Ich habe gestern etwas ganz interessantes vom PAL-Verlag gelesen.
Dieser Artikel hat es bei mir tatsächlich auf den Punkt gebracht und mir ging ein Licht auf.
Es ist weniger die Sucht nach Harmonie als die Angst vor dem Konflikt. Ich habe Angst, dass ich mich nicht wehren kann, mir jemand schaden kann. Versteht ihr? Ich brauche nicht unbedingt die Harmonie, sondern einfach Normalität, weil ich denen oder auch anderen in meinem Leben ja nichts getan habe. Warum greift man mich wegen meiner Art an? Ungerechtigkeiten, Unverschämtheiten, mich macht das auch eher wütend als traurig. Dreistigkeit...
Ich habe vor solchen Leuten einfach Angst, ich kann meinen Mann nicht stehen.
Meine Schwester und mein Bruder, die nehmen beide kein Blatt vor den Mund, das ist dann manchmal schon eher zum schämen und meine Schwester sagte gestern noch, dass sie manchmal denken würde, hätte sie doch nur ihre Klappe gehalten, weil sie sich immer und überall verteidigt und für sich einsteht.
Ich frage mich dann, wieso ich das nicht kann. Ich kann es ja auch bei meinen Geschwistern nicht. Nirgends. Ich kusche meist und mache dann aber die Faust im Sack und bekomme es ans Herz oder in den Magen. Ich traue mich dann einfach nichts zu sagen, weil ich Angst vor der Reaktion habe.
Ein gutes Beispiel,..
Ich hatte ja Corona. Ich traf mich nach der Genesung mit einem befreundeten Paar zum Karten spielen, das machen wir oft. In der Quarantäne fragte die Freundin immer wieder nach, kümmerte sich, bot sich an. Von ihm war nichts zu hören. Was aber mir noch nicht einmal aufgefallen war, hatte da nicht drüber nachgedacht.
Als wir spielten, hatten wir die allgemeine Rede von Krankheiten und Nachfragen der Freunde. Da fühlte er sich plötzlich angegriffen, fragte mich dann, ob er sich bei mir hätte melden müssen? Er äußerste sich aber so vehement, dass ich schon einknickte und mich gar nicht traute meine wahre Meinung zu sagen. Allgemein denke ich nämlich, egal ob Männlein oder Weiblein, wenn man ein enges Verhältnis hat, dann fragt man nach, man wünscht gute Besserung oder so. Das traute ich mich gar nicht zu sagen, weil ich schon spürte, dass ich ihm diesen Fehler nicht unterstellen durfte, weil er damit nicht klar kommt, dass man ihm das ankreiden könnte.
Ich sagt dann, nein,,, hast nichts falsch gemacht. Nur, um nicht in Ungnade zu fallen. Im Nachhinein dachte ich aber schon, er hätte auch mal nachfragen können, das macht man einfach. Aber da bin ich jetzt nicht nachtragend. Versteht Ihr?
der Artikel...eder von uns hat es schon einmal erlebt: Wir äußern einen Wunsch und unser Gegenüber kriegt diesen in den falschen Hals. Ein Wort gibt das andere, schon ist man mitten im schönsten Streit. Man wird persönlich, schießt unter die Gürtellinie und sagt Dinge, die kränken und verletzen sollen.
Kein Wunder also, dass sehr viele Menschen mit einem Konflikt etwas Negatives verbinden, nämlich Streit und unsachliche Auseinandersetzungen. Wer starke Angst vor einem Konflikt hat und deshalb konfliktscheu ist, sieht im Konflikt eine Bedrohung für seine Person. Er fürchtet sich vor Kränkung, Wehrlosigkeit, Ablehnung, Störung oder Verlust der Beziehung.
Mit allen Mitteln versucht er deshalb, Konflikte zu vermeiden. Der Preis für die Meidung aller Konflikte ist, dass er auf die Erfüllung seiner Wünsche verzichten muss, die eigene Sichtweise nicht mitteilen und seine Rechte nicht wahren kann.
So kann sich mit der Zeit eine gehörige Portion Unzufriedenheit ansammeln, die er dann vielleicht in einer für alle völlig überraschenden und unerwarteten Explosion entlädt und dabei ziemlich unsachlich und ungerecht dem anderen gegenüber ist.
Der Konflikt, den er vermeiden wollte, kommt nun doch ans Tageslicht. Kommt es nicht zur Explosion, ist er gefährdet, zu Alk. oder Beruhigungsmitteln zu greifen, um den Deckel auf dem Topf der Gereiztheit und Unzufriedenheit zu halten.
Auch in Konfliktgesprächen, denen wir nicht aus dem Weg gehen können, weil andere den Konflikt ansprechen, wird sich unsere Angst vor Konflikten niederschlagen. Wir tun z.B. alles, um die Flamme niedrig zu halten - beschwichtigen, nehmen alles zurück oder bieten einen Kompromiss an, der uns schadet - nur um Ruhe zu haben.
Die Angst vor Konflikten macht uns also unfrei.
Woher kommt die Angst vor Konflikten?
Für die meisten Menschen sind Unstimmigkeiten und Konflikte nicht gerade angenehm. Sie haben jedoch im Laufe ihres Lebens Strategien entwickelt, damit umzugehen, ja, vielleicht sogar auch Positives darin zu sehen.
Anders ist es bei Menschen mit starker Angst vor Konflikten. Sie haben in ihrem Leben, meist in der Kindheit, bzgl. Konflikten sehr negative Erfahrungen gemacht. Ihre Eltern reagierten auf ihre Wünsche, Meinungen oder Gefühlsäußerungen mit Vorwürfen, Liebesentzug, Wutausbrüchen oder gar Gewalt.
Sie haben sich in solchen Situationen so bedroht gefühlt, dass sie sich total hilflos fühlten. Sie fühlten sich in ihren Bedürfnissen nicht ernst genommen und unverstanden. Sie empfanden Scham und Schuldgefühle, sich falsch verhalten zu haben.
Nach einem Konflikt waren die Eltern meist auch nicht in der Lage, zu verzeihen und sich wieder zu versöhnen. Es gibt Eltern, die dann tagelang nicht mit ihren Kindern sprechen. Aus Angst davor, dass ihre Eltern sie nicht mehr lieben könnten, strengten die Kinder sich an, besonders brav zu sein und den Wünschen der Eltern zu entsprechen.
Und so entwickelten sie mit der Zeit die Einstellung, dass sie kein Recht auf ihre Meinung, Wünsche und Gefühlsäußerungen haben, sondern dafür bestraft werden. Für sie sind Konflikte gefährlich, weil sie die Erfahrung gemacht haben, sich nicht wehren zu können und den Kürzeren zu ziehen.
Gleichzeitig haben sie aber natürlich das starke Bedürfnis, von anderen akzeptiert und anerkannt zu werden, weil sie sich selbst nicht anzunehmen gelernt haben. Die Folge ist, dass sie versuchen, Konflikte zu vermeiden, um die Beziehung zu anderen Menschen zu erhalten und sich nicht hilflos zu fühlen.
Angst vor Konflikten - wie damit umgehen?
Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre Angst vor Konflikten zu reduzieren? Dieses Video gibt Tipps und Hilfestellungen.
Wie mit der Angst vor Konflikten umgehen?
Die Veränderung muss in unseren Einstellungen beginnen. Als erstes müssen wir akzeptieren lernen, dass wir Konflikte nicht vermeiden können. Selbst wenn wir einen offenen Konflikt verhindern könnten, so gäbe es den Konflikt doch immer noch in unserem Innern.
Wir hadern mit uns, dass wir unsere Interessen nicht durchgesetzt haben, oder mit dem anderen, dass er seine Vorstellungen verwirklicht hat. Hilfreich ist es auch, sich in Erinnerung zu rufen, dass ein Konflikt nicht nur Nachteile haben muss.
Vorteile sind z.B., dass der andere von unseren Bedürfnissen weiß und sich gegebenenfalls danach richten kann. Und nach einem reinigenden Gewitter sind die Interessen und Fronten klar und jeder weiß, woran er beim anderen ist.
Ein zweiter Schritt besteht darin, unser Selbstwertgefühl zu stärken.
Wir dürfen uns selbst nicht klein machen. Wir sind liebenswert und anderen Menschen gleichwertig. Keiner hat mehr oder weniger Recht, seine Wünsche zu äußern und Interessen zu vertreten. Ja, wir haben nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, gut für uns zu sorgen und auf die Äußerung unserer Bedürfnisse zu achten.
Ob wir unsere Bedürfnisse erfüllt bekommen oder wie wir uns einigen, hängt dann von den jeweiligen Partnern ab. Erfolgreich einen Konflikt lösen, heißt, dass beide Parteien sich als Gewinner sehen.
Ein dritter Schritt besteht darin, unsere negative Bewertung von Konflikten zu überprüfen.
Ein Konflikt ist nicht gleichbedeutend mit einer Bedrohung für unsere gesamte Person, auch wenn wir das vielleicht so empfinden. Wir bewerten den Konlikt lediglich als Bedrohung.
Um mit Konflikten gelassener umgehen zu können, müssen wir lernen, zwischen unserer Person und dem Thema des Konflikts zu trennen.
Auch wenn der andere unsere Forderung oder Meinung nicht gut findet, bedeutet dies nicht, dass wir als Person nicht in Ordnung sind. Um Konflikte anzusprechen, ist es auch wichtig, dass wir lernen, unsere Meinungen und Gefühle angemessen zu äußern, sodass zumindest von unserer Seite alles getan ist, einen Konflikt sachlich zu lösen.
Wichtig ist, klar und sachlich, seine Meinung zu sagen.
Ob wir uns dann durchsetzen, ist eine zweite Sache. Und natürlich benötigen wir auch Strategien, wie wir destruktiven Kommentaren und Angriffen unter der Gürtellinie begegnen. Um dies zu lernen, gibt es Selbstsicherheits- und auch Konfliktlösetrainings.
Ich wünsche Ihnen die Kraft und den Mut, konfliktbereiter zu werden und mehr auf Ihre Bedürfnisse zu achten. Sich vor Konflikten zu drücken ist kurzfristig bequem, langfristig verkompliziert sich dadurch unser Leben jedoch. Alles Gute.
https://www.palverlag.de/angst-vor-konf...0vermeiden.