Löffelei
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Zum letzten halben Jahr - eine einzige Akutsituation... Im April gab es einen Todesfall in der Familie, das habe ich am Tag meiner Prüfungen (ich studiere) erfahren und das Semester ging quasi mit der Beerdigung los. Das Studium ist sehr lernintensiv und da ich nebenbei arbeite, ist es nicht einfach zu organisieren. Kurz nach der Beerdigung wollte ich in ein Studentenwohnheim ziehen (ich hatte vorher als Notlösung in einem kleinen Zimmer in der Wohnung eines Freundes gelebt, zwei Wochen nach Einzug stellte ich aber Kakerlaken in der Wohnung fest und zog zurück. Zwei Umzüge während des Semesters innerhalb eines Monats sind auch nicht unbedingt ein Traum und sie kosten natürlich auch Geld. Kurz danach hat mein Freund (Fernbeziehung) sich getrennt und das hat mir ziemlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich war jedes Wochenende bei ihm und plötzlich saß ich hier fest, wo ich mich ohnehin nicht wirklich wohl fühle. Ich habe versucht, mich auf das Studium und die Arbeit zu konzentrieren, aber ich konnte nicht mal mehr richtig lachen und auch vor Freunden nicht mehr so tun, als wäre alles in Ordnung. Ich fühlte mich von Tag zu Tag einsamer. Diese Woche wurde mir dann auf der Arbeit mein Rucksack u.a. mit Portmonee, Schlüssel und Handy geklaut, während ich kurz im Büro nebenan war. Es muss alles sehr schnell gegangen sein, als ich zurück kam, waren die Sachen weg und es bestehen kaum Chancen, etwas davon wieder zu sehen. Den Rest der Woche habe ich mich iwie um alles gekümmert bzw. alles in die Wege geleitet, stehe aber halt trotzdem mit einem Schaden von ca. 1500€ da und 2-3 Wochen ohne EC-Karte oder Krankenversicherungskarte. Mein Umfeld gibt mir das Gefühl, ich würde übertreiben. Mein bester Freund konnte keine halbe Stunde bei mir bleiben bis mein Mitbewohner gekommen wäre, weil er zu seiner neuen Freundin musste, die wohl komisch geguckt hatte, als er losgefahren war. Eine Freundin aus der Uni sagte mir, ich solle mich nicht so anstellen, ich würde schließlich in ***** leben und da passiere sowas ständig. Heute ist Freitag, ich bin zur Ruhe gekommen und ich fühle mich so wahnsinnig einsam, weil sich einfach niemand dafür interessiert, wie es mir jetzt geht. Ich meine, warum darf ich nicht mal darüber reden, dass ich traurig bin? Es ist mies, was mir passiert ist, warum darf ich das nicht einfach mal so sagen, ohne dass scheinbar gleich der Eindruck entsteht, ich würde den Kopf in den Sand stecken? Merken die anderen denn nicht, dass ich mich dadurch nur noch einsamer fühle und noch trauriger werde?
Ich bin ein Mensch, der immer für andere da ist, wenn sie Probleme haben und ihnen zuhört, ohne sofort zu sagen, sie sollen sich zusammenreißen. Warum werde ich jetzt emotional so alleine gelassen? Was stimmt nicht mit mir, dass ich scheinbar keine wahren Freunde habe, wenn ich sie brauche? Ich möchte nicht mehr auf den Campus (meine Arbeit befindet sich auch dort), ich möchte weg von hier! Ich schlafe oft mit dem Gedanken ein Bitte lass mich nicht wieder aufwachen. Ich habe in meinem Leben immer wieder neu angefangen, wenn etwas schief gegangen ist und immer weiter gemacht und versucht, mich nicht hängen zu lassen, aber ich habe iwie das Gefühl, ich kann jetzt einfach nicht wieder aufstehen. Das da oben liest sich für Außenstehende vielleicht banal, aber es ist gefühlt nur ein Teil einer nicht enden wollenden Pechsträhne und ich weiß nicht, was ich noch versuchen soll, damit sie endet. Und ich habe das Gefühl, ich ziehe auch alle, die mir nahe stehen mit hinein... sie müssen mir jetzt zB Geld leihen, damit ich erst einmal über die Runden komme. Mein Mitbewohner musste heim kommen, weil der Schlüssel ja weg war und hatte deshalb Stress auf der Arbeit. Und weil es nur sehr wenige sind, die mir wirklich zuhören wollen, wenn ich über meine Gefühle reden möchte, bekommen die paar Personen natürlich viel ab und ich habe Angst, sie zu überfordern und noch einsamer zu werden.
Ich weiß, dass ich mir selbst helfen muss, aber ich sehe einfach keinen Sinn mehr darin, es zu versuchen, denn bisher ist immer alles nur wieder und wieder schief gegangen. Ich kann nicht mehr so tun, als wäre alles ok, aber lasse ich es mal raus, heißt es nur, ich bemitleide mich. Das mag vielleicht sogar sein, aber ich kann einfach nicht mehr anders. Ich kann nicht mal mehr weinen und ich habe Angst vor jedem neuen Tag, vor neuen Menschen, davor wieder verletzt oder abgelehnt zu werden. Es ist eine Schranke in meinem Kopf, die meine Gedanken auf engem Raum zusammensperrt und sie kreisen lässt und nicht zulässt, dass ich etwas verarbeite. Sport hilft nicht, rausgehen hilft nicht, Musik hören hilft nicht, Trinken hilft erst recht nicht... Ich stehe wieder auf der Warteliste für einen Therapieplatz, aber was, wenn mir da auch nur wieder gesagt wird, ich bemitleide mich oder ich soll doch in die Psychiatrie gehen? Mein Leben ist bestimmt von Angst, Trauer und Einsamkeit und dem Versuch, irgendwie den Schein zu wahren, irgendwie das Studium zu schaffen und mich weniger selbst zu verachten.