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Hochsensibel Erfahrungen - wer kennt das auch?

A
Hallo liebe Forengemeinde,

mich interessiert, wer von Euch sich auch mit der Zuschreibung hochsensibel identifiziert.
Ich hab mich in letzter Zeit damit beschäftigt und festgestellt, dass sehr viel davon auf mich zutrifft. Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, dass andere vielleicht völlig anders als ich empfinden könnten und von Situationen, die ich total schrecklich finde, wie in einer vollen S-Bahn fahren, gar nicht so sehr gestresst und belastet sind.
Mir wird immer klarer, wie abhängig ich von äußeren Einflüssen bin, im Negativen wie Positiven, und wie wichtig es für meine Gesundheit ist, auch im Hinblick auf Burnout, dass ich mein Leben so einrichte, dass ich mich nicht überlaste.
Konkret habe ich z. B. gerade so einen ätzenden Arbeitsweg, dass ich schon fix und fertig bin, wenn ich bei der Arbeit ankomme, weil ich schon so viele unangenehme Stimmungen anderer Menschen, Gerüche, Geräusche aufgenommen habe trotz Ohrenstöpsel, Augen zu und autogenem Training.

Wie geht es Euch, kennt Ihr das auch?

27.04.2019 18:56 • x 6 #1


Hoffnung21
Hallo Annaleen,
Ich weiß nicht, ob ich mich als hochsensibel bezeichnen würde, aber v.a. auf laute Geräusche und viel Durcheinandergerede reagiere ich sehr empfindlich. Als die Depression noch schlimmer war konnte ich erst in ein Lokal gehen als ich mir Musikerohrstöpsel besorgt hatte und Gespräche haben sich auf wenige Minuten begrenzt. Am ersten Tag meiner Reha bin ich vom Mittagstisch geflüchtet, weil es zu laut war. Es gab Lokale/Situationen, wo ich gleich wieder umgedreht bin (zu viele Menschen, zu laut). Mittlerweile, nach 2 Jahren und den richtigen Medikamenten klappt es relativ gut. Meine Ohrstöpsel brauche ich nur noch selten, hab sie aber immer dabei. Gestern musste ich von einer Geburtstagsfeier gehen, weil zu viele Parallelgespräche in zu hoher Lautstärke waren. Aber da ich offen mit meiner Depression umgehe wissen die meisten Leute Bescheid, dass es mir grad wieder zu viel wird und verstehen, dass ich gehe.
LG
Eis

28.04.2019 08:11 • x 4 #2


A


Hallo Annaleen,

Hochsensibel Erfahrungen - wer kennt das auch?

x 3#3


Leuchtturm765
Hallo Annaleen,
ich bin auch eine hsp. Habe schon immer mit Wahrnehmungen in meiner Umgebung zu kämpfen, die anderen nichts ausmachen. Viele Geräusche und helles Licht kann ich nicht aushalten. Menschenmassen machen mich fertig. Hinzu kommt, dass ich Emotionen und Missstimmungen meiner Mitmenschen verstärkt wahrnehme und mich damit, wenn auch unterbewusst, intensiv beschäftige.

Manchmal bekomme ich es hin und kann zumindest einiges ausblenden. An anderen Tagen schaffe ich es nicht und verlasse das Haus nur wenn ich muss.
Habe schon seit meiner Jugend mit Depressionen und Angstzuständen zu kämpfen und glaube, dass die extreme Wahrnehmung von Reizen dazu viel beiträgt.
Ich könnte mir vorstellen, dass zb autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung helfen könnten, um mit den Situationen umgehen zu können.
Grüße
Leuchtturm

28.04.2019 09:18 • x 6 #3


A
Liebe Eis und Leuchtturm, vielen Dank für Eure Antworten.

@ Eis: Das kenne ich auch, dass mich das stresst und ich Schwierigkeiten habe, einer Unterhaltung zu führen, wenn sich parallel noch andere Leute unterhalten und/oder der Umgebungspegel hoch ist. Ich kann mich dann nicht auf das Gespräch konzentrieren. Aber gut, dass die Leute Verständnis haben, wenn Du Dich rausziehst.

@leuchtturm: Mir geht es genau wie Dir außer das mit dem hellen Licht. Das finde ich nicht so schlimm, wahrscheinlich auch weil ich weiss, dass es der Seele gut tut.
Das mit den Stimmungen der Mitmenschen finde ich besonders belastend, wenn es um Agressionen geht, wenn die Leute auf der Straße sich gegenseitig anfeinden, im Straßenverkehr z.B. usw. Das macht mich fertig und bei mir geht der Stresspegel danach auch nicht wieder gleich runter wie scheinbar bei den meisten Menschen, sondern das dauert recht lange. Wenn ich dicht gedrängt im Bus/Bahn stehe/sitze überkommen mich auch starke Ekelgefühle wegen Körpergerüchen, Müll etc. Also die Öffentlichen machen mir schon schwer zu schaffen. Ich bin dann oft zum Ausgleich am wochenende auch oft nur in der Wohnung um mich von den ganzen Eindrücken zu erholen. Autogenes Training praktiziere ich schon. Nur 100 prozent abschalten kann man unterwegs ja nicht, ich will schon immer so ungefähr wissen, was um mich herum passiert, was das für Leute sind, die um mich herum sind.
Wahrscheinlich muss ich mein Leben konsequent so einrichten, dass ich zuviele dieser Reize einfach vermeide.
Ich hatte eigentlich auch vor, umzuziehen, so dass mein Arbeitsweg nicht mehr so weit ist und ich auch mal mit dem Rad fahren kann. Leider sind die Mieten so teuer geworden so dass das schwierig ist.

28.04.2019 14:45 • x 4 #4


maya60
Hallo Annaleen, ich bin auch betroffen von schneller Überreizung und zwar sensorisch (Hautempfindlichkeit, Geräuschempfindlichkeit, Geruchsempfindlichkeit, Lichtempfindlichkeit, Geschmacksempfindlichkeit), emotional-psychisch, (keinen emotionalen Schutzfilter), spirituell (Mystikerin) und psychomotorisch (Zappelphilippa, Träumerin).

Weil HS ja keine Krankheit ist, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal wie z.B. Introversion, meine fast lebenslange Dauerüberreizung und Erschöpfungsdepression aber klar krankheitswertig waren, musste ich lange warten, bis ich fast 50 Jahre alt war und auch hier in D die Diagnose ADHS bei Erwachsenen anerkannt wurde und ich endlich sowohl medikamentös als auch psychotherapeutisch und in Selbsthilfe konkret an meinen Ursachen ansetzen konnte und nicht mehr nur an den Folgen, den Depressionen.

Im spirituellen Bereich bin ich nie überreizt, da scheint es sich also um echte Hochsensibilität zu handeln.

Wenn du magst, lies mal in meinen Tagebuch-Lebenslinien hier im Forum den 3. Beitrag auf Seite 1, wo ich über meine Krankheitsbiografie berichte.

Dauerüberreizung war eindeutig immer mein Hauptproblem.


Liebe Grüße! maya

28.04.2019 14:45 • x 4 #5


A
Liebe Maya,

danke auch für Deine Antwort.
Da hast Du ja einen langen Weg hinter Dir mit der Diagnosestellung und damit, Dich in Deinem Leben zurechtzufinden und so gut es geht, wohlzufühlen. Hab den Beitrag in Deinem Tagebuch gelesen.
Was meinst Du denn mit Überreizungsschmerzen und Kompensationsaktionen?

Ich war schon immer sensibel, aber diese Überreizungsprobleme sind bei mir glaube ich im Zuge von Burnout und depressiven Episoden entstanden. ich bin mir aber gar nicht so sicher, wann das eigentlich angefangen hat mit der Überrreizung. Als Kind hatte ich das nicht, ich bin aber auch auf einem Dorf aufgewachsen, in Stadtnähe, und ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich als Kind oder Jugendliche damit Probleme gehabt hätte.
Die Ursache für meine Depressionen sind traumatische Kindheitserlebnisse. Ich kann mir vorstellen, dass diese Traumata meinen Hormonstoffwechsel so verändert haben, dass ich jetzt schon bei geringsten Anlässen Stress empfinde. Das macht mir vor allem im Berufsleben Probleme.

Liebe Grüße

28.04.2019 15:49 • x 2 #6


maya60
Liebe Annaleen, dann liegt es bei dir anders als bei mir!

Ja, es wird ja auch von einigen diskutiert, ob Hochsensibilität durch Kindheitstraumata erworben wurden, während die meisten vermuten, es sei angeboren eben als Persönlichkeitsmerkmal. Es gibt keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse dazu soweit ich gelesen habe. Der ganze Bereich der Hochsensibilität wird auf populärwissenschaftlicher Ebene diskutiert und ist ja deshalb auch Ärzten und Psychotherapeuten recht unbekannt.

Auch zu Depressionen sind als psychosomatische Symptome Überempfindlichkeiten bekannt, die nach Ende der Depression nicht mehr auftreten.

Das Gute an einem Selbsthilfeforum wie diesem ist, finde ich, dass wir unsere Erfahrungen so gut vergleichen können und damit auch unsere eigene Selbstwahrnehmung schärfen können, was bei uns zutrifft und was ganz anders ist.

Mein Überreizungsschmerz, wie ich ihn nenne, ist schwer zu beschreiben. Außer Magen- und Kopfschmerzen, schmerzenden Augen ist es auch ein Ganzkörperschmerz, ein muskulärer unter der Verkrampfung des Daueradrenalins.

Ja, ich erlebte meine extreme Überreizung als sehr schmerzhaft. Es war ein Schmerzgefühl am gesamten Körper als ob (was ja auch der Fall war) ein enormer Stressdruck alle Muskeln in mir zusammenzog. Danach, weil ja keine Erlösung kam, starr werden ließ, Herz und Blut antrieb, ein dementsprechendes rasendes Rauschen im Körper und in der Überreizung sensorisch auch noch so, als ob Unmengen von langen Fingernägeln an einer Wandtafel hinunterkratzen, ein elektrisiertes Gefühl und wie roh ohne Haut dem ausgeliefert zu sein, als ob meine Haut ein löchriger Mantel wäre.

Dazu der emotionale (depressive) Schmerz der Machtlosigkeit und Verzweiflung, der Anspannung und Angst sowie der abgrundtiefen Erschöpfung und zahllose psychosomatische Missempfindungen wie Sehstörungen, Kribbeln, Taubheit.

Ist das irgendwie verständlich?

Kompensationsaktionen waren z.B., nicht mehr bei Klassenfahrten mitzufahren, immer stille Ecken zum Arbeiten zu suchen, immer Minuten der Auszeit zu ermogeln und wenn´s auf dem WC war, früher von Parties zu verschwinden, alles, um meine Reizoffenheit soweit zu kompensieren, dass ich nicht aus dem Alltag fiel. Damit hatte ich ca die Hälfte des Tages viel zu tun und es zog enorme Energie. Ich konnte nur halbtags berufstätig sein.

Oh, das war ein anstrengendes Leben.

28.04.2019 16:22 • x 2 #7


A
Liebe Maya,

Zitat:
Das Gute an einem Selbsthilfeforum wie diesem ist, finde ich, dass wir unsere Erfahrungen so gut vergleichen können und damit auch unsere eigene Selbstwahrnehmung schärfen können, was bei uns zutrifft und was ganz anders ist.


Ja das stimmt, fällt mir jetzt auch auf. Man geht davon aus, dass andere mit der gleichen Diagnose ähnlich empfinden aber ein und dieselbe Krankheit kann sich vollkommen anders darstellen.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob das mit der Hochsensibilität wirklich auf mich zutrifft, weil es ja nicht schon immer da war und ich hab das schon so verstanden, dass es wie bei Dir ein Persönlichkeitsmerkmal ist, was schon immer da war.

Zitat:
Mein Überreizungsschmerz, wie ich ihn nenne, ist schwer zu beschreiben. Außer Magen- und Kopfschmerzen, schmerzenden Augen ist es auch ein Ganzkörperschmerz, ein muskulärer unter der Verkrampfung des Daueradrenalins.

Ja, ich erlebte meine extreme Überreizung als sehr schmerzhaft. Es war ein Schmerzgefühl am gesamten Körper als ob (was ja auch der Fall war) ein enormer Stressdruck alle Muskeln in mir zusammenzog. Danach, weil ja keine Erlösung kam, starr werden ließ, Herz und Blut antrieb, ein dementsprechendes rasendes Rauschen im Körper und in der Überreizung sensorisch auch noch so, als ob Unmengen von langen Fingernägeln an einer Wandtafel hinunterkratzen, ein elektrisiertes Gefühl und wie roh ohne Haut dem ausgeliefert zu sein, als ob meine Haut ein löchriger Mantel wäre.

Dazu der emotionale (depressive) Schmerz der Machtlosigkeit und Verzweiflung, der Anspannung und Angst sowie der abgrundtiefen Erschöpfung und zahllose psychosomatische Missempfindungen wie Sehstörungen, Kribbeln, Taubheit.

Ist das irgendwie verständlich?


Oh das ist krass. Ja, kann ich mir ein bisschen vorstellen. Das ist bei mir auch anders. Ich stumpfe dann ab, Erschöpfung und ich werde leicht agressiv. Obwohl Schmerz im ganzen Körper empfinde ich auch z.b. bei Lärm.

Zitat:
Kompensationsaktionen waren z.B., nicht mehr bei Klassenfahrten mitzufahren, immer stille Ecken zum Arbeiten zu suchen, immer Minuten der Auszeit zu ermogeln und wenn´s auf dem WC war, früher von Parties zu verschwinden, alles, um meine Reizoffenheit soweit zu kompensieren, dass ich nicht aus dem Alltag fiel. Damit hatte ich ca die Hälfte des Tages viel zu tun und es zog enorme Energie. Ich konnte nur halbtags berufstätig sein.

Oh, das war ein anstrengendes Leben.[/quote]

Das kenne ich auch. Ich kann auch alleine zu hause in Ruhe über viele Stunden konzentriert und produktiv arbeiten, mit anderen dann so gut wie gar nicht mehr.
Ich hab auch nur eine halbe Stelle und selbst das ist mir noch zu viel. Für eigene Kinder hätte ich gar keine Energie übrig.
Was machst Du denn beruflich, wenn ich fragen darf? Wie sind da Deine Erfahrungen mit verschiedenen Tätigkeiten?

28.04.2019 19:40 • x 3 #8


maya60
Liebe Annaleen, allein schon die vielen Unterforen hier im Forum zeigen, wie viele Gesichter und Verbindung mit anderen Diagnosen Depressionen haben. Aber eben auch innerhalb ähnlicher Stichworte wie jetzt Hochsensibilität helfen wir uns gegenseitig, genau hinzugucken, seit wann wir Überreizung kennen und in welcher Form und was Überreizung mit Hochsensibilität zu tun hat.

Als ich mich vor Jahrzehnten mit HS beschäftigte, reichte es mir eben nicht, um meine starken Leiden daran zu behandeln. Ich war mir sicher, es mit einer Krankheit zu tun zu haben und kam ja so letztendlich für mich zu ADHS.

Mit Depressionen treten aber ihrerseits auch Überempfindlichkeiten auf und auch die Kriegstraumata meiner Eltern, durch die ich auch mitgeprägt bin, könnten Ursache für Überreizungen sein, egal, ob man das nun HS nennt oder nicht.

Weil aber bei mir a l l e sensorischen, emotional-psychischen und psycho-motorischen Bereiche betroffen sind und ich selber zwar stark belastet und eingeschränkt durch die Elterntraumata aber nicht selber traumatisiert bin, suchte ich doch nach etwas Zutreffenderem für mich.

Aber deine Überlegungen zu deinem Befinden habe ich so in ähnlicher Form auch schon häufiger gehört und gelesen und kann nur unterstützen, dem nachzugehen.

Abgestumpftsein, Taubheitsgefühl, aber auch Reizbarkeit kenne ich auch als Überreizungsreaktion im emotional-psychischen Bereich, eben als Erschöpfungsdepression.

Sensorische Überreizung mit allen Sinnen tut aber immer weh bei mir.

Ich bin nicht mehr berufstätig seit wir unseren autistischen und leicht geistig behinderten Sohn im Alter von 1 Jahr im Ausland adoptiert haben, das ist jetzt 17 Jahre her.
Nach den ersten 3 Jahren Elternzeit, die wir Eltern auch im Zuge der Auslandsadoption damals als Auflage hatten, versuchte ich, wieder einzusteigen, aber unser Sohn war damals so tagesformabhängig unterschiedlich in Betreuung, zudem ganz oft krank, das war nicht möglich.
In meinen freien Stunden habe ich aber online dann eben ehrenamtlich in der Redaktion eines Behindertenmagazins mitgearbeitet und als Autorin, um nicht beruflich ganz rauszukommen und weil es enorm als Selbsthilfe als Mutter eines sehr verhaltensauffälligen Kindes half, auch den LeserInnen wie auch mir.

Später habe ich ehrenamtlich Wortgottesdienste im Seniorenheim gehalten und Deutschunterricht für Flüchtlinge wie auch Integrationsbegleitung, das ging alles sozusagen in Gleitzeit rund um die Besonderheiten unseres Sohnes drapiert.

Berufstätig war ich nach meinem Studium erst in der universitären Schulforschung in der Erziehungswissenschaft (hatte zuvor Deutsch und Unterrichtsfach Pädagogik für die gymnasiale Oberstufe studiert). Das habe ich geliebt, aber nach 6 Jahren war ich völlig ausgebrannt und musste vor meiner Überreizung kapitulieren.

Lehramt würde mich genauso plätten, wusste ich, also bin ich Ergotherapeutin mit Schwerpunkt Geriatrie (die können nicht mehr schnell weglaufen, schwarzer Humor off) geworden und habe mich auf Gedächtnistraining spezialisiert.

Nach einigen Jahren dann adoptierten wir unseren Sohn.

Jetzt mache ich gerade eine Weiterbildung zur Poesie- und Bibliotherapeutin, aber just for fun. Da ich die gesetzliche Betreuerin und die Pflegeperson für unseren Sohn noch bin, ist genug zu tun. Aber auch nicht zuviel, denn mittlerweile ist unser Sohn ausgeglichen und geerdet in seinem Leben angekommen.

Alles, was ich jemals studiert und gelernt habe, konnte ich bei seiner Erziehung und Förderung gebrauchen, irgendwie passte das alles.

Seit unser Sohn 12 Jahre alt war, ließen seine Verhaltensstörungen schlagartig enorm nach und seitdem konnte und musste ich mich meiner eigenen Gesundheitsruine widmen.

Klar habe ich enorm gelitten ohne richtige Diagnose jahrzehntelang, andererseits hätte mich die heutige Diagnostik nie soviel Normalität erkämpfen lassen wie ich sie trotz allem hatte ohne Etikettierung.

Musstest du auch beruflich rumtricksen, damit spezifische Belastungsgrenzen, Interessen, Begabungen und Lebenspläne zusammenpassen?

Liebe Grüße! maya

28.04.2019 20:43 • x 2 #9


Alexandra2
Liebe Annaleen,
Ja mir es geht es sehr ähnlich, eigentlich schon immer.
Meine Ohren sind schnell überreizt, meine Augen schalten ab durch verschwommenes Sehen, mein Körper ist ein Schmerztempel durch die überspannte Muskulatur, die ich wegen des Adrenalins kaum lockern kann.
Die Symptome der Depression (massive Erschöpfung) und Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom sorgen für Überforderung (Öffis wie bei Dir), mehr als drei Menschen verursachen maximalen Stress. Soviel kann ich gar nicht meditieren, um irgendwie Entspannung da rein zu bringen. Deshalb habe ich mich daran gewöhnt, daß meine Belastbarkeit zwischen 1-4 Stunden liegt. Es spielt keine Rolle, ob in Gemeinschaft oder allein.
Das Gedankenrasen strengt sehr an und lässt sich (noch) nicht stoppen.
Es ist eine große Herausforderung, so durch den Tag zu kommen.
Vieles, das Maya beschrieb, kenne ich auch.
Das Einzige, was mir dazu als eventuell hilfreich einfällt ist, für die einzelnen Zustände einen Ideenkatalog bereit zu halten.
Liebe Grüße
Alexandra

28.04.2019 21:05 • x 3 #10


A
Liebe Maya, liebe Alexandra,
Danke für Eure Beiträge, ich freue mich total, dass hier einige geantwortet haben, und das so ausführlich. Das ist ein gutes Gefühl, nicht allein zu sein, auch wenn es bei jedem anders ist, und sich auszutauschen!

@maya:
Gut, dass Du jetzt Deine Diagnose gefunden hast. Wir sind alle individuell und werden alle in mehr oder weniger passende Diagnoseschubladen gesteckt bzw. müssen uns die Schublade suchen, die immernoch am besten passt. Zumindest, wenn man sich Hilfe holt, sich austauschen will etc.
Ich habe auch einen aus dem Ausland adoptierten Bruder, der auch eine Behinderung hat. Leider waren meine Eltern mit ihm überfordert und es geht ihm jetzt leider nicht gut. Ich will nur sagen, ich habe eine Ahnung, wieviel Arbeit und Kraft dahinter steckt, ein behindertes Kind aufzuziehen. Und dass Ihr stolz sein könnt, wenn er, wie Du schreibst, seine Verhaltensstörungen enorm nachgelassen haben und er ausglichen in seinem Leben angekommen ist. Das ist eine große Leistung.
Deine beruflichen Tätigkeiten klingen sehr interessant. Da ich schon seit meiner Jugend nicht unwesentliche psychische Probleme habe, war ich lange - oder bin ich bis heute, das weiss ich gerade nicht - beruflich auf keinen grünen Zweig gekommen. Lange studiert, abgebrochen, Jobs, lange krank. Erst letztes Jahr habe ich eine Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen und arbeite seitdem in einer Kita. Ganz schön anspruchsvoll und anstrengend diese Arbeit.
Heute habe ich meine Chefin darauf angesprochen, ob es möglich wäre, meine Stunden zu reduzieren, weil ich das Gefühl habe, kurz vorm Burnout zu stehen. Sie will das klären.
Also so richtig getrickst habe ich bisher nicht, irgendwie war bisher immer alles gescheitert, was mit Arbeit zu tun hatte.Bis auf diese Ausbildung und es wird sich zeigen, ob ich diese Arbeit langfristig ausüben kann. Gerade bin ich mir da nicht so sicher.
Eigentlich wollte ich auch Ergotherapeutin oder Logopädin werden, das würde mir auch besser liegen, da ich mich da in Ruhe auf eine Person konzentrieren kann. Das ging dann aber finanziell nicht, weil die Schulen so viel Schulgeld kosten. Dieses Jahr wurde das Schulgeld abgeschafft.haha.
Ich mag Kinder und kann gut mit Kindern, aber die Rahmenbedingungen, vor allem zu wenig Personal, führen zu viel Stress bei mir zumindest.

@alexandra:
Oh das hört sich ja auch krass an was Du schreibst.
Was meinst du denn mit 1-4 Stunden belastbar? Also das gilt auch alleine? Wenn Deine Gedanken andauernd rasen, dann ist das ja eine permanente Belastung oder? Das heißt, Du bist sogar auch alleine überreizt? Das ist ja hart.
Mir geht es auf jeden Fall besser, wenn ich alleine bin, dann kann ich auftanken.
Was meinst Du mit Ideenkatalog? Sind das dann Ideen, was Dir in dem Moent helfen kann, also was Du konkret tun kannst? Magst Du vielleicht ein Beispiel geben, was Dir hilft?

Liebe Grüße an Euch beide!

29.04.2019 17:17 • x 2 #11


maya60
Liebe Annaleen, danke für deine warmherzigen und wertschätzenden Worte, die tun gut.
Ich möchte dir noch schreiben, dass du deine Berufslaufbahn auf keinen Fall als Scheitern ansehen solltest! Wenn du zu krank warst von Jungauf, dann hast du dich sicherlich, verglichen mit Gesunden, viel viel mehr ins Zeug gelegt, um in einen Beruf einzumünden, viel mehr gegen inneren Schmerz und Schwäche angearbeitet, dich überwunden, nie aufgegeben, das ist das Gegenteil von Scheitern!
Und das i s t das Tricksen, das ich meine und wo uns aufgrund ernsthafter Belastungsgrenzen gar nichts anderes übrig blieb. Hätte mein Mann nicht gut genug verdient, hätte ich mitarbeiten müssen, hätte ich unseren so bedürftigen Sohn auch nicht so fördern und unterstützen können wie es nötig war die ersten 11 Jahre lang und auch noch danach.
Und ich hätte mir nicht die Ruhe und den Rückzug leisten können, um so gesund wie möglich zu sein. Uns würde es in der Familie allen schlechter gehen.

Viel Kraft und sorge weiter gut für dich! Liebe Grüße! maya

29.04.2019 18:05 • x 2 #12


Alexandra2
Liebe Annaleen,
Mir tut es auch gut, mit diesem Mist nicht allein zu sein.
Ja, die Belastbarkeit allein oder mit mehreren liegt zwischen 1 und 4 Stunden. Oft muss ich zu Hause bleiben, was kann man schon erleben in einer Stunde? Das ist sehr frustrierend, erst Recht wenn dieser Zustand lange anhält. Dann komme ich an meine Grenzen.
Mit Ideenkatalog meine ich Einzelmaßnahmen gegen die Beschwerden. Z.B. körperliche Reizüberflutung= imaginäre Mäntel über ziehen, akustische Reizüberflutung= spezielle Ohrstöpsel, Niedergeschlagenheit= Bewegung u.a.
Liebe Grüße
Alexandra

29.04.2019 18:17 • x 2 #13


O
Hallo allerseits!

Ich stelle mir die Frage nach der eigenen Hochsensibilität auch.

Aber irgendwie verbinde ich mit dieser Zuschreibun was Negatives, in dem Sinne, dass ich mich von anderen abhebe indem ich von mir denke sensibler zu sein, etc.
Versteht ihr was ich meine? Es fühlt sich dann nicht gut an. Ich finde da die Mitte n

29.04.2019 20:12 • x 1 #14


A


Hallo Annaleen,

x 4#15


O
Hallo allerseits!

Ich stelle mir die Frage nach der eigenen Hochsensibilität auch.

Aber irgendwie verbinde ich mit dieser Zuschreibung immer was Negatives, in dem Sinne, dass ich mich von anderen abhebe indem ich von mir denke sensibler zu sein, etc.
Versteht ihr was ich meine? Es fühlt sich dann nicht gut an. Ich finde da die Mitte nicht. Auf der einen Seite sind da die Unsensiblen, auf der anderen die Hochsensiblen bzw die die sich einbilden sensibel zu sein.

Mein Gehirn lässt da irgendwie nichts liebevolles zu.

29.04.2019 20:15 • x 1 #15

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