihm merke ich keine Verbesserung. Klar ohne Therapie dauert das ewig.
und das fremde und kühle und das knappe antworten oder gar nicht antworten nervt mich einfach nur noch

01.09.2021 15:52 • x 4 #4181


Jedi
Hi @selly

Du hast absolut recht, es lässt sich besser von Betroffener zu Betroffener das Aussprechen,
was sich von einem Nicht-Betroffenen eher Übergriffig anfühlt.

01.09.2021 15:57 • x 1 #4182


selly
Zitat von Jedi:
Hi @selly Du hast absolut recht, es lässt sich besser von Betroffener zu Betroffener das Aussprechen, was sich von einem Nicht-Betroffenen eher ...

Wenn Du doch bloß sein Bruder beispielsweise wärst..aber es ist wie es ist, schade

01.09.2021 16:10 • x 1 #4183


Jedi
Zitat von selly:
Wenn Du doch bloß sein Bruder beispielsweise wärst..aber es ist wie es ist, schade

Aber eine Garantie gibt es nicht, auch wenn Betroffene sich miteinander austauschen !

01.09.2021 16:15 • x 2 #4184


Laurien
Hallo @selly

geht mir ganz ähnlich, also das mit den knappen, kühlen Antworten, nun gut, komme ich mit klar aber dass er alles kaputt gemacht hat für letzten Endes gar nichts, da will ich nicht mehr daran teilhaben. Wenn sich denn seine Hoffnungen in die andere erfüllt hätten und es ihm jetzt wenigstens gut gehen würde, dann hätte das alles ja noch einen Sinn gehabt. Aber es hatte sich ja schon vor fast einem Jahr mehr oder weniger erledigt, und trotzdem, vor lauter Flucht vor der Realität hängt er an etwas, was nicht ist und aller Wahrscheinlichkeit nach weder mit dieser Frau noch mit einer anderen sich erfüllen wird. Die Dinge sind nun mal passiert, wie sie passiert sind, das kann kein anderer Mensch "vergessen" lassen. Das ist alles so sinnlos.

Hauptsache, ich bin ihm nie wegen irgendetwas böse, nur wenn ich ihn dann z. B. frage, warum er mir die ganzen Monate über etwas vorgespielt hat von Fortführung der Beziehung und all sowas, obwohl ich mehrmals deutlich geschrieben habe, mach es nicht und ich will klare Verhältnisse, dann kommt wieder nur: schweigen.

LG

01.09.2021 16:34 • x 2 #4185


selly
Zitat von Laurien:
Hallo @selly geht mir ganz ähnlich, also das mit den knappen, kühlen Antworten, nun gut, komme ich mit klar aber dass er alles kaputt gemacht hat ...

Eine schreckliche Situation. Ich wünsche uns allen von Herzen, dass wir bald all das seelisch überwunden haben und nur noch glücklich sein dürfen

01.09.2021 16:43 • x 4 #4186


Y
@selly oh man das tut mir so leid

Meine ex hat sich heute gemeldet. Ich hatte ein Foto im Status , ich hatte heute einen Unfall und sie ist auch oft mein Auto gefahren und hat es geliebt.
Sie hat gefragt ob es mir gut geht.

Wir haben dann ein wenig hin und her geschrieben.

Sie macht eine Therapie und hat im notdienst Tabletten bekommen.

Der pychater hat ihr geraten in eine tagesklinik zu gehen. Sie sagte aber sie kann nicht wegen der Arbeit.
Ich sagte ihr dann , dass ich genauso gedacht hab damals als ich in die Klinik gehen sollte. Wir sind da ziemlich gleich , wir wollen es dem Arbeitgeber immer recht machen und vergessen uns dabei.

Ich sagte ich hab es dann aber eingesehen und ihr geraten jetzt an sich zu denken und wenn die Arbeit damit nicht klar kommt, dann findet sie was neues. Als sie sich beworben hatte wollten alle sie einstellen. Es ist jetzt am wichtigsten das sie gesund wird.

Aber ich bestärkte sie ubd sagte , dass es schon sehr toll ist , dass sie medis und Therapie macht ubd das es Bald Tage gibt an denen es ihr besser geht und die werden dann immer mehr und die schlechten dann immer weniger.

01.09.2021 17:15 • x 1 #4187


Jedi
Hi @Laurien

Zitat von Laurien:
Das ist alles so sinnlos.

Wollte Dir schreiben, villt. ergibt es doch einen Sinn ?
----------
Zitat von Laurien:
warum er mir die ganzen Monate über etwas vorgespielt hat von Fortführung der Beziehung und all sowas,

Zitat von Laurien:
ich will klare Verhältnisse,

Möglich das sich darin der Sinn zeigt, dass Du klare Verhältnisse einforderst ?

01.09.2021 17:22 • x 2 #4188


selly
Zitat von Yinyang:
@selly oh man das tut mir so leid Meine ex hat sich heute gemeldet. Ich hatte ein Foto im Status , ich hatte heute einen Unfall und sie ist auch ...

Danke aber mir geht es mittlerweile wirklich gut, ich kann es hier auch ganz sachlich schreiben und erzählen und merke es tut mir nicht mal mehr weh

01.09.2021 17:25 • x 2 #4189


Jedi
Zitat von selly:
ich kann es hier auch ganz sachlich schreiben und erzählen und merke es tut mir nicht mal mehr weh

01.09.2021 17:29 • #4190


T
Ich bin mittlerweile auf Seite 32 angekommen

Ich muss sagen das ich mich ein wenig schäme.... Manche machen das ganze Spiel seit Monaten mit und ich bin nach 3 Wochen schon fast am Ende meiner Belastbarkeit.
Wenn ich nicht wüsste was für ein toller Mensch sie im Normalzustand ist.... dannwäre es mir den Aufwand und Risiko nicht wert. Leider kann man sich nicht aussuchen wem man sein Herz schenkt.

01.09.2021 17:47 • x 1 #4191


selly
Zitat von Turry:
Ich bin mittlerweile auf Seite 32 angekommen Ich muss sagen das ich mich ein wenig schäme.... Manche machen das ganze Spiel seit Monaten mit und ...

Ich war auch 2019 nach drei Wochen schon am Ende meiner Kräfte, dachte ich.aber glaube mir, man hält das so lange aus, aber es macht unglücklich.

01.09.2021 17:57 • x 2 #4192


R
Hallo zusammen,

habe jetzt etwas länger nicht mehr mitgelesen und musste einiges nachholen.

Ich finde nach wie vor bewundernswert, dass viele von euch den Weg zum seelischen Abstand gefunden haben und es euch damit wirklich besser geht. Darauf könnt ihr stolz sein!

Die Depression meines Freundes dauert jetzt bald ein Jahr an.. Falls ihr euch erinnert, wir wohnen zusammen und führen unsere Beziehung so gut es geht fort. Aber das erfordert unglaublich viel Anstrengung.. Von beiden Seiten.

Ich bin mittlerweile auch in Therapie und habe einen Therapeuten gefunden, der mir wirklich gut tut, bei dem die Chemie stimmt und der unglaublich kompetent ist. Da bin ich total froh drum.
Allerdings hat dieser mir letzte Woche eine mittelschwere Depression diagnostiziert.

Ich war zunächst etwas verwirrt und das hatte er bemerkt, sowie nach dem Grund meiner Irritation gefragt. Naja.. Jetzt merke ich wirklich, dass Depressionen viele Gesichter haben kann. Die Symptome wie Antriebslosigkeit, verminderte Aktivität und der Verlust der Verbindung zu einem Selbst, bleiben wohl ähnlich. Allerdings suche ich immer noch, zwar etwas vermindert, aber doch noch aktiv, die Nähe meines Partners. Er ist ja in einigen Bereichen doch sehr erkaltet.

Zu unserer Lage.. Gebessert hat es sich nicht wirklich. Wobei ich mittlerweile durch meine Co-Depression vieles wohl selbst nicht mehr klar sehen kann. Ich bemerke die Tage, an denen er durch den Türspalt der Depression herausschaut und etwas Schönes tut. Aber ich kann es nicht mehr fühlen. Ich habe den Entschluss gefasst, mir das jetzt immer situationsbedingt aufzuschreiben, wenn er mal wieder mehr er selbst ist. Klingt irgendwie banal.. Aber es hilft mir, Dinge nachzulesen und mir zu verinnerlichen.

Vor ein paar Wochen, als ich mal wieder weinend zuhause saß, weil er etwas gemacht hatte, was mich verletzte, fragte er mich, ob für mich eine Pause in Frage käme. Ich bekam Panik, aber er erklärte mir daraufhin, dass ich wüsste, dass er immer ehrlich wäre und hätte er die Pause gewollt, hätte er das schon unabhängig von meiner Meinung dazu kommuniziert. Es wäre nur wiefolgt: ich könnte ihn anmeckern, wie es mir beliebt. Damit käme er klar. Aber nicht damit, zu sehen, wie schlecht es mir wegen seinen Depressionen geht. Und dass ihn selbst das im Umkehrschluss noch mehr mit runter zieht und noch mehr Selbstvorwürfe schürt, wodurch es ihm noch schlechter geht. All das, was ich durch euch ja schon gelesen habe.
Ein paar Tage später saß ich oben alleine im Bett und mir war einfach mal nach weinen zumute. Ich halte das oft viel zu lange zurück und an solchen Tagen prasselt es dann aus mir raus.
Er kam hoch und hat mich gefragt, was los wäre. Hat mich gestreichelt. Die Kinder waren zu dem Zeitpunkt zweieinhalb Wochen am Stück da und es ist so, dass er mit ihnen noch ähnlich liebevoll umgehen kann wie vorher. Nicht ganz, aber etwas. Mich lässt er währenddessen links liegen.. Und er hat mir auch schon kommuniziert, dass er das nicht absichtlich macht. Aber ich habe ihm erklärt, dass mich das an meine Grenzen gebracht hat. Dass ich weiß, dass er nichts dafür kann und er ein wundervoller Vater ist. Seine Reaktion war, dass er mich zwei Mal auf die Stirn geküsst und in den Arm genommen hat. Danach gab er mir nochmal einen Kuss auf den Mund.

- daran muss ich festhalten. Die Liebe ist da. In solchen Momenten spüre ich sie. Und er wohl auch. Aber das hält nicht lange an und dann ist er der alte, von Depressionen gefangene Mensch.

Ich habe ihm klar gemacht, dass das nicht das ist, was ich für richtig halte. Er meinte, er wöllte die Pause auch nicht, wollte mir die Möglichkeit aber wenigstens einräumen.

Vor ein paar Monaten sagte er mir morgens beim Aufwachen, dass er befürchtet, dass er die nächsten Monate keine vernünftige Beziehung wird führen können - und ich weiß das und spüre das mittlerweile auch.

Es gilt, so, wie ich das hier schon gelesen habe, einen Umgang zu finden, der uns durch die Depression hilft. Als Paar. Es ist verdammt schwer. Und mittlerweile gibt es bei mir, durch die nun eigene Erkrankung, häufiger Tage, an denen ich keine Hoffnung greifen kann.
An manchen Tagen widerrum geht es und ich fühle mich ganz okay.

Ich weiß, dass das nicht er ist. Er weiß es auch, er hat es neulich erst gesagt. Und trotzdem mache ich ihm manchmal Vorwürfe für sein egoistisches, von mir abgewandtes Verhalten. Ich kämpfe immer noch damit, das abzustellen, habe aber warum auch immer Probleme damit. Ich weiß, dass man das Verhalten depressiver Menschen nicht persönlich nehmen darf, weil es so auch nicht gemeint ist. Dennoch fällt es mir immens schwer. Dann sitze ich oft da und bin verletzt. Manchmal fehlt mir die Kraft, meine Gedanken auf die Kränkung zu lenken.

Aber wir sind immer noch da. Nach einem Jahr Depressionen und jetzt nun auch von beiden Seiten. Wir sind immernoch da, obwohl wir zusammen leben. Er schafft es immer noch ab und zu, sein richtiges Ich durchblitzen zu lassen. Wenn auch sehr abgeschwächt. Aber er ist noch irgendwo da.
Trotzdem.. An vielen Tagen ist die Krankheit einfach nur schei.. Und es wäre schön, wenn es ihm jetzt bald mal etwas besser gehen würde. Wir hätten es verdient. Vor allem aber auch er. Oft bin ich damit überfordert. Aber gehen kommt für mich nicht in Frage.

LG an euch alle und einen dicken Drücker,

radysa

01.09.2021 17:57 • x 7 #4193


R
Ein kleiner Nachtrag:

Letztlich habe ich wohl zu spät bemerkt, oder eher gesagt überhaupt nicht so wirklich, dass ich schon selbst im Strudel seiner Depression war. Das macht mich manchmal traurig. Dass ich nicht die eigene Kraft aufbringen konnte, mich früh genug davon zu distanzieren. Ist schwierig, wenn man zusammen lebt..
Daher nochmals an dieser Stelle: Seid stolz auf euch. Ihr hattet diese Kraft noch rechtzeitig parat und das ist unglaublich viel wert!

Mein Therapeut meinte neulich: Wissen Sie, warum sie depressiv geworden sind? Meine Antwort war: Weil ich zu wenig auf mich selbst geachtet habe. Er nickte daraufhin und sagte: Was glauben Sie, wie es mir ergehen würde, wenn ich ein Jahr lang die Wurzel aus 1.600.489 ziehen müsste? Das ist eine Aufgabe, die ich nicht lösen kann. Und wenn ich mich immer wieder dieser Aufgabe stelle, werde ich irgendwann depressiv. Sie haben die Probleme Ihres Partners zu Ihren eigenen gemacht. Aber das sind sie nicht. Es sind seine Probleme. Nicht Ihre.

LG

radysa

01.09.2021 18:12 • x 5 #4194


Jedi
Hi @radysa

Zitat von radysa:
Sie haben die Probleme Ihres Partners zu Ihren eigenen gemacht. Aber das sind sie nicht. Es sind seine Probleme. Nicht Ihre.

Das ist es, wovor ich oft in meinen Beiträgen gewarnt habe u. gerne den Hinweis hiergelassen hatte,
sorgt gut für euch. Selbstfürsorge ist so wichtig !

Dir wünsche ich gute Besserung u. da es mit dem TP stimmt. sieht es für Dich gut aus,
aus der Depression wieder herauszukommen u. zu lernen, damit auch künftig Umgehen zu können.

01.09.2021 18:21 • x 4 #4195


maya60
Zitat von radysa:
Falls ihr euch erinnert, wir wohnen zusammen und führen unsere Beziehung so gut es geht fort.

Hallo radysa und Willkommen zurück hier! Und dir gleich mal eine virtuelle Umarmung, falls du sie möchtest!


Zitat von radysa:
Allerdings hat dieser mir letzte Woche eine mittelschwere Depression diagnostiziert.

Oh, das tut mir leid, dass es dich nun auch erwischt hat mit einer Depression.
Die Gefahr besteht für Angehörige psychisch Kranker leider und das habe ich ja am eigenen Leibe erlebt mit depressiver Mutter, dass ich selber auch depressiv wurde und als Kind und Jugendliche massivst überfordert war und noch bin mit krankheitsuneinsichtiger Mutter, zu der ich darum leider Distanz halten muss.


Zitat von radysa:
Allerdings suche ich immer noch, zwar etwas vermindert, aber doch noch aktiv, die Nähe meines Partners. Er ist ja in einigen Bereichen doch sehr erkaltet.

Jede Depression ist anders und auch ich lebte und lebe als Depressive immer mit Liebstem zusammen und erst in meinen Wechseljahren ab Mitte 40 merkte ich, dass mir die Kraft ausging, weiter eine "Hochfunktionale Depressive" zu sein.
Meine damals neue ärztliche Psychotherapeutin wollte mich gleich wegen der Schwere meiner Depression in eine Klinik überweisen, aber ich sagte ihr, mein Zustand sei mir als normal bekannt, sie war kein Notfall.


Zitat von radysa:
Vor ein paar Wochen, als ich mal wieder weinend zuhause saß, weil er etwas gemacht hatte, was mich verletzte, fragte er mich, ob für mich eine Pause in Frage käme.


Zitat von radysa:
Damit käme er klar. Aber nicht damit, zu sehen, wie schlecht es mir wegen seinen Depressionen geht.

Da verstehe ich deinen Partner absolut, da würde ich aus Liebe zu meinem Mann ähnlich reagieren. Ich gehöre auch zu den Depressiven, die Angehörige niemals überfordern möchte.
Zitat von radysa:
Die Kinder waren zu dem Zeitpunkt zweieinhalb Wochen am Stück da und es ist so, dass er mit ihnen noch ähnlich liebevoll umgehen kann wie vorher. Nicht ganz, aber etwas. Mich lässt er währenddessen links liegen..


Zitat von radysa:
Vor ein paar Monaten sagte er mir morgens beim Aufwachen, dass er befürchtet, dass er die nächsten Monate keine vernünftige Beziehung wird führen können - und ich weiß das und spüre das mittlerweile auch.


Ja, die Zeit mit Sohni war bei mir auch immer die Zeit, in die ich alle Kräfte und Fröhlichkeit fließen ließ und mein Mann musste als Erwachsener außen vor bleiben, wenn mir die Kraft ausging.
Allerdings ging ihm das ja neben seiner hohen beruflichen Karriere genauso.


Zitat von radysa:
Ich weiß, dass man das Verhalten depressiver Menschen nicht persönlich nehmen darf, weil es so auch nicht gemeint ist.

Bitte? Bist du Jesus? Natürlich müssen Depressive mit fachlicher Unterstützung gewaltfrei in Handeln und Reden kommunizieren.


Zitat von radysa:
Aber wir sind immer noch da. Nach einem Jahr Depressionen und jetzt nun auch von beiden Seiten. Wir sind immernoch da, obwohl wir zusammen leben.


Zitat von radysa:
Trotzdem.. An vielen Tagen ist die Krankheit einfach nur schei.. Und es wäre schön, wenn es ihm jetzt bald mal etwas besser gehen würde. Wir hätten es verdient.


Zitat von radysa:
Oft bin ich damit überfordert. Aber gehen kommt für mich nicht in Frage.

Bin auch mit meinem Mann seit fast 30 Jahren zusammen, verstehe dich.

Liebe Grüße! maya60

01.09.2021 18:28 • x 3 #4196


R
Lieber @Jedi und @maya60
Vielen Dank für eure Worte.
Ja @Jedi.. Das mit der Selbstfürsorge habe ich so weit probiert, wie es mir möglich war.. Aber anscheinend nicht genug. Vielen Dank für deine Genesungswünsche.


Zitat von maya60:
Bitte? Bist du Jesus? Natürlich müssen Depressive mit fachlicher Unterstützung gewaltfrei in Handeln und Reden kommunizieren.


@maya60 das habe ich nicht ganz verstanden, was genau meintest du damit?
Den virtuellen Drücker nehme ich natürlich sehr gerne entgegen!

01.09.2021 18:35 • x 2 #4197


maya60
Zitat von radysa:
Letztlich habe ich wohl zu spät bemerkt, oder eher gesagt überhaupt nicht so wirklich, dass ich schon selbst im Strudel seiner Depression war.

Bei nahen Angehörigen ist das auch schnell so, dass man sich überfordert.

Darum bietet dir ja dein Partner eine Pause an. Er will das nicht. Denn bei der Heilung von Depressionen geht das nur mit Selbstverantwortung und Selbstfürsorglichkeit und ehrlich die eigenen Grenzen sagen.


Zitat von radysa:
Das macht mich manchmal traurig. Dass ich nicht die eigene Kraft aufbringen konnte, mich früh genug davon zu distanzieren. Ist schwierig, wenn man zusammen lebt..

Das ist j e t z t so, aber das kannst und wirst du verbessern lernen in der Therapie.



Zitat von radysa:
Sie haben die Probleme Ihres Partners zu Ihren eigenen gemacht. Aber das sind sie nicht. Es sind seine Probleme. Nicht Ihre.

Genau! Viel Kraft und Alles Gute!

01.09.2021 18:42 • x 2 #4198


maya60
Zitat von radysa:
das habe ich nicht ganz verstanden, was genau meintest du damit?
Den virtuellen Drücker nehme ich natürlich sehr gerne entgegen!

Das meinte ich so, dass Depression kein Freibrief für verletzendes Verhalten ist! Und Depressive sind
auch allermeistens nicht im medizinisch-juristischen Sinne unzurechenbar.
Sie sind berufstätig, erziehen Kinder und müssen selbstverantwortlich und in Selbstfürsorge für ihr Verhalten gerade stehen.

Ich habe an mich den Anspruch, keine Menschen bewusst zu verletzen. Um das einzuhalten, brauche ich aber fachärztliche und psychologische Begleitung.

01.09.2021 18:47 • x 2 #4199


A


Hallo Sandra-k,

x 4#30


R
@maya60 achsooo. Ja ne, klar. Sehe ich ähnlich. Es ist nur so, dass es viele lieben Gesten einfach seit langer Zeit nicht mehr gibt. Dass er oft lange unterwegs ist und es dabei nicht den Anschein macht, als würde er dabei an mich denken, die gerne mehr Zeit mit ihm hätte. Es geht dabei darum, dass er von selbst kaum noch Zweisamkeit mit mir sucht. Mir nicht mehr sagen kann, was er für mich empfindet. Dass er nach wie vor manchmal Dinge tut, von denen er weiß, dass sie mir irgendwie weh tun.. Neulich hatte seine Kleine Geburtstag. Da es Differenzen zwischen seiner Ex und mir gibt und sie das letzte Jahr wohl viel zu seiner Depression beigetragen hat, während ich das angeprangert habe und von ihm deshalb noch zurecht gewiesen wurde, hatte ich an dem Tag gesagt, dass ich es nervlich nicht schaffe, mit ihm da hoch zu ihr und den Kindern zu fahren, in ihr gemeinsames Haus. Ich saß hier und mir liefen die Tränen. Zumal ich einen Monat vorher darum gebeten habe, ob es möglich wäre, dass die Kleine 'nen halben Tag bei uns und die andere Hälfte bei ihrer Mutter verbringt, weil das dem Kind relativ egal gewesen wäre und ich sie auch gerne an ihrem Geburtstag einen Augenblick sehen wollte. Mein Vorschlag wurde nicht angenommen und es ging mir an dem Tag nicht so gut.
- Drei Tage später hielt er es mir indirekt vor und meinte, ich hätte mich ja wenigstens mal eine Stunde da hoch setzen können.

Milde gesagt war das ein ganz schöner Schlag in's Gesicht. Ich stehe ihm bei, so gut es geht. Stärke ihm den Rücken, so gut ich kann. Stecke viel ein. Und bekomme es dann vorgehalten, wenn ich ein einziges Mal wirklich an mich denke und meine Grenzen wahrnehme und kommuniziere.

Solche Dinge meinte ich damit.

Ganz liebe Grüße

radysa

01.09.2021 18:58 • x 2 #4200

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