Hallo zusammen,
ich möchte heute mal einen positiven und hoffnungsvollen Beitrag verfassen.
Heute geht es mir gut. Ich hatte heute morgen meinen Termin bei meinem Thera. Und der tut mir immer unglaublich gut. Ich glaube, ich merke allmählich, wie ich, wenn auch nur kleine, Fortschritte mit seiner Hilfe mache. In den Sitzungen baut er mich oft auf und hat immer passende Bilder und Metaphern, mit denen er mich und meine Situation beschreibt. Ich möchte davon heute gerne etwas teilen.
Er hat heute meine Symptome ausgewertet, in denen meine Depressivitat, Somatisierung (körperliche Beschwerden), meine Zwanghaftigkeit und die phobische Angst eine Rolle gespielt hat. Er stellte fest, dass ich sehr belastbar bin und meiner Depressivität mit Zwanghaftigkeit und keiner phobische Angst entgegen wirke. Dadurch, dass der Balken bei der phobischen Angst bei mir so gering ist, kam raus, dass ich kein Vermeider bin. Ich acker und acker und acker und versuche es immer wieder.
Das Bild hierzu: Ich sitze am Strand und versuche, eine Sandburg zu bauen. Die Wellen zerstören sie aber immer wieder. Trotzdem sitze ich immer wieder davor und versuche, sie so stabil zu bauen, dass die Wellen sie nicht wegreißen. Zwecklos. Mein Partner sitzt daneben und versucht das selbe. Ich allerdings merke ab und zu, dass die Wellen etwas sind, wogegen ich einfach nicht ankomme, weshalb ich meine Burg an einem Ort baue, an dem sie stabil steht.
Mein Partner allerdings will die Wellen nicht wahrhaben. Und baut immer noch an seiner Burg.
Aber - das ist nicht mein Problem. Sondern seines.
Ein anderes Bild: Er und ich haben uns im Schlamm mit dem Auto festgefahren. Er tritt ständig auf's Gas, merkt, dass es nichts bringt, aber macht trotzdem genauso weiter. Während ich schon vorne am Auto stehe und ihm das Brett unter das Rad halten will, damit er besser raus kommt. Das will er aber nicht sehen. Und so bin ich diejenige, die das Brett beiseite legt und ihn einfach machen lässt, bis er es selbst erkennt.
Dennoch, so sagte er lächelnd, sitze auch ich selbst manchmal noch vor dem Steuer und versuche es mit dem Gas. Auch hier zwecklos.
Ich glaube, ich merke, wie mein Fokus durch diese Sitzungen von ganz alleine auf mich rückt. Ich mache mir tatsächlich weniger was aus den Depressionen meines Partners. Ich weiß, sie sind da. Ich weiß aber auch, dass das nicht mein Problem ist. Ich habe das Gefühl, dass mir Selbstfürsorge von ganz alleine etwas leichter fällt als vorher. Ich kann das garnicht richtig erklären, aber ich denke einfach mittlerweile etwas weniger an ihn und seine Depressionen, sondern eher an mich und daran, für mich wieder weiterzukommen. Das ist ein neues, inneres Gefühl, dass sich anfängt, in der ein oder anderen Situation breit zu machen. Vermutlich durch meinen Thera.
Das tut wirklich unheimlich gut.
Vor allem aber auch wie bereits erwähnt, weil er mich aufbaut. Mir meine Stärken vor Augen führt. Vor Augen führt, dass all das, was ich vielleicht auch schon durchmachen musste, mich heute zu dem starken Menschen gemacht hat, der ich bin.
Ich möchte an dieser Stelle noch erwähnen, dass ich all jenen, die gerade wegen den Depressionen ihres Partners mit sich selbst zu kämpfen haben, einen Therapeuten nur empfehlen kann. Denn ich habe einen unglaublich kompetenten und tollen erwischt.
Ich wünsche euch noch einen schönen Abend,
Ganz liebe Grüße
radysa
09.09.2021 18:59 •
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