Ich weiß leider immer noch nicht, wie ich die Frage richtig beantworten kann. Also schreib ich einfach mal drauf los, was ich dazu denke.
Verantwortung ist etwas, das man vorgelebt und beigebracht bekommt. Wie vieles andere auch, das man im Leben braucht - nicht nur in der Interaktion mit anderen Menschen und Beziehungen.
Manche bekommen das aber nicht beigebracht und haben dann einen Nachteil bzw. Probleme dadurch.
Das ist bei uns leider der Fall, was zu Problemen zwischen uns und im Leben des jeweils anderen führt.
Mein Freund ist z.B. bezüglich Weitsicht der von-der-Tapete-bis-zur-Wand-Typ und ich der von-der-Tapete-bis-zum-Saturn-Typ (inklusive aller Nebenwege)
Man kann vieles nachträglich erlernen. Aber nur, wenn man es als Problem erkennt und willens ist, daran zu arbeiten. Das habe ich sehr lange intensiv getan und tue das nach Möglichkeit auch noch weiter. Er ist da leider das Gegenteil. Und ich weiß, dass ich das nicht ändern kann.
Zitat von Jedi: Was gehört zu Deinen persönlichen Stärken, wenn Du Verantwortung übernehmen musstest u.
welche zurückliegenden Erfahrungen fallen Dir dabei ein, auf die Du jetzt zurückgreifen könntest,
die Dir schonmal geholfen haben ?
Zitat von Cathy098: Vielleicht gab es in der Vergangenheit schon Situationen in Krisen, Konflikten etc , wo du gemerkt hast, dass bestimmte Stärken oder Ressourcen dir geholfen haben, die Situation zu bewältigen. Was sind deine Charakterstärken, die dir aktuell nützlich sein können?
Ich würde sagen meine Stärken sind meine Reflexionsfähigkeit, Selbst-Bewusstsein, Außen-Bewusstsein, vorausschauendes Denken, Selbstkontrolle, Geduld und zum Teil meine Rationalität.
Mir ist bewusst (oder kann mir bewusst machen), warum ich etwas tue/fühle/denke und kann das auch artikulieren. Ich verstehe auch, dass alle meine Worte und Handlungen Konsequenzen haben und auch, welche Konsequenzen das sein können.
Ich verstehe Zusammenhänge, die in eine bestimmte Situation oder zu einer bestimmten Reaktion geführt haben.
Mir sind die Regeln der Welt bewusst und wie ich sie zu meinem Schutz oder Vorteil nutzen kann.
Wie mir das alles helfen soll, weiß ich allerdings nicht.
Mir bleibt nur die Möglichkeit mich vermehrt nur auf mich zu konzentrieren, was aber mein starkes Bedürfnis nach seiner Aufmerksamkeit und Zuwendung nur unterdrückt. Das wird zwangsläufig zur Trennung führen, weil ich darauf nicht verzichten kann und will.
Zitat von Cathy098: Welche Ressourcen, wie zb andere Menschen, Hobbys tun dir gut und sind in der Lage dir ein besseres Gefühl zu geben?
Mir tut es gut für mich zu sein, Musik zu hören, zu singen und einfach mein Ding zu machen ohne Rücksicht nehmen zu müssen. Außer meinem Freund gibt es nur meine Mutter, mit der ich ab und zu mal telefoniere. Da ich kein gutes Verhältnis zu ihr habe, hält sich das auch bewusst in Grenzen.
Mein einziges Hobby ist Gaming. Ich interessiere mich zwar auch für anderes, aber dazu fehlt entweder das Geld oder die körperliche Fitness - allen voran der Antrieb und die Lebensfreude. Raus gehen tue ich also nicht.
Freizeit-Gruppen sind nichts für mich. Einerseits wegen dem Kontakt mit so vielen anderen Menschen auf einmal und weil die Unternehmungen mich nicht ansprechen.
Macht euch daher bitte keine Mühe mit Vorschlägen dazu. Das hat man bei mir schon immer versucht und bringt mir nichts außer Druck und Selbstvorwürfe. Ich kenne mich sehr gut und wenn ich etwas finde, würde ich es auch machen.
Zitat von Cathy098: Mir fällt beim Lesen auf, dass du in die Opfer-Täter-Rolle fällst, bzw
habe ich das Gefühl, dass es hier auch darum geht wer welches Maß Verantwortlichkeit für diese Situation trägt. Du bist unzufrieden, das merkt man, aber die Schuldfrage bzw wer hier Opfer oder Täter ist bringt dich nicht weiter.
Stimmt. Es hilft nicht weiter, ist andererseits aber wichtig klar zu trennen, wer welche Anteile an etwas hat. Andererseits würde man sich immer für alles die Schuld geben oder nicht merken, wenn der Partner all die Schuld auf einen schiebt.
Wir leben nun mal in einer Welt, wo die Schuldfrage für uns wichtig ist. Nicht nur in juristischer Hinsicht.
Zitat von Cathy098: Du bist in therapeutischer Behandlung. Vielleicht habt ihr ja schon mal das Thema Schutz-und Überlebensstrategien bearbeitet, die du dir während deiner Kindheit im Umgang mit deiner Familie angeeignet hast.
In einer richtigen Therapie bin ich nicht. Ich nehme Gespräche bei einer kostenlosen psychologischen Beratungsstelle mit geschultem Personal wahr, was für mich aber genauso hilfreich ist.
Das Thema Schutz-und Überlebensstrategien habe ich aber in noch keiner Therapie so richtig besprochen. Ich hatte einfach immer zu viele Themen auf einmal.
Zitat von Schlüsselkind: Vielleicht ist die eigene Wohnung ein erster Schritt einer langsamen Lösung von Deinem Partner.
Ich will mich gar nicht lösen, aber ich werde es tun, wenn ich muss. Es entwickelt sich seit längerem in diese Richtung durch seine Krise und unsere Wohnsituation. Trotzdem hoffen wir beide weiterhin, dass es besser wird. Denn wir wissen, wie unglaublich gut wir uns tun, wenn drumherum alles stimmt. Trotz allem bin ich seine Seelenverwandte, das sagte er mir gestern klar und deutlich. Und mir geht es mit ihm auch so. Dieses Gefühl tiefer Verbundenheit, das man nicht beschreiben kann...
Wir hatten nämlich wieder ein langes Gespräch. Einerseits bringt es immer mehr Klarheit in die Situation, andererseits ändert sich nicht wirklich etwas. Würde ich keine Gespräche einleiten, wüsste ich nicht, was ihn beschäftigt oder stört.
Es ist wirklich, als hätte ich ein Kind an meiner Seite, dem ich die Welt erklären muss und wie man lebt. Und das ist unglaublich anstrengend.