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Hypnosetherapie bei Depressionen - Erfahrungen

T
Hallo, ich leide schon seit über 20 Jahren an rezidivierenden Depressionen. Ich habe schon sehr viel ausprobiert (zig Antidepressiva's, Gruppentherapie, Klinikaufenthalt, Einzeltherapie...). Vor einiger Zeit habe ich von der Hypnotherapie (Hypnose) gehört.
Hat jemand Erfahrungen damit gemacht?
Bin für jede Reaktion dankbar. .

liebe Grüße
Tyche03

23.10.2017 11:03 • #1


C
Hallo,
ich habe 3 Jahre Hypnotherapie gemacht.
Hypnotherapie ist etwas anderes als das was so allgemein als Hypnose oder gar Bühnenhypnose bekannt ist.

Diese Definition beschreibt wie ich sie erfahren habe

HYPNOTHERAPIE
Die Hypnotherapie entstand aus der Arbeit des amerikanischen Psychotherapeuten Milton H. Erickson in den 50 er Jahren, der diese als wissenschaftliche Heilmethode wieder entdeckte
Und von ihrem mystischen und obskuren ruf befreite.
Als Hypnose bezeichnet man den Vorgang mit dem eine Person in Trance versetzt wird. Dieser Trancezustand, so wie er in der Hypnotherapie verstanden wird, ist kein schlafähnlicher Zustand, sondern gekennzeichnet von durchaus aktivem aber mühelos ablaufendem Verhalten.
Jerder Mensch kennt und braucht die so genannten „Alltagstrancen“. Es sind die Momente in denen man versunken seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht oder tief in Gedanken ist und dabei alles um sich herum vergisst. Wenn dieser Zustand intensiver Konzentration nach innen geübt und erweitert wird, so sind der Peson Fähigkeiten Zugänglich, die sie im normalen Wachbewusstsein nicht hat, so zum Beispiel gesteigerte Gedächtnisleistung.
Selbstvertrauen und Zuversicht, kreative Einfälle und Problemlösungen oder die Kontrolle der Körperfunktionen (Schmerz)
In der Hypnotherapie geht es weniger um Einsichten in die Vergangenheit als um die Veränderung in der Gegenwart.
Grundlage des Therapieverlaufes ist die spezifische Einstellung des Therapeuten gegenüber dem Klienten, der diesen in seinen speziellen Eigenheiten wahrnimmt und diese Erkenntnisse für therapeutische Veränderungen nutzt.

Um Veränderungen zu ermöglichen wird der Therapeut dem Klienten keine Lösungen, Ideen oder Suggestionen aufdrängen, sondern den Klienten in seiner eigenen Ausdruckweise und seinen Fähigkeiten bestätigen und bestärken .
Durch die Therapeutische arbeit erlangt der Klient vertrauen in die unbewussten Potentiale seiner Selbsthilfefähigkeit. Der Klient kann auf diese Art und Weise mit zunehmender Selbsterfahrung die bisher vom Bewussten ausgegrenzten Erfahrungsbereiche integrieren, um Zugang zu eigener Kreativität zu finden und diese für sich zu Nutzen

col

27.10.2017 20:29 • x 1 #2


A


Hallo Tyche03,

Hypnosetherapie bei Depressionen - Erfahrungen

x 3#3


T
Hey col, vielen Dank für die fundierte und sehr ausführliche Antwort.

05.11.2017 21:47 • #3


T
Nachtrag an col:
Wie bewertest du denn die Hypnotherapie? Hat sie dir geholfen?

Gruß, Tyche03

06.11.2017 06:33 • #4


C
Hallo Tyche03

Ich kann natürlich nur etwas zur Hy. T sagen die ich mit meiner Thera gemacht habe und eben vor allem wie ich Hy.T. verstehe.

Ich hatte vor 15 Jahren einen Burn Out, nenne es lieber reaktive Depression auf eine berufliche Überlastung.
Ich habe dann zunächst mit einer Tiefenpsycho begonnen, wollte das ganze gründlichste aufarbeiten.
Ich hatte vor allem Angststörung. Immer wenn ich wiedermal in meiner Firma bin ging die Angst richtig los. Diese zeitnahen Dinge interessierten in der Tiefen Psycho wenig, wie du bestimmt auch weißt.
Ich war verzweifelt denn ich hatte Mitarbeiter und die Firma wartete wie es mit mir weitergeht.
Durch Zufall fand ich das Buch, So einfach ist Autogenes Training von Daniel Wilk. Quasi als Zugabe waren dort im Anhang Hypnotherapeutische Geschichten. Ahnungslos las ich sie und die fühlten sie gut an. Sie gehen nicht direkt bewusst und analytisch auf die Problematik ein, sondern stellen irgendwas in den Raum was einem anspricht oder nicht.

Im Prinzip ist ein Ansatz der, dass du immer Lösungen in dir hast, wenn es dir gelingt dein Unbewussteste danach zu fragen. Das klingt geschwollen. Mal einfach ein erfundenes Beispiel. Ich schreibe es bewusst im ich, weil ich ja nicht weiß was du denkst.
Ich will mein Wohnzimmer neugestalten.
Ich mache einen Plan, am besten 3 D, ich überlegst ganz gründlich was ich will.
Irgendwann habe ich 3 Lösungen aber jede hat einen Killerpunkt. Ich mache Priolisten usw. aber ich bekomme keine Lösung. Ich gehe erstmal aufs Klo. Wie da dort so sitze, in diesem speziellen Raum und über das kommende Weihnachten nachdenke kommt Plötzlich der Gedanke von ganz alleine vorbeigeflogen, wenn ich das eine Möbel drehe dann ist doch alles gelöst. Bums.
So geht Trance.
Das Unbewusste, gefüttert vom Bewussten hatte die Lösung aber wenn ich mein Bewusstes im Dauerbetrieb weiter analysieren lasse, hat es wenig Chancen zu mir durch zu kommen.

Dies ist in der o.g. Definition mit
„Durch die Therapeutische Arbeit erlangt der Klient Vertrauen in die unbewussten Potentiale seiner Selbsthilfefähigkeit. Der Klient kann auf diese Art und Weise mit zunehmender Selbsterfahrung die bisher vom Bewussten ausgegrenzten Erfahrungsbereiche integrieren, um Zugang zu eigener Kreativität zu finden und diese für sich zu Nutzen“ gemeint denke ich.

Konkret war es bi mir so, dass ich 3 Monate nach Hy. T beginn wieder arbeiten ging.
Allerdings hatte ich große Probleme, habe die Leitung abgegeben, hatte Jahre später in einer Belastungssituation ein rezidiv und bin seit 15 Jahren gefährdet.

Ich habe mittlerweile 80 Stunden VT und 80 Stunden Systemische gemacht.
Alle 3 Therapien helfen mir. Ohne sie glaube ich wäre ich schon seit 15 Jahren in EU Rente.
Ich persönlich glaube das es in den Fällen, in denen die Depression oder Angststörung tief verwoben ist mit den Gehirnchemischen Vorgängen nicht möglich ist ein Thema hoch zu holen, es zu bearbeiten und alles löst sich. Ebenso seien Muster zu verändern und alles löst sich. So auch mal mein VT Thera. denn ich auch sehr schätze zu meiner Frage warum ich nach all den Theras noch nicht „Geheilt“ bin. Bei leichteren eingegrenzte Ren Erkrankungen soll die gehen.

Für mich ist es so, der die Hy.T. der Therapieansatz ist, der mir am sympathischsten ist.
Er geht ein stückweit von dem Ansatz aus. Vom Symptom zum Signal oder vom Sinn der Angst – dass das unbewusste Signal einen Wert hat und dir was sagen will. Vielleicht auch das es gut ist das solchen Signals da sind – eben, dass die Depression mich stoppt – mich schützt – mir was sagen will.

Ich denke aber auch, dass meine Muster an der neuen Depression beteiligt sind, dass eine Veränderung der Beziehungen um mich rum eine Rolle spielen können und dass tiefste Kindheitserlebnisse eine wichtige Rolle spielen.

Deshalb bearbeite ich meine Krisensituationen im Grunde mit allem Kernansätzen der Therapien die ich gemacht habe.

Habe gerade mal geschaut wie ich dir das Ganze noch besser darlegen kann

kannst du einen Blick in das Buch werfen.
Aus Seite 28 findest du die Geschichte
„Auf sich aufpassen“
Ich denke hier siehst du rel. Praktisch wie Hy.T gemeint ist.


col

06.11.2017 11:35 • #5


T
Hey col,

vielen Dank für deine sehr ausführliche und v.a. sehr ehrliche und offene Antwort. Meine Alltags-Problematik ist sehr ähnlich gelagert: Bin auch selbständig und beschäftige Mitarbeiter. Der Druck ist in vielerlei Hinsicht sehr groß. Am meisten nerven und ärgern mich aber in den letzten Jahren inflationär ausufernde gesetzliche Reglementierungen, Verordnungen, Vorschriften, Zertifizierungen...das geht doch völlig an der Realität vorbei.
Wenn diese Schreibtischtäter und Beamten-Juristen, die noch nie selbstständig waren, so weitermachen, wird es bald keine Klein- und Familienbetriebe mehr geben. Ich schreibe mich mal wieder in Rage, sorry...
Ich spüre oft geradezu wie der Druck sich steigert und summiert und dann geht irgendwann nix mehr. Wenn die Depression dann erstmal da ist, geht die Gedankenspirale ganz schnell abwärts und Gedanken an BU sind schnell dabei und auch Schlimmere...
In diesem Sog meint man dann, man wäre der Einzige auf der Welt mit solchen Problemen. Es tut immer wieder gut zu erfahren, dass dem nicht so ist. Nicht um sich daran hochzuziehen, sondern man fühlt sich verstanden und spürt Solidarität.

Naja, was die Hypnotherapie angeht, finde ich den Ansatz sehr interessant. Das Schwierigste wird es sein, einen guten (den richtigen) Therapeuten zu finden.
Mal sehen was kommt...

Liebe Grüße,
Tyche03

07.11.2017 23:37 • #6


C
Hallo Tyche03,
gern habe ich dein posting gelesen.
Mein Fazit aus Belastung und Kriese war irgendwann dass ich nicht die Nerven für einen solchen Job habe. Das war schon sehr bitter, denn vom Können her hatte ich keinerlei Probleme.

Ich kenne aber auch jemand in leitender Stellung, der ist nach eine Reha recht gut dann mit dieser Leitung klargekommen. Es war aber seine erste und einzige Depression.
Wenn es immer wieder kommt ist es nach meinen Eindrücken schwer vielleicht auch nicht möglich richtig viel stabieler zu werden. Ich weiß aber nicht wie das ist wenn nur vielleicht ein einiges größeres Problem da ist was man lösen kann. Hier glaube ich kann eine VT gut helfen. Allerdings braucht man dann einen eiseren Willen etwas zu verändern. Das ist in einer eigenen Firma wohl deshalb schwer weil es finaziel schnell an Grenzen stößt. Aber was heißt Grenze. Letztlich ist es ja ein abwiegen aus gesundheitlichem Risiko gehen, befriedigt arbeiten können zu sich zurückziehen, was ja auch eine depressive Komponente hat.
Wenn man genau wüsste was von beidem wieviel schafet und wieviel nützt, könnte man dann ganz praktisch ausloten. Leider weiß man es nicht und deshalb ist es ein Risiko. Denke da sind wir uns einig.
Ich drück dir die Daumen dass du den richtigen Riecher hast.

Bzgl. Therapeut habe ich bei der Milton Erickson Stiftung angerufen und gefragt.
Es gibt auch ganz komische Hy.T Hatte mal eine Erstgespräche, bin da nix wie weg. Also gründliche Suche war wichtig.

hG
Col

08.11.2017 11:37 • #7


M

22.04.2019 11:36 • x 1 #8


mutmacher
Hallo Melli,
ich hole Dich mal etwas aus der Versenkung hier raus und begrüße Dich erstmal herzlich im Forum.
Bzgl. Hypnosetherapie bei nicht mehr genießen zu können und Traurigkeit kann ich Dir nicht weiter helfen. Aber kann es nicht sein, dass Dein Körper bzw Seele auf den beruflichen und privaten Stress reagiert hat, bzw auf Deine Ungeduld. Eigtl. muss man auch nicht gleich auf jede Befindlichkeit mit Medikamenten kommen- aber das ist Deine Entscheidung.
Vlt. hilft Dir der Austausch hier im Forum etwas weiter u. sicher wird noch der ein oder andere Tipp kommen- bei allem einfach etwas mehr Geduld, hilft oft auch schon weiter.

22.04.2019 15:21 • x 2 #9


M
Danke für deine Antwort.Ja das mit den Tabletten habe ich auch gedacht und sie deshalb abgesetzt.
Bin gespannt wie mein Körper damit klar kommt.
Ich bin seit Anfang Februar krankgeschrieben und hatte eigentlich gehofft,dass die Erschöpfungsphase nachlässt und mein Gefühlszustand sich wieder normalisiert,aber bisher leider nicht.Bin total in dieser Spirale gefangen.
Fühlt sich echt mies an

22.04.2019 19:16 • #10


ZeroOne
Ein älterer Thread. Aber er passt für mich (zumindest die ersten Posts), daher habe ich mir erlaubt, ihn nochmals hoch zu holen.

Nach vielen Jahren und durchwachsenen Erfahrungen stehe ich den gängigen Verfahren der Psychotherapie zwischenzeitlich distanziert, bzw. kritisch gegenüber und würde eine solche Therapie nicht nochmals beginnen (Stand heute).

Allerdings hat mich schon immer die Hypnotherapie interessiert. Ich habe bereits viel darüber gelesen, das mich anspricht, und könnte mir vorstellen, mal in diese Richtung die Segel zu setzen.

Allerdings gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten/seriösen Therapeuten offensichtlich sehr schwierig.
Ich habe meine Umgebung gegoogelt: die meisten Anbieter haben keinen wirklich fundierten Background - hauptsächlich Heilpraktiker für Psychotherapie, NLPler und fragwürdige Angebote, die Suchtkranken versprechen, sie vom Rauchen und Trinken zu befreien.

Ein paar solide wirkende Therapeuten konnte ich dann doch herausarbeiten, mit denen ich Kontakt aufgenommen habe. Allerdings erachte ich die Preise als abgehoben (freundlich formuliert): alle im dreistelligen Bereich pro Sitzung (50 Minuten). Natürlich spielen die Kosten eine untergeordnete Rolle, wenn das Ergebnis passt. Aber genau da habe ich berechtigte Zweifel, wenn ich an meine bisherigen Therapien denke (die aber von der Krankenkasse übernommen wurden).

Insofern wäre meine Frage, ob hier aktuell Foristen unterwegs sind, die weitere Erfahrungen mit Hypnotherapie gemacht haben und diese gerne teilen möchten?

Danke schon mal im Voraus.

20.12.2023 10:43 • x 2 #11


Dakota
Interessantes Thema, würde mich auch interessieren.
@ZeroOne Ist bei mir ähnlich - eine reine Gesprächstherapie bringt mich nicht mehr weiter. Das Thema ist durch. Finde ich gut, dass Du Dein Geschick in die Hand nimmst und nach Optionen suchst, die Dich weiterbringen.

20.12.2023 22:40 • x 2 #12


HDD
Zitat von ZeroOne:
Insofern wäre meine Frage, ob hier aktuell Foristen unterwegs sind, die weitere Erfahrungen mit Hypnotherapie gemacht haben und diese gerne teilen möchten?

Mit HypnoTHERAPIE (durch Therapeuten) habe ich noch keine Erfahrungen gemacht, wohl aber mit Hypnose und angrenzenden Gebieten. Hilft, aber nicht immer und nicht jedem. Ist auch kein Allheilmittel. Vielleicht stellst du fest, dass es danach besser ist, aber noch nicht gut. Lag das jetzt an der Hypnose oder war das eine natürliche Schwankung? Schwer zu sagen. Mein persönlicher Eindruck mit dem, was ich probiert habe, ist durchaus positiv - aber eben nicht so völlig glasklar eindeutig.

Um da reinzuschnuppern, brauchst du übrigens keinen teuren Therapeuten. Es gibt Methoden, die du (a) alleine ausprobieren kannst (Selbsthypnose) und andere (b), bei denen dein Gegenüber kein Hypnotiseur zu sein braucht.

zu (a): Es gibt da ein kleines (englisches) Ebook mit dem bombastischen Titel: The Lazy Way to Enlightenment and Unlimited Happiness von Freddy Jacquin. Das liest du dir vor und baust dabei an passender Stelle dein persönliches Problem ein, oder was du erreichen willst. Ich habe das spaßhalber mal ausprobiert (wollte nicht so recht glauben, dass das funktioniert) und war verblüfft: Es funktionierte - einfach so. Ist natürlich keine Garantie...

zu (b): Die Yager-Methode, auch Yager-Code genannt. Das ist eine Art geführter Dialog aus vielleicht hundert kleinen Textbausteinen, den man abarbeitet. Dauert so etwa eine Stunde. Der Therapeut braucht noch nicht mal das Problem zu kennen - nur du musst dich vorher damit auseinandergesetzt haben. Habe ich bei meiner Frau ausprobiert. Obwohl ich normal mit ihr gesprochen habe, fiel sie in Trance - das hatte ich gar nicht beabsichtigt. (Ich sah ihr das an, weil ich sie schon ein paar mal hypnotisiert habe, ist gar nicht so schwer). Wir erreichten das gewünschte Ergebnis und haben das seither ein paar mal wiederholt.

21.12.2023 02:09 • x 1 #13


A


Hallo Tyche03,

x 4#14


ZeroOne
Danke für die Hinweise, @HDD ! Deine Empfehlung (Variante a) werde ich mir auf jeden Fall näher ansehen.

21.12.2023 02:55 • #14

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