Leni66
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obwohl ich selbst lange Jahre unter Panik mit allen was dazugehört gelitten habe, bin ich bei meinem guten Freund mittlerweile ratlos.
Er wohnt mit seinem pflegebedürftigen Vater in einer Wohnung und hatte im letzten Jahr die Doppelbelastung Vollzeit Arbeitsplatz und Vater pflegen. Er wollte keine Hilfe annehmen, weder vom Freundes- oder Familienkreis, Pflegestation usw und wir sahen zu, wie es ihm immer schlechter ging.
Seltene Verabredungen mit mir/uns sagte er immer öfter kurz vorher ab, ans Telefon geht er so gut wie nie. Die Ausfälle bei seiner Arbeit wurden häufiger. Nun ist er schon seit Monaten krankgeschrieben. Zur Psychiaterin durfte ich ihn begleiten, da er extrem panisch war. Er konnte nicht still sitzen und wollte, dass ich mit ins Sprechzimmer gehe, damit er den Faden beim Sprechen nicht verliert.
Er nimmt zwar seit Jahren ein Antidepressiva, macht jedoch sonst therapeutisch gar nichts gegen die Panikstörung/Depression. Die Psychiaterin sprach in auf eine Psychotherapie an, was er sofort ablehnte. Immerhin ließ er sich auf den Vorschlag für eine Tagesklinik ein, bis jetzt liegt der Antrag noch ausgefüllt zu Hause. Einen Antrag auf einen GdB hat er ebenfalls ausgefüllt zu Hause liegen, beides will er demnächst bei der Psychiaterin abgeben. Die Psychiaterin hat noch zu einer Umstellung bzw einen Wechsel des Antidepressivas geraten, doch er hat Angst davor und nimmt sie nicht.
Der Kreis wird also- ganz logisch- immer enger und mittlerweile kann er kaum mehr die Wohnung verlassen. Meine Idee war, den Vater ein bis zweimal die Woche in eine Tagespflege zu bringen, findet er zwar nicht ganz verkehrt, aber außer mal die Tagespflegestation angucken, ist nichts passiert. Letztens hatte er einen so starken Panikanfall, dass eine Verwandte ihn nachts ins KH gebracht hat. Was wir im Fall, wenn er stationär mal bleiben muss (er kann ja auch mal einen simplen Blinddarm haben, der rausmuss), mit seinem Vater machen sollen, dafür hat er keine Erklärung.
Jetzt war der Hausarzt bei ihm (und beim Vater) zu Hause und hat ihm ganz schön zugesetzt. Der Hausarzt meinte, wie er sich das weiter vorstellt. Er würde seinen Arbeitsplatz aufs Spiel setzen und mit seiner Konstitution würde er wohl nirgends anders mehr was finden. Er soll seinen Vater ins Heim geben, dann könne er wieder am Montag arbeiten gehen....
Mein Freund reagiert darauf trotzig und ist nun (wieder mal) eher auf dem Trip, das seine Symptome wohl doch eher psysischer Natur sind und nur zum kleinen Teil psychisch, deshalb ist er auch der Meinung, dass eine psychosomatische Tagesklinik oder gar eine Psychotherapie sowieso nichts bringt, geschweigedenn ein anderes Antidepressiva.
Ich höre es mir mittlerweile an, mehr tue ich nicht. Fühlt er sich mal einen Tag etwas besser, sodass er einkaufen gehen kann, fahre ich mit ihm- vorausgesetzt, ich habe Zeit. Bei Verabredungen mit ihm habe ich stets einen Plan B, weil er meist sowieso absagt. Der restliche Freundeskreis hat sich leider so ziemlich zurückgezogen, weil keiner mehr weiß, wie er sich verhalten soll.
Ich mache mir so meine Gedanken wie es finanziell, bzw beruflich, für ihn weitergehen könnte. Was kann passieren, wenn er Therapien ablehnt? Kann der Arzt weitere Krankschreibungen verweigern?