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Hilflos, Machtlos, Chancenlos?

Verstelldichfix
Hallo zusammen,

wir, das sind meine Frau und ich, haben eine Tochter, 17 Jahre alt. Ich bin nicht der leibliche Papa, aber wir kennen uns seit sie 3 war und daher ist sie auch mein Kind, wenn auch nicht auf dem Papier. Sie ist jetzt in der 11. Klasse auf dem Gymnasium und die Probleme werden immer größer. Diagnostiziert ist eine Angst- und Panikstörung. Wir denken aber, dass auch eine Depression dazu kommt.

Unsere Tochter war schon immer zurückhaltend, introvertiert und ruhig. Meine Frau war als Kind genauso, was für uns überhaupt kein Problem ist. Sie ist wie sie ist und wir lieben sie so, wie sie ist. Je älter sie wurde, desto schwerer wurde es für sie. Sie igelte sich immer mehr ein, hatte kaum soziale persönliche Kontakte und wollte dies auch nicht. Seitdem sie 13 ist wurde es jedoch wirklich schlimm aus unserer Sicht. Sie lag oft im Bett und verschwand in der digitalen Welt, Youtube, Snapchat, TikTok oder Serien. Als sie 14 war fanden wir beim aufräumen einen Abschiedsbrief. Daraufhin hat sich meine Frau mit ihr hingesetzt und sie sprachen darüber, naja, meine Frau sprach mehr, unsere Tochter meinte aber, da ist nichts dran, das sei aus einer Laune raus entstanden mit einer Freundin zusammen und sie wollten sowas mal schreiben, versicherte uns, dass sie sich auf keinen Fall was antun würde. Der Druck in ihr schien zu wachsen, sie find an mit dem Ritzen an Armen und Beinen, an nicht sichtbaren Stellen und später auch an sichtbaren Stellen. Das war der Zeitpunkt, an dem wir entschieden haben, wirklich gegenzusteuern. Nicht durch Verbote oder Meckern sondern wir haben zusammen entschieden, dass wir ihr Hilfe suchen, aber ohne dabei die Kette anzulegen. Termine bei Kinderpsychologen zu finden ist eine Herausforderung. So haben wir fast ein Jahr gebraucht, bis wir nach ständigem Telefonieren und Nachfragen endlich jemanden fanden, der ein Erstgespräch mit ihr machen konnte. Dabei haben wir sie nicht allein gelassen, sie war einverstanden mit dem Termin und haben ihr die Wahl gelassen. Mittlerweile ist sie 17 und seit über einem halben Jahr in der Gesprächstherapie. Sie zeigt auch Fortschritte, kleine, aber erkennbar. Was uns derzeit Sorge bereitet ist neben der Schule (Mathe aktuell 0 Punkte) auch der Umstand, dass sie auf TikTok wieder anfängt, extrem depressive Dinge zu reposten. z.B. Wo siehst du dich in 5 Jahren? Und dann taucht plötzlich ein Bild von einem Friedhof auf.

Sie hat wenig mit keine Interessen. Einzig Musik, Taylor Swift etc. und Serien sind ihre Welt. Dieses Jahr waren wir sogar auf 3 Taylor Konzerten bzw. 2, weil Wien abgesagt wurde. Dafür sind wir 1000km gefahren. Sie war bei Adele, nächstes Jahr Billy Eilish und wir haben Karten für Lana del Rey in Dublin bekommen. (Auch eine ihrer Lieblingssängerinnen) Dafür fliegen wir dann dahin und bleiben ein paar Tage. Sie wollte schon immer nach London. ok, machen wir. Jetzt nach Weihnachten für 5 Tage, spontan. Das kostet uns natürlich extrem viel Geld, ich hab derzeit einen Vollzeitjob und einen Nebenjob damit wir das finanzieren können. Meine Frau hat einen Vollzeitjob. Wir versuchen ihr Dinge zu ermöglichen, damit sie raus kommt aus ihrem Trott, aus ihrer Bubble, aus ihrer Angst und ihrer Negativität. Ja, es sind nur materielle Dinge, aber damit verbunden sind auch Erlebnisse, die bleiben.

Ihr Leidensdruck ist groß. Gerade in der Schule. Letzte Woche war ein Elterngespräch. Mathe. zwei Tests, beide ohne Punkte. Hat sie auf dem Halbjahreszeugnis keinen Punkt in Mathe, wars das mit der 11. Klasse. Wir haben ihr Zeit gegeben, weil sie sagte, sie schafft das. Und sie geht auch zur Schule, fehlt nie. Jetzt haben wir Nachhilfe organisiert, zum ersten Termin ging sie aber nicht, weil sie Unterleibsschmerzen hatte. Was wenn sie die Schule nicht schafft? Dann hat sie mittlere Reife, aber sie absolut keine Idee, was sie später machen soll. Keine Idee, wohin die Reise geht. Und wir auch nicht. wir stehen daneben, wir wissen, dass wir nicht alles machen können, ihr das Leiden nicht abnehmen können. Sie sagt immer, es ist alles gut. Aber jeder sieht, dass es nicht so ist. Unsere Mittel sind begrenzt, unsere Nerven blank. Meine Frau weint oft und ich versuche positiv zu denken, schaffe es aber nicht oft. Auch ich habe eine diagnostizierte Angststörung, aber durch Tabletten soweit alles im Griff, auch dank Therapie.

Was haben wir an Möglichkeiten? StationäreTherapie? Lernt sie da nicht noch mehr Leid durch die Anderen dort?
Tabletten als Unterstützung? Oder ist es noch das Alter und die Pupertät? Was wenn sie sich doch etwas antut und wir haben nichts getan?

Ich persönlich denke, dass sie einfach untertauchen möchte in der Masse der Menschen, z.B. in einer Großstadt. Sie will nicht auffallen, nicht im Mittelpunkt stehen, nicht Mainstream sein, unsichtbar sein. Aktuell wohnen wir in einer Kleinstadt mit 40.000 Einwohnern.

Wir sind mental einfach durch, wissen nicht, was wir tun sollen. Und wir haben einfach Angst, dass es zu spät ist zu helfen. Vielleicht hätten wir auch früher handeln müssen, ja. Aber dafür ist zu spät. Die Vergangenheit können wir nicht ändern.

Gruß und Danke an alle!

30.11.2024 12:45 • x 4 #1


Pilsum
Hallo,

was Du hier beschreibst, ist ein verflixt schwieriges Problem.

Zitat von Verstelldichfix:
Sie lag oft im Bett und verschwand in der digitalen Welt, Youtube, Snapchat, TikTok oder Serien. Als sie 14 war fanden wir beim aufräumen einen Abschiedsbrief. Daraufhin hat sich meine Frau mit ihr hingesetzt und sie sprachen darüber, naja, meine Frau sprach mehr, unsere Tochter meinte aber, da ist nichts dran, das sei aus einer Laune raus entstanden

Das euch soetwas Angst macht ist verständlich. Die Tochter zieht sich leider völlig zurück.
Warum, darüber kann oder will sie offensichtlich nicht sprechen.

Zitat von Verstelldichfix:
Der Druck in ihr schien zu wachsen, sie find an mit dem Ritzen an Armen und Beinen, an nicht sichtbaren Stellen und später auch an sichtbaren Stellen.

Dies wird tatsächlich darauf hinweisen, dass sie mit einigen Ängsten und anderen Gefühlen nicht gut
zurecht kommt.
Als Elternteil wird man häufig Schwierigkeiten haben, da eine Gesprächsgrundlage zu finden.

Zitat von Verstelldichfix:
Mittlerweile ist sie 17 und seit über einem halben Jahr in der Gesprächstherapie. Sie zeigt auch Fortschritte, kleine, aber erkennbar. Was uns derzeit Sorge bereitet ist neben der Schule (Mathe aktuell 0 Punkte) auch der Umstand, dass sie auf TikTok wieder anfängt, extrem depressive Dinge zu reposten.


Schwierig dazu etwas zu sagen. Es hilft wenig, wenn ihr beginnt sie zu kontrollieren und zu überwachen.
Ein Mensch in solch einer seelischen Situation benötigt - Vertrauen, Vertrauen und nochmals Vertrauen.
Sie ist nahezu erwachsen. Und bei kritischen Fragen und Kontrollfragen reagiert sie vielleicht auch
sehr sensibel.
Gibt es eine Möglichkeit ihr etwas Selbstbewusstsein zu geben, indem ihr versucht ihr kleine Aufgaben
mit Verantwortung zu übertragen?
Sie auch immer wieder fragen, wofür oder wogegen sie sich entscheiden möchte?
Sie wird erwachsen sie möchte entscheiden lernen. Frei sein.

Zitat von Verstelldichfix:
Jetzt haben wir Nachhilfe organisiert, zum ersten Termin ging sie aber nicht, weil sie Unterleibsschmerzen hatte. Was wenn sie die Schule nicht schafft? Dann hat sie mittlere Reife, aber sie absolut keine Idee, was sie später machen soll. Keine Idee, wohin die Reise geht.

Das wird man sehen, wo ihre Reise hingeht. Bitte versucht möglichst wenig Angst davor zu haben.
Auch hier versucht ihr zu vertrauen.

Zitat von Verstelldichfix:
Was haben wir an Möglichkeiten?

Vieles habt ihr ja schon gemacht. So wie ihr das beschreibt solltet ihr euch möglichst Rat bei
Fachleuten einholen.
Hausarzt, Fachärzte, Psychologen und eventuell auch Beratungsstellen für Jugendliche.

Zitat von Verstelldichfix:
Was wenn sie sich doch etwas antut und wir haben nichts getan?


Ich tut doch ständig was. Sie will sich doch nichts antun. Aber sie benötigt Hilfe dabei,
ihre Ängste zu verstehen und schwächer zu machen. Und ihr fehlt Vertrauen.

Zitat von Verstelldichfix:
Und wir haben einfach Angst, dass es zu spät ist zu helfen.


Ich glaube, für Hilfe ist es nie zu spät. Habt keine Angst. Oder wenn ihr Angst habt, dann zeigt
ihr möglichst wenig Angst. Auch wenn das sich schwierig anfühlt.
Eure Angst sollte nicht dazu führen, dass ihr sie sehr kontrolliert und ihr Entscheidungen
versucht abzunehmen.
Vertraut ihr, so gut es geht. Und so gut, wie es eure Ängste zulassen.

Euch wünsche ich alles, alles Gute.

Bernhard

30.11.2024 14:41 • x 3 #2


A


Hallo Verstelldichfix,

Hilflos, Machtlos, Chancenlos?

x 3#3


Verstelldichfix
Hallo Bernhard,

danke für deine Worte! Selbstvertrauen gewinnt sie ja auch langsam, Stück für Stück. Einfaches Beispiel: Das Spiel Activity. Da muss man Erklären, Zeichnen oder Pantomisch Darstellen. Bis vor einem halben Jahr hat sie kaum mitgespielt, hatte Angst sich zu blamieren oder Lacher zu kassieren. Letztens hat sie sogar Pantomime mitgemacht und es hat sehr gut geklappt! Und dann sagen wir auch, klasse, super! Und dann geht sie wieder zur Schule und merkt, dass sie dort wieder Schwierigkeiten hat. Es ist ganz oft ein Schritt vor, zwei zurück, zwei vor, einen zurück. Und das macht es für sie unfassbar schwer denke ich.

Kontrolle wollen wir gar nicht ausüben, haben wir nie. Aber gerade solche Videos bei TikTok sind wirklich nicht einfach zu sehen als Eltern. Und man würde es gern ansprechen, aber kann es eigentlich auch nicht, weil sie dann denkt, wir verfolgen alles. Wir werden mal mit der Therapeutin sprechen, ob wir da noch was tun können.

Von mir aus kann sie auch ein Jahr zu Hause bleiben, wenn Schule so viel Stress verursacht. Wir werden sie bei allem unterstützen, was in unserer Macht steht. Aber manchmal ist es einfach frustrierend, weil auch kein Feedback kommt und auch kein Entgegenkommen. Alles ist so selbstverständlich und dabei wäre ein Danke schon was schönes, was auch zeigt, dass wir was richtig machen.

Gruß Henry

30.11.2024 15:33 • x 2 #3


Oli
Hallo @Verstelldichfix !

Herzliche willkommen hier im Forum!

Es gibt hier einige Mitglieder, die Kinder mit psychischen Belastungen haben. Soweit ich das sehe, sind darunter aber wenige, die nicht auch wegen der eigenen Probleme hier sind.

Insofern kenne ich leider keinen aktuell aktiven Thread, den ich Dir zu diesem Thema empfehlen kann.

Ich denke aber, dass ein Austausch dennoch zustande kommen kann, so wie ich die Mitglieder hier kennen gelernt habe.

Ich habe Deine Ausführungen gelesen und lasse sie gerade noch auf mich wirken bzw sortiere sie für mich.

Ich hoffe, Ihr kommt weiter! Aus Deinen Zeilen spricht eine große Zuneigung zu Deiner Tochter! Ich danke Dir fürs Teilen!

*Oli

30.11.2024 16:06 • x 4 #4


Pilsum
Hallo Henry,

bestimmt macht ihr ganz viel richtig. Allerdings, etwas heilen, kann man nicht erzwingen.

Zitat von Verstelldichfix:
Von mir aus kann sie auch ein Jahr zu Hause bleiben, wenn Schule so viel Stress verursacht.


Das finde ich nicht einfach. Denn wenn ihr sie aus der Schule nehmt, dann sagt ihr ihr vielleicht auch
gleichzeitig.
Wir glauben, Du schaffst es nicht.
Fühlt sie sich denn von den Mitschülerinnen nicht anerkannt? Könnte es einen körperlichen Makel geben?
Vielleicht etwas eher Unscheinbares? Es ist schwierig, wenn man nicht mit ihr selbst sprechen kann.
Wie verhält sie sich, wenn sie unter Gleichaltrigen ist? Kann sie ihre Meinung sagen?
Kann sie um etwas streiten, ob etwas eher falsch oder eher richtig ist?

Zitat von Verstelldichfix:
Alles ist so selbstverständlich und dabei wäre ein Danke schon was schönes, was auch zeigt, dass wir was richtig machen.

Das kann ich verstehen.

Zitat von Verstelldichfix:
Unsere Mittel sind begrenzt, unsere Nerven blank.


Bitte versucht ruhig zu bleiben. Wenn ihr zu häufig Angst habt, macht ihr vielleicht Fehler.
Ihr könnt es nicht erzwingen.

30.11.2024 16:41 • x 2 #5


HDD
Hallo @Verstelldichfix ,

zunächst etwas zu deinem Nick: Es heißt ja allgemein Namen sind Schall und Rauch, aber ich glaube, auf solche, die man sich selbst gibt, trifft das nicht immer zu. Ich fragte mich unwillkürlich:
- Wer verstellt sich hier (in welcher Rolle, und wie; gegenüber wem)?
- Warum?
- Warum fix?

Ich glaube, das sind Fragen, über die du vielleicht einmal ehrlich und selbstkritisch nachdenken solltest, denn sie betreffen nicht nur dich, sondern auch deine Frau und besonders auch deine Tochter.

Zitat von Verstelldichfix:
Sie lag oft im Bett und verschwand in der digitalen Welt, Youtube, Snapchat, TikTok oder Serien

Das ist nicht gut. Die Vorbilder, die sie da findet, vermitteln ihr falsche Werte - Dinge, die sie nicht erreichen kann, weil das niemand kann, obwohl es so dargestellt wird, als ob das möglich wäre.
Zitat von Verstelldichfix:
sie find an mit dem Ritzen an Armen und Beinen, an nicht sichtbaren Stellen und später auch an sichtbaren Stellen

Sie tut das, um etwas zu empfinden - etwas, das stärker ist als das Unerträgliche, das sie sonst empfindet. Es ist ein Selbstschutz, um sich selbst nicht ins Auge sehen zu müssen.
Zitat von Verstelldichfix:
dass sie auf TikTok wieder anfängt, extrem depressive Dinge zu reposten

Wäre ich du, würde ich ihr das Handy abnehmen. Kein Wenn und Aber. Egal, wie sie meckert. Dafür würde ich mich gerne zum Sündenbock, zum bösen, doofen Vater machen lassen.

Informier' dich mal darüber, warum die Australier vor kurzem eine Altersbeschränkung (16) für digitale Medien eingeführt haben. Das ist eine extreme Maßnahme und es gab bestimmt jede Menge erbitterten Widerstand seitens der Digitale-Medien-Industrie, die ihr Geschäftsmodell gefährdet sieht. Trotzdem haben sie's gemacht. Meiner Meinung nach wissen die, warum.
Zitat von Verstelldichfix:
Wir versuchen ihr Dinge zu ermöglichen

Aber wohl nicht die richtigen, sondern...
Zitat von Verstelldichfix:
materielle Dinge

Was sie (meiner bescheidenen Meinung nach) bräuchte, wäre ein positives Vorbild. Jemand, der ihr hilft, durch den Rauchvorhang und die Trugbilder hindurchzusehen, die digitale Medien und ihre Peergroup vor ihr aufspannen. Jemand, der ihr hilft, eine selbstständige Person zu werden, eigene, tragfähige Werte zu entwickeln.

Die Psychotherapie kann das vermutlich eher nicht leisten. Pillen schon gar nicht. Die sind nur als kurzfristige Notfallmaßnahme geeignet, als Überbrückung und kleine Starthilfe.

Was mir dazu spontan in den Sinn kommt:
Sportverein? Selbstverteidigungs-Kampfsportgruppe? Irgendwas, wo sie gefordert wird. Wo sie was leisten muss, aus eigener Kraft. Unter Anleitung durch jemanden, der Werte vermitteln kann (die ihr euch natürlich vorher ansehen müsst - es ist eure Verantwortung, dass kein falsches, unzutreffendes Weltbild vermittelt wird).

30.11.2024 17:21 • x 5 #6


Caro63
Hallo Verstelldichfix,
Schön, dass du den Weg in dieses Forum gefunden hast....
Weniger aufbauend ist eure Gesamtsituation.
Für diese, eure gerade bestehende Lage eine Lösung zu finden ist sicher schwer und verlangt aus meiner Sicht in erster Linie Vertrauen und einen grossen Redebedarf miteinander.
Ich hatte eine etwas ähnliche Situation mit meinem damals erwachsen werdenden Sohn.
Ich merkte sehr wohl, dass es an etwas fehlte und ihm schlecht ging, allerdings gebe ich dir völlig Recht, wie schwer es ist, an diese jungen Menschen heran zu kommen. Ein paar Punkte lese ich aus deinen geschriebenen Worten, die ähnlich sind.Erlaube mir bitte, diese Denkanstöße, ohne in irgendeiner Weise eure elterliche Leistung kritisieren zu wollen.

Weisst du, ich glaube, die Nutzung der social Media Möglichkeiten kann man heute nicht verbieten( ausser i.d.Schule).Dafür ist die Jugend heute zu weit darin verwachsen, es gehört einfach dazu. Man kann es vllt.lediglich etwas steuern, mehr leider nicht.Ich finde, die Erfahrung müssen sie auch selbst machen, wieviel und welche Kost da konsumiert wird.
Wichtiger ist, gemeinsam Zeit zu haben für Sprechzeiten ,z.bsp.feste Mahlzeiten zusammen(bei uns war das abends und am WE).Da habe ich dann wirklich drauf geachtet, dass kein Telefonat dazwischen kam oder Termine dies nicht ermöglichten.
Mich hat es fast 3 Jahre gekostet, ehe ich unsere Basis so verbinden konnte, dass er zu reden begann, quasi innerlich so gequält war von sich selbst, dass er auf der Bettkannte sitzend nachts in Tränen aufweichte und ich selbst mit weinen musste.Das war dann die Erlösung und die Gesprächsbasis begann zu wachsen.Und dabei hatten wir ein gutes Verhältnis bisher.
Es war sooo ein Kampf, sich zu öffnen.Mir hat es fast das Herz zerrissen, so hat mich das auch belastet.
Die Hilflosigkeit als Mutter(ich hatte damals auch einen Partner aber nicht wie du bist), ich war genauso unglücklich wie mein Kind.
Mir hat damals eine Jugendberaterin gesagt,
Nimm mich so, wie ich bin, ich solle unter diesem Aspekt mein jugendliches Kind betrachten und auch behandeln...
Diesen Spruch habe ich verinnerlicht, tue es heute noch oft, denn es hilft auch mir, jede andere Person so zu behandeln, wie sie selbst ist .
Die Abiturstufe ist anspruchsvoll, die Überlegung, ob da evtl.eine Überforderung vorliegt, solltet ihr mal überlegen.
Manche Jugendliche kommen nicht nach mit dem Stoff, sind innerlich abgelenkt mit Selbstfindungsproblemen, Pubertät, erster Liebe oder auch Schwärmerei für irgend welche Idole.Da kann das Gehirn völlig abdriften...
Mal abgesehen davon habe ich dann eine Beratungsstelle aufgesucht bei der Agentur für Arbeit (da gab es so einen Bereich Jugendausbildung.Die Überlegung meinen Sohn vom Gymnasium nach 11.Kl.rauszunehmen überlegte ich auch, kam sofort dann der Gedanke ok und was dann?
Ausbildung,tja,wer weiss schon was und wo und ist das evtl.falsch dann oder nicht? Tausend neue Fragen ohne Antworten....
Zumindest hatten wir gefühlte Jahre an Gesprächen immer wieder, nur bezog ich ihn ein in meine Gedanken und Tränen, so lernte er wohl auch meine Situation besser verstehen....ich versuchte ihm ein Teamgefühl zu vermitteln ohne als Glucke agieren zu wollen.
Ich bezog ihn ein....
Immer wieder und bei jeder Gelegenheit.Auch der Realschulabschluss ist ein Abschluss, niemand MUSS heute Abitur zwangsläufig haben.Natürlich denkt man als Eltern, bessere Chancen usw.,letztendlich ist es aber wichtig, dass sie ernst genommen werden, das fast erwachsene Kind glücklich und zufrieden ist oder?
Und selbst wenn, Abitur kann man immer noch machen...
Habt ihr euch mal gefragt, ob eure Tochter vllt.gar nicht Abitur machen möchte?
Vielleicht möchte sie lieber mit Tieren arbeiten, gärtnern oder mit Menschen zu tun haben?
Vielleicht schwärmt sie grad so für Heidi Klum oder Taylor Swift oder die Kleider von Adele, dass sie mit Mode/Schneiderin, Kosmetikerin,Friseurin oder oder oder ...mehr Ambitionen hätte.
Es gibt so eine Art Überbrückung ,das geht sicher heute auch noch über die AfA,wo Jugendliche aufgefangen werden, wenn sie mittendrin aus dem Gymnasium abbrechen und keine Ausbildungsstätte beginnen können.
Will sagen, nicht der normale gerade Weg ist für jedes Kind das Richtige, Umwege sind durchaus erlaubt und zeitgemäss, dienen ja der Selbstfindung Ehrlich, ich möchte heute nicht Jugendliche sein, das ist echt schwierig, sich in dieser hektischen,unruhigen,ablenkenden Zeit zurecht zu finden und dann soll man auch noch mit seinem Körper zurecht kommen.

Und für uns Eltern wird es immer wieder eine neue tägliche Herausforderung, denn all das geht weiter Abgesehen davon, eure Konzertbesuche MEGA...ich bitte auch...nein, im Ernst.
Klar, das ist toll,teuer,tapfer von euch, das zu stemmen.
Vielleicht bräuchte euer Mädel eine gute Freundin Mama oder väterlichen Freund zum klönen/schwätzen bei ner Radtour oder Wanderung oder .....oder.
Im Konzert reden,Sorgen teilen, sich öffnen.
Ich könnt fortfahren, doch für den Anfang ist s genug .
Ich/wir reden heute noch mit 36 oft und immer wieder, die Basis ist inzwischen auf die Erwachsenenebene gewechselt, Augenhöhe, auch wenn es manchmal ruckelt
Sollte Bedarf an Input sein, dann melde dich gern auch direkt per PN.
Nicht aufgeben, dranbleiben!
In diesem Sinne,
VG Caro

Gestern 02:48 • x 5 #7


Stromboli
Lieber @Verstelldichfix

Auch von mir herzlich willkommen hier und danke für die Schilderung der Notlage, in der ihr euch befindet. Sie geht unter die Haut, die Angst um das eigene Kind gehört zu den schlimmsten, die ich mir vorstellen kann (ich habe auch zwei Kinder).
Vieles, was mir spontan dazu einfällt, wurde schon geschrieben. Ich möchte aber auch betonen, wie toll ich den Einsatz und das Engagement finde, das ihr für eure Tochter aufbringt. Mit ihr diese Konzerte besuchen, sie mit euren Gefühlen und Handlungen begleiten, immer aber auch mit der Achtsamkeit, ihre Grenzen zu respektieren, das finde ich schon bewundernswert. Und das wird, auch wenn ihr vorläufig wenig oder keine Erfolge seht, auf Dauer nicht fruchtlos bleiben.

Einen Punkt gibt es noch, der mir beim Lesen auffällt. Eure Tochter ist nicht dein leibliches Kind, schreibst du. Wie ist es denn mit dem leiblichen Vater? Gibt es den auch in ihrem Leben, kennt und sieht sie ihn gelegentlich? Und wie sind ihre ersten 3 Lebensjahre verlaufen, was hat sie da erlebt?
Ich frage das, weil dies die prägendsten Jahre überhaupt sind in einem Menschenleben. Es ist natürlich Spekulation, aber die aktuellen Probleme eurer Tochter, ihre Ängste, Depressionen und selbstgefährdenden Tendenzen könnten durchaus ihre Wurzeln in der frühen Kindheit haben. Sowas ist dann in der Regel tief im Unterbewusstsein verschwunden und nicht mehr zugänglich.
Helfen, um das abzuklären und, falls es sich bestätigt, therapeutisch anzugehen, könnte eine gute Traumatherapie. Insbesondere eine, die mit dem Familienstellen arbeitet. Aus meiner Erfahrung würde ich die sogenannte Identitätsorientierte Psychotraumatherapie (IOPT) empfehlen, da gibt es mittlerweile in Deutschland meines Wissens ziemlich viele ausgebildete Therapeut*innen. Hier ist eine Liste: https://www.franz-ruppert.de/en/aktuell...tionsliste. Die Homepage des Gründers Franz Ruppert ist hier: https://www.franz-ruppert.de/.
In der IOPT wird auch in Einzel- oder Paarsettings mit Aufstellungen gearbeitet, mit Hilfe von Platzhaltern. Ich habe selber ein Jahr lang eine solche Therapie besucht und viel profitiert dabei. Ihr müsstet dafür die Tochter auch erstmal gar nicht mitnehmen. Klarheit verschaffen, auch darüber, was die nächsten wichtigen Schritte sind, könnte euch das auch so.
Bekannt geworden ist das Familienstellen vor allem durch die Methode von Bert Hellinger, aber da bin ich selber sehr skeptisch, weil nach meiner Erfahrung oftmals recht dogmatisch gearbeitet wird. Deshalb hat sich Ruppert auch von Hellinger distanziert.
Entscheidend ist aber in jedem Fall, dass ihr euch wohl und ernst genommen fühlt in der Therapie.

Das möchte ich dir einfach aus meinem Erfahrungsschatz mitgeben, ob es für euch taugt, wirst du und werdet ihr schon spüren.

Alles Gute für euch und herzliche Grüsse
Stromboli

Gestern 08:30 • x 3 #8


Verstelldichfix
Zitat von Caro63:
Nimm mich so, wie ich bin, ich solle unter diesem Aspekt mein jugendliches Kind betrachten und auch behandeln...

Kenn ich. Das innere Kind...hab ich gelesen und auch unserer Tochter zum Lesen gegeben. Das war wirklich aufschlussreich. Ich versuche auch danach zu handeln und stelle mir die Situation vor, wie sie andersrum wäre. Wie reagiert man dann selbst?

Zitat von Caro63:
Die Abiturstufe ist anspruchsvoll, die Überlegung, ob da evtl.eine Überforderung vorliegt, solltet ihr mal überlegen.

Haben wir. Das ist ihre eigene Entscheidung gewesen. Wir haben schulisch gar keine Vorgaben gemacht. Sie war auch immer gut in der Schule, ist sie auch jetzt teilweise noch. Sie hat Fächer mit 15 Punkten, spricht fließend Englisch. Was sie nicht kann ist Mathe und Physik. (So wie ich, hatte immer ne 4 oder 5) Wir wollen sie nicht von der Schule nehmen. Sie wird gegangen wenn sie zum Halbjahr in Mathe nicht wenigstens 1 Punkt hat. Dafür soll ja auch die Nachhilfe jetzt sein. Warum nicht früher Nachhilfe? Sie hat gesagt sie schafft das und es wird besser. Wir haben gesagt, ok...wir vertrauen dir, du schaffst das. Wenn aber was nicht klappt, dann wird Nachhilfe gesucht. Und an dem Punkt sind wir jetzt, nachdem der erste Test 0 Punkte ergab. Allerdings ist sie zum ersten Termin der Nachhifle nicht gegangen, weil sie Unterleibschmerzen hatte. (Wie jeden Monat) Und da kommt man ins Grübeln. Ist das so? Simuliert sie? Ist es vielleicht nich so doll und sie hat nur Angst? Zwingen wir sie jetzt einfach? Schwierig alles....



Zitat von Caro63:
Habt ihr euch mal gefragt, ob eure Tochter vllt.gar nicht Abitur machen möchte?

Ja, auch gemeinsam drüber gesprochen. Sie möchte dabei bleiben. Sie geht ja auch jeden Tag zur Schule, schwänzt nichts oder so. Sie will das schaffen, aber da sind einige Dinge, die dafür Sorgen, dass sie nicht die Leistung bringen kann, die sie müsste. Und als Lehrer kann man nicht auf 23 Schüler immer individuell eingehen. Das klappt leider nicht. Dafür nutzen wir die Elterngespräche um die Lehrer ein wenig zu sensibilisieren und die Situation zu erläutern, damit nicht draufgehauen wird, wie schlecht man doch ist. Siehe Sport...oder auch eine andere Richtung geht. Neulich hat sie sich im Unterricht gemeldet und das kommt nicht oft vor. Der Lehrer hat das auch so gesehen und unbewusst ein riesen Ding daraus gemacht...waaas, du meldest dich...woooow, das trage ich mir in den Kalender ein....ist ja irreeeewege....und so stand sie wieder im Mittelpunkt, da wo sie nicht sein will. Das wars mit dem Melden...macht sie nie wieder meint sie.


Zitat von Caro63:
Will sagen, nicht der normale gerade Weg ist für jedes Kind das Richtige, Umwege sind durchaus erlaubt und zeitgemäss, dienen ja der Selbstfindung

Ja, keine Frage. Von uns bekommt sie keinen Weg vorgegeben. Sie entscheidet selbst und wir beraten höchstens und zeigen Möglichkeiten auf. Keine Vorschriften.


Zitat von Caro63:
Vielleicht bräuchte euer Mädel eine gute Freundin Mama oder väterlichen Freund zum klönen/schwätzen bei ner Radtour oder Wanderung oder

Sie hat eine beste Freundin. Allerdings wohnt die in New York. Die beiden reden dauernd miteinander, täglich mit Videocall. Wir kennen sie auch, zumindest vom Bildschirm. Und die beiden sprechen auch nur Englisch. Ihre Freundin lernt sogar ein wenig Deutsch extra für sie. Schon schön anzusehen. Schränkt aber andere Aktivitäten ein.

Ich schreib jetzt hier schon eine Stunde...am Handy, reicht erstmal. Ich mach jetzt Frühstück und denke darüber nach, was ihr so geschrieben habt. Übrigens waren wir gestern auf dem Weihnachtsmarkt und sie hat am Greifer ein Kuscheltier rausgeholt und hat sich wahnsinnig gefreut darüber. Ein Erfolgserlebnis! Auch wenn es unbedeutend scheint ist es für sie alles! Wir haben uns alle gefreut darüber und abgeklatscht und gesagt, gut, super gemacht. Ja, es ist nur ein Kuscheltier vom Greifer, aber sie geht ins Bett und hatte ein positives Erlebnis. Das macht den Unterschied aus.

Lg Henry

P.S.
Da fehlt irgendwie einiges. Hatte auch auf HDD reagiert...

Gestern 09:16 • x 3 #9


Verstelldichfix
@ Stromboli...vielen Dank für deine Worte! Das tut gut. Wir geben unser Bestes und darüber hinaus, auch wenn wir Fehler gemacht haben. Aber es gibt keinen Leitfaden für die Erziehung.

Kontakt zum leiblichen Vater besteht nicht. Der war 9 Jahre abgetaucht und meldete sich dann mal. Es gab 2 Treffen und dann wars das wieder. Sie hat kein Interesse an ihm. Und er wohl auch nicht an ihr.
Tja die ersten Jahre...Sie war nicht in der Krippe, 2 Jahre zu Hause mit Mutti, damals noch mit einem anderen Partner. Ich weiß darüber nicht sehr viel. Aber es gab oft Streit und die Mädels haben zusammen in einem Zimmer gesessen und ihr Ex Freund in einem anderen. Er wollte nicht gehen/ausziehen, obwohl schon alles beendet war. Das ist ein Thema, dass sicherlich Spuren hinterlassen hat....

Gestern 09:30 • x 3 #10


Verstelldichfix
Zitat von HDD:
Wer verstellt sich hier (in welcher Rolle, und wie; gegenüber wem)?
- Warum?
- Warum fix?

Der Name hat zwei Bedeutungen. 1. Ich verstell mich in gewissen Situationen, weil ich selbst das so gelernt hab wegen meine Krankheit und 2. Ist unsere Gesellschaft so, dass sie niemanden so akzeptiert wie er ist und immer vorgibt, dass man sich verstellen muss.


Zitat von HDD:
Wäre ich du, würde ich ihr das Handy abnehmen. Kein Wenn und Aber. Egal, wie sie meckert. Dafür würde ich mich gerne zum Sündenbock, zum bösen, doofen Vater machen lassen.

Genau das wollten wir nicht. Was bezweckt das? Noch mehr Wut, mehr Einschränkungen, mehr Frust.
Kontrolle ist auch schwierig. Aber damals war die App TikTok auch noch zum Tanzen gedacht und nicht zur Anleitung für Niedergeschlagenheit. Wir haben zusammen damals einen Bericht gesehen über die Entwicklung der App und wie es Jugendliche beeinflusst usw. Seitdem konsumiert sie freiwillig weniger, aber lässt ihre Gefühle darin aus. Dafür ritzt sie sich nicht mehr! Und das ist schon ein großer Erfolg für sie.


Zitat von HDD:
Was mir dazu spontan in den Sinn kommt:
Sportverein? Selbstverteidigungs-Kampfsportgruppe? Irgendwas, wo sie gefordert wird.

Keine Chance. Sie hasst Sport in jeder Form. Allein durch die Schule, weil ihr da immer wieder gezeigt wird, dass sie es nicht kann und nicht gut ist. Sie hat eine sportliche Figur aber allein die Bewertung im Unterricht richtet mehr Schaden an als es nutzt. So ist es auch mit Musik, Kunst, Religion. Kann eben nicht jeder. Sie war als Kind mal beim Tanzen, aber das hielt nur 2 Jahre.

Gestern 09:54 • x 3 #11


Ell
Zitat von Verstelldichfix:
Was haben wir an Möglichkeiten? StationäreTherapie? Lernt sie da nicht noch mehr Leid durch die Anderen dort?

Es wurde schon sehr viel geschrieben...Aufgrund eigener Erfahrung mit einem psychischkranken( von der Erkrankung her eine andere Ausprägung als eure Tochter jetzt) und mittlerweile erwachsenen Kind möchte ich dir/euch Mut machen die stationäre Therapie nicht auszuschließen. Natürlich trifft sie dort auf andere Mitleidende aber das kann auch sehr heilsam sein, weil es reale Begegnungen sind und nicht nur die medialen. Die jungen Menschen sehen, dass sie nicht alleine sind mit ihrer Situation. Insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene gibt es mittlerweile in einigen großen Städten sehr gute Adoleszenzzentren( z. B. Mannheim, Göttingen) , dort werden Jugendliche und junge Erwachsene behandelt, die von Erkrankungen wie Borderline-Persönlichkeitsstörungen, ADHS oder posttraumatischen Störungen betroffen sind. Es werden dort umfassende flexible Behandlungsprogramme angeboten.

Zuerst würde ich mich als Eltern erkundigen, ob das für eure Tochter in Frage kommt, dann würde ich versuchen ihr das Nahe zu bringen (vielleicht könnt ihr behutsam sagen, dass ihr euch Sorgen um ihre Zukunftsfähigkeit macht) und mit ihr zusammen dort hinzugehen und sie vorzustellen. Es wäre eine echte Chance für sie sich nicht weiter und drastischer in eine psychische Krise hinein zu leben, wenn ihr sie dazu anregen könntet. Ich weiß aus eigener Erfahrung , wie schwer es ist die jungen Menschen zu so einer Behandlung zu bringen! Unseren Sohn konnten wir zum frühen nicht überzeugen und bei ihm manifestierte sich leider eine psychische Erkrankung. Das muss bei euch nicht so passieren, das möchte ich damit nicht gesagt haben! Ich wollte dir mit meinen Zeilen nur Mut machen für eine stationäre Therapie und hoffe es war okay. Falls es nicht passt, ignoriere es. Liebe Grüße Ell

Gestern 10:37 • x 3 #12


HDD
Hallo @Verstelldichfix ,

Zitat von Verstelldichfix:
Der Name hat zwei Bedeutungen. 1. Ich verstell mich in gewissen Situationen, weil ich selbst das so gelernt hab wegen meine Krankheit und 2. Ist unsere Gesellschaft so, dass sie niemanden so akzeptiert wie er ist und immer vorgibt, dass man sich verstellen muss.

Sich im beruflichen Umfeld gelegentlich zu verstellen ist leider nötig. Geht nicht gut ohne.
Leider kostet Sich-Verstellen einen Preis für die eigene Persönlichkeit. Es trägt nicht gerade zum Lebensglück oder auch nur zur Zufriedenheit bei.

Heute wünsche ich mir, ich hätte mehr auf meine Bedürfnisse geachtet und wäre weniger Kompromisse eingegangen, und so geht es vielen Leuten mit fortschreitendem Alter.

Natürlich übernehmen auch die Kinder diese Einstellung von ihren primären Bezugspersonen, denn sie lernen durch (unbewusste) Beobachtung und (unbewusstes) Nachahmen sozusagen instinktiv. Und leider können sie (zumindest in jüngerem Alter) Verhaltensweisen nicht reflektieren; die bleiben dann im Unbewussten und sind später schwer zu ändern. Darum meine Fragen am Anfang...

Zitat von Verstelldichfix:
Wir haben zusammen damals einen Bericht gesehen über die Entwicklung der App und wie es Jugendliche beeinflusst usw. Seitdem konsumiert sie freiwillig weniger

Sehr gut. Vielleicht reicht das ja. Es ist wichtig, dass sie das eigene Verhalten hinreichend unter Kontrolle hat.
Zitat von Verstelldichfix:
Sie hasst Sport in jeder Form

Ging mir in jungen Jahren auch so. Heute finde ich es schade, dass ich da nicht in irgendeiner Form daran herangeführt wurde. Aber egal.
Vielleicht irgendwelche anderen Outdooraktivitäten? Oder ein längerer Auslandsaufenthalt? Kann man mit Schule verbinden, kostet allerdings auch eine Menge. Du berichtest von einer Freundin in N.Y. Vielleicht ließe sich da etwas einstielen?

Gestern 11:02 • x 4 #13


Caro63
Hallo Verstelldichfix,
Ich freue mich über die vielen guten Antworten zu deinem Post hier und erwarte nicht zwangsläufig Antwort von dir.
Lasst alle Gedanken erst einmal setzen, manchmal muss man auch mehrfach nachlesen, weil es soviel Gedanken sind.
Ich wünsche dir/Euch einen schönen Sonntag und würde mich freuen, hier vom weiteren Verlauf weiter lesen zu können.
Fakt ist doch, es gibt ähnliche Nöte und Sorgen und unser aller Kinder sind es auf jeden Fall wert, sich immer wieder zu beschäftigen mit all diesen Dingen.
Vielleicht wäre statt Konzerten eine kleine Auszeit bei der Freundin in Amerika gut oder gar ein Schüleraustausch, wenn sie schon so gut englisch spricht...
Der richtige Weg findet sich
hoffentlich auch für eure Tochter.
VG von Caro

Gestern 12:03 • x 2 #14


Verstelldichfix
Zitat von Ell:
Ich wollte dir mit meinen Zeilen nur Mut machen für eine stationäre Therapie und hoffe es war okay.

Hey, danke für deine Worte. Natürlich ist das okay, ich interpretiere nicht mehr selbst in alles was rein, ich versuche mich in den anderen hineinversetzen. Das klappt oft gut und so kann man nichts missverstehen. Wir werden uns mit der Thematik stationär auf jeden Fall auseinandersetzen. Haben wir in Teilen auch schon. Sie selbst hat auch eine Bekannte, die stationär behandelt wurde. Eventuell ist da auch Hilfe möglich. Aber vielleicht auch nicht, wenn die Bekannte es nicht so empfunden hat. Ein Austausch kann ja in beide Richtungen stattfinden.

Zitat von HDD:
Heute wünsche ich mir, ich hätte mehr auf meine Bedürfnisse geachtet und wäre weniger Kompromisse eingegangen, und so geht es vielen Leuten mit fortschreitendem Alter.

Ja das ist schwer. Ich kenne das, weil ich das bei meinen Eltern immer mache. Und unsere Tochter auch, weil meine Eltern einfach zu wenig Empathie haben für andere Menschen in schwierigen Situationen. Und da gab es auch Vorfälle, so dass wir ihr immer die Wahl lassen, ob sie mitkommen möchte z.B. an Geburtstagen oder eben nicht. Dann wird wieder gemault seitens meiner Eltern usw. Aber das wäre ein eigenes Thema für sich hier...

Zitat von Caro63:
Vielleicht wäre statt Konzerten eine kleine Auszeit bei der Freundin in Amerika gut oder gar ein Schüleraustausch

Darüber haben wir auch nachgedacht. Aber wir haben Bedenken, weil sie dann sozusagen von 0 auf 100 allein klarkommen muss. (Wo beantrage ich was, wo muss ich hin, wie komm ich dahin usw.) Das kann man vorbereiten, aber in der Situation reicht eine negative Erfahrung und das Kartenhaus bricht zusammen. Zumindest sind das unsere Bedenken. Vielleicht würde sie es auch schaffen, vielleicht trauen wir ihr zu wenig zu. Aber einfach irgendwo reinwerfen und hoffen ist keine gute Taktik. Und dann noch so weit weg im Ausland?! Puhhh..

Schönen 1. Advent an alle!

Gestern 12:14 • x 4 #15


Nuance
Warum wird es denn eigentlich immer schlimmer?
Sie ritzt sich nicht mehr.
Schlechte Noten anscheinend nur in Mathe.
Seit der Therapie geht es etwas bergauf.
Sie hat - immerhin - eine sehr gute Freundin.
Sie mag Musik.

Ihr wünscht euch sicherlich, dass sie sich öffnet, so wie Kinder es in der Regel (noch) tun.
Das ist mit 17 natürlich sehr schwierig.
Fraglich ist natürlich auch, warum sie sich bei euch nicht öffnet.
Gab es zu viele unsensible/falsche Antworten - in ihren Augen.

Man kann als Elternteil krank vor Sorge werden.
Und sowieso zu besorgt sein.
Ihr solltet auf euch aufpassen. Euch untereinander gegenseitig Kraft geben.

Vlt. könntet ihr euch auch mal vor eurer Tochter öffnen und beschreiben, wie sehr ihr euch sorgt - und dass es euch damit nicht gut geht.
Viele Jugendliche, insbes. Depressive, konzentrieren sich sehr auf sich selbst und bemerken oft nicht, dass sie durch ihr Verhalten andere verletzen, belasten etc.

Andererseits haben viele Depressive Schuldgefühle. Insofern müsste man abwägen und sehr vorsichtig vorgehen.
Damit Familie funktioniert, müssen sich alle etwas anstrengend. Niemand darf dem anderen völlig egal sein.

Sie ist nun bald 18. War sie nie alleine im Ausland? Ich habe schon mit ca. 13-15 Sprachaufenthalte in England, Frankreich gemacht. Das geht problemlos.
Auch ihr müsstet euch von ihr lösen können. Ihr schrittweise mehr zutrauen.

Über den Teich nach NY - das finde ich schon riskanter.

Ärgerlich ist, wegen Mathe vlt. ein Jahr wiederholen zu müssen. Hier fehlen mir Infos. Ich hatte vor dem Abitur (Schulwechsel) plötzlich einen sehr üblen - obj. üblen - Lehrer. Fast alle hatten mangelhaft/ungenügend bei ihm...

Wenn für das Zeugnis noch was zu retten ist, dann verstehe ich die Verweigerung von NH nicht wirklich.
Diese Bauchschmerzen. Da nimmt man dann Ibuprofen und Co. Das ist kein Grund.

Ihr seid wahrscheinlich sehr verunsichert: Verständnis, Nachgiebigkeit, Empathie - oder mehr Konsequenz.
Ich kann das nicht beurteilen und will es nicht verantworten. In eurer Haut möchte ich nicht sein.

Ritzen - das empfinde ich als doch schon schweres Symptom. Wer ritzt sich als eitler junger Mensch schon in die Arme? Ansonsten dachte ich beim Lesen, dass ich ihrer Tochter charakterlich vlt. nicht ganz unähnlich bin.
Und auch das mit dem Friedhof. Eine weitere Ausrede.
Doch beides ist ja Vergangenheit. Es geht scheinbar bergauf.
Trotzdem, man sollte es registrieren und vlt. wird sie - sensibel, wie sie zu sein scheint - später in Krisensituationen tiefer, länger abstürzen.
Man weiß es nicht. Sie ist 17. Ihr Gehirn verändert sich in der Pubertät extrem.

Wie würde sie darauf reagieren, müsste sie das Jahr wiederholen? Davor hatte ich panische Angst.
Aber oft ist die Angst vor dem Ungewissen größer als das später zur Gewissheit gewordene.

Ich hoffe, sie kann das alles mit einem guten Therapeuten besprechen und dass sie sich weitgehend öffnet.
Und auch, dass es der/die richtige ist.

Gestern 15:47 • #16


Trinidat
Hallo Verstelldichfix,
das ist eine schlimme Situation. Ich habe ein regelrechtes Trauma zurückbehalten von einer noch schlimmeren Situation mit meinem Sohn. Er hat jeden Tag schwer getrunken und wir mussten ihn jeden Tag aktiv vom Selbstmord abhalten, während er uns gegenüber sehr aggressiv war.
Was ich jetzt, Jahre später daraus gelernt habe ist Folgendes:

Das Kind muss selbst in die Verantwortung kommen. Es entsteht natürlich bei den Eltern der Eindruck: je mehr Hilfe von den Eltern das Kind bekommt, desto besser findet das Kind aus der Situation heraus. Nein , gar nicht! Das macht alles nur noch schlimmer. Das Kind muss lernen: Du bist selber für dein Leben verantwortlich, niemand anders. Wenn du die Kraft nicht aus dir selbst entwickelst, kann dir niemand helfen. Eltern können nur Hilfe anbieten, sobald das Kind diese wünscht, die Initiative muss aber vom Kind kommen.
Bei uns hat zu viel Hilfe nur das Gegenteil bewirkt und wir waren in dieser Zeit alle schwer depressiv.
Wenn das Kind sich umbringen WILL, wird es das sowieso tun, ihr könnt nur soviel tun, dem Kind zu vermitteln, dass ihr immer für es da seid, aber die Verantwortung bei ihr selbst liegt.
Macht euch doch bitte nicht kaputt! Ihr habt das Recht euch abzugrenzen und EUER Leben zu leben.
Bei uns war es so, dass sich die Situation durch diese klare Ansage (dass er für sein Leben selbst verantwortlich ist und unser zu uns selbst zurückgehen) entscheidend war bei der Veränderung zum Positiven.
Ich wünsche Euch viel Kraft!
Liebe Grüße

Gestern 17:29 • x 1 #17


Trinidat
Übrigens, ich weiß nicht, ob es für euch irgendwie nützlich ist., aber

In der Abiklasse meiner Tochter haben sich mindestens die Hälfte der Mädels in der Klasse und fast alle ihrer sonstigen Freundinnen geritzt und hatten Depressionen und dauernd von Selbstmord geredet ( meine Tochter, der es gut ging, war eher die Ausnahme) Irgendwie scheint das zuzunehmen gerade, warum auch immer.
Jetzt, wo sie aus der Schule raus sind haben alle einen guten Weg für sich gefunden (und ausnahmslos alle leben noch)

Gestern 17:43 • x 1 #18


Nuance
Noch immer 1. Advent und ich warte auf das große Jucken.
Die Erhöhung um 22 mcg auf 66 mcg Thyroxin meine ich deutlich gespürt zu haben.
Mehr Energie und eine subtil bessere Stimmung.
Ich habe K. - meine ehemalige Mitbewohnerin - spontan über WhatsApp angerufen und sie
hatte gerade Zeit.

Regelmäßig frage ich mich, ob ich zu deprimiert bin, um Filme gut zu finden.
Doch dieser hier hat mich schwer beeindruckt. Das wäre sicherlich auch bei 44 mcg Thyroxin so gewesen. Sehr spannend!

Ein herausragender Film. Die Unschuld 2023 Japan
https://www.dailymotion.com/video/x95tdce

Gestern 19:13 • #19


A


Hallo Verstelldichfix,

x 4#20


Verstelldichfix
Zitat von Nuance:
Warum wird es denn eigentlich immer schlimmer?

Hey. Naja, schlimmer, weil die Zeit wegläuft. Zumindest was Schule betrifft. Im Februar muss sie in Mathe mindestens 1 Punkt haben, sonst wird sie nicht ins 2 Semester versetzt. Wenn es so kommt, ja, dann ist das eben so. Kein Beinbruch. Aber sie macht sich den Druck selbst, weil sie nicht versagen will aus ihrer Sicht. Nicht wegen uns, wegen sich selbst und dem Umfeld, Klasse, Lehrer usw. Und ich glaube, dass sie sich wieder geritzt hat, zumindest sah es so aus.

Zitat von Nuance:
Vlt. könntet ihr euch auch mal vor eurer Tochter öffnen und beschreiben, wie sehr ihr euch sorgt - und dass es euch damit nicht gut geht.
Viele Jugendliche, insbes. Depressive, konzentrieren sich sehr auf sich selbst und bemerken oft nicht, dass sie durch ihr Verhalten andere verletzen, belasten etc.

Genau das wollen wir nicht machen. Das hat auch die Therapeutin gesagt. Damit erzeugen wir bei ihr ein schlechtes Gewissen und sie macht dann alles nicht mehr für sich sondern für andere.

Zitat von Nuance:
Sie ist nun bald 18. War sie nie alleine im Ausland?

Sie war noch nie allein überhaupt irgendwo, außer 30km weiter weg. Sie wollte letztes Jahr in den Ferien zu einer Freundin für eine Woche ins Ruhegebiet, aber die Eltern von ihr haben das nicht erlaubt. Ansonsten, nein. Sicherlich vermitteln wir auch ein wenig zu viel Angst hier und da, aber verbieten würden wir es nicht.

Zitat von Nuance:
Ihr seid wahrscheinlich sehr verunsichert: Verständnis, Nachgiebigkeit, Empathie - oder mehr Konsequenz.

Absolut! Und auch total an einer Grenze angekommen. Meine Frau weint sehr oft, auch weil sie sich eine Teilschuld gibt. Sie nennt es Selbstreflektion, aber eigentlich gibt sie sich nur selbst die Schuld. Das hilft aber nunmal nicht, macht es nicht besser. Ich kann das verstehen und mir geht es da ähnlich, auch wenn ich nicht so sehr Gefühle nach außen hin zeige.

Zitat von Nuance:
Wie würde sie darauf reagieren, müsste sie das Jahr wiederholen? Davor hatte ich panische Angst.

Würde ihr auch so gehen denke ich. Deswegen setzt sie sich selbst unter Druck, scheitert aber dann auch wieder an sich selbst. In Mathe hat uns die Lehrerin erzählt, würde sie sogar einen Punkt suchen, damit die Klasse geschafft wird. Dafür müsste dann aber auch was auf dem Zettel stehen...und das tut es nicht. Da ist eine Blockade so groß wie der Mount Everest. Sie wippt mit den Beinen, mit den Händen, bekommt eine Panikattacke und will eigentlich noch weg. Das letzte, woran sie denkt, ist Mathe. Sondern nur...sch., ich bin so dumm, so schlecht, so mies, ich kann nichts. Und in diesem Moment kann sie niemand auffangen. In diesem Moment fällt sie einfach in ein Loch und bleibt dann da. Das ist das wo wir nicht helfen können, wo sie selbst irgendwie einen Weg finden muss. Aber wie?

Zitat von Trinidat:
Er hat jeden Tag schwer getrunken und wir mussten ihn jeden Tag aktiv vom Selbstmord abhalten, während er uns gegenüber sehr aggressiv war.

Hey, das tut mir wahnsinnig leid zu lesen Ich kann mir nicht vorstellen, wie das sein muss. Vor allem, wenn ich jetzt schon an einer Grenze bin, an der ich nicht weiter weiß. Da bist du ja noch viel viel weiter gegangen. Dafür hast du meinen tiefsten Respekt! Sowieso alle, die in solch einer Situation sind, egal ob Familie oder selbst.

Zitat von Trinidat:
Das Kind muss lernen: Du bist selber für dein Leben verantwortlich, niemand anders. Wenn du die Kraft nicht aus dir selbst entwickelst, kann dir niemand helfen. Eltern können nur Hilfe anbieten, sobald das Kind diese wünscht, die Initiative muss aber vom Kind kommen.

Da gebe ich dir absolut Recht! Meine Frau und ich haben heute genau darüber gesprochen. Vielleicht war es einfach viel zu viel Beschützen und zu wenig alleine laufen...Wir werden die Angst einfach irgendwie verringern müssen, sie nicht zeigen und ihr muss letztlich selbst klar werden, dass sie auch Hilfe annehmen muss. Das wird dauern, aber teilweise macht sie es ja schon. Darf ich fragen, wie es mit euerm Sohn weiterging? Wie habt ihr mit ihm gesprochen? Gerade das Gespräch mit der Eigenverantwortung?


Zitat von Trinidat:
Irgendwie scheint das zuzunehmen gerade, warum auch immer.

Das Gefühl haben wir auch. In ihrer Klasse sind auch ein paar Mädels in Behandlung. Die Welt wird auch immer verrückter, vor allem seit Corona und auch seit dem Ukrainekrieg und den permanent schlechten Nachrichten in der Welt.

Gestern 23:22 • #20

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