Hola liebes Forum!
Auch ich melde mich jetzt wieder aus der Versenkung nachdem ich im letzten Monat hier die Bombe (jedenfalls für mich) habe platzen lassen. Vielleicht ist es auch für den einen oder anderen Angehörigen eines Depressiven Frischlings hilfreich, wenn ich ein wenig von meinem weiteren Verlauf berichte..?
Es geht mir insgesamt recht durchwachsen. Weihnachten war für mich sehr anstrengend - es gab eine ziemlich unschöne Situation mit meiner Mutter, die mir zusätzlich viel Kraft geraubt hat, erst recht weil sie keine Woche nach dieser tollen Situation mit meinem nun Ex war und wirklich sehr wirkungs- und psychologisch wertvoll war. Insgesamt habe ich innerhalb von 2-3 Wochen mit dem Liebeskummer etc. 4kg abgenommen, weil ich nichts mehr runterbekommen habe, was für mich sehr untypisch ist, da ich eher Stressesser bin als dass ich Essen verweigere. Aber gut.
Ich weiß jetzt auch gar nicht, was ich dazu großartig viel erzählen soll - im Endeffekt war meine Mutter ganz überrascht, dass ich nach einem Gespräch mit ihr am 24., wo ich Rotz und Wasser geheult habe, am 25. nicht wieder das blühende Leben war. Manchmal gibt es so kleine Momente, wo ich das depressive Hirn richtig gut verstehen kann: es ist anstrengend zu rechtfertigen, warum oder dass es einem nicht gut geht. Der Streit mit meiner Mutter ein paar Tage später, weil ich nicht mit ihr in einem Bett schlafen wollte und die Frechheit besessen habe, die Betten im Hotelzimmer auseinander zu schieben (obwohl es von vorne herein klar war, dass ich mir das so wünsche) und die darauffolgende Bestrafung durch Ignoranz.. keine Ahnung. Ich frage mich immer öfter, ob mir meine Familie immer so guttut und ob ich ein schlechter Mensch bin, weil ich immer mehr und immer wieder fühle, dass es einfach dysfunktional ist und ich mich doch in vielen Dingen immer weiter davon abgrenzen möchte? Den Raum, den ich mir selbst nehmen möchte (für meine eigene Gesundheit oder auch einfach weil ich es brauche) wird nicht respektiert, führt jedes Mal zu Diskussionen und Streitigkeiten mit mehreren Familienmitgliedern. Die Diskussionen, die ich im Nachgang auch mit meinen Schwestern hatte.. keine Ahnung. Zumal: warum muss ich eigentlich rechtfertigen, dass mir meine Familie manchmal zu viel wird und ich mich mit so manch einem Mist nicht auseinandersetzen möchte? Wie oft hat meine Familie in meiner Kindheit und Jugend weggeschaut und sich abgekapselt, als ich Schutz gebraucht habe? Und jetzt wollen mir dieselben Leute erzählen, dass ich zu distanziert bin und dass ich unhöflich bin, wenn ich mir mit fast 30 Jahren nicht das Bett mit meiner Mama teilen will?! Bin ich bescheuert, dass sich das für mich einfach irgendwie... unnatürlich und eklig anfühlt?
Im Endeffekt habe ich derzeit das Gefühl, dass ich es im Grunde nur falsch machen kann und das in so ziemlich jeglicher Interaktion und mit jedem und ich habe es satt. Vielleicht bin ich derzeitig ziemlich oder zu dünnhäutig.. im Grunde wird mir seit Monaten von meinem Ex miese Motivation, Schuld an schlechter Kommunikation und falsches Verhalten im Alltag unterstellt. Er wünscht sich Raum und Zeit, ich sage ich lasse los, was auch immer das ist und dass es keine Beziehung ist - zack habe achtzigtausendmillionenvierhundertneunundreißigbilliarden Schlussstriche gezogen, hab wahrscheinlich auch nicht hinter ihm gestanden, hab mich bei Tinder angemeldet und bin dann damit auch gleich mit genauso vielen Männern wie ich Schlussstriche gezogen habe ins Bett gesprungen, war bei der Therapeutin und hab mir Hilfe besorgt und damit bewiesen, dass er mich fertig macht und ich zu schwach bin. Es interessiert ihn nicht, dass ich mich um mich kümmere, genauso wenig, dass ich mir im Internet die Augen wund suche, was Depressionen sind und mich bemühe zu verstehen, geschweige den die Finger wund tippe in diesem Forum und so weiter und sofort. Und dann lese ich sowas wie Altlasten wegwerfen und schlechte Menschen aus dem Umfeld ausräumen und auch wenn es wahrscheinlich alles nicht so blöd gemeint ist, tut diese Einstellung, die wahrscheinlich in 99% richtig ist, mir persönlich einfach nur weh, weil es verletzend ist, dass genau das passiert ist. Dass MIR das passiert ist. Dass mir noch von diesem P.. eines Freundes gesagt wurde, dass meine Vergangenheit mit meinem Vater, meine Schwäche und Vorbelastung dadurch, dass ich - ICH - ja hätte wissen müssen, dass wenn man(n) davon spricht, dass man ein Leben mit mir will, eine Welt und das für den Rest der Zeit, dass ich das ja hätte besser wissen müssen. Dass man das im Status des Verliebtseins halt eben so sagt, aber doch klar ist, dass es eben nicht so kommen muss.. ja.. so viele Gründe, um nicht mit mir zusammen zu sein..
Das sind die unschönen Gedanken, die mal mehr, mal weniger da sind und herausragend schlechte Tage und schlechte Momente als Konsequenz haben können.
Auf der anderen Seite geht es mir durchaus manchmal gut. Oder zumindest besser. Letzten Endes merke ich, dass ich mir selbst wohl nur der beste Freund sein kann und dass ich es so langsam satt habe, für unterschiedliche Menschen den Buhmann zu machen. Gleichzeitig frage ich mich aber auch, ob insbesondere ersteres wirklich eine Einstellung oder eine Wahrheit ist, mit der ich leben möchte. Es sieht einfach eher danach aus, dass Beziehungen und Liebe halt eher kaputt oder vergehen. Und dass das auch ok so ist.
Ich frage mich viel, ob sein Beziehung beenden für ihn so leicht war, weil er immer noch in der Depression steckt trotz besserer Tage - er zweifelt auch weiterhin an seinem Instrument und seiner Karriere, die ihm eigentlich so wichtig sind. Es ist leicht mit jemandem Schluss zu machen, für den man keine Gefühle mehr hat und wo der Blick weiterhin verzerrt und negativ-fokussiert ist. Zumal er mir auch viele seiner Gründe nicht wirklich begründen konnte. Wir würden charakterlich nicht zueinander passen, aber was denn nun genau die Probleme sind, wusste er so spontan nicht. Auch wenn er darüber ja so lange reflektiert hat. Es hat sich einfach nicht.. wirklich ausgegangen. Gleichzeitig - oder die für mich größte Frage - können Depressionen wirklich nur Gefühle blockieren, verschütten, auflösen (was auch immer) und nach weiß nicht wie viel Monaten, wenn man dann wirklich wieder geheilt ist und auch die Hirnchemie wieder stimmt, dann sind die Gefühle wieder da? Und nicht nur die Fähigkeit zu fühlen sondern auch die Verknüpfung zu einem Menschen. Ich kann es mir ehrlich nicht vorstellen oder verstehen. Habt ihr da irgendwelche Einsichten oder Erfahrungen? Und nein, ich wende es nicht zu 100% auf mich oder ihn an und nein, es ändert nichts an meinem Weg loszulassen und zu verarbeiten und mich genauso zu fragen, ob ich mit ihm so glücklich geworden wäre.. Keine Ahnung. Je mehr ich mir Hintergründe und Abläufe erklären kann, die ich nicht verstehe umso besser geht es mir. Vielleicht hat hier jemand ein paar Erfahrungswerte was den Gefühlsverlust und die Rückkehr dessen angeht? Was einem im Kopf vorgeht?
Nun ja - es geht für mich weiter. Schrittchen für Schrittchen und einfach mit dem Fokus auf mir und alleine mir. Ich kann ihm nicht helfen und auch niemand anderem. Bzw kann ich einfach nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden, wenn man Hilfe oder mein Input als mangelhaft erachtet wird. Vielleicht auch nur ein Trugschluss..
Nun denn - liebes Forum: ich hoffe es geht euch allen gut (genug) und dass ihr ein angenehmes Wochenende vor euch habt!
Fühlt euch gegrüßt und gedrückt (sofern gewünscht und nötig)!
Fresh (oder so ähnlich) daex
22.01.2022 15:05 •
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