Mir hilft es manchmal eines meiner Lieblingsgedichte aufzusagen, ob nun richtig mit lauter Stimme, oder nur tonlos oder nur in meinem Kopf.
Beim Gedankenkarussell fällt mir natürlich zu erst dieses hier ein:
Das Karussell - Rainer Maria Rilke
Jardin du Luxembourg
Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
Zwar manche sind an Wagen angespannt,
doch alle haben Mut in ihren Mienen;
ein böser roter Löwe geht mit ihnen
und dann und wann ein weißer Elefant.
Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
nur dass er einen Sattel trägt und drüber
ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.
Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
und hält sich mit der kleinen heißen Hand
dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.
Und dann und wann ein weißer Elefant.
Und auf den Pferden kommen sie vorüber,
auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge
fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge
schauen sie auf, irgendwohin, herüber .
Und dann und wann ein weißer Elefant.
Und das geht hin und eilt sich, dass es endet,
und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,
ein kleines kaum begonnenes Profil .
Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,
ein seliges, das blendet und verschwendet
an dieses atemlose blinde Spiel ...
Ich wünsche uns Mut in unseren Mienen und dass der weiße Elefant nicht so oft vorbei kommt, bis wir das Karussell wieder anhalten können! Aber auch, dass wir manchmal so seelige Momente erleben wie als wir unser erstes Karussell bestiegen haben und es uns nicht wild und schnell genug und lange genug im Kreis tragen konnte.
So bringen mich meine Gedichte oft von den kreisenden schlechten Gedanken zu schöneren Erinnerungen und Überlegungen, auch wenn es natürlich nicht immer klappt. Vielleicht habt ihr ja auch ein Lieblingsgedicht oder einen Lieblingsspruch oder einen Liedtext, der hilfreich sein kann?
01.01.2021 18:22 •
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