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Ohne Therapie und Medikamente?
Puh, ich weiß gar nicht so recht, wie ich anfangen soll. Ich (m) bin nun 35 Jahre alt und befinde mich momentan in meiner 3. depressiven Episode. Die erste verflog irgendwann von selbst (ich wünschte, ich könnte den Hergang rekonstruieren). Die zweite man mag es kaum glauben irgendwann nach einer durchwachten Nacht, nachdem mir bereits Cipralex verschrieben war und ich dies auf eigene Faust gleich wieder absetzte (hat meine Selbstmordgedanken damals extrem verstärkt). Nun habe ich vor Antidepressiva höllische Angst und mag kaum wieder den Gang zu einem Psychologen wagen. Ich dachte mir, es ist einen Versuch wert, hier mein Geschichte kundzutun, auf das mir vielleicht doch jemand einen Tipp weiß, wie ich aus der Misere aus eigener Kraft wieder herauskomme. Es ist ein sehr langer Text, da es leider nicht in wenigen Sätzen gesagt ist.
Die anderen beiden Phasen hatte ich in den Jahren zwischen 20 und 30, wie auch dieses Mal, nachdem ich jeweils längere Zeit gek. habe. Ich dachte früher, dieser ganze Dro.-Missbrauch sei für das Dilemma verantwortlich. Allerdings bin ich irgendwann zu der Erkenntnis gekommen, dass der Zusammenhang anders rum liegt: Nicht durch das *beep* habe ich aufgehört, mich selbst zu lieben. Nein, ich habe gek. , weil ich mich selbst nicht mag, und das so glaube ich inzwischen bereits seit meiner Kindheit. Durch viel Nachdenken wurde mir das klar. Da hat ein Ereignis zum nächsten geführt. Ich möchte mal versuchen, es in der angenommenen Reihenfolge darzustellen. Doch eines vorweg: Meine (1 Jahr jüngere) Schwester hat das Problem nicht.
Am Anfang des ganzen steht möglicherweise die Tatsache, dass mir die männliche Identifikationsfigur gefehlt hat. Das heißt nicht, dass ich ohne Vater aufgewachsen bin, sondern: Mein Vater hat mir in Kindheit und Pubertät nicht das Gefühl gegeben, dass ich was kann, jemand bin, mich nicht gelobt. Meine Mutter dagegen hat mich schon auch gelobt und gezeigt, dass sie mich liebt. Aber das schien ab der Pubertät nicht mehr viel zu bedeuten. Möglicherweise hat das schon den Grundstein dafür gelegt, dass ich mich selbst nicht mag.
In der Pubertät, oder besser gesagt schon ab dem Eintritt in die Realschule kamen weitere Probleme hinzu, die meinem Selbstwertgefühl definitiv geschadet haben: Im Sportunterricht war ich in jeder Hinsicht einer der schlechtesten. Wie das in unserer Kultur so ist, zieht das auch nach sich, dass man dann von vielen Seiten ausgelacht wird. Ich war auch (und bin es heute noch) der Schwächste unter den Jungs und habe immer den kürzeren gezogen. Ich war immer einer der kleinsten und sehr dünn.
Noch minder wurde mein Selbstwertgefühl, als ich mich dann für das andere Geschlecht interessierte. Vielen Mädchen war ich nicht sympathisch. Aber leider haben auch die, die sich erst einmal für mich interessierten immer ganz schnell wieder das Interesse verloren. Es wird daran gelegen haben, dass ich zwar der nette Typ war, aber eben (siehe oben) kein Selbstbewusstsein hatte. In diesem Zusammenhang steht auch eine Erfahrung, die mich von allen heute noch am stärksten belastet: Ich hatte eine Freundin, mit der ich eines Tages im Bett landete und die dann nicht wollte. Das endete für mich in diesem Moment höchst frustrierend, so dass ich mich anzog und ging. Nicht dass alleine das schwierig zu verdauen wäre, es kam dann noch schlimmer: Ich wurde zufällig heimlich Zeuge, wie sie von einer anderen Freundin gefragt wurde, warum sie mich nicht will. Ihre Antwort darauf war, dass sie an diesem Tag vor meinem Besuch bereits mit einem anderen Kerl im Bett war. Als ob das nicht schon demütigend genug wäre, rechtfertigte sie dies dann auch noch damit, dass der einfach einen größeren P. hätte. Das hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, der mich zu völlig merkwürdigem Verhalten gegenüber weiteren Frauen brachte. Obwohl ich weiter gerne eine Freundin gehabt hätte wurde ich noch zurückhaltender als bisher. Ich schaffte es zwar einerseits immer wieder mal, Kontakte zu knüpfen. Allerdings verhielt ich mich dann unterbewusst so, als ob ich der Meinung wäre, man könne eine Freundin haben, ohne jemals intim werden ich weiß, völlig absurd. Aber der Schock über die Erfahrung saß zu tief und ich konnte darüber aus Scham mit niemandem reden. Es schlich sich die Gewohnheit ein, dass ich fast jedes Wochenende ziemlich viel Alk. trank.
Dann vergingen einige Jahre, bis ich plötzlich (mit ca. 22) zu *beep* anfing. Aus heutiger Sicht war ich dazu geradezu prädestiniert. Ich machte mir einfach über viele Dinge keine Gedanken mehr und verdrängte fast alle negativen Erfahrungen. Eine Freundin wollte ich nun gar nicht mehr, denn ich dachte mir: Hey, man kann doch auch einfach in den Pu. gehen. Davon wird zwar mein P. nicht größer, aber ich kann trotzdem Spaß haben und niemand erfährt etwas über diesen Teil meines Köpers. Das war tatsächlich eine annehmbare Lösung. Zwar sagten mir viele Prost. sogar, ich hätte einen schönen, großen P.. Aber das spielte für mich nun überhaupt keine Rolle mehr. Ich glaube ihnen das zwar nicht (hielt es für reine Kundenbindungsmaßnahme), aber es blieb ja alles innerhalb der Zimmer und ich brauchte mich nicht zu schämen.
Heute gehe ich zwar nicht mehr zu Prost., aber ich habe auch gar kein Verlangen mehr nach S.. Das liegt sicher an der Depression, aber nebenbei bekomme ich auch ständig mit, wie um mich herum Beziehungen scheitern, aus denen teilweise Kinder hervorgingen. Dies wiederum ist mir eine neue Warnung vor Beziehungen: Setze niemals Kinder in die Welt! Wenn fast alle Männer um mich herum scheitern, obwohl sie mein Problem gar nicht haben, dann würde mich eine Frau sicher auch irgendwann verlassen wieso sollte eine Frau es mit einem depressiven Typen wie mir auf Dauer aushalten. Ich lebe also inzwischen mit dem Gedanken, dass ich auf ewig Single bleiben werde. Damit habe ich mich quasi schon abgefunden, weil ich keine solche Enttäuschung riskieren will.
Das tragische ist aber: Nun durchlebe ich bereits die 3. depressive Episode und es gibt langsam gar nichts positives mehr, was ich anderen Menschen über mich sagen kann. Werde ich jemals aus diesem Drama rauskommen, ohne mir das Leben zu nehmen? Antidepressiva möchte ich durch schlechte Erfahrung nicht nehmen, aber eine stationäre Therapie würde meinen Job gefährden, an dem mir sehr viel liegt.
LG
Michael
21.04.2019 14:41 •
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