Cherry28
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Ich schildere euch mal meine Situation:
Seit Monaten mache ich immer wieder diese Online-Tests Sind Sie depressiv usw. Immer kommt dabei heraus, dass ich an einer mittelschweren bis schweren Depression leide.
Vielleicht ist dem wirklich so, denn ich neige extremst dazu, mich in Gedankenspiralen (negativen natürlich) zu verlieren, weine oft, wenn ich alleine bin, bin einfach so unglaublich erschöpft, antriebslos, ich kann mich zu fast nichts mehr aufraffen. Ich bin auch fürchterlich unkonzentriert. Wenn ich mal Zeit hätte, irgendwas schönes zu machen bin ich meistens zu müde und fühle mich so „schwer“.
Auch mit dem Schlaf klappt’s meistens nicht gut. Ich brauche oft lange zum Einschlafen, nachts knirsche ich auch häufig und wache morgens zerschlagen und desöfteren mit Kopfschmerzen auf. Ja, Nacken- und Kopfweh habe ich momentan häufig.
Ich habe einen 40-Std. Job, seit 1 Jahr studiere ich noch nebenbei, demnächst steht ein Umzug an, aktuell bin ich absolut genervt von einer Kollegin. Es kommt alles zusammen, aber das Gefühl evtl. depressiv zu sein hatte ich schon vorher, vielleicht sogar über Jahre. Mal mit stärkerer, mal mit schwächerer Ausprägung. Es gibt immer vereinzelt Tage, da denke ich mir: Alles gar nicht so schlimm, mir geht es blendend. Aber ich gebe zu: diese Tage mit „Hochgefühl“ sind eher selten. Meistens komme ich morgens sehr schwer aus den Federn, im Laufe des Tages wird es etwas besser, aber ausgelaugt bin ich am laufenden Band. Übrigens: WENN ich mal zu etwas aufraffen kann macht es auch immer Spaß, aber im Vorfeld habe ich oft gar keine Lust, irgendwas zu unternehmen.
Heute ist so ein Tag, an dem geht es mir etwas besser. Optimal ist es zwar nicht, aber es geht, das ist ja schon mal ganz gut.
Ich zweifle schnell an mir, fühle mich oft minderwertig, denke immer, ich müsse es allen recht machen. Ich bin perfektionistisch, aber in letzter Zeit habe ich verstärkt das Gefühl, dass ich diesem Anspruch nicht gerecht werden kann - was mich dann zusätzlich zweifeln lässt.
Ich vergleiche mich oft mit anderen (Frauen) und schneide fast immer schlechter ab. Manchmal muss ich nur irgendwo eine gut aussehende Frau sehen und mir geht es schlechter. Hm, liegt vielleicht noch an meinem ersten Freund, der mir immer gern mitgeteilt hat, wen er toll findet und mit wem er es sich vorstellen könnte, wenn ich nicht wäre. Damals stand ich knapp vor einer Magersucht, weil ich auf Biegen und Brechen gefallen wollte. Aber je mehr Mühe ich mir gab, desto mehr hat er mir das Gefühl gegeben, andere Frauen zu begehren. Und ich bin letztlich selber schuld, denn ich habe es mir lange bieten lassen. Damals ging es sogar soweit, dass ich diesem seelischen Druck kaum standhielt und Erleichterung über beginnendes selbstverletzendes Verhalten suchte.
Nun gut, das Thema holt mich immer wieder ein. Ich projiziere das gern (u.a. in Form von Eifersucht) auf meine jetzige Ehe, was überhaupt nicht angemessen ist und frage mich, was mein Mann mit mir will, wenn es so viele wirklich tolle, hübsche und erfolgreiche Frauen gibt. Manchmal habe ich eben solche Phasen... schlimm.
Das Ganze blockiert mich privat, blockiert mich beruflich. Ich bin schnell gereizt und mache mir viele Gedanken, ob ich dem allem wirklich gewachsen bin. Job, Studium, Umzug.
Ich bin gut, besonders im berufsbegleitenden Studium, und habe auch Anfang des Jahres einen besseren Job innerhalb der Firma erhalten. Mein Problem dürfte daher nicht an mangelndem Intellekt liegen. Ich kann mich einfach nicht durchsetzen und lasse mir zu viel gefallen... weil ICH gefallen und gut ankommen möchte.
Auf jeden Fall möchte ich, dass das endlich, endlich aufhört. Ich will wieder mehr Freude an dem bekommen, was ich tue. Meine beste Freundin meinte auch schon mal, es sei vielleicht besser, wenn ich mal zum Arzt ginge (Therapie?), gerade weil mich auch die Vergangenheit oft einholt. Und mein Mann erwähnte am Freitag, als ich mal wieder geweint habe, weil mir alles zu viel war, ebenfalls das Wort Anti-Depressiva.
Aber ich habe Angst, dass - wenn ich einen Arzt aufsuche - dieser mich vielleicht nicht ernst nimmt, mir vielleicht sagt, dass ich einfach mehr Ruhe halten solle und ich dann genauso weit bin wie vorher...
darüber hinaus fällt es mir schwer, mir einzugestehen, dass ich es alleine (sprich ohne professionelle Hilfe) nicht schaffe. Wer zeigt schon gerne Schwäche...
Wie schätzt ihr meine Aussagen ein? Noch normaler Zustand und bin ich endgültig reif für professionelle Hilfe? Und wenn letzteres der Fall sein sollte: wie geht man das am besten an? Ich habe da wirklich Hemmungen, denn ich möchte doch stark sein, statt meine Schwächen zugeben zu müssen?!?
Danke vorab!
Viele liebe Grüße
Cherry