Hallo Bella, ein Verwandter von mir ist bipolar, aber ich habe keinen Kontakt mit ihm. Seine Erkrankung begann mit einer stark manischen Phase. Im Nachhinein nehme ich an, dass zuvor für ihn angeblich typische Verhaltensweisen auch schon manische und depressive Phasen gewesen sein könnten.
In seiner ersten von allen wahrgenommenen manischen Episode war er irgendwie völlig hyperaktiv und unverantwortlich, was Termine, Rücksichtsnahme, Alltagsstruktur, Lebensplanung und -ziele als Erwachsener, Selbstverantwortlichkeit, finanzielle Selbständigkeit (ewiger Student) und Einkaufverhalten (online-Bestellungen plötzlich von teurem sinnlosen Zeugs) anging. Er wurde zuvor schon sowieso so von seiner Familie kritisiert und nun war das aber so extrem, dass alle merkten, da stimmt was nicht. Seine langjährige Freundin hielt es mit ihm nicht mehr aus und sagte wohl auch, das war nicht das erste Mal.
Ich verstand es im Nachhinein überhaupt nicht, dass seine Familie nicht schon viel eher merkte, dass da etwas mit seiner psychischen Gesundheit nicht stimmte.
Ich erinnere mich noch, ehrlich gesagt mit Horror, da war unser Sohn erst 3 Jahre alt, also vor 16 Jahren, und Sohni war ja mit seinen eigenen Baustellen ein echtes Turbokind und ich nur fertig mit meinen Kräften, da war dieser Verwandte bei uns zu Besuch mitten in dieser ersten manischen Phase. Mein Mann musste weg auf Geschäftsreise und dieser junge Mann verschwand erstmal eine ganze Nacht zum Feiern in München, obwohl er schon in einem Alter war, wo er damit mal allmählich aufhören musste und berufstätig werden sollte.
Ich bekam schon Panik, dass er seinen Flieger heim am nächsten Mittag verpasst, er wohnt nicht in D, und war stinksauer und überfordert . Als er dann übernächtigt, aber fröhlich auftauchte und sich erstmal Schlafen legen wollte, habe ich ihn so autoritär zusammengefaltet, dass er packt und alles zusammensucht. Dann fand er sein Flugticket nicht und meine Freundin kam noch von Nebenan, um mit zu suchen.
Danach habe ich ihn unter ständiger Einschüchterung mit Sohni auch noch im Schlepptau selber zum Flughafen begleitet, um auch sicher zu sein, dass er da nicht verloren ging.
So und schlimmer ging es dann seiner Familie noch weiter. Anschließend wurde er schrecklich depressiv und bekam dann die Diagnose bipolar. Beide Phasen waren grauenhaft für ihn und sein ganzes Umfeld. In der manischen Phase war es für ihn wohl nicht so grauenhaft, weil er sich als King fühlte, aber im Nachhinein sah er ja alles, was in der Zeit zu Bruch gegangen war in seinem Leben.
Bei ihm war es darum auch lebenswichtig, dass er immer Medikamente nahm. Das tat er auch und heute ist er längst berufstätig, verheiratet und zufrieden, soweit ich das aus der Entfernung mitbekomme.
Er konnte sich an seine manischen Phasen im Nachhinein gar nicht mehr erinnern. Wie ist das bei dir?
Ich weiß nicht, ob hier im Forum mehr bipolare Leute sind, nehme es aber an, oder?
Liebe Grüße! maya
10.10.2019 17:29 •
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