Hallo zusammen,
ich hab in den letzten Tagen recht viel hier gelesen, verarbeitet, sacken gelassen und überlegt inwiefern sich das auf meine Situation anwenden lässt. Tatsächlich stehe ich aber immer noch mit genau sovielen Fragezeichen überm Kopf da wie vorher. Ich weiß eigentlich gar nicht wie und wo ich anfangen soll.
Ich bin seit etwas mehr als 10 Jahren mit meiner Frau zusammen. Seit 8 Jahren sind wir verheiratet und wir haben zwei wunderbare Kinder (2+4 Jahre alt). Wir leben ein Stück weit das spießige Vorstadtidyll. Verheiratet, Kinder, Haus, Garten, Hund. Wir führen eigentlich ein gutes Leben. Beide erfolgreich im Beruf, keine finanziellen Sorgen, unsere Kinder sind gesund, wir selbst sind es, körperlich, auch.
Ich fühle mich im Moment verloren. Ausgelaugt. Zermürbt. Müde. Ratlos. Nicht besonders überraschend für die Leser dieses Forums wahrscheinlich.
Meine Frau ist depressiv. Das allein würde sicherlich schon für genug Konfliktpotenzial sorgen, aber darüber hinaus hat ihre Therapeutin ihr mittlerweile eine posttraumatische Belastungsstörung auf Grund von Erlebnissen in Ihrer Kindheit diagnostiziert, die durch unsere Kinder angetriggert wird.
Die Depression hat sich in den letzten drei Jahren, vielleicht durch die PTBS, verstärkt und nach langem Ringen hat meine Frau letztes Jahr eingesehen, dass sie Hilfe braucht. Sie sieht jetzt seit 6 Monaten einmal die Woche eine Therapeutin zur Gesprächstherapie.
Seit drei Jahren sieht mein Alltag so aus, dass ich versuche irgendwie dafür zu sorgen, dass es meiner Frau gut geht. Meinen Kindern gut geht. Das ich im Job funktioniere und vielleicht auch noch etwas für mich tue. Letzteres bleibt dabei meist auf der Strecke, wobei ich seit etwa 6 Wochen zumindest durchsetze, das ich drei Mal die Woche für zwei Stunden zum Sport gehe. Aber auch das ist immer wieder ein Kampf. Mit mir selbst und manchmal auch mit meiner Frau die mir manchmal das Gefühl gibt, es sei nicht in Ordnung das ich diese Zeit für mich einfordere.
Zeit zu viert, also Nachmittage in der Woche, Wochenenden, Ferien, sind einfach unglaublich anstrengend. Ich bin permanent angespannt, immer in Alarmstellung, damit die Kinder meine Frau nicht zu sehr reizen. Damit sie sich nicht als schlechte Mutter fühlt, damit die Kinder keinen schlechten Eindruck von Ihrer Mutter bekommen. Wie immer gibt es natürlich bessere und schlechtere Tage. Angespannt bin ich aber auch an den besseren, denn wer weiß schon ob die Stimmung spontan kippt? Keine Sorge, sie wird nicht gewalttätig oder so. "Nur" extrem genervt, motzig und in dem was und wie sie es sagt teils recht verletzend. Was aber schon schlimm genug ist.
Ich würde ihr gerne sagen wie ich mich fühle. Aber ich kann nicht. Die Angst sie damit zu verletzen, sie in ein noch tieferes Loch zu stürzen, ist einfach zu groß. Außerdem habe ich das Gefühl das es mir nicht zusteht sie damit zu belasten. Schließlich basiert all das auf einer Erkrankung für die sie nichts kann.
Ich weiß das ich nicht für das Glück meiner Frau verantwortlich bin. Ich weiß das ich ihre Depression und ihre PTBS nicht lösen kann. Aber es macht mich einfach fertig einen geliebten Menschen seit nunmehr drei Jahren fast permanent unglücklich zu sehen. Ich will ihr, mir, uns helfen. Aber wie?
Habe versucht mit Freunden darüber zu reden. Die Reaktionen könnten unterschiedlicher nicht sein. Von "da musst du mit ihr durch, komme was wolle" bis hin zu "du solltest dich von ihr trennen" war da schon alles bei. Allerdings hat keiner davon Erfahrung mit depressiven Menschen. Hat am Ende also auch nicht so richtig etwas gebracht.
Während ich das hier schreibe, frage ich mich was ich mir selbst davon erhoffe. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Vielleicht ist es die Hoffnung auf Lösungen, auf Hilfe. Vielleicht ist es die Hoffnung auf Verständnis. Keine Ahnung. Vielleicht ist es ja auch einfach nur hilfreich das ganze mal raus zu lassen. Ich weiß nur eines - Irgendetwas muss sich ändern, denn so kann es nicht ewig weitergehen.
Danke für eure Zeit und Sorry für mein Gejammer.