Rotstift
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ich fühle mich seit einem halben Jahr nicht gut. Vorgestern gab es ein Ereignis, dass mich im Nachhinein wieder heruntergezogen hat. Heute habe ich mir selbst eine Information eingeholt, die mich ins bodenlose zieht. Ich bin weder diagnostiziert, noch habe habe ich jemals mit einem Arzt oder Therapeuten über meine Psyche gesprochen. Bisher bin ich auch immer durch das Leben recht gut durchgekommen.
Um zu verstehen, wer ich bin, habe ich etwas weiter ausgeholt:
Ich bin jetzt 24 Jahre alt. Habe in der nächsten Woche Geburtstag. Es gibt immer Höhen und Tiefen im Leben. Wenn ich aber jetzt zurückblicke, habe ich in meinem doch noch recht jungen Leben zwei gravierende Schickssalsschläge erlitten, die mich sicherlich prägen.
Mit 11 Jahren haben sich meine Eltern nach langen Streitphasen getrennt. Mein Papa hatte wohl eine Affäre. Meine jüngere Schwester und ich wissen aber bis heute nicht, woran es gescheitert ist. Es folgten Rosenkrieg, Gespräche beim Jungendamt: Zu Mama, oder zu Papa?. Das war für
mich und meine jüngere Schwester wirklich schwierig. Ich und meine Schwester sind damals in unserem Haus im Dorf bei meinem Papa wohnen geblieben. Eine Entscheidung, die nicht leicht
war, da ich mir seither immer Vorwürfe gemacht habe, nicht mehr Zeit mit meiner Mama verbacht zu haben. Damals hieß es dann immer alle 2 Wochen für ein Wochenende zu Mama. Geflohen bin ich eigentlich seit der Trennung dann zu meinen Freunden. Die waren seither immer mein Rückrat. Auch ein Grund, weshalb ich zuhause in der Nähe zu meinen Freunden wohnen geblieben bin und nicht in die Stadt gezogen bin. Ich habe mir seither aber immer geschworen, niemals später in meinem Leben meinen Kindern soetwas anzutun. Trennungen sind blöd.
Meine Schwester ist damals zu einer Kinderpsychologin gegangen. Wirklich geholfen hat das nichts. Sie ist heute impulsiv, versucht den Kontakt zu meinem Vater auszuweichen. Wohnt jetzt eine Zugstunde entfernt in Ihrem Studienort und lebt dort ihr eigenes Leben. Sie hat damals immer unsere Eltern gegeneinander ausgespielt. Fehlende emotionale Zuneigung wurde
und wird heute noch von meinem Papa mit (Geld)geschenken ausgeglichen.
Meine Schwester sieht unseren Papa als Auslöser der Trennung, da er ja auch die Affäre hatte. Sie hat einen sehr guten Draht zu unsere Mama. Ich wiederum musste koordinieren. War das Sprachrohr zwischen Mama und Papa als großer Bruder, zumal diese heute auch noch nicht miteinander reden. Innerlich war ich mehr als unglücklich, aber ich bin ein Charackter, der
eher in sich hineinfrisst, als offen und ehrlich darüber zu sprechen. So würde ich mich auch beschreiben: eher introvertiert, zum Nachdenken und Grübeln neigend. Allerdings kann man mit meinem Papa auch nicht sprechen. Es gab Situation, wo ich herausgefunden hatte, dass er bestimmte Sachen nicht für sich behielt, sondern meiner Oma erzählte. Klar, er wollte auch jemanden zum Reden haben, aber seither vertraue ich ihm nicht mehr. Anders ist es mit
meiner Mama. Ich kann mit ihr Reden, und über Probleme sprechen. Auch wenn ich es nicht oft tue.
Die Jahre vergingen und ich machte mein Abitur. Es folgte anschließend das Studium: Betriebswirtschaftslehre. Ich weiß damals noch, dass ich eigentlich nicht weit wegziehen wollte. Ich war doch irgendwie heimatverbunden und hatte mir schon einen Kopf gemacht: Alleine in der
großen Stadt. Es blieb mir aber nichts anderes übrig. Für mein gewähltes Studienfach gab es harte NC Hürden und ich musste mich deutschlandweit bewerben.
Am liebsten wollte ich aber in die nächstgelegene, größere Stadt. Das hatte erst nicht geklappt. Ich hatte die NC-Hürde nicht gepackt und deswegen mein Traumstudienort nicht bekommen. Trotzdem dann beworben für das Losverfahren und ich war schließlich einer der Glücklichen. Das war einer dieser Momente, an die ich mich noch sehr gut zurückerinnern kann. Hurra, ich kann zu meinem Traumstudienort und bin nur eine Zugstunde von zuhause entfernt. Das war also ein Moment des Glücks.
Das erste Semester im Studium vergang. Ich wohnte alleine in einer Ein-Zimmer-Wohnung. Kontakte zu knüpfen war relativ schwierig. Ich war noch recht Jung (18). Meine Kommilitonen eher 23-25 Jahre alt. Ich bin am Wochenende meistens auch wieder nach Hause gefahren. Logisch, hier hatte ich meinen Freundeskreis und mein Vereinsleben.
Was mir seither noch fehlte war eine Freundin. Dadurch, dass ich eher introvertiert war, hatte ich auch immer Scheu, Mädchen anzusprechen. Ich wusste aber, dass einige doch ein Auge auf mich geworden hatten. So auch, nennen wir sie, Alena. Sie ist damals mit mir zusammen auf die gleiche Schule gegangen.
Daher wusste ich damals, dass sie mich ganz gut fand. Und ich sie übrigens auch. Nur da
war eben das Problem mit dem Ansprechen.
Irgendwie merkte ich aber doch, dass durch das Alleinewohnen man sich doch veränderte. Man wurde selbständiger und selbstbewusster. Also schrieb ich sie damals in Facebook an und eins kam zum anderen. Sie besuchte mich in meiner Studentenstadt. Das passte auch ganz gut, denn ihr Vater hatte gerade eine Nierentransplantation an der Uniklinik in meiner Studentenstadt hinter sich. So konnte sie beides verbinden. Mich und ihn besuchen.
Wir unternahmen viel und am Wochenende eben in unserer gemeinsamen Heimatstadt, aus der wir beide kamen. Als wir uns kennenlernten, holte sie gerade in der gymnasialen Oberstufe ihr Abitur nach. Sie hatte ein Jahr zuvor die Schule verlassen und wollte etwas komplett anderes machen, was sie allerdings nach einer Psychose urplötzlich abbrach. Seither hatte sie Citalopram von ihrem Psychiater erhalten. Sie war schon eher besonders. Sie ist Vegetariern, tut keinem Lebewesen etwas zur Leide, hält felsenfest an ihren Prinzipien fest, hat allerdings auch keine wirklichen Freunde. Sie ist ein großer Katzenliebhaber. Ihre Katze ist ihr ein und alles.
Wir kamen zusammen. Sie war meine erste Freundin und ich habe mich wirklich noch nie so gut mit einem Menschen verstanden, wie mit ihr.
Dazu kam, sie hatte die Familie, von der ich immer geträumt hatte. Ihre Eltern verstanden sich super. Es gab gemeinsame Unternehmungen, gemeinsames Abendessen, Familienfeiern.
Ich wurde aufgenommen, wie ein eigener Sohn. Es gab nichts, was mir fehlte. Zudem kam, sie war mir vertraut. Es gab eigentlich niemanden, den ich mehr vertraut habe, als ihr. Sie hatte
immer ein offenes Ohr und ich fühlte mich bei ihr verstanden. Die Jahre vergingen, meine Freundin schloss ebenfalls ihr Abitur ab und begann ebenfalls ihr Studium des Lehramts (Religion/Geschichte).
Sie war ein Familienmensch. Ihre Familie stand an erster Stelle und sie wäre niemals alleine in eine andere Stadt gezogen. Dadurch, dass ich jedoch in der gleichen Stadt wohnte und studierte, fiel es ihr leichter. Wir zogen zusammen in unsere erste gemeinsame Wohnung. Am Wochenende fuhren wir dann immer gemeinsam wieder zurück in unsere Heimatstadt und unternahmen dort etwas. Sie wollte dann aber nach einem Semester nicht mehr mit dem Studienfach Religion
weitermachen. Sie zog deswegen Vorlesungen für Geschichte vor und versuchte sich auf ein anderes Studienfach zu bewerben. Das klappte leider nicht, sie scheiterte an der NC-Hürde. Das war ein Rückschlag für Sie. Sie nahm wieder Citalopram, nachdem sie dies eigenständig abgesetzt hatte. Ich redete ihr mit Unterstützung der Familie zu, dass sie es einfach im
nächsten Jahr noch einmal probiert. Sie fing sich, es ging weiter.
Ich hatte mich nie mit meiner Freundin gestritten. Wir harmonierten. Irgendwann war es aber soweit, dass ich mit meinem Studium fertig war. Ich musste meine Abschlussarbeit schreiben und ich hatte das Glück, dies in einer großen Firma in der Nähe unserer Heimatstadt machen zu dürfen. Also kündigten wir die Wohnung und zogen wieder zurück zu unseren Eltern. Sie pendelte seither, wenn sie Vorlesungen hatte, eine Stunde zur Uni. Alleine Wohnenbleiben wollte sie keinesfalls in der Studentenstadt. Auch diese neue Wohnsituation war für alle kein Problem.
Ich durfte dann nach meiner Abschlussarbeit auch gleich im Unternehmen bleiben und bekam einen sehr guten Job. Nach der Arbeit fuhr ich dann immer zu meiner Freundin, die dann
meistens auch gegen Abend wieder zuhause aus der Studentenstadt ankam.
Wir unternahmen beinahe täglich etwas. Außer Dienstags, Freitags, Sonntags. Da hatte ich Fußball mit meinen Freunden.
Samstags ging sie vormittags bei der Post jobben.
Dann kam der nächste Bewerbungsversuch. Sie versuchte es wieder, sich auf ein anderes Studienfach zu bewerben und scheiterte wieder an der NC-Hürde. Dieses Mal brach sie noch mehr zusammen. Hinterfragte das Studium und wollte nur noch bei der Post arbeiten. Ich ergriff die Initiative und klagte sie ins Studium. Es klappte, sie konnte in Ihrem Wunschstudium weiterstudieren.
Dann starb heute vor einem Jahr plötzlich ihre Oma. Das zog sie ziemlich runter und mich ebenso, als ich sah, dass sie leidet. Aber auch hier erholte sie sich nach einiger Zeit. Dann kam jedoch der größte Schicksalsschlag. Ihr Vater erlitt im Sommer 2018 eine Basilaristhrombose, also den schwersten Schlaganfall, den es gibt, und überlebte nur knapp und schwerstbehindert.
Vermutlich durch die Immunsuppressiva, die er durch die Spenderniere nahm, wurde dann auch Krebs festgestellt. Er ist seither schwerstbehindert und nicht mehr zuhause, sondern in Vollzeitpflege. Kann nicht laufen, nicht schlucken, nicht reden, ist halbseitig gelähmt. Körperlich abwesend, geistig aber fit. Derzeit wird eine 24-Stunden Pflegekraft gesucht, sodass er wieder nach Hause kann. Es wird aber vermutlich nie eine Besserung seines Zustandes eintreten.
Alle waren schließlich täglich im Krankenhaus, ihn besuchen.
Im Oktober letzten Jahres dann mein Schicksalschlag. Meine Freundin sagte mir, dass sie plötzlich nicht mehr schlafen müsste, keine Grenzen mehr sieht, plötzlich sich in jemand anderen verliebt hätte, der mit allem nichts zutun hat. Dieser sei unglaublich charmant und sie hätte ihn bei der Post beim Ausliefern kennengelernt. Er hat sie angeschrieben, sie hatten sich getroffen und holt sie aus dem tristen Alltag raus.
Dass sie plötzlich unberechenbar sei und sich über ihr Verhalten wundert, aber seltenst so gut drauf war, wie zu der Zeit. Dass sie aber auch plötzlich schwarzfährt und über rote Ampeln läuft.
Deswegen hatte sie auch eine Hotline angerufen, die sie ihr Verhalten schilderte. Diese meinte, dass sie Bipolar sein könnte und derzeit in einer Manie/Hypomanie.
Das sagte mir bei unserem letzten Gespräch, als sie sich trennte. Total gefühlskalt. Ich durfte sie nicht küssen, nicht umarmen. Das sei ihrer Aussage nach nicht ehrlich.
Sie hätte mich nicht verdient und ich hätte ihr viel mehr gegeben, als ihr Wert beträgt. So kannte ich sie nicht. Eine komische Denkweise!
Ich organisierte einen Termin beim Psychologen mit ihrer Mutter. Sie
ging nicht hin, weil sie sich nicht krank fühlte. Was soll ich denn dann der Therapeutin sagen? Dass ich dich nicht mehr liebe? Dann sagt die, dass ich mich trennen solle. Das habe ich ja jetzt
auch gemacht!. Sie ging vermutlich auch deswegen nicht hin, weil sie dann vll. nicht mehr verbeamtet werden würde.
Das brach mir das Herz, ich lief ihr nach und verstand die Welt nicht mehr. Plötzlich hatte ich wieder viel, viel, viel Zeit. Nur meine Freunde waren alle in Beziehungen und dementsprechend auch nicht rund um die Uhr verfügbar.
Abends bin ich nicht mehr zu ihr, sondern nach Hause gefahren und saß einfach nur da. Ich musste seither jede Minute an sie denken. Bis heute, 5 Monate später!
Ich konnte nicht mehr schlafen und nahm extrem ab. Ich habe im Medikamentenschrank dann Mirtazapin-Tabletten von meinem Papa gefunden und heimlich genommen.
Ich konnte wieder schlafen und nahm zu. Ich setzte diese dann selber ab.
Jetzt geht es wieder. Ich habe wieder Normalgewicht und wache nicht mehr schweißgebadet nachts auf. Kann durchschlafen. Das war in den ersten 8 Wochen noch nicht so.
Ich leitete allerdings eine Kontaktsperre ein, um von ihr loszukommen.
Es funktionierte nur halb. Es ging mir zwar besser, aber trotzdem musste ich jede Zeit an sie denken.
Gestern habe ich sie dann nach 5 Monaten wieder gesehen. Ich war tanken.
Sie fuhr mit ihrem Roller an der Tankstelle vorbei. Ich fuhr ihr unauffällig nach. Sie fuhr im Kreis, um noch einmal an der Tankstelle vorbeizufahren. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie mich einfach noch einmal sehen wollte und deswegen noch einmal drehte und an der Tankstelle vorbeifuhr.
Ich fasst meinen Mut und schrieb ihr, ob sie sich noch einmal treffen möchte. Dass sie mir
fehlt. Sie sagte ebenfalls, dass ich ihr fehle. Dass sie gerade ihrer Schwester geschrieben hätte, dass sie mich gesehen hatte. Wir trafen uns. Ich musste Tränen verdrücken. Sie war gefühlskalt, immer noch ein anderer Mensch.
Ergebnis war jedoch, dass sie mich nur als Mensch mag. Keine Beziehung momentan möchte. Ich doch erst jemand anderen kennenlernen solle, damit wir gleiche Voraussetzungen hätten. Immerhin hätte sie die Beziehung beendet und hätte sich mit dem Typen getroffen und auch mehrmals dort übernachtet, der jetzt aber nur ein Freund sei.
Ein Freund, der nichts mit der ganzen Situation zuhause zutun hätte.
Aber ein solcher, der nichts im Leben hinbekommt. Sie sagte, so wie sie. Er hätte sie aus dem Alltag rausgeholt, es wäre immer lustig mit ihm. Man könnte albern sein, lustige Videos drehen, die ganze Nacht wachbleiben, verrückte Dinge tun, wie ein Kind sein. Sie könnte sich dann besser fühlen. Ich hätte immerhin einen super Job, das Studium geschafft, ein Stipendium für ein Masterstudium bekommen und wäre nicht fremdverliebt gewesen. Sie würde nicht mal das hinbekommen. Der Typ sei aber auch so einer, dass die ALDI Kassiererin gefragt hätte, wieso sie sich denn mit so einen abgeben würde. Sie sei doch ein anständiges Mädchen und er wäre
runtergekommen, unanständig, ungepflegt, unfreundlich. Einfach ein unglaublich schlechter Umgang. Er wäre zu allen Leuten unanständig und dem wäre alles egal, da er nichts zu verlieren hätte. Das würde sie beeinflussen. Das soll schon was heißen, wenn man an der Kasse von anderen Leuten auf seine Begleitung angesprochen wird. Aber sie sagte, dann kann sie sich besser fühlen. Man solle nicht darauf hören, was andere Menschen sagen. Und außerdem eine Scheibe von ihrer Bekanntschaft abschneiden. Er hätte nichts zu verlieren und so würde dieser auch leben. Diese Einstellung würde ihr gefallen. Sie wäre Kummer nun gewohnt. Anschließend klingelte mein Handy. Ihre Mutter war am Telefon und fragte mit weinerlicher Stimme, ob Alena bei mir wäre. Sie hatte ihr Handy im Roller liegen gelassen, weshalb sie sie nicht erreichen konnten. Die ganze Familie hätte sie gesucht. Ihre Schwester hätte erzählt, dass sie mich gesehen hätte und halsüberkopf weggefahren wäre. Sie sind davon ausgegangen, dass sie sich etwas angetan hätte und wollten gerade bei der Polizei oder im Krankenhaus anrufen, wenn sie nicht bei mir gewesen wäre. Als Reaktion darauf sagte meine Ex-Freundin darauf nur, dass sie bereits 24 wäre und genau das nicht mehr möchte, dass sich alle Sorgen um sie machen. Alle hätten viel wichtigere Probleme, als sich um sie zu kümmern. Sie will nicht im Mittelpunkt stehen.
Sie sei momentan alleine zufrieden. Auch wenn ich ihr fehle. Aber sie verbindet mit mir die Zeiten, als alles in Ordnung war und das ist es nicht mehr. Sie möchte jetzt alleine klarkommen, fühlt sich zuhause nicht mehr wohl. Ihr Vater ist schwerstbehindert. Ihre Familie
Auseinandergebrochen. Sie schafft das Studium nicht. Hat keine Freunde, wenn nur
Bekanntschaften und kann keine Beziehung auf Dauer aufrechterhalten,
nicht einmal zu mir. Immerhin hätte sie es aber 5,5 Jahre geschafft.
Sie würde die Zukunft mit mir sehen, aber die Zukunft ist nicht jetzt.
Es sei so viel in der Schwebe: Ihr Studium, der Gesundheitszustand ihres Vaters, die Situation zu mir. Außerdem hätten wir nicht gleiche Voraussetzungen. Ich meinte dann, was sie mit gleichen Voraussetzungen meinen würde. Sie fragte dann während, was für mich fremdgehen sei. Ich antwortete, dass Das mit jemanden intim werden für mich fremdgehen sei. Sie sagte dann, dass sie mich betrogen hätte, auf alle erdenkliche Art und Weise und verbrannt. Das Kind sei in den Brunnen gefallen, sie hätte mich verletzt. Sollte sie mit mir wieder eine Beziehung eingehen, so müssen wir erst gleiche Voraussetzungen schaffen.
Ich sollte mich neu in jemand anderen verlieben und vergleichen, ob sie es wert wäre. Das hätte sie immerhin auch gemacht. Ihre Eltern hätten das übrigens ebenso gemacht. Beide wären 2-3 Jahre getrennt voneinander gewesen und hätten dann letztlich sich doch vertragen und gesehen, dass die beiden eigentlich nur sich wollen.
Alle würden nicht verstehen, wieso sie mit mir Schluss gemacht hätte.
Ihr Vater nicht, ihre Mutter nicht, ihre Schwester nicht, ihre Verwandten nicht.
Sie sei jetzt aber so glücklich und muss sich niemanden gegenüber rechtfertigen. Sie meint, dass alle sie nun als das schwarze Schaf der Familie sehen würden, da sie ihr Studium nicht schafft und mit mir Schluss gemacht hätte, ihren Vater nicht mehr bzw. unregelmäßig im Krankenhaus
besuche und öfters mit diesen komischen Leuten rumhängen würde. Es zerstört mich zu sehen, dass meine Ex sich so aufgibt, ich ihr Hilfe anbiete, sie aber alleine treiben möchte.
Das bricht mir alles das Herz. Wie kann man jemanden so fallen lassen?
Ich erkenne sie nicht wieder. Das, was ich nie wollte, eine Trennung, ist nun vor 5 Monaten passiert. Ich habe einen Menschen verloren, den ich immer noch liebe, der mich aber nicht will.
Zumindest nicht so, wie ich mir das vorstelle.
Jetzt sitze und liege ich hier und frage, was mir jetzt eigentlich noch bleibt und wichtig ist.
Wenn ich abends von der Arbeit komme, lese ich in Foren Beiträge zu Bipolarität, um Parallelen
zu meiner Ex zu finden. Wie gesagt, sie ist nicht diagnostiziert, aber es hilft mir, die Zeit zu vertreiben.
Ich kenne nun alle Formen der Bipolarität: Symptome, Verhaltensmuster, Auswirkungen, Behandlungsmöglichkeiten etc.
Ich liege manchmal nur da und denke nach und verzweifle, weil ich ihr nicht helfen kann, weil sie sich nicht helfen lassen will. Ich habe mit meiner Mutter lange gesprochen, mit Freunden und mit meiner Schwester. Alle sagen, ich soll sie in den Wind schießen, da sie mich so schlecht behandelt hat und mir nicht guttut. Aber ich nehme sie immer noch für mich in Schutz, dass sie ja vielleicht bipolar ist und für das alles nichts kann. Das ist mein Strohhalm.
Das einzige, was mich momentan ablenkt, ist meine Arbeit. Ich habe von meinem Unternehmen ein Stipendium erhalten, ein berufsbegleitendes Studium zu machen, aber das schiebe ich seit
einem Jahr vor mir her, obwohl ich jetzt die Zeit hätte. Vor einem Jahr habe ich es noch vor mir hergeschoben, weil ich die Zeit eigentlich mit meiner Freundin verbringen wollte.
Jetzt habe ich das Gefühl komplett ohne soziale Kontakte da zustehen.
Meine Ex-Freundin war mein Lebensmittelpunkt und Rückhalt. Der ist unvorhergesehen einfach so weggebrochen. Damit auch der Kontakt zu Ihrer Familie. Immerhin habe ich auch die ganzen Schicksalsschläge miterlebt und ihren Vater mit meiner Freundin damals regelmäßig im Krankenhaus besucht.
Mit meinen Freunden war ich schon feiern, habe versucht andere Mädchen kennenzulernen. Ohne Erfolg. Es gibt für mich nur sie, obwohl sie mich so verletzt hat und sie sich so verändert hat.
Am nächsten Tag schrieb ich sie um 7 Uhr morgens an, wie sie geschlafen hätte. Sie sagte mir, dass sie nicht geschlafen hat. Sie wäre topfit. Sie hatte nur eine Stunde geschlafen und fühlt sich nicht müde. Ich war verblüfft.
Was mich so traurig macht ist, dass ich es einfach nicht verstehe. Es gibt für mich keinen richtigen Grund und vor allem kenne ich das Verhalten von meiner Ex so nicht.
Ich dachte, wenn man jemanden 5,5 Jahre kennt, würde man den anderen wirklich einschätzen können. Ich kann das nicht mehr.
Ich bin beruflich wirklich sehr erfolgreich, wurde 3 Monate nach der Trennung befördert. Das habe ich geschafft. Ich schwimme im Geld, habe es in der Vergangenheit immer für schöne Urlaube, gutes Essen und schöne Unternehmungen mit meiner Ex ausgegeben. Alleine mache ich das alles nicht. Das hat mir gezeigt, Geld ist nicht alles und macht nicht glücklich. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als meine Ex zurück.
Vorgestern hatte ich ein Interview mit unserer Unternehmenskommunikation zu einem Artikel für unsere Mitarbeiterzeitung, die 10.000 Mitarbeiter lesen werden. Es wurde dort unter anderem gefragt, wie meine derzeitige Familiensituation ist. Da fiel es mir schwer zu sagen, dass ich momentan alleine bin.
Dazu kommt: Unsere Firma hat vielen Mitarbeitern einen Urlaub geschenkt.
Wir dürfen für den 5-tägigen Urlaub eine Person mitnehmen. Ich hätte so gerne das mit meiner Ex gemacht. Jetzt weiß ich einfach nicht, wen ich mitnehmen soll. Meine Schwester hat keine Zeit, da dann ihr Freund Geburtstag hat. Alle nehmen ihre Freundin/Frau mit. Wenn ich meinen Papa oder meine Mama fragen sollte, dann hätte ich wieder ein schlechtes Gewissen dem anderen gegenüber, da derjenige nicht mitfahren durfte. Ich bin verzweifelt.
Das Problem ist: Ich bin auch nach 5 Monaten nicht über sie hinweg.
Jeden Tag muss ich an sie denken. Sie sagte mir ebenfalls, dass sie seit der Trennung jeden Tag an mich gedacht hatte, mich aber halt nur als wertvollen Menschen mag. Für mich ist das eine Abwertung. Ich will sie als meine Freundin.
Heute habe ich den folgenschweren Fehler gemacht und habe noch einmal gefragt, wieso sie meint, dass sie verbrannt ist. Sie sagte mir dann, dass sie mit der Bekanntschaft geschlafen hätte und mich auf alle erdenkliche Weise betrogen hätte. Physisch, nicht wie vor 5 Monaten nur im Kopf.
Sie hat der Bekanntschaft erzählt, dass sie sich mit mir getroffen hätte. Er wäre dann ausgerastet und sie hätten sich gestritten. Sie sei jetzt paranoid, weil sie nicht weis, was passiert, wenn er das lesen würde, was sie mir geschrieben hätte und dass sie sich mit mir getroffen hätte. Er würde sicherlich bald in die Kriminalität abrutschen, Dro. nehmen oder sie schlagen, wenn sie etwas falsch machen würde. Das ist doch nicht normal, oder?
Wenn ich mein Wissen über Bipolarität nun einmal zusammenfasse und aufliste, welche Symptome sie hatte:
- Sie schläft phasenweise sehr, sehr wenig. Teilweise nur 2 Stunden.
- Sie ist plötzlich kindisch, knüpft Bekanntschaften zu komischen, verhaltensauffälligen Leuten
- Sie ist verletzend ehrlich
- Sie verliebt sich plötzlich, hat gesteigerte Libido
- Verdrehte Weltanschauung und Denkweisen
- Keine Krankheitseinsicht
- Risikohaftes Verhalten (Über rote Ampeln gehen)