Hallo zusammen,
ich habe grade erst den etwas älteren Thread durchgelesen und finde das ganz interessant.
Vorweg: Meine Gedanken sprengen das Thema etwas, aber ich bin grade so in Schreiblaune:) Ich glaube inzwischen auch, dass ein Teil der Ablehnung die einem entgegenschlägt, auf der Wahrnehmung und dem daraus resultierenden Verhalten beruht.
Das Problem ist, dass man aber normale Ablehnung und die selbst verursachte so schwer unterscheiden kann. Besonders wenn man vom Erlebten berichtet, ist es den Zuhörern (in meinem Fall mein einziger sozialer Kontakt, mein beste Freundin) nicht möglich zu erkennen was in welche Kathegorie gehört.
Ich dachte damals zum Anfang des Studiums in einem mittelhessischen Kuhdorf, dass ich nun die Chance hätte, vollkommen neu anzufangen. Mit Menschen, die wie ich einen neuen Lebensabschitt beginnen und deshalb auch neue Kontakte aufbauen und offen sein werden. Mein Fehler war, dass ich mich nach mehrmonatiger vergeblicher Suche nach einer Wohnung auf einem Verbindungshaus einquartiert habe. Noch dümmer war, dass ich in den Eröffnungswochen meine Anschrift in die Erstsemesterlisten eingetragen habe. Kurz und gut, danach war ich der Burschi und mit den (linksalternativen-linksextremistischen) Kommilitonen war danach nicht mehr ans Reden zu denken und die paar Versprengten die nicht in dieses Schema fielen, haben schnell begriffen, dass man keine offenen Toleranz gegen Missliebige zeigen darf, sonst wird man auch noch ausgegrenzt. Als ich das so erzählt habe, konnte es weder meine Freundin glauben, noch glaubt meine Therapeutin es so wie ich es beschreibe. Es MUSS ein Anteil bei mir sein, so schlecht können Menschen nicht sein. Und an diesem Punkt wird es problematisch. Die Beurteilung der Lage kann man im Grunde genommen nur selbst vornehmen, aber bleibt dabei in seinen eigenen Wahrnehmungsmustern verhaftet. Die Außenstehenden nehmen die bekannten Defizite und ziehen ein paar Prozente Schrecklichkeit ab und ergänzen es um einen Teil Selbstverschulden. Und das frustriert unglaublich, sodass man sich noch weniger verstanden und noch schuldiger am Scheitern fühlt als vorher.
Aus meiner Sicht fängt beginnt man danach erst recht, an sich zu zweifeln und sucht krampfhaft nach Wirkungsursachen. Die einen denkt man sich im Stillen (Selbsthass, Rückzug, Verzweiflung) und die anderen präsentiert man den Menschen, von denen man Zuspruch erwartet. Wahrscheinlich ist es eine Reaktion, um sich selbst zu schützen, ich weiß es nicht. Ich suche unentwegt nach Belegen, die mir Ausgrenzung durch die Mitmenschen erklären soll und die ich gegen die oben angführte Problematik in Stellung bringe. Das fatale dabei ist, dass je mehr man von außen versucht mir diese Sicherheit (Erklärungsmuster) wegzunehmen, desto mehr klammere ich mich fest und gehe in die Verteidigung. Dabei fühle ich mich verschaukelt, wenn die Argumente besonders billig sind. Z.B. Übergewicht und Glatze sind doch bei Frauen kein großes Problem... - Würdest du einen übergichtigen Mann ohne Haare nehmen? - Um Gottes Willen, Nein! Dazu kommt noch, dass ich durch mein Gesellschaftwissenschaftliches Studium gegenügend Rüstzeug an der Hand habe, um die Argumente zu zetrümmern. Deswegen bin ich bei den üblichen Ratschlägen, dass man nur man selbst sein muss, dass man offen auf andere zugehen soll, dann klappt´s schon usw. sehr skeptisch, um es vorsichtig zu sagen.
Tut mir leid, dass ich nichts aufbauendes schreiben konnte, wenn ich nur eine Lösung wüßte...
Viele Grüße
11.05.2010 14:42 •
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