Kleinerfreitag
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ich lese schon seit ein paar Wochen hier mit und bin froh darüber, hier so viele Gleichgesinnte zu finden. Da ich aktuell selbst am Rande der Verzweiflung bin, was das Thema Burnout angeht, habe ich mich jetzt entschlossen, aktiv zu werden.
Kurz zu mir: Ich bin Anfang 30, weiblich und nach einem sehr langen Studium erst sehr spät in den Beruf gestartet.
Ein Burnout hatte sich bei mir schon lange angekündigt, im vergangenen Frühling war es dann soweit, dass gar nichts mehr ging bei mir - komplett erschöpft habe ich nach mehreren Nervenzusammenbrüchen schließlich meinen Job als Redakteurin gekündigt und mir eine Auszeit genommen. Ein halbes Jahr lang habe ich von Erspartem gelebt und versucht, mir zu überlegen, was ich mit meinem Leben wirklich machen möchte - Sinn finden usw. Heraus kam ehrlich gesagt nicht so viel, da ich mich trotz Freizeit unheimlich unter Druck gefühlt habe, jetzt die richtige Lösung zu finden. Ab Januar habe ich wieder eine neue Stelle angefangen - wiederum als Redakteurin, aber in einem anderen Themenfeld. Nach zwei Monaten war ich erneut am Ende, habe mich irgendwie noch ein wenig weiter durchgequält und parallel nach wieder einem anderen Job gesucht - seit Mai arbeite ich jetzt wieder in einem anderen Unternehmen als Redakteurin, wieder mit anderen Themen und Abläufen, aber seit vier Wochen bin ich erneut am Rande eines Burnout. Die Symptome kenne ich ja noch von letztem Jahr - komplette Erschöpfung, permanente Anspannung, ständig Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, breche bei kleinsten Problemen in Tränen aus und fühle mich einfach nur überfordert. Allmählich setzt sich bei mir die Erkenntnis durch, dass in der Vergangenheit wohl weniger das jeweilige Unternehmen das Problem war, wenn ich gekündigt habe, sondern vielleicht einfach der Redakteurs-Job an sich - rückblickend habe ich mich in den vier Jahren, die ich festangestellt bin, immer durchgequält, ohne mich wirklich wohlzufühlen mit dem, was ich tat (anders ausgedrückt, ich habe mich permanent unglücklich und überfordert gefühlt ). Das zu erkennen ist einerseits eine Erleichterung für mich, andererseits wirft es neue Probleme auf:
Ich will auf keinen Fall in meinem Job weiterarbeiten. Alleine beim Gedanken daran, nächste Woche ins Büro zu müssen, wird mir schlecht. (Diese Woche bin ich krankgeschrieben, weil mich die zweite Corona-Impfung etwas umgehauen hat - wofür ich dankbar war, weil ich nicht arbeiten muss deswegen, auch wenn das natürlich schlimm klingt.) Hinzukommt, dass ich aktuell fast zwei Stunden pendeln muss (hin und zurück auch nochmal zwei), was mich ebenfalls unheimlich stresst. Ich habe einfach nicht die Kraft dafür, um all das anzugehen - private Probleme sind dabei noch gar nicht eingerechnet - und habe Angst, mir gesundheitlich noch mehr zu schaden, wenn ich trotzdem weitermache. Mein Kreislauf spinnt mittlerweile total, mein Blutdruck sackt mir ständig ab ins Bodenlose und ich bin permanent zum Umfallen KO und einfach nur platt.
Aber ich bin seit gerade einmal zweieinhalb Monate in meinem aktuellen Job, davor waren es fünf, davor meine sechsmonate Auszeit; ich weiß schon, dass das keinen guten EIndruck macht im Lebenslauf. Da meine Probezeit allerdings nur drei Monate lang geht, komme ich nur noch bis Mitte August problemlos aus meinem Job raus - danach droht eine sehr lange Kündigungsfrist. Gleichzeitig graut mir davor, mich wochenlang krankschreiben zu lassen anstatt direkt zu kündigen - ich bin selbst als Schwangerschaftsvertretung eingestellt und kann die Kollegen doch nicht so hängenlassen, dann lieber gleich ganz raus, denke ich.
Kennt einer von euch das auch, dass ihr häufigere Jobwechsel hinter euch gebracht habt, obwohl ihr noch gar nicht so lange dabei ward? Ich bin, wie gesagt, generell erst seit ein paar Jahren Vollzeit berufstätig; so früh schon ein (bzw. den zweiten) Burnout zu haben, macht mir ganz schön zu schaffen, denn offenbar vertrage ich ja wirklich gar keinen Stress; manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt in der Lage bin, zu arbeiten. Und ich möchte wirklich arbeiten, ich bin nicht faul, ich schaffe es nur so einfach nicht, wünsche mir aber nichts mehr, als einen soliden Job zu haben, der mich nicht überfordert und den ich langfristig ausüben kann. Geht es irgendwem hier ähnlich?
PS: Puh, ich weiß, das ist ein Roman geworden - vielen Dank an alle, die sich das durchgelesen haben und liebe Grüße