Hola!
Zur Feier des Tages melde ich mich auch mal wieder aus der Versenkung. Ich kann im Grunde nicht allzu viel Weisheit anbieten: mein Ex-Freund hat Depressionen während unserer Beziehung bekommen, es kam zur Trennung und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich gehe also davon aus, dass er weiterhin dabei bleibt, dass es so richtig ist, es ihm besser geht und die Beziehung, so wie er gesagt hat, ihm nicht gutgetan hat. Man kann sich an dieser Stelle fragen, was einem während einer Depression überhaupt guttut. Man kann sich auch fragen, ob er nicht auch bereits als er mich kennengelernt hat (da sich die erste Depression und die Diagnose davon ja meist wohl erst nach langer Zeit des Leidens und mit hohem Leidensdruck erkennen lässt) unter Depressionen gelitten hat oder sich die Depressionen bereits in seinem Denken und Fühlen verankert hat. Mir persönlich hat das Hörbuch von Maxi Gstettenbauer sehr geholfen - das gibt es auch auf Spotify. Einfach um zu verstehen, was eventuell Sache sein kann.
Es beruhigt mich irgendwo, dass auch bei anderen Partner*innen der totale Kontaktabbruch kam, weil es bedeutet, dass ich nicht die einzige war, die komplett fallen gelassen wurde. Bei dir aus äußerer Perspektive (wo es immer leichter ist) kann ich sagen, dass ich nicht glaube, dass du irgendwo Schuld bist oder irgendwo etwas falsch gemacht hast. Es kann sein, dass die Schwangerschaft etwas losgetreten hat und es da Verzwickungen vorhanden sind. Ich kann dir nicht sagen, was Depression ist und was nicht - ich hatte noch keine. Als Angehörige kann ich dein Verständnis verstehen - die Krankheit macht viel mit dem Partner, es verändert ihn ins unkenntliches, das sagen genug Angehörige, sodass da auch etwas dran zu sein scheint. Ich kann nicht sagen, wie weit ein Erkrankter in der Lage ist nicht nur zu reagieren sondern wirklich zu agieren. Vielleicht ist es so, dass man als akut Erkrankter einfach nur Spielball seiner Depression ist. Es ist, denke ich, gut, dass er sich Hilfe geholt hat, in Therapie ist usw. Ich finde es aber bedenklich, dass Medikamente abgesetzt worden sind und ich finde es unabhängig von Krankheit bedenklich, dass jemand seine schwangere Ehefrau so zurücklässt - Krankheit hin oder her. Klar, jemand der ins Koma fällt, würde ich auch nicht unterstellen, dass er das aus einer Frechheit heraus macht und gleichzeitig kann man sich auch mit Depression nicht aus jeder Verpflichtung, aus jeder Verantwortung und aus jeder Pflicht gegenüber den Menschen, mit denen man Beziehungen hat, ziehen. Und doch passiert es.
Auch wenn es dir zum Hals heraushängt und ich dir nichts Neues sagen kann, möchte ich dir doch auch sagen, dass ich dir wünsche, dass du dich trotz all dem Schmerz, die dir dein Partner mit seinem Verhalten und die diese Krankheit dir zufügt, du dich doch auch um dich kümmerst. Und ich würde mir für dich auch wünschen, dass du auch wenn das alles mehr als belastend ist, du dir einen Moment am Tag nimmst, wo du die Sorgen einmal ganz bewusst zur Seite schiebst und an deine Kleine denkst und dich einfach darauf freust, dass du ganz bald dein kleines, tolles Mädchen kennenlernen wirst. Und was man so hört, kommt keine Liebe an die zwischen Mutter und Kind an. Es ist schade, dass er das nicht mitbekommt und es ist auch schade, dass du von ihm derzeit keine Hilfe bekommst. Aber neben all dem, nimmt er und die Depression dir nicht, dass DU deine Schwangerschaft und das Mutter-werden erleben darfst. Ich würde mir wünschen, dass du dir das weder von ihm noch von irgendeinem Umstand nehmen lässt. Das hast - vor absolut allem anderen - du nicht verdient.
28.12.2022 21:02 •
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