Habe Angst wegen dem Arbeitsplatz - Existenzängste

M
Hallo,

ich(38) hatte vor einigen Monaten hier schon mal geschrieben, weil ich in einer richtig depressiven Phase war. Heute wäre ich fast schon froh, nur eine Depression zu haben. Vielleicht darf ich einmal kurz meine Situation schildern.

Zunächst muss ich einmal sagen, dass ich 2002 mein Studium wegen sozialen Ängsten und Panikattacken abgebrochen habe. Danach habe ich im Steuerbüro meiner Schwiegereltern ohne Ausbildung begonnen zu arbeiten. Wie dumm von mir! Aber ich war mit meiner Frau schon 9 Jahre zusammen und wir haben immer zusammen gehalten. Ich habe offiziell auf 400-Euro-Basis gearbeitet und kaum Beiträge bezahlt.

Ich hatte oft Depressionen und Angstzustände, habe eine Therapie angefangen, habe aber nie den Schritt in eine eigene Ausbildung gewagt. Vor allem auch wegen meiner sozialen Ängste. Ich habe mich sozusagen auf meine Frau verlassen, finanziell wie emotional. Nie wäre mir in den Sinn gekommen, dass es einmal zu Ende geht. Im letzten Jahr habe ich dann enorme Fortschritte gemacht und viel über mich selbst gelernt. Ich bin immer selbstbewusster geworden, habe meine Depressionen und Ängste in den Griff bekommen und war drauf und dran, mir beruflich etwas eigenes aufzubauen. Auch emotional bin ich offener geworden.

Genau das hat wohl dazu geführt, dass es nicht mehr gepasst hat. Meine Frau hat mich von heute auf morgen verlassen und ist mit einem anderen zusammengezogen. Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen. Am Anfang hatte ich noch Mut, aber jetzt geht es seit Wochen beragb mit mir. Ich komme nicht mehr aus dem Bett, habe exreme Existenzängste.

Meine Frau redet nach 18 Jahren nur noch über Dinge die zu regeln sind mit mir. Wie es mit mir weiter geht, ist ihr egal. Das tut verdammt weh. Ich bekomme zwar Unterhalt, aber ich befürchte, er wird nicht reichen. Sie war schon beim Anwalt etc. Am Anfang sah alles noch so gut aus. Sie wollte mich unterstützen, bis ich beruflich auf eigenen Beinen stehe. Ich habe alles geregelt und könnte am 15. September eine Ausbildung in einem Berufsförderungswerk anfangen. Aber ich habe keine finaziellen Sicherheiten. Ich weiß nicht, wie ich das alles finanzieren soll. Wohnung finde ich keine, weil ich keinen Einkommensnachweis vorlegen kann. Eine Bestätigung will sie mir nicht geben über den Unterhalt. Und selbst wenn, könnte ich sie mir vermutlich nicht leisten.

Die ARGE kann mir nicht helfen, sie finanziert schon die Ausbildung. Ich könnte zwar in einem Wohnheim unterkommen, aber dort kann ich in den Ferien nicht bleiben. Wohnin dann? Ich kenne niemanden, der mir aushelfen könnte. Dazu kommt noch, dass wir eine 3-Zimmer-Wohnung haben und ich nicht weiß, wohin mit meinen Sachen. Sie ist gekündigt und ich muss raus hier. Im Wohnheim hätte ich nur ein paar Quadratmeter. Ich bin wirklich dabei aufzugeben und alles zu verlieren. Ich liege nur noch mit Angst im Bett, bin vollständig gelähmt. Am Ende kann ich mir nicht mal den Umzug leisten, weil meine Konten überzogen sind.

Ich kenne meine Rechte auch nicht, weil mir ein Rechtsanwalt einfach zu teuer ist. Außerdem kenne ich meine Frau nicht so, sie ist eigentlich immer lieb und zuvorkommend gewesen. Seit der Trennung ist sie hart und schaut nur noch auf Ihr Geld. Sie ist mit ihrem neuen zusammen gezogen und lebt ein schönes Leben. Zwei Einkommen, keine Sorgen. Bei ihr geht es vielleicht um Möbel oder Urlaub, wo sie in den nächsten zwei Jahren Abstriche machen müsste. Bei mir geht es um die Existenz. Ich habe einfach keine Kraft mehr. An die Rente möchte ich erst gar nicht denken. Ich sehe mich schon vor der Zwangsräumung und danach auf der Straße sitzen.

Ich schäme mich selbst für mich, bin völlig lethargisch, esse und trinke nichts. Noch vor wenigen Monaten war ich so lebensfroh, bin Marathon gelaufen, hatte Spaß am Leben. Jetzt liege ich oft im Bett und starre einfach nur die Decke an. Was soll ich tun? Nächste Woche soll es losgehen. Ich habe nur noch Angst.

Kennt jemand so eine Situation? Ich will doch einfach nur die Möglichkeit bekommen eine vernünftige Ausbildung zu absolvieren. Und danach eine halbwegs vernünftige Arbeit zu finden. Endlich auf eigenen Beinen stehen!!! Ich habe eh schon Angst wegen meinen Depressionen und Ängsten. Aber dass ich am Ende vielleicht Hartz IV beantragen muss und keine Ausbildung habe, das raubt mir die letzte Kraft. Ich würde mich meiner Frau gegenüber nie so verhalten nach 18 Jahren! Wir sind auch nicht im Streit auseinander gegangen. Sie wusste um meine Situation. Und ich war so dumm, mich abhängig zu machen. Und jetzt???

Ich habe mein Leben komplett durchtrieben. Alle sagen, ich bin selbst schuld, ich hätte alle Möglichkeiten der Welt gehabt. Dass ich aber seit meiner Kindheit unter Depressionen und Ängsten leide, dass ich erst seit kurzem weiß, wer ich überhaupt bin und was ich will, dass meine Eltern mich verbogen haben, bis zu dem Punkt, an dem ich kein eigenes Ich mehr hatte... das sieht keiner.

Vielen lieben dank fürs Zuhören!

Michael

06.09.2011 15:01 • #1


T
Hallo Michael,

ich würde mich an den sozialpsychiatrischen Dienst deiner Stadt oder deines Landkreises wenden. Die Mitarbeiter kommen auch zu einem nach Hause. Die müssten wissen (oder sich zumindest schlau machen können) was dir an Unterstützung zu steht und helfen dir auch bei den entsprechenden Anträgen.

Ich hoffe du findest die Kraft, wenigsten mit dem/den Mitarbeiter(n) reden zu können.

Das Tho.

06.09.2011 17:28 • #2


A


Hallo mike1973,

Habe Angst wegen dem Arbeitsplatz - Existenzängste

x 3#3


M
Hallo Michael,

um dich rechtlich beraten zu lassen, schau hier mal nach, das müßte dir eigentlich weiter helfen, wie du vorgehen kannst.

06.09.2011 17:52 • #3


M
Vielen Dank, ich werde mich mal informieren. Ich bin ja noch in einer Verhaltenstherapie. Aber scheinbar bringe ich das nicht wirklich so rüber, wie ich mich fühle. Alle sagen mir immer nur, dass ich stark bin etc. Mein Psychologe kennt meine Situation, ist aber der Meinung, dass ich das alles schaffe. Vielleicht hat er ja recht und ich sehe das alles zu heftig. Aber normal ist das ja auch nicht, oder? Ich muss zugeben, dass ich mit meinen 38 Jahren zum ersten Mal im Leben alleine bin. Vielleicht braucht man eine Weile um damit klarzukommen. Gerade mit einer ängstlich, depressiven Veranlagung. Ich sehe nur den riesen Berg vor mir und das lähmt mich dermaßen, dass gar nichts mehr geht obwohl die Zeit drängt.

06.09.2011 17:55 • #4


M
Hallo Michael,
Zitat:
Ich sehe nur den riesen Berg vor
das ist eine ganz normale Situation bei der depressiven Veranlagung und du wirst sehen, versuch mal ein Thema zu erledigen und danach fühlst du dich so was von gut, dass die nächsten Erledigungen schon nicht mehr so schwierig angesehen werden.

Ich spreche da aus Erfahrung.

06.09.2011 18:05 • #5


JeanLucca
Hallo Michael

Zitat von mag:
versuch mal ein Thema zu erledigen und danach fühlst du dich so was von gut, dass die nächsten Erledigungen schon nicht mehr so schwierig angesehen werden.
Genau, das hab ich auch so erlebt. Ist gar nicht so lange her. Es genügt sogar schon nicht mit dem grössten Problem zu beginnen um in Tritt zu kommen.

Lieben Gruß, JeanLucca

07.09.2011 06:38 • #6


M
Danke, es hat ja auch keinen Sinn, ich MUSS ja beginnen, etwas zu tun. Und eigentlich kenne ich es ja auch vom Marathonlaufen her. Da habe ich auch immer von Kilometer zu Kilometer gedacht. Nicht ständig daran, wie weit es noch ist. Was bleibt ist nur das blöde Hintergefühl im Kopf, das alles nicht zu packen. Das ist es ,was mich lähmt. Und die Unfähigkeit, mich über kleine Schritte zu freuen. So Auf die Art: Was hast Du schon erreicht, es ist noch so viel zu tun. Jeder kann das nur Du Depp nicht! Ja, so ist das leider bei mir ;-) Aber ich werde mich aufraffen.

Michael

07.09.2011 10:29 • #7


Pyxidis
Zitat:
Aber ich werde mich aufraffen


Das ist sehr gut Michael. Und wie Du es ja schon selbst erkannt hast, geht alles nur in kleinen Schritten und schon kommst Du voran.

Deine Situation ist übel aber nicht aussichtslos. Jetzt heißt es Hilfe mobilisieren. Da hast Du ja schon ein paar gute Tipps bekommen. Und wenn Du Harz4 bekommen würdest, wäre das denn so schlimm. Hauptsache ist doch, daß Du überhaupt Geld bekommst und dann Dir eine Wohnung suchen kannst und dann ja auch Deine Ausbildung in Angriff nehmen kannst.

Ich drücke Dir alle meine Daumen und wer es schafft einen Marathon zu laufen, der schafft es auch sich aus dieser Lage zu berfreien. Nur Mut.

Alles Gute
Scorpio

07.09.2011 11:29 • #8


A


Hallo mike1973,

x 4#9


M
Ich denke auch, dass im Moment einfach alles dunkel aussieht. Wenn es nächste Woche mit der Ausbildung losgeht, die Sache mit der Wohnung und dem finanziellen geregelt ist, wird es sicherlich wieder aufwärts gehen.

Ich hab ja kein Problem mit Harzt 4 an sich. Ich weiß nur nicht, ob das mit meiner Ausbildung im Berufsförderungswerk zu vereinbaren ist. Also ob ich überhaupt Anspruch habe. Ich muss mich darum kümmern bzw. mit meiner Frau eine endgültige Lösung festlegen. Die Trennung kam ja überraschend und ich habe auch noch einen Haufen moantliche Nebenkosten aus diversen Verträgen, die noch über ein Jahr laufen. Das waren gemeinsame Ausgaben, von denen meine Frau nun nichts mehr wissen möchte. Was damit wird, weiß ich wirklich nicht. Dazu kommt noch, dass ich gerade zwei Zahnimplantate gesetzt bekommen habe. Auch das war eine vor der Trennung beschlossene Sache. Wie gesagt, ich muss mich kümmern, ich kenne meine Rechte nicht.

Trotz aller Ängste will ich aber auch die positive Seite nicht vergessen. Ich habe jetzt die Chance auf ein neues Leben. Beruflich und privat. Ich sehe vieles in einem anderen Licht. Mein Leben war zwar irgendwie sicher aber alles andere als schön. Eigentlich habe ich mir mein Leben lang etwas anderes gewünscht. Meine Ängste haben mich daran gehindert, mich selbst zu verwirklichen. Und meine Umgebung, in die ich nicht gepasst habe. Ich bin viel offener geworden und komme mit fast allen Menschen besser klar als vorher. Was das angeht, hat mein Leben viel an Farbe gewonnen. Nur ein paar Menschen können mit meinem neuen Selbst nicht umgehen: meine Frau und meine Schwiegereltern. Und das zeigt mir ganz deutlich, dass ich dort fehl am Platz war.

07.09.2011 16:15 • #9

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