14460

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

C
Hallo ihr Lieben,

ich mal wieder -.-

Ich brauche einen Rat bzw. Tipp oder vlt. muss das auch einfach gerade raus.

Ich werde nun seit 22 Tagen geghostet - aus dem Nichts! Es war zwischen uns alles gut.
Das es ihm allerdings nicht gut geht, habe ich ihm angesehen. Er war distanzierter aber hat mich nicht ignoriert oder so.
Ich hatte ihm vor paar Wochen einen Brief geschrieben, mit meinen Gefühlen und Gedanken - keine Vorwürfe oder Forderungen!

Dann ging es los - nach zwei Wochen Funkstille habe ich gefragt ob er okay ist, worauf ein Mhm, ich arbeite dran gekommen ist. Habe dann geantwortet, dass mir gerade die richtigen Worte fehlen und wenn es etwas gibt, was ich tun kann, er sich gerne melden kann und ich an ihn denke. Daraufhin kam natürlich wieder nichts.

Später musste ich ihn dann noch etwas berufliches fragen (Ja, wir haben arbeiten zusammen - nicht die selbe Firma aber Dienstleister/Kunde-Verhältnis) und habe dann noch hinterher geschrieben, dass ich seinen Freiraum und Privatsphäre akzeptiere aber dieses Schweigen schwierig ist, ich es aber akeptiere und er sich die Zeit nehmen soll, die er braucht. Er hat dann natürlich nur auf das berufliche geantwortet und da bin ich explodiert.

Es reicht doch auch irgendwann mal. Soviel habe ich immer akzeptiert, runtergeschluckt, habe zurück gesteckt, mich mit der Krankheit beschäftigt um ihn besser zu verstehen und zu unterstützen aber nichts rechtfertigt dieses ignorieren - während er mit seinem besten Freund jedes Wochenende chillen kann oder sonstige Dinge nach der Arbeit noch machen kann mit Kollegen.

Habe ihm geschrieben, dass ich mich mit dieser Krankheit beschäftigt habe, um ihn besser zu verstehen und damit umzugehen aber dass nichts dieses ignorieren rechtfertigt und wenn er aktuell nicht mit mir sprechen will - dass das dann so ist, ich aber aktuell auch keinen Redebedarf habe und er meine Nummer hat und wenn er etwas möchte, gerne anrufen kann.

Kleiner Funfakt: Vor zwei Wochen ist er an mir vorbei gefahren, hat angehalten und mir dann ein Jobangebot unterbreitet - bei sich in der Zentrale. Hab ihm dann meinen Lebenslauf geschickt und er meinte „Ist in Bearbeitung“.

Ich bin traurig, hilflos und auch irgendwie wütend. Ich weiß dass es diese schei. Krankheit ist aber es tut verdammt weh.

Heute ist ein Fest von seiner Arbeit aus. Habe ihm vorhin geschrieben, dass ja heute das Sommerfest von der Arbeit ist und wenn ich ihn später abholen soll, er sich gerne melden kann. Mit einer Reaktion rechne ich nicht.

Wie soll das weitergehen? So schlimm war es noch nie.
Mittlerweile habe ich den Gedanken, ihn zu löschen weil es nichts mehr bringt aber ist das der richtige Weg? Bedeute ich ihm überhaupt noch etwas?

Ich bin gerade einfach nur sehr, sehr traurig ;-(

31.08.2024 12:45 • #7171


T
@CapriSonne , ich hatte diese Kombi mit der Arbeit auch. Also starke Berührungspunkte, wo zumindest dort Zusammenarbeit nötig gewesen wäre. Am Ende konnte ich nicht mehr und habe gekündigt. Fang bloß keinen Job an, der mit ihm irgendwie zusammenhängt...man hängt immer mit drin, versucht auch im Berufsleben Fehlverhalten mit der Erkrankung zu decken oder zu erklären, jedenfalls hat es bei mir dazu geführt. Als ich dann privat derart ignoriert und schäbig behandelt wurde, habe ich beschlossen, ok, dann nur noch beruflich. Aber das mit Anspruch. Ich wollte die Kohlen nicht mehr aus dem Feuer holen, bei mir wurde sich immer ausgeheult und ich war immer da, wurde aber, wenn nicht gebraucht, ignoriert. Das wollte ich nicht mehr, sondern habe wie jeder normale AN arbeiten wollen. Das ging gar nicht. Mir wurden Infos vorenthalten, ich wurde komplett ignoriert. Dann beruflich und privat, und das ohne jedes adäquate Gespräch. Es hat mir nicht mehr gereicht zu wissen, welche psych Erkrankungen da sind. Ich habe auf ganzer Linie den Kürzeren gezogen.

Kümmere Dich NICHT um ihn. Das ist Vergangenheit. Du hast genug geschrieben, angeboten etc...das weiß er nicht zu schätzen. Nichts mitKrankheit entschuldigen, das bringt Dich geradewegs in Schwierigkeiten/Co-Abhängigkeit. Und KEINE berufliche Zusammenarbeit. Wer so mit Dir privat umspringt, der ist im Job nicht 100%gewandelt.

Sorry für die klaren Worte. Aber immer dieses Eiertanzen ist schlimm, So viele Angeh verbiegen sich und überlegen wie sie und ob sie was sagen dürfen und vergessen sich darüber. Das kann man auch sekundären Krankheitsgewinn nennen. Ich habe entschieden, dass ich für sodass nicht mehr zur Verfügung stehe.
Alles Gute!

31.08.2024 15:24 • x 2 #7172


A


Hallo Sandra-k,

Gehe ich richtig mit meinem depressiven Partner um?

x 3#3


T
Ach, und, bei mir war es auch so, dass zumindest auf Berufliches geantwortet, oft genug sehr kurz ab oder putzig, aber immerhin. Wenn ich etwas nur ansatzweise schwierigeren Thema geschrieben habe, und dann was berufliches, wurde ersteres komplett ignoriert, als hätte ich nichts geschrieben. Anfangs hab ich immer innerlich getobt, weil, im Gespräch miteinander konnte man sich ja auch nicht mehr austauschen, war ja nicht mehr gewünscht! Und schriftlich dann auch nicht mehr. Habe ich dann daraufhin mal meine Meinung geschrieben, wie unmöglich u traurig ich das finde und dass das alles mal so anders war-12 Std nicht gelesen, aber war zwischendurch online, auf der Arbeit getan als wäre nichts gewesen......nach ein paar Malen habe ICH dann daraus gelernt- du erwartest einfach keine Antwort mehr. Und dann kann man Schreiben auch ganz bleiben lassen was dazu führt: alles in sich reinfressen und es aushalten und ausharren...ganz ungesund. Ich habe viel später erst begriffen, was ich mir hab gefallen lassen, so hat mich auch noch nie jd behandelt. Aber hier hatte der arme ja eine Depression plus xy. Nie mehr wieder.

31.08.2024 15:34 • x 1 #7173


Oli
Ich würde gerne einige Beobachtungen von mir anbringen, aber vorweg schicken, dass mich das Verhalten Eurer Partner sehr befremdet.

Die folgenden Punkte sind losgelöst von der oben dargestellten Problematik, aber vielleicht können sie ja dennoch etwas weiterhelfen. Man weiß ja nie.

Bei einem befreundetes Ehepaar - er mit depressiven Episoden - grenzt sie sich ab, wenn es ihm schlecht geht und ist gerne mit ihm zusammen, wenn es ihm gut geht (verkürzte Darstellung). So sehr ich dieses Verhalten verstehe, so sehr sehe ich auch, dass nach meinem
Eindruck dieses Vorgehen ihm nicht gut tut. Denn er fühlt einen Teil von sich nicht gesehen - einen Teil, der für ihn sehr bedeutsam ist, denn es fließt viel Energie in die Depression und den Umgang damit. Und je weniger sie diesen Teil sehen will, desto mehr staut sich in ihm etwas an, was durchdringen will zu ihr, um ihr begreifbar zu machen, wie mies es ihm oft geht. Ich kenne das von verzweifelten Kindern, die ihren Eltern so lange zusetzen, bis diese ebenso verzweifelt sind. Da ist ein tiefer Wunsch, verstanden zu werden, seine Angst dem anderen auch zuzumuten und dennoch damit angenommen zu sein.

Die Frage nach der Co-Abhängigkeit ist immer wieder eine schwierige Abwägung, wie ich finde.

Was tue ich, wenn ich eine Partnerin habe, die beispielsweise beide Beine verloren hat? Dann bin ich automatisch mitbetroffen, weil vieles, was früher ging, jetzt nicht mehr geht. Welche Ängste löst das in mir aus, wenn ich mir die Stümpfe der Beine anschaue und mit hineingezogen werde in den Schmerz der Partnerin? Oder halte ich das fern von mir und beschränke mich auf jene Aktivitäten mit ihr, bei denen die Beeinträchtigung nicht stört?

31.08.2024 16:09 • x 1 #7174


Dakota
Meiner Meinung nach hat das nichts mit Ghosten zu tun. Du hast vor über einem Jahr die Beziehung beendet - oder seid Ihr nun doch wieder zusammen?
Wenn es seit der Trennung also nur noch ein rein freundschaftlicher Kontakt war und keine Partnerschaft, dann hat er das Recht sich zu melden oder auch nicht. So what? Du schreibst ihm, Du würdest es akzeptieren, er soll sich Zeit nehmen. Er beantwortet sogar Deine eigentliche, berufliche Frage und weil Dir (!) das Emotionale fehlt, explodierst Du dann. Entschuldigung, aber das ist nicht sein Problem. Ich sehe in Deinem Verhalten das Problem.
Wie das weitergehen soll, fragst Du? Lass diesen Mann endlich in Ruhe und nimm Deine eigenen Worte von Akzeptanz etc ernst. Geh Deinen Weg weiter und öffne Dich für eine neue Partnerschaft, die auf Gegenseitigkeit beruht.

31.08.2024 16:33 • #7175


T
Ich dachte, es geht bei CapriSonne um eine eigentlich noch bestehende Beziehung?!

31.08.2024 16:47 • x 1 #7176


T
@Oli , ich finde es von Vorteil wenn sich die Patnerin abgrenzen kann. Es ist seine Depression. D.h.ja nicht, dass sie seinen diesen Teil nicht akzeptiert, aber dass sie seine Krankheit bei ihm lässt. Was ist daran falsch?

31.08.2024 16:49 • #7177


C
@traum Danke, wir sind wieder zusammen gekommen

31.08.2024 16:58 • x 1 #7178


C
@Dakota Ich finde es ziemlich frech mir zu sagen, ich soll den Mann in Ruhe lassen und mich als das Problem darzustellen! Als wenn ich aufeinmal der Täter bin und er das Opfer

31.08.2024 16:59 • #7179


Oli
Zitat von traum:
Was ist daran falsch?

Ich möchte das nicht werten. Ich habe bei den beiden aber festgestellt, dass diese Abgrenzung Probleme schafft.

31.08.2024 17:25 • #7180


Dakota
Zitat von CapriSonne:
Als wenn ich aufeinmal der Täter bin und er das Opfer


Du bist also ein Opfer weil er ein Täter ist?
Zuletzt hattest Du geschrieben, vor über einem Jahr, dass Du die Beziehung beendet hattest. Ihr seid wieder zusammen, so weit so gut. Du widersprichst Dich jedoch. Einerseits sagst Du ihm, Du akzeptierst es, dass er Zeit braucht, sagst ihm, Du seist da, wenn er Unterstützung braucht. Wenn er die aber nicht von Dir braucht (sondern sein Kumpel ihm derzeit gut tut), dann reagierst Du entgegen Deiner eigentlichen Aussage gekränkt und verletzt. Er macht genau das, was Du ihm theoretisch zugestehst - und Du explodierst. Finde den Fehler.
Warum Du daran festhältst, kannst nur Du wissen. Du bist extrem fixiert auf Deinen Partner. Einen Partner, der, warum auch immer, Dir weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart geben konnte, was Du brauchst. Du versuchst, ihn durch Druck zu ändern. Eine Form von Gewalt.

31.08.2024 20:56 • #7181


C
Zitat von Dakota:
Du bist also ein Opfer weil er ein Täter ist? Zuletzt hattest Du geschrieben, vor über einem Jahr, dass Du die Beziehung beendet hattest. Ihr seid ...

Du hast mich als Täter dargestellt und ihn als das Opfer und das ich den „armen“ Mann in Ruhe lassen soll. Was nimmst du dir heraus so über mich zu urteilen? Anmaßend und respektlos bist du!

Ich versuche ihn nicht durch Druck zu ändern, ganz im Gegenteil!

Seit vier Jahren bin ich an seiner Seite - bin immer da, unterstütze ihn, fange ich ihn auf, stecke zurück usw. und habe so oft meinen Mund gehalten, um ihn keinen Druck zu machen - irgendwann platzt man aber wenn man aus dem Nichts ignoriert wird und entschuldige bitte, dass der arme Mann dann mal nicht mit Samthandschuhen angepackt wird!

Und ich kann dir sagen was er mit seinem besten Freund macht - *beep* und saufen aber daran bin ich bestimmt, deiner Meinung nach, auch Schuld!

Dir noch einen schönen Abend aber wir Beide haben völlig verschiedene Ansichten und Meinungen - wir kommen definitiv auf keinen vernünftigen Nenner und ich habe hier um Ratschläge und ein offenes Ohr gehofft (in der Vergangenheit habe ich hier Unterstützung bekommen) und nicht um blöd von der Seite angemacht zu werden

31.08.2024 21:16 • #7182


ZeroOne
@CapriSonne , du schreibst, dass ihr schon seit vier Jahren zusammen seid.
Nach dieser Zeit ist die rosa Brille meist weg, oder zumindest schwächer geworden und man kann versuchen, die Dinge distanzierter zu sehen.

Ich persönlich nutze gerne Realitäts-Checks. Mit Menschen allgemein - egal, ob Bekanntschaft, Partnerschaft, Freundschaft, oder Business.

Nach vier Jahren ist die Wahrscheinlichkeit relativ gering, dass sich dein Freund in den für dich wesentlichen Eigenschaften noch irgendwann ändert. Die Ursache für sein Verhalten dir gegenüber ist dabei eigentlich ganz egal (Depression oder doch mieser Charakter, etc.).

Unter dem Strich bleibt die Tatsache, dass der Mensch ist wie er ist und sich (wahrscheinlich) nicht ändern wird. Bei tatsächlich psychisch Kranken besteht nach einer Besserung zudem immer ein sehr hohes Risiko, dass ständig und überall der nächste Absturz lauert.

So bleibt nur die Frage, ob dieser Mensch einem so dauerhaft genügt und gut tut, wie er ist (ganz unabhängig davon, warum er so ist, wie er ist).

01.09.2024 07:13 • x 5 #7183


GoodVibes
Hallo zusammen,

seit etwas über einem halben Jahr führe ich (35) eine Fernbeziehung zu einem Mann (36). Von der Entfernung her kann ich leider nicht mal eben so bei ihm sein, da uns rund 600 Kilometer trennen. Die Beziehung ist für diesen Zeitraum natürlich noch frisch. Insgesamt kennen wir uns schon fast drei Jahre. Es fing zunächst relativ lose an und erst die letzten anderthalb Jahre wurde es zwischen uns immer intensiver. Wir schreiben hauptsächlich über WA, telefonieren viel miteinander, Videoanrufe inklusive. Er hat von Anfang mit offenen Karten gespielt und mir erzählt, dass er an Depression erkrankt ist. Er ist ein sehr empathischer und gefühlvoller Mensch, der sehr darauf bedacht ist, dass es den Menschen, die ihm am Herzen liegen, gut geht. Er hat für alles und jeden ein offenes Ohr, hört zu und versucht Rat zu geben, wo er kann. Kurzum gesagt: Er ist eine Seele von Mensch.

Berufsbedingt konnten wir uns leider noch nicht so oft treffen, haben aber bereits einen gemeinsamen Urlaub verbracht, der für uns beide die wohl denkbar schönste Zeit des Jahres war. Vor allem nachdem wir beide, aufgrund unserer Jobs, sehr viel Stress und Anspannung mit uns herumschleppten. Auch sonst lief jedes Treffen absolut harmonisch und liebevoll ab. In seiner Nähe fühle ich mich einfach pudelwohl und geborgen. Ich kann auch sagen: Wenn ich bei ihm bin, dann fühle ich mich zu Hause.
Er hat wie gesagt von Anfang mit offenen Karten gespielt, was seine Erkrankung betrifft. So hatte er mir z.B. einmal erklärt, dass die depressiven Phasen bei ihm schlagartig von jetzt auf gleich eintreten können und was das mit ihm macht. Er hat mich quasi damals schon gewarnt, dass er in diesen Phasen, je nachdem wie heftig sie ausfallen, u.U. komplett dicht macht und sich dann nur noch verkriecht (völliger Rückzug). Aufgrund dieser Phasen hat er bereits viele Freunde verloren und auch eine Beziehung ist in die Brüche gegangen weil seine Ex-Partnerin damit nicht zurechtkam. Dass alles war für mich kein Hinderungsgrund um eine Beziehung mit ihm einzugehen. Wir sprechen über seine Erkrankung ganz offen, vertrauen einander sehr und sind immer füreinander da, wenn es dem anderen schlecht gehen sollte. Eine Therapie und Antidepressiva lehnt er bisher ab. Er hatte in der Vergangenheit bei den Therapeuten zwei Griffe ins Klo gehabt und dann aufgegeben.

Nun ist vor kurzem das eingetreten, wovor er mich bereits gewarnt hatte. Ich vermute es war ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren u.a. zu viel Stress auf der Arbeit, nicht aufgearbeiteter Erlebnisse aus der Vergangenheit etc. Ich bemerkte bereits, dass er sich in einer Abwärtsspirale befand und Aussagen wie z.B. dass er eine Last für alle sei und allen nur Probleme bereite, von sich gab. Die bekannten, sehr negativen Gedankengänge bei einer Depression. Von da an hörte ich dann auch schlagartig nichts mehr von ihm. Keine Reaktion auf Nachrichten oder Anrufe. Ich verstand sehr schnell, was da passiert war. Das alles ist nun etwas über 4 Wochen her. Zugegeben, die erste Woche war für mich ein emotionales Auf und Ab. Man rechnet damit, aber wenn es eintritt, bekommt es wieder einen ganz anderen Geschmack. Dennoch bedränge ich ihn nicht mir zu antworten und bombardiere ihn auch nicht mit Nachrichten. Ich zeige Verständnis für seine Situation und er weiß, dass er sich jederzeit bei mir melden kann, wenn er wieder kann. Auch melde ich mich nicht jeden Tag bei ihm, sondern einmal die Woche und dann auch nur mit einer kurzen Nachricht und auch hier, ohne jeglichen Druck auszuüben oder gar emotional zu werden. Die große Unbekannte ist natürlich nun die Frage: Wie lange wird es dauern? Das wird mir natürlich niemand beantworten können. Selbstverständlich vermisse ich ihn und habe bereits die eine oder andere Träne darüber verdrückt, aber es nützt weder ihm noch mir, wenn ich nun in Selbstmitleid versinke. Ich lenke mich ab und versuche mit meinen Gedanken nicht dauerhaft bei ihm zu hängen.

Natürlich ist die Versuchung bereits groß gewesen, einfach zu ihm zu fahren, aber das verkneife ich mir. Am Ende bleibt mir die Tür verschlossen und ich kann unverrichteter Dinge wieder wegfahren. Es ist ganz offensichtlich, dass er derzeit absolut keinen Kontakt haben möchte. Zumindest nicht zu mir. Und diese Zeit und den Raum gebe ich ihm gerne. Auf WA hat er mich nicht geblockt, was ich schon mal positiv einordne. Ich vermute aber, dass er momentan noch nicht mal meine Nachrichten liest um sich nicht unter Druck gesetzt fühlen zu müssen wenn eine Benachrichtigung kommt. In der ersten Woche habe ich es 2x versucht ihn anzurufen, aber das verlief sich ins Leere. Ich hege die leise Hoffnung, dass er wenigstens den Kontakt zu seinen Freunden vor Ort sucht (seine Familie ist ihm keine Stütze) und sich nicht auch da komplett abkapselt. Ich muss darauf vertrauen, dass er sich irgendwann wieder bei mir melden wird und sich darüber freut, dass ich noch da bin. Und nun kommt da eine Frage auf, zu der ich gerne mal eure Einschätzungen und/oder Erfahrungen lesen würde:

Warum sind es häufig gerade die nahestehenden Personen (Partner, Familie etc.), die von diesem plötzlichen Kontaktabbruch betroffen sind? Hat es etwas mit Selbstschutz zu tun, weil man gerade diesen geliebten Menschen einfach keine Angst machen bzw. keine Belastung für sie sein möchte? Dass sie die, die ihnen so nahe stehen, nur schützen wollen? Ich habe mich bereits sehr viel mit dem Thema Depression auseinandergesetzt und doch gibt es da noch genügend Fragen, auf die ich noch keine Antwort habe. Ich möchte dass alles noch besser verstehen können, allein schon aus dem Grund, damit ich damit noch besser umgehen kann. Daher wäre es für mich interessant, wie es andere Angehörige erlebt haben bzw. wie es sich für Betroffene darstellt. Ich danke euch, für eure Antworten.

Liebe Grüße
GoodVibes

02.10.2024 13:50 • x 1 #7184


ZeroOne
Hallo @GoodVibes ,

und willkommen in diesem Forum!

Eine Antwort, die dich zufriedenstellen könnte, kann ich wahrscheinlich nicht bieten.

Ich selbst (als Betroffener) bin seit Jahren immer wieder fasziniert, wie unterschiedlich sich die Erkrankung bei Mitleidenden niederschlägt und auch wie unterschiedlich jeder einzelne damit umgeht. Hinzu kommen bei jedem Betroffenen individuelle soziale Strukturen und Bedürfnisse, die von außen schwer zu durchschauen sind.

Auch in diesem Thread wirst du beim Zurücklesen feststellen, dass sich viele Kontaktabbrüche zwar ähneln, aber jeder dann doch seine eigenen Facetten und Geschichte hat.

Aus meinen Gruppen kenne ich z.B. Mitpatienten, die zuerst Beruf und alles andere auf Eis gelegt, aber nie ihre Partnerschaft berührt hatten.
Andere wiederum hatten zuerst die Partnerschaft zurückgestellt, konnten aber nach wie vor mit Freunden feiern gehen.
Die meisten halten jedoch am Beruf - so lange es geht - fest (wahrscheinlich, weil es dabei um die Existenz geht).

Unter dem Strich - so ist mein persönlicher Eindruck - würde ich aber sagen, dass die meisten primär schon auf sich selbst schauen und versuchen, ihr Leben halbwegs so zu steuern (wenn man das überhaupt noch so nennen kann), dass sie sich mit der Krankheit irgendwie durch den Tag kämpfen können.
Den Schutz von Familie, Partnern, etc. würde ich bei vielen nicht an erster Stelle sehen, auch wenn das vielleicht eine schöne Vorstellung ist. Schon aufgrund der Tatsache, dass viele von der Depression so aufgesaugt werden und sich in sich zurückziehen, dass häufig die Wahrnehmung des sozialen Umfelds (inkl. Bedürfnissen) auf der Strecke bleibt.

Das ist aber nur meine Sicht (die nicht allgemeingültig oder richtig sein muss). Daher bin ich schon gespannt, was die anderen Foristen hier noch schreiben werden.

02.10.2024 16:50 • x 1 #7185


T
Hallo @GoodVibes,

Meine Antwort als ehemalige enge Vertrauensperson/Freundin...einer Betroffenen geht in die Richtung von ZeroOne. Ich würde mich nicht in romantische Vorstellungen flüchten, sondern es möglichst rational sehen. Es ist gerade wie es ist, selbst wenn sich der Zustand bessert, wird es irgendwann wieder schlimmer. Für mich war ein katastrophaler Zustand erreicht als ich mir sagte, dass nach der Episode vor der Episode ist. Das bedeutet, dass man die gute Zeit um jeden Preis genießen will, am besten schont und nichts Kritiches anspricht, denn mit Kritik konnte mein Ggü auch in guten Zeiten nicht umgehen. So war ich in ständiger Sorge/Angst. Und durch dieses ganze Verständnis, in Ruhe lassen, eigene Bedürfnisse nach hinten stellen und nicht mehr ansprechen, weil bringt nichts, kommt kein Feedback, oder wenn, dann absolut kalt, wo vorher so viel Tiefe war, war ich in kurzer Zeit co-depressiv. Es ist nicht gesund, zu warten, auf Eiern zu laufen, auszuhalten usw. Man muss schauen, was man selber braucht. Das Gegenüber kümmert dich um sich, im Sinne des Kontaktabbruchs. Und ich bin sehr sicher, dass sich der Betroffene weitaus weniger Gedanken um den Partner macht als umgekehrt.

Alles Gute, finde Deinen Weg, aber gehe ihn bitte nicht zu sehr in die Richtung: er kann ja nichts dafür, ich verstehe das alles, gebe alle Zeit der Welt und bin selbstverständlich wieder an seiner Seite wenn er denn mal wieder auftaucht und wir reden nur über Dinge, die problemlos sind.

02.10.2024 18:15 • x 3 #7186


Oli
Hallo @GoodVibes ! Willkommen im Forum!

Für Deine Einordnung, hier etwas zu mir: ich bin von einer chronischen Depression betroffen. Bei mir gibt es also quasi keine Episoden. Das erfordert natürlich einen anderen Umgang damit als bei Deinem Freund und Dir.

Insgesamt merkt man mir meine Depression wenig an, wenn ich mich unter Leute begebe, so wird mir es zumindest rückgemeldet. Ich habe eine Frau und ein sechsjähriges Kind.

Ich denke, dass es sicherlich hilfreich sein kann zu schauen, was Du für Deine eigene seelische Gesundheit tun kannst, ohne Deinem Freund dabei das Gefühl zu geben, ihn im Schlamassel alleine zu lassen. Es gibt Angebote für Angehörige von an Depression erkrankten Menschen, die von Profis geleitet werden (und oft kostenfrei sind).

Dass Menschen in Ihrer Depression nur an sich denken, kann ich für mich zumindest nicht bestätigen. Das mag von außen so aussehen, entspricht aber nicht meinem Erleben der Situation. Ich leide darunter, meinen Lieben nicht gerecht werden zu können. Und Rückzug kann dann auch ein Mittel sein, mich selbst davon abzuhalten, andere mit runter zu ziehen.

Als problematisch sehe ich es, dass Dein Freund weder eine Therapie anstrebt noch in ärztlicher Behandlung zu sein scheint. Da finde ich, dass ich meiner Familie schuldig bin zu signalisieren, dass ich an einer Verbesserung der Situation arbeite.

Außerdem kann man durch Arzt oder Therapeut seine Angehörigen beruhigen hinsichtlich der eigenen Unversehrtheit. Denn statistisch ist es wohl so, dass Menschen in einer Behandlung sich eher nicht das Leben nehmen (Depression ist eine relativ tödliche Erkrankung).

Es kann gut möglich sein, dass egal, was Du tust, genau das in den Augen Deines depressiven Partners ein Fehler ist: Zu nah, zu wenig nah, zu wenig Interesse, sein Ruhebedürfnis nicht respektieren - die Möglichkeit, aus Sicht eines Menschen mit Depression alles genau falsch zu machen, ist recht groß.

In einer Depression kann es sein, dass ich die Welt um mich herum als feindlich erlebe. Ein Partner ist ein wichtiger Teil dieser Außenwelt. Und er ist greifbar. Somit kann es passieren, dass die, die einem am nächsten stehen, am meisten abbekommen - was allerdings kein alleiniges Merkmal der Depression ist, sondern sich ganz oft wiederfindet, was ich so sehe.

Und Du bist dann eventuell die einzige Person, der er sein Leid zeigen will, indem er Dich mit in seinen dunklen Keller nimmt. Auch das ist mir aus anderen Situationen bekannt. Kinder, denen es schlecht geht, können Dich auf ihre Stimmung ganz gut herunterziehen und Dir so ihre Hilfsbedürftigkeit erfahrbar machen. Ein Appell an Dich zu helfen. Ob Du das dann kannst, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Für mich ist aber relativ klar, dass ich als ein Mensch mit einer Depression auch von meinen Freunden so gesehen und geschätzt werden will und eben nicht bloß der Teil von mir als liebenswert angesehen wird, der gut funktioniert. Denn die Depression wird bleiben, so wie bei anderen Leuten die krumme Nase bleibt und dieser krummnasige Mensch dennoch mit seiner Nase geliebt werden will und nicht immer mit Motorradhelm rumlaufen möchte.

Ich möchte aber auch nicht auf meine Depression reduziert werden und alles Störende, was ich tue, der Depression angelastet wissen.

Du beschreibst Deinen Freund als sensibel und anderen zugewandt. Er selbst erfährt aber vielleicht in seinem Alltag, dass ihm das gleiche nicht zuteil wird. Im Gegenteil, ihm wird vorgeworfen, er stelle sich an und wäre so furchtbar empfindlich.

Aber Dein Partner verzweifelt vielleicht daran, dass ER eigentlich die bessere Art des Umgangs untereinander hat, wie er meint, aber die anderen das nicht sehen wollen. Es kann ein gewisser Hass auf die blöde Welt da draussen entstehen, in der niemand außer mir weiß, wie es richtig geht. Aber statt dass die anderen ihren Fehler einsehen, hacken sie auf Dir noch rum. Auch das kann zu einem Einigeln führen.

Es kann unheimlich anstrengend sein, in einer Welt da draußen zu leben, in der fast alle gefühlt anders ticken als Du. Für mich war das einer der überraschendsten Punkte bei meinem Klinikaufenthalt: ich hatte das erste Mal in meinem Leben den Eindruck, dass meine Art in der Welt zu sein, akzeptiert wurde, ja sogar von anderen nachvollzogen und verstanden wurde und mir als gute Möglichkeit, die Welt zu sehen, zugestanden wurde.

Ich bin ein sehr reflektierter Mensch und mir wird vorgeworfen, dass ich Dinge kompliziert machen würde. Ich denke aber, dass die Dinge von ganz alleine verdammt kompliziert sind. Nur weil ich das aufzeige, bin ich ja nicht der Urheber. Und wenn wir alle etwas differenzierter auf die Dinge des Lebens schauen würden, wären wir vielleicht ganz gut beraten. Wenn wir zu sehr vereinfachen, werden unsere Erklärungen für die Welt immer ungenauer und irgendwann schlicht falsch.

Vielleicht gibt es bei Deinem Freund ja auch so einen Bereich, in dem er seine Weltsicht besser findet als die der anderen und darunter leidet, weil es keiner so macht, wie er. Sondern im Gegenteil: sein Verhalten wird als sog. Anpassungsstörung diagnostiziert. Fatal.

Das war jetzt kreuz und quer durch den Gemüsegarten. Meine Faustregel wäre, dass bei Depression immer alles anders sein kann, als ich es hier erzähle oder jemand anderes und vor allem als es in den Ratgebern steht. Für manche sind solche Bücher sehr hilfreich. Mich haben sie eher verzweifelt gemacht. Letztlich war dort immer die Botschaft am Start, dass man mit
viel Disziplin und Sport das wieder hinbekommt.

Aber meine Depression war ja nicht doof. Die hat den Braten ganz schnell gerochen und mich noch mehr blockiert. Sie hat auch ganz genau kapiert, dass so manche Strategie dahingehend ist, die Depression zu akzeptieren, um sie letztlich loszuwerden. Umarmungen um dann erdrückt zu werden, hat meine Depression nicht zugelassen. Die wollte schon sehr ernst genommen werden und nicht nur entfernt werden. Wenn ich davon ausgehe, dass eine Depression ein Warnsignal ist, dann sollte ich versuchen herauszufinden, wozu dieses Warnsignal ertönt.

02.10.2024 21:37 • x 2 #7187


GoodVibes
Ich danke euch allen für eure Rückantworten.

Ich habe zwischenzeitlich einen seiner engeren Freunde kontaktieren können und es ist so, dass sie zu ihm aktuell auch kaum Kontakt haben. Er hat sich also auch ihnen gegenüber sehr zurückgezogen. Dann ist das jetzt halt so. So platt das nun auch vielleicht klingen mag. Dann sitze ich das Ganze eben stoisch aus, denke weniger an ihn und konzentriere mich auf mein Leben weiter. Was nicht heißt, dass er mir damit nun egal ist. Nein. Ich werde ihm nun höchstens alle 2-3 Wochen eine kleine Nachricht zukommen lassen, damit er weiß er ist nicht vergessen und ansonsten lasse ich ihm seinen Frieden, damit er in Ruhe zu sich kommen kann. Nichtsdestotrotz tut es weh wenn man an den Lieblingsmensch nicht heran kommt. Die Situation ist für mich unbekanntes Terrain und ich muss lernen damit klar zu kommen bzw. darüber zu stehen.

07.10.2024 07:33 • x 2 #7188


T
Ja, alles nicht einfach. Entweder man macht in den Augen des Depressiven alles richtig oder alles falsch, und was heute gut ist ist morgen total falsch.
Ich wurde dann meistens auch noch ignoriert und durfte mir Gedanken machen, was jetzt wieder nicht richtig war. Habe ich das angesprochen, war doch gar nichts, was ich denn wieder will, mir wurde meine,Wahrnehmung komplett angesprochen. Oder ich wurde als dominant und nervend beschimpft, wenn ich auf etwas geantwortet habe, es aber für mein Ggü nicht die richtige Antwort/Reaktion war. Irgendwann hatte ich keine Lust u keine Kraft mehr, mich dem auszusetzen. Dann war es vorbei.
Ich kann nur sagen, schreib auch nicht krampfhaft alle paar Wochen etwas. Nur um für ihn ein Gefühl offenzuhalten. Oder die Türe oder weil Du denkst, dass das muss! Muss es nicht. Auch da ist seine Eigenverantwortung gefragt.
Ich habe tatsächlich leider auch gesehen, wie in unserer guten Zeit mit Nachrichten umgegangen wurde, die eigentlich nett waren. Von Leuten, die ihr ab und Zumal schrieben. Hat sie sich manchmal drüber lustig gemacht, überlegt, warum der andere schreibt, der/die solle sie doch in Ruhe lassen, manchmal wurden solche privaten Nachrichten sogar vorgelesen, mit einer suffisanten Art. Und das, obwohl es wirklich kein großes Netzwerk gab, sie war sehr alleine, keine Freunde. Und ja. Am Ende habe ich mich gefragt, ob so auch mit meinen Nachrichten umgegangen wird. Das hat mich dann immer davon abgehalten, etwas zu schicken.
So ist nicht jeder. Aber dennoch. Mir hat es gereicht, es hat mein Leben verändert. Aber: es gab da auch mehr als nur d. Diagnose Depression. Das ist ganz oft nur Spitze des Eisbergs.

07.10.2024 08:09 • #7189


LittleWing
Depressionen verändern das Denken und auch das Fühlen in einer Weise,die die Aussenwelt kaum nachvollziehen kann und man selbst als Betroffener noch viel weniger (wenn man grade voll drin hängt).

Also das (sogenannte) normale Denken und Fühlen ist massiv beeinträchtigt und dadurch gerät alles aus den Fugen.
Für den/die Betroffene(n) und auch für seine Umwelt.

Manchmal wird eine Depression auch viel zu spät erkannt,weil sie sich maskiert zeigt also durchaus auch über eine Überaktivität (nicht mehr zur Ruhe kommen können) oder andere Merkmale wie Gereiztheit etc.

Für Angehörige ist es hart,weil eine Art Wesensveränderung statt findet,mit der man nicht umzugehen weiss.

Ich bin selbst eine Betroffene,Angehörigen UND Betroffenen kann ich nur raten,sich da umfassend drüber zu informieren.

Das kann das Leid ein Stück weit reduzieren,weil es das Ganze nicht nur erklärbar macht sondern auch das Bewusstsein dafür schärft,dass es eine Krankheit ist.

Infolge dessen KEIN Versagen des Betroffenen sondern ein Krankheitsbild,das behandlungsbedürftig ist,wie jedere andere Krankheit auch.

07.10.2024 08:34 • x 1 #7190


T
Ich finde es aber weitaus schwieriger. Weil man nicht weiß, was auf die Depression zurückzuführen ist, was aber auf Charakter etc. Wenn man für alles den Freifahrtschein ausstellt, ist das nicht gut. Ebenso wenig ständige Akzeptanz furchtbaren Verhaltens. Die Frage ist, ob Krankheitseinsicht da ist, ob Prof Hilfe zugelassen wird und wie damit umgegangen wird! Ob man an such arbeitet und das Umfeld, zumindest das ganz nahe, mit einbezieht. Ansonsten hat man nämlich ganz schnell ein paar Betroffene mehr. Erst co-Dep., dann mitten drin und runtergezogen aufgrund des ganzen Eiertanzes.

07.10.2024 09:00 • #7191


LittleWing
Zitat von traum:
Ich finde es aber weitaus schwieriger. Weil man nicht weiß, was auf die Depression zurückzuführen ist, was aber auf Charakter etc. Wenn man für alles den Freifahrtschein ausstellt, ist das nicht gut. Ebenso wenig ständige Akzeptanz furchtbaren Verhaltens. Die Frage ist, ob Krankheitseinsicht da ist, ob Prof Hilfe zugelassen wird und wie damit umgegangen wird! Ob man an such arbeitet und das Umfeld, zumindest das ganz nahe, mit einbezieht. Ansonsten hat man nämlich ganz schnell ein paar Betroffene mehr. Erst co-Dep., dann mitten drin und runtergezogen aufgrund des ganzen Eiertanzes.

Es ist schon richtig,dass Angehörige auch sehr auf sich aufpassen müssen.
Leider gibt es insgesamt zu wenig Hilfen für Betroffene und die Angehörigen werden auch alleine gelassen.

Das ist halt unser Gesundheitssystem,in dem es gewaltig ächzt und kracht.

Ich selbst habe eine Angststörung plus Depressionen,das war nochmal eine ganz andere Dimension,als ich ganz unten war.

Glücklicherweise hat mein Partner aber gesehen,dass die Krankheit nicht Ich war denn er kannte mich ja.

Auch wenn es ihm keiner gesagt hat,so wusste er glaub ich (instinktiv),dass das,was ich unter Depressionen plus Angst noch war (Häufchen Elend mit Depressionen,Panikattacken,Zwangsgedanken etc.). nicht mein wahres Wesen war.

07.10.2024 09:14 • #7192


T
LittleWing, ich gehe dann davon aus, dass Du prof Hilfe hast/hattest und nicht Deiner Umwelt für alles die Schuld gegeben hast und immer noch im Kontakt mit dem Partner warst. Wenn man nur herum u.weggeschubst wird ist das absolut ungesund. Das merkt man. Das macht was mit mir. Da brauche ich keinen Psychologen, der mir das sagt. Man versteht die Welt nicht mehr. Es sind 2 Komponenten. Der/die eine psych.krank mit ...Symptomen, dabei aber auch noch eigene Eigenarten. Und der andere, hoffentlich gesund, der damit umgehen, sich angrenzen etc muss, um nicht auch krank zu werden. Es ist eher selten, dass das funktioniert, ohne, dass sich einer aufgibt.

07.10.2024 09:24 • #7193


GoodVibes
@LittleWing

Mein Partner war in Bezug auf seine Depression von Anfang an sehr offen mir gegenüber und wir haben immer wieder sehr viel darüber gesprochen. U.a. erklärte er mir einmal, dass diese Stimmungsschwankungen von jetzt auf gleich auftreten können und ihn in das schwarze Loch hineinwerfen. Etwas, dem er dann schutzlos ausgeliefert ist und er dann nicht mehr reagieren kann. Es ist damit definitiv kein schlechter Charakterzug von ihm @traum . Dafür kenne ich ihn nun auch schon lange genug und weiß, dass er sowas nicht mit Absicht macht. Nur wenige Tage, bevor er still wurde, hatte er mir noch mitgeteilt wie froh er ist, dass er mich in seinem Leben weiß und es ihm sehr leid tut wenn er zwischendurch mehr wie ein Stein als wie ein Mensch agiert. Er hasst es abgrundtief wenn dass passiert und wie LittleWing schon schrieb: Was die Depression in diesem Moment mit einem Menschen anstellt oder viel mehr, was sie aus ihm macht, vermag ich mir nicht mal ansatzweise vorzustellen. Außerhalb der Depression, wenn er stabil ist, ist er der denkbar liebste und zugänglichste Mensch, den man sich nur vorstellen kann. Aktuell befindet er sich jedoch in einem Ausnahmezustand, bei dem ich ihm ja gerne irgendwie bei helfen/unterstützen würde, aber mir bleibt keine andere Wahl als abzuwarten, bis das schwarze Loch ihn wieder freigibt. Ich für meinen Teil stehe am Rand der Akkretionsscheibe des schwarzen Lochs und reiche ihm die Hand. Willkommen ist er immer.

Es ist halt wiegesagt auch für mich eine Ausnahmesituation, da es das erste Mal ist, dass ich ihn so erlebe. Dass ist nicht er, es ist die Krankheit. Diesen Satz muss ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen. Irgendwann ist die Episode vorbei und der Mensch, den ich liebe, taucht wieder auf und ist glücklich, dass ich noch da bin.

07.10.2024 09:34 • x 1 #7194


LittleWing
Zitat von traum:
LittleWing, ich gehe dann davon aus, dass Du prof Hilfe hast/hattest und nicht Deiner Umwelt für alles die Schuld gegeben hast und immer noch im Kontakt mit dem Partner warst.

Ich lebe mit meinem Mann in einer glücklichen Beziehung,was aber auch nur möglich war dadurch,dass er mich in Krisenzeiten nicht verlassen hat.
Überforderung fand auf beiden Seiten (massiv) statt und wir haben das später (als ich stabiler war) in ambulanter Therapie inklusive Paargesprächen beiderseits aufgearbeitet.

Ich selbst habe meinen Mann in Krisenzeiten leider auch weggeschubst weil ich dachte,ich hätte ihn nicht mehr verdient und weil ich nichts mehr für ihn empfinden konnte (das war sehr quälend).und wusste,nurnoch eine Belastung für ihn zu sein.

Habe mich dafür sehr geschämt aber später hat sich heraus gestellt,dass ich grundsätzlich (während der Depression) keinerlei positive Empfindungen mehr haben konnte.

Als es mir besser ging,kam alles zurück,ich konnte wieder Freude empfinden und die Liebe zu meinem Mann war zu keiner Zeit verloren.
Sie war nur verdeckt von den Depressionen.

07.10.2024 09:39 • x 1 #7195


LittleWing
Zitat von GoodVibes:
Aktuell befindet er sich jedoch in einem Ausnahmezustand, bei dem ich ihm ja gerne irgendwie bei helfen/unterstützen würde,

Du kannst ihm glaub ich am meisten damit unterstützen,dass Du ihm versprichst,ihn niemals zu verlassen (egal,was er dazu sagt)...man hat so eine immense Angst verlassen zu werden,obwohl man selbst den geliebten Menschen von sich weg treibt...aber nicht aus egoistischen Gründen sondern weil man keine Belastung mehr sein möchte.

Ich wünsche Dir/euch sehr,dass er bald wieder gesund wird.

Nehmt alle Hilfen in Anspruch,Medikamente können schon erstmal helfen,ist aber für die meisten Betroffenen auch eine grosse Hürde...

07.10.2024 09:52 • x 1 #7196


GoodVibes
Zitat von LittleWing:
Du kannst ihm glaub ich am meisten damit unterstützen, dass Du ihm versprichst, ihn niemals zu verlassen (egal, was er dazu sagt)...man hat so eine immense Angst verlassen zu werden, obwohl man selbst den geliebten Menschen von sich weg treibt...

Dass habe ich ihm bereits immer wieder mal zwischendurch versichert und ihm gesagt, dass er damit nicht alleine ist, ich nicht weggehen werde und ich ihn mit allen seinen Stimmungen akzeptiere und vor allem auch respektiere. Vorwürfe wird er von meiner Seite nie zu hören bekommen. Ich würde ja noch viel mehr für ihn da sein, wäre da nicht diese Distanz durch die Fernbeziehung. So bleibt mir halt nur die Möglichkeit es ihm zu schreiben.

Medikamente sind so eine Sache wo er sich definitiv gegen sträubt. In Bezug auf eine Therapie ist er leider (noch) ein Sturkopf, aber dahingehend versuche ich ihn sanft in die richtige Richtung zu manövrieren.

07.10.2024 10:01 • x 1 #7197


S
Ich möchte auch mal wieder ein kleines Update dalassen - nach 6 Wochen Krankschreibung war ich nun wieder im Büro und habe starke psychosomatische Beschwerden (sprich ich muss mich als erstes einmal übergeben), am Feiertag kam ich den ganzen Tag nicht aus dem Bett und war total erschöpft. Die Medikamente hatten 2,5 Wochen wirklich fürchterliche Nebenwirkungen, ich bin teilweise schlafgewandelt, hatte Zähneklappern und bin schon mit Angstzuständen aufgewacht. Durchschlafen kann ich seit Einnahme gar nicht mehr. Alles in allem ziemlich ernüchternd, habe einen hohen Preis bezahlt …

07.10.2024 11:10 • #7198


T
Ach @Sunny2024, fühl Dich umarmt, wenn Du magst, das tut mir so leid.
Vllt ein anderes Antidepressiva? Bis man gut eingestellt ist, kann das leider oft dauern, ich würde mit einem Psychiater Rücksprache halten. HÄ verschreiben in erster Linie Escitalopram, scheint das Gängigste zu sein.

07.10.2024 11:42 • #7199


A


Hallo Sandra-k,

x 4#30


S
Ja, der Psychiater möchte noch Opipramol dazugeben, bisher kam das für mich aber gar nicht in Frage… Beide Ärzte wollen aber auch nicht, dass ich schon wieder arbeite (muss ja aber die Miete bezahlen können…) - puh! Ich fand mich eigentlich schon wieder ganz stabil, wir haben einen neuen Sportverein gefunden in dem die Kids voll aufgehen, ich hatte mich auch schon versucht (aber mein Kreislauf hat nicht mitgemacht ) Jetzt muss ich noch einen Weg im beruflichen Kontext finden, wie das alles wieder vorwärts geht

07.10.2024 11:50 • #7200

Weiterlesen »




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag