14460

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

selly
Zitat von Jedi:
Dies geschieht meiner Meinung nach doch nur dann, wenn man noch nicht wirklich komplett losgelassen hat.

Das ist so nicht ganz richtig vermutet, in Sachen Liebe habe ich losgelassen, es hat mich auch nicht im Herzen aufgewühlt, es waren nur so viele Fragen die ich ihm aber nicht beantwortet habe, zudem war es schon so spät und ich wollte gerade zu Bett gehen.
Und Nacht verarbeite ich immer in den Träumen, das ist so eine Eigenschaft

ich bin da nicht am Festhalten, ER aber !

Danke für Deine Sichweisen dazu @Jedi.

17.01.2022 12:47 • x 1 #5131


Schlüsselkind
Zitat von Milla:
Kann man es nicht so sehen, dass sein Manipulationsversuch zeigt, dass er noch nicht abgeschlossen hat? Du hast Stärke bewiesen, weil du freundlich geblieben bist.


Man kommt irgendwann im Leben mal an einen Punkt wo Dinge dann einfach mal zu spät sind.

17.01.2022 13:02 • x 1 #5132


A


Hallo Sandra-k,

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

x 3#3


M
Zitat von Schlüsselkind:
Man kommt irgendwann im Leben mal an einen Punkt wo Dinge dann einfach mal zu spät sind.

Natürlich. Aber ich sehe keinen Fehler bei dir. Sondern eher die Genugtuung, dass du dich nicht so sehr getäuscht hast.

17.01.2022 13:30 • x 2 #5133


M
Hallo ihr Lieben.
Vielen Dank für eure Berichte.

Mir hat es übrigens für meinen inneren Frieden und fürs Loslassen sehr geholfen, dass ich mir ein Datum gesetzt habe, bis zu welchem ich warte. Mir hilft das insofern, als dass ich diesen von mir gerade erlebten, aber vor allem auch von euch allen so nachfühlbar erzählten Schwebezustand nicht bis in alle Ewigkeit haben möchte. Dann lieber ein Ende mit Schrecken. Das Datum ist großzügig gesetzt und korrespondiert mit meinem Geburtstag, so dass ich gespannt bin...

Irgendwie hat dieses Limit-setzen dazu geführt, dass ich nicht mehr ständig gucke ob er meinen Status angesehen hat, oder online war o.ä.

Ich wünsche euch allen inneren Frieden

Lieben Gruß
Möwe

17.01.2022 13:47 • x 4 #5134


Pluragi
Hallo zusammen,
ich hab in den letzten Tagen recht viel hier gelesen, verarbeitet, sacken gelassen und überlegt inwiefern sich das auf meine Situation anwenden lässt. Tatsächlich stehe ich aber immer noch mit genau sovielen Fragezeichen überm Kopf da wie vorher. Ich weiß eigentlich gar nicht wie und wo ich anfangen soll.

Ich bin seit etwas mehr als 10 Jahren mit meiner Frau zusammen. Seit 8 Jahren sind wir verheiratet und wir haben zwei wunderbare Kinder (2+4 Jahre alt). Wir leben ein Stück weit das spießige Vorstadtidyll. Verheiratet, Kinder, Haus, Garten, Hund. Wir führen eigentlich ein gutes Leben. Beide erfolgreich im Beruf, keine finanziellen Sorgen, unsere Kinder sind gesund, wir selbst sind es, körperlich, auch.

Ich fühle mich im Moment verloren. Ausgelaugt. Zermürbt. Müde. Ratlos. Nicht besonders überraschend für die Leser dieses Forums wahrscheinlich.
Meine Frau ist depressiv. Das allein würde sicherlich schon für genug Konfliktpotenzial sorgen, aber darüber hinaus hat ihre Therapeutin ihr mittlerweile eine posttraumatische Belastungsstörung auf Grund von Erlebnissen in Ihrer Kindheit diagnostiziert, die durch unsere Kinder angetriggert wird.
Die Depression hat sich in den letzten drei Jahren, vielleicht durch die PTBS, verstärkt und nach langem Ringen hat meine Frau letztes Jahr eingesehen, dass sie Hilfe braucht. Sie sieht jetzt seit 6 Monaten einmal die Woche eine Therapeutin zur Gesprächstherapie.
Seit drei Jahren sieht mein Alltag so aus, dass ich versuche irgendwie dafür zu sorgen, dass es meiner Frau gut geht. Meinen Kindern gut geht. Das ich im Job funktioniere und vielleicht auch noch etwas für mich tue. Letzteres bleibt dabei meist auf der Strecke, wobei ich seit etwa 6 Wochen zumindest durchsetze, das ich drei Mal die Woche für zwei Stunden zum Sport gehe. Aber auch das ist immer wieder ein Kampf. Mit mir selbst und manchmal auch mit meiner Frau die mir manchmal das Gefühl gibt, es sei nicht in Ordnung das ich diese Zeit für mich einfordere.
Zeit zu viert, also Nachmittage in der Woche, Wochenenden, Ferien, sind einfach unglaublich anstrengend. Ich bin permanent angespannt, immer in Alarmstellung, damit die Kinder meine Frau nicht zu sehr reizen. Damit sie sich nicht als schlechte Mutter fühlt, damit die Kinder keinen schlechten Eindruck von Ihrer Mutter bekommen. Wie immer gibt es natürlich bessere und schlechtere Tage. Angespannt bin ich aber auch an den besseren, denn wer weiß schon ob die Stimmung spontan kippt? Keine Sorge, sie wird nicht gewalttätig oder so. "Nur" extrem genervt, motzig und in dem was und wie sie es sagt teils recht verletzend. Was aber schon schlimm genug ist.
Ich würde ihr gerne sagen wie ich mich fühle. Aber ich kann nicht. Die Angst sie damit zu verletzen, sie in ein noch tieferes Loch zu stürzen, ist einfach zu groß. Außerdem habe ich das Gefühl das es mir nicht zusteht sie damit zu belasten. Schließlich basiert all das auf einer Erkrankung für die sie nichts kann.
Ich weiß das ich nicht für das Glück meiner Frau verantwortlich bin. Ich weiß das ich ihre Depression und ihre PTBS nicht lösen kann. Aber es macht mich einfach fertig einen geliebten Menschen seit nunmehr drei Jahren fast permanent unglücklich zu sehen. Ich will ihr, mir, uns helfen. Aber wie?
Habe versucht mit Freunden darüber zu reden. Die Reaktionen könnten unterschiedlicher nicht sein. Von "da musst du mit ihr durch, komme was wolle" bis hin zu "du solltest dich von ihr trennen" war da schon alles bei. Allerdings hat keiner davon Erfahrung mit depressiven Menschen. Hat am Ende also auch nicht so richtig etwas gebracht.

Während ich das hier schreibe, frage ich mich was ich mir selbst davon erhoffe. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Vielleicht ist es die Hoffnung auf Lösungen, auf Hilfe. Vielleicht ist es die Hoffnung auf Verständnis. Keine Ahnung. Vielleicht ist es ja auch einfach nur hilfreich das ganze mal raus zu lassen. Ich weiß nur eines - Irgendetwas muss sich ändern, denn so kann es nicht ewig weitergehen.

Danke für eure Zeit und Sorry für mein Gejammer.

17.01.2022 13:54 • x 7 #5135


Jedi
@Schlüsselkind

Zitat von Schlüsselkind:
Deswegen auch die blöde Nuss

Trotzdem bist Du für mich keine blöde Nuss
Es ist oft nicht so einfach, sich so konsequent zu entscheiden, hin dazu, was man möchte u. braucht.
------------------
Zitat von Schlüsselkind:
dass es ein Fehler meinerseits war

Ich sehe es auch nicht als einen Fehler, etwas in Dir ist noch zu Nah bei ihm u. das ist kein Fehler,
sondern auch etwas völlig menschliches ! Auch wenn es Dir so nicht gut damit geht.

17.01.2022 14:09 • x 2 #5136


Jedi
Zitat von Milla:
Aber ich sehe keinen Fehler bei dir. -

Sondern eher die Genugtuung, dass du dich nicht so sehr getäuscht hast.

Könnte mich, was @Milla geschrieben hat, auch anschließen.

17.01.2022 14:13 • x 1 #5137


Jedi
Zitat von Schlüsselkind:
Man kommt irgendwann im Leben mal an einen Punkt wo Dinge dann einfach mal zu spät sind.

Das stimmt absolut Auch um sich selbst zu schützen u. das Leben braucht nicht immer Drama
u. eine Beziehung sollte sich doch auch gut u. stimmig anfühlen.

17.01.2022 14:21 • x 2 #5138


selly
Zitat von Pluragi:
Hallo zusammen, ich hab in den letzten Tagen recht viel hier gelesen, verarbeitet, sacken gelassen und überlegt inwiefern sich das auf meine ...

Erstmal herzlich Willkommen bei uns!

ich habe Deine Situation auf mich wirken lassen und mir fällt vor allem auf, dass Du selber so stark mit drin steckst in dem Problem Deiner Frau und selber Gefahr läufst krank zu werden.
was schon mal gut ist, Deine Frau macht eine Therapie! Damit bist Du als Angehöriger hier unter uns schon einiges voraus.
die Therapie wird aber mit Sicherheit noch eine ganz Weile andauern , bevor es Deiner Frau besser geht, nach 6 Monaten und nur einmal wöchentlich wird es sicher noch viel zu kurz sein, bevor sie ihre Probleme oder Ihre Vergangenheit aufarbeiten konnte mit ihrem TP.also Geduld ist das erste was ich Dir empfehle.
vor allem, wenn das was sie in der Kindheit erlebte etwas ist was einen langen Ver und Bearbeitungsprozess erfordert.

kannst Du mit ihr in Ruhe gut reden? Öffnet sie sich Dir?
Auch das wäre ein Punkt der in meinen Augen absolut wichtig ist. Dabei ist auch wichtig ihr keine Vorwürfe zu machen, damit sie sich nicht zurück zieht , sondern ihr über die Situation und Ihren Ängsten reden könnt und es keine Missverständnisse zusätzlich zwischen Euch gibt. Das wäre mein zweiter Tipp.

Mein dritter Tipp ist, dass Du Dir in keinem Fall Deine Auszeiten nehmen lassen solltest.
gehe zum Sport, das tut Dir gut und Du hast ein Recht auf Deine Bedürfnisse…..da würde ich nie mit mir handeln lassen und das würde ich klar so sagen ohne wenn und aber

Auch Deine Gesundheit und Dein Wohlbefinden ist wichtig , sonst fällst Du auch noch aus und das wäre für eure Kinder nicht hilfreich.

was mir sonst immer gut getan hat, wenn man nicht weiter weiß, ist sich hier mitzuteilen .

Liebe Grüße Selly

17.01.2022 17:27 • x 3 #5139


Louisida
Mein Mann ist seit Anfang des Jahres in Therapie, alle 14 Tage erst, dann (warum auch immer) nur noch alle 4-5 Wochen...ihm gehts absolut nicht besser

17.01.2022 17:33 • x 1 #5140


Schlüsselkind
Zitat von Louisida:
Mein Mann ist seit Anfang des Jahres in Therapie, alle 14 Tage erst, dann (warum auch immer) nur noch alle 4-5 Wochen...ihm gehts absolut nicht besser


Habt ihr eine Vermutung woran es liegen könnte? Alle 4–5 Wochen ist eine sehr große Zeitspanne.

18.01.2022 14:09 • #5141


Louisida
@Schlüsselkind
Ich weiß es nicht und ich finde es unmöglich! Wir sind ja seit letztem April räumlich getrennt. Haben uns seitdem am Mittwoch vor heilig Abend mal wieder getroffen. Leider war es ein recht kurzes Gespräch. Wenn ich mich richtig erinnere, sagte er wir haben das Intervall verlängert also ist er anscheinend damit einverstanden gewesen. Er sagte auch, dasd er wegen der Arbeit wohl auch ab und zu mal nich konnte, was auch Blödsinn ist, er schiebt die Arbeit ganz schön vor bzw versteckt sich hinter der Arbeit. Zu Anfang der Therapie ist er immer morgens vor der Arbeit dort gewesen.
Ich habe ihm ne Zeit nach unserem Treffen geschrieben, dass das Intervall meiner Meinung nach zu lang ist. Hab natürlich keine Antwort bekommen.

18.01.2022 14:16 • x 1 #5142


Schlüsselkind
Das ist natürlich problematisch, wenn man schon so eine Zeitspanne vorgesetzt bekommt und dann nicht regelmäßig hingeht. Kann ich nachvollziehen, wenn dich das frustriert.

18.01.2022 14:25 • x 2 #5143


H
Hallo ihr Lieben!

Ich verfolge diesen Thread schon seit einigen Wochen und eins schonmal vorweg: ich bin, ohne euch persönlich zu kennen, unfassbar davon beeindruckt wie viel jeder von euch bereit ist in seine Beziehung zu investieren, auch wenn eher wenig zurückkommt. Es ist schön zu wissen, dass es solche Menschen wie euch, die bedingungslos lieben, gibt!

Ganz kurz zu meiner Situation. Meine Freundin leidet aufgrund eines traumatischen Ereignisses an Depressionen. Eine leichte depressive Phase haben wir im Frühjahr letzten Jahres überstanden, da konnte ich die ganze Symptomatik jedoch noch nicht zuordnen. Danach war alles noch viel schöner und inniger als zuvor. Letztendlich zog sie das, vor ca 2 Monaten geplante, Zusammenziehen leider wieder arg in den Strudel der Depressionen. Die Symptomatik zeigte sich im November in extremer Dünnhäutigkeit und Gereiztheit ihrerseits. Seit Dezember befindet sie sich in professioneller Behandlung und hat zum Glück die Möglichkeit 3x die Woche zur Therapie zu gehen. Den Umzug mussten wir leider abbrechen, sodass wir nun nach wie vor 200 km voneinander getrennt sind. Auch bei ihr ist es so, dass sie sich stark von mir zurückzieht und keine Emotionen zeigen und ausdrücken kann. Der Status unserer Beziehung ist derzeit, wie bei vielen hier, ungeklärt.

Anfangs hat mich die ganze Situation komplett aufgezehrt, ich war am Boden zerstört und vielleicht sogar selbst auf dem besten Weg in die Krankheit. Nun ist es so, dass ich selbst stolz auf meine positive Lebenseinstellung bin. Und obwohl ich meine Freundin über alles liebe, habe ich mir nun gesagt, dass es NICHT meine Depression ist und dass ICH einen Anspruch auf ein glückliches Leben habe. Für mich bedeutet loslassen nicht zwangsläufig sich trennen zu müssen, sondern eher, dass ich mich erst einmal auf mich konzentriere, mein Leben weiterlebe und Dinge tue, die mich glücklich machen. Letztendlich muss natürlich jeder selbst seinen Umgang mit dieser unfassbar schweren Situation finden. Ich bin mir jedoch sicher, dass, so sehr sich mein und euer geliebter Mensch auch verändert haben mag, irgendwo die Liebe ankommt, die wir geben und dass es durchaus geschätzt wird, dass wir da sind und nicht einfach die Flinte ins Korn schmeißen. Natürlich kann das schief gehen. Aber es kann auch gut ausgehen! Und das habe ich, wie gesagt, Anfang letzten Jahres erlebt. Also versuche ich, die Hoffnung nicht aufzugeben, denn die gibt es immer. Und meine Freundin hat glücklicherweise selbst erkannt, dass sie Hilfe benötigt und sich diese besorgt. Mega! Ich weiß, dass dieser lustige, liebevolle, alberne und liebenswerte Mensch weiterhin existiert und derzeit einfach durch diese fiese Krankheit eingesperrt wird und dass die fiese, kalte, emotionslose Fratze, die sich derzeit zeigt, nicht das Gesicht meiner Freundin ist. Aber jede Depression geht vorbei und ich denke, dass die Voraussetzungen in unserem konkreten Fall gut sind.

Ich habe gelesen, dass viele Depressive den Menschen, den sie am meisten lieben, am heftigsten zurückweisen. Das fand ich seltsamerweise irgendwie tröstlich, da das vielleicht zeigt, dass wir ihnen nicht egal sind, sondern das Gegenteil der Fall ist. Depression sind schrecklich. Aber ich bin noch nicht bereit, diese Krankheit gewinnen zu lassen. Für mich liegt der Schlüssel darin, zunächst gut auf mich zu achten und bei mir zu bleiben. Auf den Behandlungsfortschritt habe ich keinen Einfluss, egal wie sehr ich es mir wünsche. Klar gibt es auch Tage, an denen ich doll traurig bin und meine Partnerin vermisse. Es würde mich aber auch erschrecken, wenn es in dieser Situation anders wäre. Wichtig ist den richtigen Blickwinkel auf die Dinge zu haben und sich die positive Lebenseinstellung zu bewahren, was zugegebenermaßen manchmal gar nicht so leicht ist.

Ich möchte mit einem meiner Lieblingssprüche schließen, kitschig, aber ich glaube daran: Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht zur ist, ist es auch nicht das Ende!.

Ich hoffe, dass es euch allen gut geht und nochmal: es ist toll und absolut nicht selbstverständlich was ihr leistet! Ich bin mir sicher, dass eure Partner das wissen!

18.01.2022 19:10 • x 7 #5144


Jedi
Hallo @Hanseat

Habe Deinen Beitrag mit Interesse gelesen u. kann nur sagen, dass Du auf dem richtigen Weg bist
u. ich Dir wünsche, dass Du diesen Weg erstmal nicht verlässt.
Sicher ist es immer auch richtig u. legitim, wenn sich etwas verändert, dann auch einen Stopp einzulegen
u. die Situation neu zu betrachten u. den Weg anzupassen. Entweder den schon eingeschlagenen Weg,
in Zuversicht weiter zu gehen oder durch eine neue Entscheidung, der Situation anzupassen.

Wünsche Dir, dass es Deiner Freundin bald etwas besser geht u. sie villt. ihre Distanz Dir gegenüber
mehr u. mehr Aufgeben kann.
---------------------------------------
Zitat von Hanseat:
es ist toll und absolut nicht selbstverständlich was ihr leistet!

Ja, da kann ich Dir nur zustimmen u. ich habe es oft schon hier geschrieben, welchen ich vor den hier
Schreibenden habe.
Ich schreibe ja hier aus der Sicht u. Erfahrung eines Betroffenen u. habe mich hier in dem Thread auch immer
gut akzeptiert u. angenommen gefühlt.

LG Jedi

18.01.2022 19:39 • x 5 #5145


H
@Jedi ich danke dir und allen Betroffenen dafür, dass ihr hier aus der Perspektive, die wir Angehörigen nicht haben, berichtet. Das hilft ungemein! Nicht beim Verstehen (denke, dass man als Unbeteiligter leider nicht verstehen kann, was Depressionen in einem auslösen) aber beim Nachvollziehen. Mir tut es immer gut zu lesen, wie ihr Dinge manchmal ganz anders einordnet.

Mir tut es trotzdem Leid, dass ihr eure Erfahrungen mit dieser Krankheit machen musstet, ziehe aber meinen Hut davor, wie ihr damit umgeht und welche Erkenntnisse ihr daraus gezogen habt!

18.01.2022 19:50 • x 4 #5146


selly
Zitat von Hanseat:
fiese Krankheit eingesperrt wird und dass die fiese, kalte, emotionslose Fratze, die sich derzeit zeigt, nicht das Gesicht meiner Freundin ist. Aber jede Depression geht vorbei und ich denke

Hallo lieber Hanseat,

Oh ja … wie ich diese Deine Beschreibung nachvollziehen kann….. es ist so erschreckend wie ein Mensch komplett anders aussehen kann. Das werde ich auch nie vergessen, wie dieses liebe freundliche Gesicht zu Eis erstarrt ist.
Zu einer Freundin sagte ich mal, es ist nur sein Körper , aber da steckt gerade jemand anderes drin…..

Dass Deine Partnerin eine Therapie macht ist schon mal super und besser als bei vielen anderen hier von denen Du gelesen hast (inkl.mir)

Ich finde Deine Einstellung zu der Situation, zu Deinem Leben und Deiner Vorgehensweise wirklich mega klasse.
Ich hoffe und wünsche Dir , dass Du Dir auch über Monate hinaus diese positive Einstellung bewahren kannst
Liebe Grüße
Selly

18.01.2022 20:20 • x 4 #5147


Jedi
@Hanseat

Zitat von Hanseat:
Mir tut es trotzdem Leid, dass ihr eure Erfahrungen mit dieser Krankheit machen musstet,
- Weiß Du, jede Krankheit zeigt uns auch einen Sinn, der darin liegen kann. Bei mir hat sich dadurch in
meinem Leben, so manches verändernt - mehr hin zu etwas Gutem u. Lebenswerten.
Es gibt Gründe, warum man an, so wie ich an einer Angsterkrankung u. Depression erkrankt bin u.
diese galt es anzunehmen u. zu bearbeiten. Dies war für mich ein langer Weg u. oft schwieriger Prozess.
Verschiedene Therapieformen u. besonders die Traumatherapie, haben es möglich gemacht, dass ich wieder
ein zufriedenes Leben leben kann. Die Achtsamkeit ist da für mich zu einer festen Säule geworden.
Sich frühzeitig professionelle Hilfe zu holen (so wie es deine Freundin tat); ist ein Garant dafür, die Depression
heilen zu können oder mit dieser Erkrankzng einen guten Umgang zu finden. -

ziehe aber meinen Hut davor, wie ihr damit umgeht und welche Erkenntnisse ihr daraus gezogen habt!
- Erkenntnis - an sich arbeiten u. an sich glauben, hat mir geholfen, mich mit dieser Erkrankung zu arrangieren.
Ich bin mir immer bewusst, welche Macht, wenn ich nicht achtsam mit mir bin, die Depression ausüben kann. -

18.01.2022 20:35 • x 3 #5148


F
Hola liebes Forum!

Auch ich melde mich jetzt wieder aus der Versenkung nachdem ich im letzten Monat hier die Bombe (jedenfalls für mich) habe platzen lassen. Vielleicht ist es auch für den einen oder anderen Angehörigen eines Depressiven Frischlings hilfreich, wenn ich ein wenig von meinem weiteren Verlauf berichte..?

Es geht mir insgesamt recht durchwachsen. Weihnachten war für mich sehr anstrengend - es gab eine ziemlich unschöne Situation mit meiner Mutter, die mir zusätzlich viel Kraft geraubt hat, erst recht weil sie keine Woche nach dieser tollen Situation mit meinem nun Ex war und wirklich sehr wirkungs- und psychologisch wertvoll war. Insgesamt habe ich innerhalb von 2-3 Wochen mit dem Liebeskummer etc. 4kg abgenommen, weil ich nichts mehr runterbekommen habe, was für mich sehr untypisch ist, da ich eher Stressesser bin als dass ich Essen verweigere. Aber gut.
Ich weiß jetzt auch gar nicht, was ich dazu großartig viel erzählen soll - im Endeffekt war meine Mutter ganz überrascht, dass ich nach einem Gespräch mit ihr am 24., wo ich Rotz und Wasser geheult habe, am 25. nicht wieder das blühende Leben war. Manchmal gibt es so kleine Momente, wo ich das depressive Hirn richtig gut verstehen kann: es ist anstrengend zu rechtfertigen, warum oder dass es einem nicht gut geht. Der Streit mit meiner Mutter ein paar Tage später, weil ich nicht mit ihr in einem Bett schlafen wollte und die Frechheit besessen habe, die Betten im Hotelzimmer auseinander zu schieben (obwohl es von vorne herein klar war, dass ich mir das so wünsche) und die darauffolgende Bestrafung durch Ignoranz.. keine Ahnung. Ich frage mich immer öfter, ob mir meine Familie immer so guttut und ob ich ein schlechter Mensch bin, weil ich immer mehr und immer wieder fühle, dass es einfach dysfunktional ist und ich mich doch in vielen Dingen immer weiter davon abgrenzen möchte? Den Raum, den ich mir selbst nehmen möchte (für meine eigene Gesundheit oder auch einfach weil ich es brauche) wird nicht respektiert, führt jedes Mal zu Diskussionen und Streitigkeiten mit mehreren Familienmitgliedern. Die Diskussionen, die ich im Nachgang auch mit meinen Schwestern hatte.. keine Ahnung. Zumal: warum muss ich eigentlich rechtfertigen, dass mir meine Familie manchmal zu viel wird und ich mich mit so manch einem Mist nicht auseinandersetzen möchte? Wie oft hat meine Familie in meiner Kindheit und Jugend weggeschaut und sich abgekapselt, als ich Schutz gebraucht habe? Und jetzt wollen mir dieselben Leute erzählen, dass ich zu distanziert bin und dass ich unhöflich bin, wenn ich mir mit fast 30 Jahren nicht das Bett mit meiner Mama teilen will?! Bin ich bescheuert, dass sich das für mich einfach irgendwie... unnatürlich und eklig anfühlt?
Im Endeffekt habe ich derzeit das Gefühl, dass ich es im Grunde nur falsch machen kann und das in so ziemlich jeglicher Interaktion und mit jedem und ich habe es satt. Vielleicht bin ich derzeitig ziemlich oder zu dünnhäutig.. im Grunde wird mir seit Monaten von meinem Ex miese Motivation, Schuld an schlechter Kommunikation und falsches Verhalten im Alltag unterstellt. Er wünscht sich Raum und Zeit, ich sage ich lasse los, was auch immer das ist und dass es keine Beziehung ist - zack habe achtzigtausendmillionenvierhundertneunundreißigbilliarden Schlussstriche gezogen, hab wahrscheinlich auch nicht hinter ihm gestanden, hab mich bei Tinder angemeldet und bin dann damit auch gleich mit genauso vielen Männern wie ich Schlussstriche gezogen habe ins Bett gesprungen, war bei der Therapeutin und hab mir Hilfe besorgt und damit bewiesen, dass er mich fertig macht und ich zu schwach bin. Es interessiert ihn nicht, dass ich mich um mich kümmere, genauso wenig, dass ich mir im Internet die Augen wund suche, was Depressionen sind und mich bemühe zu verstehen, geschweige den die Finger wund tippe in diesem Forum und so weiter und sofort. Und dann lese ich sowas wie Altlasten wegwerfen und schlechte Menschen aus dem Umfeld ausräumen und auch wenn es wahrscheinlich alles nicht so blöd gemeint ist, tut diese Einstellung, die wahrscheinlich in 99% richtig ist, mir persönlich einfach nur weh, weil es verletzend ist, dass genau das passiert ist. Dass MIR das passiert ist. Dass mir noch von diesem P.. eines Freundes gesagt wurde, dass meine Vergangenheit mit meinem Vater, meine Schwäche und Vorbelastung dadurch, dass ich - ICH - ja hätte wissen müssen, dass wenn man(n) davon spricht, dass man ein Leben mit mir will, eine Welt und das für den Rest der Zeit, dass ich das ja hätte besser wissen müssen. Dass man das im Status des Verliebtseins halt eben so sagt, aber doch klar ist, dass es eben nicht so kommen muss.. ja.. so viele Gründe, um nicht mit mir zusammen zu sein..
Das sind die unschönen Gedanken, die mal mehr, mal weniger da sind und herausragend schlechte Tage und schlechte Momente als Konsequenz haben können.

Auf der anderen Seite geht es mir durchaus manchmal gut. Oder zumindest besser. Letzten Endes merke ich, dass ich mir selbst wohl nur der beste Freund sein kann und dass ich es so langsam satt habe, für unterschiedliche Menschen den Buhmann zu machen. Gleichzeitig frage ich mich aber auch, ob insbesondere ersteres wirklich eine Einstellung oder eine Wahrheit ist, mit der ich leben möchte. Es sieht einfach eher danach aus, dass Beziehungen und Liebe halt eher kaputt oder vergehen. Und dass das auch ok so ist.

Ich frage mich viel, ob sein Beziehung beenden für ihn so leicht war, weil er immer noch in der Depression steckt trotz besserer Tage - er zweifelt auch weiterhin an seinem Instrument und seiner Karriere, die ihm eigentlich so wichtig sind. Es ist leicht mit jemandem Schluss zu machen, für den man keine Gefühle mehr hat und wo der Blick weiterhin verzerrt und negativ-fokussiert ist. Zumal er mir auch viele seiner Gründe nicht wirklich begründen konnte. Wir würden charakterlich nicht zueinander passen, aber was denn nun genau die Probleme sind, wusste er so spontan nicht. Auch wenn er darüber ja so lange reflektiert hat. Es hat sich einfach nicht.. wirklich ausgegangen. Gleichzeitig - oder die für mich größte Frage - können Depressionen wirklich nur Gefühle blockieren, verschütten, auflösen (was auch immer) und nach weiß nicht wie viel Monaten, wenn man dann wirklich wieder geheilt ist und auch die Hirnchemie wieder stimmt, dann sind die Gefühle wieder da? Und nicht nur die Fähigkeit zu fühlen sondern auch die Verknüpfung zu einem Menschen. Ich kann es mir ehrlich nicht vorstellen oder verstehen. Habt ihr da irgendwelche Einsichten oder Erfahrungen? Und nein, ich wende es nicht zu 100% auf mich oder ihn an und nein, es ändert nichts an meinem Weg loszulassen und zu verarbeiten und mich genauso zu fragen, ob ich mit ihm so glücklich geworden wäre.. Keine Ahnung. Je mehr ich mir Hintergründe und Abläufe erklären kann, die ich nicht verstehe umso besser geht es mir. Vielleicht hat hier jemand ein paar Erfahrungswerte was den Gefühlsverlust und die Rückkehr dessen angeht? Was einem im Kopf vorgeht?

Nun ja - es geht für mich weiter. Schrittchen für Schrittchen und einfach mit dem Fokus auf mir und alleine mir. Ich kann ihm nicht helfen und auch niemand anderem. Bzw kann ich einfach nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden, wenn man Hilfe oder mein Input als mangelhaft erachtet wird. Vielleicht auch nur ein Trugschluss..

Nun denn - liebes Forum: ich hoffe es geht euch allen gut (genug) und dass ihr ein angenehmes Wochenende vor euch habt!
Fühlt euch gegrüßt und gedrückt (sofern gewünscht und nötig)!
Fresh (oder so ähnlich) daex

22.01.2022 15:05 • x 7 #5149


J
@Freshdaex
Hey du, schön von dir zu lesen ,

Wirklich erhellende Tipps kann ich dir nicht geben aber ich denke du bist auf der richtigen Spur.

Meiner Meinung nach muss man sich selbst genug sein und alles weitere ist dann nur ggfs. verschönerndes Beiwerk, manchmal eben auch nur für eine gewisse Zeit.

Ich hoffe das ist irgendwie verständlich was ich meine?

Lg
just_me

22.01.2022 15:41 • x 2 #5150


F
Hola @Just_me !

Ich weiß, was du meinst, mit dem sich selbst genug sein. Denke, da ist auch viel Wahres dran und etwas, dass ich während Corona, in dieser Beziehung und auch durch einige gesundheitliche Problemchen vergessen und verloren habe (fällt unter die Kategorie nie wieder Pille). Ich nutze diese Zeit sehr um mich wieder auf mich zu besinnen und sehe diese Zeit mit oder ohne (m)einen (Ex-)Freund als Zeit der Heilung - klingt recht spirituell, vielleicht ist es auch ein ganz kleines bisschen, wobei mir hier der komplette Zugang fehlt.

Was ich nicht verstehe: welche Spur? Es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas lese - hatte so etwas ähnliches nach meinem letzten Eintrag auch gesehen, aber da war mein Kopf zu voll um nachzufragen.. Dass ich das der Depression womöglich noch zuschreibe? Dass ich die Rückkehr oder die erneute Verknüpfung von Gefühlen bezweifle?

22.01.2022 19:25 • x 1 #5151


Jedi
Hi @Freshdaex

Zitat von Freshdaex:
sehe diese Zeit mit oder ohne (m)einen (Ex-)Freund

als Zeit der Heilung

Ich finde diese Haltung richtig -
-------
Zitat von Freshdaex:
klingt recht spirituell,
- Spirituelles denken, führt uns recht häufig auf den Weg der Heilung ! -

vielleicht ist es auch ein ganz kleines bisschen, wobei mir hier der komplette Zugang fehlt.
Was verstehst Du unter Spiritualität ?

Ich beschäftige mich schon länger mit diesem Thema u. Spiritualität ist sehr viel einfacher, wie Du zu glauben scheinst.
Villt. lohnt es sich für Dich, sich mal mit dem Thema zu beschäftigen u. hat nicht mit Esoterik zu tun.
Der Weg der Spiritualität ist auch ein Weg der Heilung - da wo Salben u. Tröpfchen nichts nützen.

22.01.2022 19:53 • x 2 #5152


F
Guten Abend, @Jedi!

Die Salben und Tröpfchen haben mich echt ein bisschen zum Lachen gebracht. An dieser Stelle ganz wichtig: Jedem das Seine.

Für mich hat Spiritualität etwas damit zu tun, vielleicht nicht nur von Psyche sondern auch von Geist zu reden. Wobei ich dir gar nicht sagen kann, wo da die Grenze für mich ist. Letzten Endes geht es (für mich) darum, genauso wie ich mich um körperliche Gesundheit bemühe und darauf achte, was ich meinem Körper zuführe und ihm aussetze, schaue ich auch auf meine Psyche.

Ich erfahre mich irgendwie neu und so doof es klingt, ich lerne mich jetzt in vielerlei Hinsicht wieder neu kennen. Ich bin wieder ein Stückle älter geworden, hab mehr Erfahrungen gesammelt (auf die ich zum Teil echt hätte verzichten können), hab diverse Krisen hinter mir und ja. Für mich stellt sich die Frage, ob ich als verbitterte Alte aus der Sache hervorgehe und meine durchaus leider nicht nur geringfügig vorhandene Ablehnung gegenüber Männer im Beziehungsrahmen fröne oder ob ich vielleicht einfach ein wenig weiser und reifer daraus komme. Letzteres ist echt hart. Ich kann mir die ganze Zeit vorhalten, dass mein Ex durch Corona eine schwere Zeit durchlebt hat, aber auch ich hab unter Corona gelitten. Und auch wenn es kein Wettbewerb ist, wer schlechter dran ist, so finde ich doch, dass er durchaus mit einberechnen könnte oder es allgemein zu berücksichtigen ist, wo und wie ich in dieser Pandemie klargekommen bin und was mich vielleicht aus der Bahn geworfen hat - und da gibt es abgesehen von ihm noch ein paar kleine Kleinigkeiten.

Sollte hier bei irgendjemand eine Zweifel vorliegen, dass ich mich nur in seinen Depressionen irgendwie ergehe.. das stimmt einfach nicht. Ich hab mich beruflich besser aufgestellt indem ich nen Jobwechsel gemacht habe, gehe zum Sport, koche mehr und gesund (!), nehme weniger Medikamente-Krams, faste... all das sind Dinge, die ich bewusst für mich mache und auch mit dem Wissen, dass sie mir guttun und mich wieder in Balance bringen.

Ich halte einfach nichts davon, Menschen einfach so wegzuwerfen. Weder als Partner eines Angehörigen noch als Erkrankter (und nein, da geht es wirklich nicht um toxische Personen, aber ich habe mich das echt immer und immer wieder gefragt, ob ich toxisch war und ich fände das schon eine sehr harte Einschätzung meiner Person in dieser Beziehung). Ich bin durchaus in der Lage, mich von seiner Krankheit und von seinem Heilungsverlauf und der Verantwortung zu Helfen abzugrenzen. Aber deswegen kann es mich trotzdem treffen, dass ich und unsere Beziehung, unsere Liebe so weggeworfen wurde und so... wertlos geworden ist. Das ergibt für mich einfach keinen Sinn... das sieht ihm (eigentlich) nicht ähnlich. Ich frage mich einfach, ob er irgendwann in den Genuss kommt, das noch einmal zu erfragen wen und was (Dativ!) er weggeworfen/fallengelassen hat.

22.01.2022 20:22 • x 4 #5153


Jedi
Zitat von Freshdaex:
Ich erfahre mich irgendwie neu und so doof es klingt, ich lerne mich jetzt in vielerlei Hinsicht wieder neu kennen.

Damit bist Du schon ganz in Deiner Spiritualtät angekommen

22.01.2022 20:33 • x 2 #5154


Schlüsselkind
Zitat von Freshdaex:
Ich frage mich immer öfter, ob mir meine Familie immer so guttut und ob ich ein schlechter Mensch bin, weil ich immer mehr und immer wieder fühle, dass es einfach dysfunktional ist und ich mich doch in vielen Dingen immer weiter davon abgrenzen möchte?


@Freshdaex Mein Gehirn ist gerade out of office, aber ich wollte Dir noch ein paar Zeilen schreiben. Ich bin eine große Verfechterin davon, dass man sich auch von seiner Familie trennen sollte, wenn es einem nicht gut mit ihr geht oder wenn man vorher andere Wege zur Konfliktlösung gesucht hat, die aber dann gescheitert sind. Ich weiß, das ist alles andere als einfach, aber es kann sehr heilsam wirken. Wenn Du sagst, Du hast den Wunsch nach Abgrenzung, solltest Du das auf jeden Fall ernst nehmen (das heißt ja nicht gleich totaler Kontaktabbruch, aber könnte vielleicht bedeuten, dass Du Deine Bedürfnisse und Grenzen klar setzt.)

Zitat von Freshdaex:
Letzten Endes merke ich, dass ich mir selbst wohl nur der beste Freund sein kann und dass ich es so langsam satt habe, für unterschiedliche Menschen den Buhmann zu machen.


Deine Heilung benötigt Zeit. Sei nicht ungeduldig und streng mit Dir, Deine Antworten schnell finden zu müssen, das ist ein Prozess. Ich empfinde dich als einen Menschen, der hart an sich arbeitet und sich weiterentwickelt - es scheint mir da etwas ganz tief in in Dir zu geben, dass fernab von ihm jetzt Ruhe und viel Frieden benötigt. Vielleicht erhoffst Du Dir gerade noch zu sehr, dass er Dir diesen Frieden schenken könnte. Ich bin mir sicher, dass deine Heilung nicht in die Verbitterung führen wird, sondern zu der Erkenntnis, dass dich noch viel Neues und viel Schönes in Deinem Leben erwarten wird, wenn Du es wieder zulassen kannst und bereit dafür bist.

22.01.2022 21:45 • x 4 #5155


F
Zitat von Freshdaex:
Gleichzeitig - oder die für mich größte Frage - können Depressionen wirklich nur Gefühle blockieren, verschütten, auflösen (was auch immer) und nach weiß nicht wie viel Monaten, wenn man dann wirklich wieder geheilt ist und auch die Hirnchemie wieder stimmt, dann sind die Gefühle wieder da? Und nicht nur die Fähigkeit zu fühlen sondern auch die Verknüpfung zu einem Menschen. Ich kann es mir ehrlich nicht vorstellen oder verstehen. Habt ihr da irgendwelche Einsichten oder Erfahrungen?

@Freshdaex
Genau die gleiche Frage stelle ich mir auch immer wieder.
Meine Ex hat mich nach immer mehr Rückzug, plötzlich verlassen da sie nichts mehr fühlt, alleine sein will, kein Druck einer Beziehung haben möchte.
Das war vor einem halben Jahr. Sie hat mich überall blockiert und möchte nicht mit mir reden. Warum auch immer. Rennt sie einfach nur davon, damit sie sich nicht mit mir auseinandersetzen muss. Sie sagte mal sie fühlt sich schlecht wenn sie von mir hört da sie sich schämt wie sie sich mir gegenüber verhalten hat. Aber macht es das ganze nicht schlimmer.

Wir waren auch ein Herz und eine Seele und sie liebte mich wirklich von ganzen Herzen.
Auch ich frage mich ob Sie irgendwann "aufwacht" und die Gefühle wieder hochkommen.
Ich kann irgendwie nicht glauben dass so starke Gefühle einfach weg sein können und man ohne dass etwas vorgefallen ist sich so zu verschließen.
Leider fehlt mir auch ein Gespräch mit ihr zum richtigen abschließen da ich so viele Fragen habe.
Aber ob sie jemals wieder mit mir spricht, keine Ahnung ‍️
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Fühlt euch gedrückt

22.01.2022 22:22 • x 6 #5156


selly
Zitat von Fuchsnasw:
Rennt sie einfach nur davon, damit sie sich nicht mit mir auseinandersetzen muss

Ja ( wie mein Ex)


Zitat von Fuchsnasw:
sagte mal sie fühlt sich schlecht wenn sie von mir hört da sie sich schämt wie sie sich mir gegenüber verhalten hat

Wie mein Ex. Und das verstehe ich sogar. Ich glaube ich würde mich auch so schämen , wenn ich langsam klar werden würde und merke wie ich meinen Partner behandelt habe/ ignoriert habe


Zitat von Fuchsnasw:
Wir waren auch ein Herz und eine Seele und sie liebte mich wirklich von ganzen Herzen.

Genau so war es bei uns. Und es war zweifelsohne sehr authentisch.
Aber die unbehandelte Depression ist stärker als all das - das habe ich gelernt in der Zeit



Zitat von Fuchsnasw:
Auch ich frage mich ob Sie irgendwann aufwacht und die Gefühle wieder hochkommen.

Mein Ex scheint nach 14 Monaten jetzt langsam aufzutauen, schreibt ca. 2 mal die Woche, stellt Fragen, klingt nett…. Aber er sagt nichts von all der Zeit was er gemacht hat mit unserer
Beziehung, wie er sich verhalten hat….dazu kein Wort, kein sorry .



Zitat von Fuchsnasw:
Leider fehlt mir auch ein Gespräch mit ihr zum richtigen abschließen da ich so viele Fragen habe.

Dieser Satz könnte von mir sein, so geht es mir auch

LG
Selly

22.01.2022 22:40 • x 4 #5157


M
Die Depression ist evtl. die Antwort?

Im Nebel ist es einsam. Und so können sie niemanden sehen und keine Beziehung führen und ich denke das kann man nicht erklären und solange man im Nebel ist, eh nicht.

Ich spiele auf Hesse an. Finde das Gedicht wunderschön und passend.

22.01.2022 22:43 • x 4 #5158


M
Zitat von Fuchsnasw:
@Freshdaex Genau die gleiche Frage stelle ich mir auch immer wieder. Meine Ex hat mich nach immer mehr Rückzug, plötzlich verlassen da sie nichts ...


Hab gelesen, dass schluss machen und wiederkommen nicht so selten ist. Aber ich kenne weder deine Freundin noch die Beziehung.

Ich würde mich auf mich konzentrieren und ihr evtl. ne Postkarte schreiben und abschließen, wenn nichts zurückkommt. Ihr die Tür offen lassen, aber ohne direkt auf sie zuzugehen.

22.01.2022 22:47 • x 1 #5159


A


Hallo Sandra-k,

x 4#30


F
Zumal selbst eine behandelte Depression immer noch ein kleines Aas ist. Und eine Depression zu behandeln auch Zeit und Geduld braucht und Veränderungen mit sich bringt, die nicht pro-Beziehung ausfallen müssen.

Habe mal gelesen, dass in der Therapie insbesondere depressiv Erkrankte wieder das Gefühl bekommen sollen, aktiv Entscheidungen treffen zu können. Selbst wenn diese undurchdacht oder massiver ausfallen, sind es Aktivitäten, die aus rein psychologischer Sicht zu unterstützen sind.

Ich denke mir ganz oft, dass seine Gesundheit wichtiger ist als unsere Beziehung. Es macht mich nur traurig, dass unsere Beziehung so unwichtig war/ist.

22.01.2022 22:50 • #5160

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