@Schlüsselkind ich weiß schon, wie du das angedacht hast und ich finde es auch gut, dass du das geteilt hast! Versteh mich da bitte nicht falsch! Ich denke auch nicht, dass du hier irgendjemanden irgendwelche Probleme unterstellen oder aufzwingen willst. Ich denke auch, dass dieser Grundgedanke, wie er in diesen Videos angesprochen wird, vielleicht einmal hinter den Vorhang zu schauen und zu schauen, ob die eigenen Probleme nicht tiefer liegen, bzw. ob ich hier nicht gerade ein Schema F durchziehe, dessen ich mir gar nicht bewusst war, hilfreich ist. Ich möchte nur sagen, dass ein Youtube Video mit Vorsicht zu genießen ist und auch schlechte Reflektion triggern kann und sich der eine oder andere ggf damit weiter in den Abgrund oder in die Selbstzweifel bringt. Darauf möchte ich aufmerksam machen und künftigen Video-Schauern empfehlen, ein wenig Luft zu holen und sich auch davon zu distanzieren.
Das Ding ist ja, was jede:r Psycholog:in sagt, dass es einen normalen Trauerprozess gibt, der durchlaufen werden muss und der dauert pro Person unterschiedlich lange. Es ist schwer den Schritt ins Krankhafte zu sehen. Diese Youtube Videos suggerieren halt, dass wenn man sich da wieder findet und gewisse Schnittmengen hat, dann ist man auch potentiell krankhaft. DAS sind die Schlussfolgerungen, die bitte zu vermeiden sind. Ich halte dich für reflektiert und besonnen genug, dass du mir da wahrscheinlich zustimmen wirst.
@Jedi - oh da hast du aber was gelesen (verständlicherweise), was ich gar nicht soooooo meine. Es war eher ein Beispiel auf meine Situation gemünzt, wie ich denken könnte oder wo ich weiß, dass ich dazu neige, so zu denken. Meinem Empfinden nach kann ich mich davon aber mittlerweile wieder ganz gut distanzieren. Vielleicht ist das jetzt auch too much information für den einen oder anderen, aber an alle Frauen da draußen - meine Stimmung, Resilienz, das Gefühl der Selbstwirksamkeit, Hoffnung und Zuversicht sind sehr zyklusabhängig. Mit meinem Hintergrund, dass sich hormonell ganz viel bei mir tut und wieder einpendelt, bin ich aber mittlerweile erleichtert, dass ich weiß, dass am Tag X der innere Gollum zum Vorschein kommt und ich mich besser zurückziehe und mir mit - Jedi du wirst stolz auf mich sein - Selbstmitgefühl und -verständnis, aber doch auch einer gewissen Distanzierung von dem, was ich gerade als real empfinde, begegne.
Den Absatz zu meiner derzeitigen Situation habe ich wieder gelöscht, vielleicht hilft es aber doch, wenn ich dazu noch mal (wie ich mich kenne) 10-20 Sätze zu schreibe.
Es ist immer noch immer mal wieder schwer. Er fehlt mir auch und es hat sich wenig daran geändert, dass ich ihn für den, der er ist, immer noch mag. Ich habe mal gehört, dass Depressionen ja keine Persönlichkeitsstörung sind, also dass sich die Persönlichkeit nicht ändert, sondern halt nur der Umgang mit Problemen und hoffentlich das Selbstverständnis des Erkrankten. Ich habe immer nur diese hätte-würde-könnte Art zu denken, aber es wird weniger präsent und einnehmend. Ja, ich hätte anders reagieren können, ich hätte auch sicherlich viele Dinge anders machen können und würde sie jetzt anders machen. Ich weiß aber, dass sein Rückzug mich wie ein Komet getroffen hat und ich sehr verzweifelt und sehr geschockt versucht habe, mich zu orientieren und zwischen ich verstehe nicht, was passiert, ich sehe nur dass er an allem, an mir, an uns zweifelt und ich muss mich auf eine Trennung vorbereiten - hin zu Wut, Trauer, Unverständnis - ALLES auf eine Art und Weise reagiert habe, wie ich es heute nicht mehr würde. Ich habe es halt nicht gewusst, dass er aus einer Krankheit heraus handelt. Und ich habe erst irgendwann später verstanden, dass die Monate davor, er auch dabei war, abzusacken. Dass es nicht in meiner Verantwortung war und ich es nicht verhindern konnte. Dass diese Unterschiede, die wir haben, auf einmal problematisch und dann irgendwann (und auch immer noch) unüberwindbar wurden. Es könnte auch wieder so schön sein, wenn er dies-das-jenes würde. Aber was real passiert ist etwas anderes. Er KANN zurückkommen, wenn er das will. Und Männer kommen zurück, wenn sie das wollen. Es kann auch sein, dass er sein Verhalten und die Trennung bereut, weil er lernt, wie sehr die Depression alles schwarz angemalt hat und wie unkompatibel ich dadurch in seinen Augen wurde - was im gesunden Zustand vielleicht so nicht mehr einzuschätzen ist. Er kann das alles reflektieren, er muss aber nicht. Er kann das auch so reflektieren und sagen, dass er mir die Krankheit trotzdem nicht anlasten will. Ich verabschiede mich gerade davon, jemals wieder etwas von ihm zu hören. Ich könnte mir vorstellen, dass er sich nicht mehr bei mir meldet, um mit mir zu reden und die Geschehnisse aus seiner Krankheit heraus zu erklären. Ich weiß auch gar nicht, ob mir das wirklich etwas bringen wird. Was soll das, wenn er mir dann aufzählt das a b c so und so war und sich x y z verhalten hat und x und y bereut, aber halt nichts daran ändern kann. Und dann? Was habe ich dann davon?
Es könnte so schön sein und ich kann immer noch liebevoll auf unsere gemeinsame Zeit zurückschauen und es kann mich immer noch traurig machen, dass das nicht mehr so sein wird. Und dass es nicht in meinen Möglichkeiten liegt, ihm das klar zu machen, dass wir aneinander und miteinander arbeiten können. Dass die schönen und guten Zeiten groß genug waren und dass nicht alles aber extrem viel vom schlechten vergrößert und der nicht bekannten Depression und ihren Tentakeln, die alles verzerrt und unmöglich gemacht haben, geschuldet war. Ich kanns halt nicht ändern, dass er dem so wenig Gewicht gibt, was das gemacht hat. Sondern dass er dem extrem viel unseren Charakteren zuschreibt. Und andererseits kann ich es wieder verstehen, weil ich wahrscheinlich auch den Gedanken auch nicht ertragen würde, dass diese nicht zu kontrollierende Krankheit alles kaputt gemacht hat - diese Krankheit wäre dann ja Teil von mir und wenn dann ein Teil von mir Schuld an allem wäre... hm.
Nun ja. Quintessenz: wenn er was will, wird er sich melden. Wenn ich was hören will, werde ich antworten. Von mir wird aus Prinzip nichts mehr kommen - dafür habe ich mir einfach zu oft die Hand wegschlagen lassen - egal ob aus Depr. oder nicht. Und ich schaue zuversichtlich auf den Sommer, berufliche Chancen und Weiterentwicklungen und Möglichkeiten. Und auf neue, vielleicht sogar bessere und mindestens genauso schöne Beziehung - mit oder ohne ihm.
11.04.2022 19:21 •
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